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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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der Gefäße etc.
die übrigen werden aus denen eben so viel neu im
Stiel producirten Gefäßen ihren Ursprung neh-
men. Das heißt aber nur die Gefäße des Stiels
werden als eben so viel, und nicht mehrere Ge-
fäße, durch das Blatt continuiren, nicht aber sich
in mehrere Gefäße ausbreiten. Sie sehen leicht,
wenn ich alles kurz zusammen ziehe, so läuft die
ganze Sache hierauf zurück. Wenn ein Gefäß
formirt, und zwar so formirt werden soll, daß es
als ein Ast aus einem älteren entstehe: so muß
dis ältere diejenige Säfte geben, die im Anfange
zur Formation des neuen Gefäßes erfordert wer-
den, in der Folge aber fortfahren, durch eben das-
selbe durchzuziehen. Hierzu wird nothwendig er-
fordert, daß das ältere Gefäß in seinem Umfange
oder in der Weite seiner Höle so viel zunehme,
daß es zu einer gewißen Zeit um so viel mehr Säf-
te durch sich hindurch lasse, als es vorhin hat
durchlassen können, so viel das neue Gefäß erfor-
dert; kann dieses aber nicht geschehen; läßt sich
das ältere Gefäß nicht erweitern, und kann es
nicht im Stande gesetzt werden, diejenige mehre-
re Säfte zu führen, die zur Formation des neuen
erfordert werden; so wird dieses, wenn es den-
noch entstehen soll, seine Säfte, wodurch es for-
mirt wird, nicht aus dem älteren Gefäße, son-
dern unmittelbar aus derselben Quelle herholen,
aus welcher das alte Gefäß die seinige schöpfet,
und auf diese Art wird also ein Gefäß entste-
hen, welches nicht ein Ast des vorigen, sondern
ein ganz verschiedenes, dem vorigen parallel gele-

genes
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der Gefaͤße ꝛc.
die uͤbrigen werden aus denen eben ſo viel neu im
Stiel producirten Gefaͤßen ihren Urſprung neh-
men. Das heißt aber nur die Gefaͤße des Stiels
werden als eben ſo viel, und nicht mehrere Ge-
faͤße, durch das Blatt continuiren, nicht aber ſich
in mehrere Gefaͤße ausbreiten. Sie ſehen leicht,
wenn ich alles kurz zuſammen ziehe, ſo laͤuft die
ganze Sache hierauf zuruͤck. Wenn ein Gefaͤß
formirt, und zwar ſo formirt werden ſoll, daß es
als ein Aſt aus einem aͤlteren entſtehe: ſo muß
dis aͤltere diejenige Saͤfte geben, die im Anfange
zur Formation des neuen Gefaͤßes erfordert wer-
den, in der Folge aber fortfahren, durch eben daſ-
ſelbe durchzuziehen. Hierzu wird nothwendig er-
fordert, daß das aͤltere Gefaͤß in ſeinem Umfange
oder in der Weite ſeiner Hoͤle ſo viel zunehme,
daß es zu einer gewißen Zeit um ſo viel mehr Saͤf-
te durch ſich hindurch laſſe, als es vorhin hat
durchlaſſen koͤnnen, ſo viel das neue Gefaͤß erfor-
dert; kann dieſes aber nicht geſchehen; laͤßt ſich
das aͤltere Gefaͤß nicht erweitern, und kann es
nicht im Stande geſetzt werden, diejenige mehre-
re Saͤfte zu fuͤhren, die zur Formation des neuen
erfordert werden; ſo wird dieſes, wenn es den-
noch entſtehen ſoll, ſeine Saͤfte, wodurch es for-
mirt wird, nicht aus dem aͤlteren Gefaͤße, ſon-
dern unmittelbar aus derſelben Quelle herholen,
aus welcher das alte Gefaͤß die ſeinige ſchoͤpfet,
und auf dieſe Art wird alſo ein Gefaͤß entſte-
hen, welches nicht ein Aſt des vorigen, ſondern
ein ganz verſchiedenes, dem vorigen parallel gele-

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[181/0203] der Gefaͤße ꝛc. die uͤbrigen werden aus denen eben ſo viel neu im Stiel producirten Gefaͤßen ihren Urſprung neh- men. Das heißt aber nur die Gefaͤße des Stiels werden als eben ſo viel, und nicht mehrere Ge- faͤße, durch das Blatt continuiren, nicht aber ſich in mehrere Gefaͤße ausbreiten. Sie ſehen leicht, wenn ich alles kurz zuſammen ziehe, ſo laͤuft die ganze Sache hierauf zuruͤck. Wenn ein Gefaͤß formirt, und zwar ſo formirt werden ſoll, daß es als ein Aſt aus einem aͤlteren entſtehe: ſo muß dis aͤltere diejenige Saͤfte geben, die im Anfange zur Formation des neuen Gefaͤßes erfordert wer- den, in der Folge aber fortfahren, durch eben daſ- ſelbe durchzuziehen. Hierzu wird nothwendig er- fordert, daß das aͤltere Gefaͤß in ſeinem Umfange oder in der Weite ſeiner Hoͤle ſo viel zunehme, daß es zu einer gewißen Zeit um ſo viel mehr Saͤf- te durch ſich hindurch laſſe, als es vorhin hat durchlaſſen koͤnnen, ſo viel das neue Gefaͤß erfor- dert; kann dieſes aber nicht geſchehen; laͤßt ſich das aͤltere Gefaͤß nicht erweitern, und kann es nicht im Stande geſetzt werden, diejenige mehre- re Saͤfte zu fuͤhren, die zur Formation des neuen erfordert werden; ſo wird dieſes, wenn es den- noch entſtehen ſoll, ſeine Saͤfte, wodurch es for- mirt wird, nicht aus dem aͤlteren Gefaͤße, ſon- dern unmittelbar aus derſelben Quelle herholen, aus welcher das alte Gefaͤß die ſeinige ſchoͤpfet, und auf dieſe Art wird alſo ein Gefaͤß entſte- hen, welches nicht ein Aſt des vorigen, ſondern ein ganz verſchiedenes, dem vorigen parallel gele- genes M 2

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/203>, abgerufen am 23.11.2024.