Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

3. Kap. Von der Entstehungsart
dieses erste Gefäß muß auch formirt wer-
den, und wenn die Wahrheit, daß Gefäße in
Thieren, wenn sie formirt werden, nothwendig
als Aeste anderer Gefäße formirt werden müssen,
allgemein richtig ist; so muß dieses auch vom Her-
zen gelten. Wo werden wir also einmahl ein En-
de finden, und wo ist dieses Gefäß, welches äl-
ter ist als das Herz, und von welchem das Herz
als ein Ast anzusehen ist? Eigentlich müste ich Jh-
nen hierauf antworten, darum haben Sie sich nichts
zu bekümmern; genug, daß in den Thieren ein
Gefäß nothwendig ein Herz werden muß, daß ein
Gefäß in ihnen entstehen muß, welches den we-
sentlichen Eigenschaften nach ein Herz ist. Ob
dieses Gefäß nun nach Art der übrigen ebenfalls
wiederum so formirt wird, daß es zugleich aus ei-
nem andern hergeleitet wird, oder ob es in diesem
Stücke bey seiner Formation etwas besonderes hat,
oder ob es endlich auf eine ganz andere Art formirt
wird, das ist wiederum eine andere Frage, die
von jener, warum die Thiere ein Herz haben, ver-
schieden ist. Jn der That aber werden auch, um
diese Historie vollkommen zu verstehn, Sachen
erfordert, die erst in der Folge abgehandelt werden
können. Jndessen will ich die Sache erklären,
wie sie sich verhält; Sie mögen so viel davon ver-
stehn als Sie wollen. Das Herz entsteht also auf
dieselbe Art, wie die übrige Gefäße, es hat auch
bey seiner Formation in keinem Stücke |etwas be-
sonders; nur geht, nachdem die erste Anlage zu
diesem Gefäße gemacht ist, eine Veränderung mit

ihm

3. Kap. Von der Entſtehungsart
dieſes erſte Gefaͤß muß auch formirt wer-
den, und wenn die Wahrheit, daß Gefaͤße in
Thieren, wenn ſie formirt werden, nothwendig
als Aeſte anderer Gefaͤße formirt werden muͤſſen,
allgemein richtig iſt; ſo muß dieſes auch vom Her-
zen gelten. Wo werden wir alſo einmahl ein En-
de finden, und wo iſt dieſes Gefaͤß, welches aͤl-
ter iſt als das Herz, und von welchem das Herz
als ein Aſt anzuſehen iſt? Eigentlich muͤſte ich Jh-
nen hierauf antworten, darum haben Sie ſich nichts
zu bekuͤmmern; genug, daß in den Thieren ein
Gefaͤß nothwendig ein Herz werden muß, daß ein
Gefaͤß in ihnen entſtehen muß, welches den we-
ſentlichen Eigenſchaften nach ein Herz iſt. Ob
dieſes Gefaͤß nun nach Art der uͤbrigen ebenfalls
wiederum ſo formirt wird, daß es zugleich aus ei-
nem andern hergeleitet wird, oder ob es in dieſem
Stuͤcke bey ſeiner Formation etwas beſonderes hat,
oder ob es endlich auf eine ganz andere Art formirt
wird, das iſt wiederum eine andere Frage, die
von jener, warum die Thiere ein Herz haben, ver-
ſchieden iſt. Jn der That aber werden auch, um
dieſe Hiſtorie vollkommen zu verſtehn, Sachen
erfordert, die erſt in der Folge abgehandelt werden
koͤnnen. Jndeſſen will ich die Sache erklaͤren,
wie ſie ſich verhaͤlt; Sie moͤgen ſo viel davon ver-
ſtehn als Sie wollen. Das Herz entſteht alſo auf
dieſelbe Art, wie die uͤbrige Gefaͤße, es hat auch
bey ſeiner Formation in keinem Stuͤcke |etwas be-
ſonders; nur geht, nachdem die erſte Anlage zu
dieſem Gefaͤße gemacht iſt, eine Veraͤnderung mit

ihm
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0206" n="184"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">3. Kap. Von der Ent&#x017F;tehungsart</hi></fw><lb/>
die&#x017F;es er&#x017F;te Gefa&#x0364;ß muß auch formirt wer-<lb/>
den, und wenn die Wahrheit, daß Gefa&#x0364;ße in<lb/>
Thieren, wenn &#x017F;ie formirt werden, nothwendig<lb/>
als Ae&#x017F;te anderer Gefa&#x0364;ße formirt werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
allgemein richtig i&#x017F;t; &#x017F;o muß die&#x017F;es auch vom Her-<lb/>
zen gelten. Wo werden wir al&#x017F;o einmahl ein En-<lb/>
de finden, und wo i&#x017F;t die&#x017F;es Gefa&#x0364;ß, welches a&#x0364;l-<lb/>
ter i&#x017F;t als das Herz, und von welchem das Herz<lb/>
als ein A&#x017F;t anzu&#x017F;ehen i&#x017F;t? Eigentlich mu&#x0364;&#x017F;te ich Jh-<lb/>
nen hierauf antworten, darum haben Sie &#x017F;ich nichts<lb/>
zu beku&#x0364;mmern; genug, daß in den Thieren ein<lb/>
Gefa&#x0364;ß nothwendig ein Herz werden muß, daß ein<lb/>
Gefa&#x0364;ß in ihnen ent&#x017F;tehen muß, welches den we-<lb/>
&#x017F;entlichen Eigen&#x017F;chaften nach ein Herz i&#x017F;t. Ob<lb/>
die&#x017F;es Gefa&#x0364;ß nun nach Art der u&#x0364;brigen ebenfalls<lb/>
wiederum &#x017F;o formirt wird, daß es zugleich aus ei-<lb/>
nem andern hergeleitet wird, oder ob es in die&#x017F;em<lb/>
Stu&#x0364;cke bey &#x017F;einer Formation etwas be&#x017F;onderes hat,<lb/>
oder ob es endlich auf eine ganz andere Art formirt<lb/>
wird, das i&#x017F;t wiederum eine andere Frage, die<lb/>
von jener, warum die Thiere ein Herz haben, ver-<lb/>
&#x017F;chieden i&#x017F;t. Jn der That aber werden auch, um<lb/>
die&#x017F;e Hi&#x017F;torie vollkommen zu ver&#x017F;tehn, Sachen<lb/>
erfordert, die er&#x017F;t in der Folge abgehandelt werden<lb/>
ko&#x0364;nnen. Jnde&#x017F;&#x017F;en will ich die Sache erkla&#x0364;ren,<lb/>
wie &#x017F;ie &#x017F;ich verha&#x0364;lt; Sie mo&#x0364;gen &#x017F;o viel davon ver-<lb/>
&#x017F;tehn als Sie wollen. Das Herz ent&#x017F;teht al&#x017F;o auf<lb/>
die&#x017F;elbe Art, wie die u&#x0364;brige Gefa&#x0364;ße, es hat auch<lb/>
bey &#x017F;einer Formation in keinem Stu&#x0364;cke |etwas be-<lb/>
&#x017F;onders; nur geht, nachdem die er&#x017F;te Anlage zu<lb/>
die&#x017F;em Gefa&#x0364;ße gemacht i&#x017F;t, eine Vera&#x0364;nderung mit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ihm</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0206] 3. Kap. Von der Entſtehungsart dieſes erſte Gefaͤß muß auch formirt wer- den, und wenn die Wahrheit, daß Gefaͤße in Thieren, wenn ſie formirt werden, nothwendig als Aeſte anderer Gefaͤße formirt werden muͤſſen, allgemein richtig iſt; ſo muß dieſes auch vom Her- zen gelten. Wo werden wir alſo einmahl ein En- de finden, und wo iſt dieſes Gefaͤß, welches aͤl- ter iſt als das Herz, und von welchem das Herz als ein Aſt anzuſehen iſt? Eigentlich muͤſte ich Jh- nen hierauf antworten, darum haben Sie ſich nichts zu bekuͤmmern; genug, daß in den Thieren ein Gefaͤß nothwendig ein Herz werden muß, daß ein Gefaͤß in ihnen entſtehen muß, welches den we- ſentlichen Eigenſchaften nach ein Herz iſt. Ob dieſes Gefaͤß nun nach Art der uͤbrigen ebenfalls wiederum ſo formirt wird, daß es zugleich aus ei- nem andern hergeleitet wird, oder ob es in dieſem Stuͤcke bey ſeiner Formation etwas beſonderes hat, oder ob es endlich auf eine ganz andere Art formirt wird, das iſt wiederum eine andere Frage, die von jener, warum die Thiere ein Herz haben, ver- ſchieden iſt. Jn der That aber werden auch, um dieſe Hiſtorie vollkommen zu verſtehn, Sachen erfordert, die erſt in der Folge abgehandelt werden koͤnnen. Jndeſſen will ich die Sache erklaͤren, wie ſie ſich verhaͤlt; Sie moͤgen ſo viel davon ver- ſtehn als Sie wollen. Das Herz entſteht alſo auf dieſelbe Art, wie die uͤbrige Gefaͤße, es hat auch bey ſeiner Formation in keinem Stuͤcke |etwas be- ſonders; nur geht, nachdem die erſte Anlage zu dieſem Gefaͤße gemacht iſt, eine Veraͤnderung mit ihm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/206
Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/206>, abgerufen am 23.11.2024.