Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

6. Kap. Von der Conception.
gung nicht nur eine Pflanze von eben der Art,
sondern es müssen auch Theile eben derselben
Pflanze, ja es muß schon die Substanz eben des-
selben Theils, in welchem sie formirt werden sol-
len, vor ihnen vorhergehen. Zu denen Theilen,
welche nächst vor ihnen entstehen, den vor sich
bestehenden Theilen wird schon weniger erfordert;
es darf nur bloß eine andere Pflanze von eben der
Art, und andere Theile eben derselben Pflanze,
vor ihnen vorhergehen. Zu denen allerersten
Theilen wird am wenigsten erfordert, nemlich bloß
eine andere Pflanze von eben der Art.

Diejenige Verrichtung oder Wirkung der
Natur, durch welche diese allerersten Theile einer
Pflanze oder eines Thieres hervorgebracht werden,
und welche in einer Pflanze oder in einem
Thiere vom 2ten Geschlecht, und zwar nicht eher,
als nach Vereinigung beyder Geschlechter geschie-
het, nenne ich, in so fern die Vereinigung beyder
Geschlechter, oder das Zuthun des männlichen
Saamens, nothwendig dazu erfordert wird, die
Conception. Niemand hat jemals etwas anders
unter diesem Worte verstanden, nur daß man die
Sache nicht distinkt gedacht, und deswegen auch
nicht deutlich ausgedrückt hat.

Wie ich hier die Verrichtung der Natur,
durch welche die allerersten Theile einer Pflanze
hervorgebracht werden, Conception nenne, so
habe ich in meiner Dissertation diejenige Verrich-
tung, durch welche nach diesem ersten Theile an-

dere

6. Kap. Von der Conception.
gung nicht nur eine Pflanze von eben der Art,
ſondern es muͤſſen auch Theile eben derſelben
Pflanze, ja es muß ſchon die Subſtanz eben deſ-
ſelben Theils, in welchem ſie formirt werden ſol-
len, vor ihnen vorhergehen. Zu denen Theilen,
welche naͤchſt vor ihnen entſtehen, den vor ſich
beſtehenden Theilen wird ſchon weniger erfordert;
es darf nur bloß eine andere Pflanze von eben der
Art, und andere Theile eben derſelben Pflanze,
vor ihnen vorhergehen. Zu denen allererſten
Theilen wird am wenigſten erfordert, nemlich bloß
eine andere Pflanze von eben der Art.

Diejenige Verrichtung oder Wirkung der
Natur, durch welche dieſe allererſten Theile einer
Pflanze oder eines Thieres hervorgebracht werden,
und welche in einer Pflanze oder in einem
Thiere vom 2ten Geſchlecht, und zwar nicht eher,
als nach Vereinigung beyder Geſchlechter geſchie-
het, nenne ich, in ſo fern die Vereinigung beyder
Geſchlechter, oder das Zuthun des maͤnnlichen
Saamens, nothwendig dazu erfordert wird, die
Conception. Niemand hat jemals etwas anders
unter dieſem Worte verſtanden, nur daß man die
Sache nicht diſtinkt gedacht, und deswegen auch
nicht deutlich ausgedruͤckt hat.

Wie ich hier die Verrichtung der Natur,
durch welche die allererſten Theile einer Pflanze
hervorgebracht werden, Conception nenne, ſo
habe ich in meiner Diſſertation diejenige Verrich-
tung, durch welche nach dieſem erſten Theile an-

dere
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0246" n="224"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">6. Kap. Von der Conception.</hi></fw><lb/>
gung nicht nur eine Pflanze von eben der Art,<lb/>
&#x017F;ondern es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en auch Theile eben der&#x017F;elben<lb/>
Pflanze, ja es muß &#x017F;chon die Sub&#x017F;tanz eben de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elben Theils, in welchem &#x017F;ie formirt werden &#x017F;ol-<lb/>
len, vor ihnen vorhergehen. Zu denen Theilen,<lb/>
welche na&#x0364;ch&#x017F;t vor ihnen ent&#x017F;tehen, den vor &#x017F;ich<lb/>
be&#x017F;tehenden Theilen wird &#x017F;chon weniger erfordert;<lb/>
es darf nur bloß eine andere Pflanze von eben der<lb/>
Art, und andere Theile eben der&#x017F;elben Pflanze,<lb/>
vor ihnen vorhergehen. Zu denen allerer&#x017F;ten<lb/>
Theilen wird am wenig&#x017F;ten erfordert, nemlich bloß<lb/>
eine andere Pflanze von eben der Art.</p><lb/>
            <p>Diejenige Verrichtung oder Wirkung der<lb/>
Natur, durch welche die&#x017F;e allerer&#x017F;ten Theile einer<lb/>
Pflanze oder eines Thieres hervorgebracht werden,<lb/>
und welche in einer Pflanze oder in einem<lb/>
Thiere vom 2ten Ge&#x017F;chlecht, und zwar nicht eher,<lb/>
als nach Vereinigung beyder Ge&#x017F;chlechter ge&#x017F;chie-<lb/>
het, nenne ich, in &#x017F;o fern die Vereinigung beyder<lb/>
Ge&#x017F;chlechter, oder das Zuthun des ma&#x0364;nnlichen<lb/>
Saamens, nothwendig dazu erfordert wird, die<lb/>
Conception. Niemand hat jemals etwas anders<lb/>
unter die&#x017F;em Worte ver&#x017F;tanden, nur daß man die<lb/>
Sache nicht di&#x017F;tinkt gedacht, und deswegen auch<lb/>
nicht deutlich ausgedru&#x0364;ckt hat.</p><lb/>
            <p>Wie ich hier die Verrichtung der Natur,<lb/>
durch welche die allerer&#x017F;ten Theile einer Pflanze<lb/>
hervorgebracht werden, Conception nenne, &#x017F;o<lb/>
habe ich in meiner Di&#x017F;&#x017F;ertation diejenige Verrich-<lb/>
tung, durch welche nach die&#x017F;em er&#x017F;ten Theile an-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dere</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[224/0246] 6. Kap. Von der Conception. gung nicht nur eine Pflanze von eben der Art, ſondern es muͤſſen auch Theile eben derſelben Pflanze, ja es muß ſchon die Subſtanz eben deſ- ſelben Theils, in welchem ſie formirt werden ſol- len, vor ihnen vorhergehen. Zu denen Theilen, welche naͤchſt vor ihnen entſtehen, den vor ſich beſtehenden Theilen wird ſchon weniger erfordert; es darf nur bloß eine andere Pflanze von eben der Art, und andere Theile eben derſelben Pflanze, vor ihnen vorhergehen. Zu denen allererſten Theilen wird am wenigſten erfordert, nemlich bloß eine andere Pflanze von eben der Art. Diejenige Verrichtung oder Wirkung der Natur, durch welche dieſe allererſten Theile einer Pflanze oder eines Thieres hervorgebracht werden, und welche in einer Pflanze oder in einem Thiere vom 2ten Geſchlecht, und zwar nicht eher, als nach Vereinigung beyder Geſchlechter geſchie- het, nenne ich, in ſo fern die Vereinigung beyder Geſchlechter, oder das Zuthun des maͤnnlichen Saamens, nothwendig dazu erfordert wird, die Conception. Niemand hat jemals etwas anders unter dieſem Worte verſtanden, nur daß man die Sache nicht diſtinkt gedacht, und deswegen auch nicht deutlich ausgedruͤckt hat. Wie ich hier die Verrichtung der Natur, durch welche die allererſten Theile einer Pflanze hervorgebracht werden, Conception nenne, ſo habe ich in meiner Diſſertation diejenige Verrich- tung, durch welche nach dieſem erſten Theile an- dere

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/246
Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/246>, abgerufen am 23.11.2024.