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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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6. Kap. Von der Conception.
noch durch
Versuche be-
stätiget.
daß die Unvollkommenheit der Theile
in der Fruktification einzig und allein
von dem Mangel der zufließenden
Nahrungssäfte herrühre, außer allem Zweifel
gesetzt wird. Man setze eine Pflanze, von der
man ungefehr weis, wie viel Schüsse von Blät-
tern sie bekommen muß, ehe die Fruktification er-
folgt, in ein sehr magers Erdreich, so wird sie aus-
ser dem, daß ihre Blätter sehr klein und unvoll-
kommen werden, auch, wenn sie sonst 6 Aus-
schüße von Blättern macht, ehe die Fruktification
kommt, jetzo kaum 3 gemacht haben, so wird die
Fruktification schon da seyn. Man pflanze nun
aber eben die Pflanze in | ein sehr feuchtes und
fruchtbares Erdreich, so werden ihre Blätter nicht
nur größer und vollkommner werden, sondern an
statt, daß sie gewöhnlicher Weise 6 Ausschüsse von
Blättern bekommt, und in dem magern Erdreich
nur drey bekam, so wird sie jetzo neune herfürbrin-
gen. Dieses ist schon sehr deutlich. Ein Ueberfluß
an guten Nahrungssäften hält immer das Herfür-
bringen der Fruktification zurück; ein Mangel
an denselben beschleuniget sie. Aber man kann die
Sache noch handgreiflicher machen. Wenn eine
Pflanze in einem guten Erdreiche mit der Frukti-
fication zaudert und immer noch schöne vollkomme
Blätter herfür bringt, so nehme man sie nur her-
aus, und setze sie in ein dürres Erdreich; den Au-
genblick wird die Fruktification seyn; sie wird nicht
ein Blatt mehr herfürbringen; was sie einmal hat,
wird sie behalten, aber neue Blätter wird sie nicht

bekom-

6. Kap. Von der Conception.
noch durch
Verſuche be-
ſtätiget.
daß die Unvollkommenheit der Theile
in der Fruktification einzig und allein
von dem Mangel der zufließenden
Nahrungsſaͤfte herruͤhre, außer allem Zweifel
geſetzt wird. Man ſetze eine Pflanze, von der
man ungefehr weis, wie viel Schuͤſſe von Blaͤt-
tern ſie bekommen muß, ehe die Fruktification er-
folgt, in ein ſehr magers Erdreich, ſo wird ſie auſ-
ſer dem, daß ihre Blaͤtter ſehr klein und unvoll-
kommen werden, auch, wenn ſie ſonſt 6 Aus-
ſchuͤße von Blaͤttern macht, ehe die Fruktification
kommt, jetzo kaum 3 gemacht haben, ſo wird die
Fruktification ſchon da ſeyn. Man pflanze nun
aber eben die Pflanze in | ein ſehr feuchtes und
fruchtbares Erdreich, ſo werden ihre Blaͤtter nicht
nur groͤßer und vollkommner werden, ſondern an
ſtatt, daß ſie gewoͤhnlicher Weiſe 6 Ausſchuͤſſe von
Blaͤttern bekommt, und in dem magern Erdreich
nur drey bekam, ſo wird ſie jetzo neune herfuͤrbrin-
gen. Dieſes iſt ſchon ſehr deutlich. Ein Ueberfluß
an guten Nahrungsſaͤften haͤlt immer das Herfuͤr-
bringen der Fruktification zuruͤck; ein Mangel
an denſelben beſchleuniget ſie. Aber man kann die
Sache noch handgreiflicher machen. Wenn eine
Pflanze in einem guten Erdreiche mit der Frukti-
fication zaudert und immer noch ſchoͤne vollkomme
Blaͤtter herfuͤr bringt, ſo nehme man ſie nur her-
aus, und ſetze ſie in ein duͤrres Erdreich; den Au-
genblick wird die Fruktification ſeyn; ſie wird nicht
ein Blatt mehr herfuͤrbringen; was ſie einmal hat,
wird ſie behalten, aber neue Blaͤtter wird ſie nicht

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[242/0264] 6. Kap. Von der Conception. daß die Unvollkommenheit der Theile in der Fruktification einzig und allein von dem Mangel der zufließenden Nahrungsſaͤfte herruͤhre, außer allem Zweifel geſetzt wird. Man ſetze eine Pflanze, von der man ungefehr weis, wie viel Schuͤſſe von Blaͤt- tern ſie bekommen muß, ehe die Fruktification er- folgt, in ein ſehr magers Erdreich, ſo wird ſie auſ- ſer dem, daß ihre Blaͤtter ſehr klein und unvoll- kommen werden, auch, wenn ſie ſonſt 6 Aus- ſchuͤße von Blaͤttern macht, ehe die Fruktification kommt, jetzo kaum 3 gemacht haben, ſo wird die Fruktification ſchon da ſeyn. Man pflanze nun aber eben die Pflanze in | ein ſehr feuchtes und fruchtbares Erdreich, ſo werden ihre Blaͤtter nicht nur groͤßer und vollkommner werden, ſondern an ſtatt, daß ſie gewoͤhnlicher Weiſe 6 Ausſchuͤſſe von Blaͤttern bekommt, und in dem magern Erdreich nur drey bekam, ſo wird ſie jetzo neune herfuͤrbrin- gen. Dieſes iſt ſchon ſehr deutlich. Ein Ueberfluß an guten Nahrungsſaͤften haͤlt immer das Herfuͤr- bringen der Fruktification zuruͤck; ein Mangel an denſelben beſchleuniget ſie. Aber man kann die Sache noch handgreiflicher machen. Wenn eine Pflanze in einem guten Erdreiche mit der Frukti- fication zaudert und immer noch ſchoͤne vollkomme Blaͤtter herfuͤr bringt, ſo nehme man ſie nur her- aus, und ſetze ſie in ein duͤrres Erdreich; den Au- genblick wird die Fruktification ſeyn; ſie wird nicht ein Blatt mehr herfuͤrbringen; was ſie einmal hat, wird ſie behalten, aber neue Blaͤtter wird ſie nicht bekom- noch durch Verſuche be- ſtätiget.

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/264>, abgerufen am 21.11.2024.