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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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Wiederholte Versuche.
welche erfordert wird, die Evolution zu bewerkstel-
ligen; ich halte sowohl das Letztere als auch die ge-
meine Meynung der Physiologen für unrichtig,
und glaube hinlängliche Spuhren von einer beson-
dern den Pflanzen sowohl als den Thieren wesent-
lichen Kraft gefunden zu haben, der ich die oben
benennte Verrichtungen, die Distribution der Säf-
te und die Nutrition, bey den Pflanzen bestän-
dig, bey den Thieren zur ersten Zeit ihrer Forma-
tion allein, in Erwachsenen zum Theil noch zu-
schreibe. Jch führe also unter andern Beweisen
auch diesen an, daß es eine Zeit gibt, wo noch
kein Herz im Embryo ist, und wo dieser dem un-
geachtet stark nutrirt wird, und vegetirt. Man
wendet alsdann dawider ein, das Herz könne da
seyn, ob man es gleich nicht sieht, und ich antwor-
te, das Herz ist niemahls so klein, auch niemahls
so durchsichtig, daß es dadurch unsichtbar werden
sollte, und ich habe es auch in meinen letzten Beo-
bachtungen noch immer von eben der Größe, und
immer aus kleinen Kügelchen zusammengesetzt ge-
funden, so frühe ich es auch gesehn habe, ob es
wohl sehr unvollkommen, und erst formirt zu seyn
schien. Allein ich will setzen, es sey vorhero un-
sichtbar gewesen; ich sehe es aber, wenn ich es zu-
erst sehe, noch eine Zeitlang vollkommen in Ruhe
und ohne alle Bewegung, folglich kann es, wenn
es auch da ist, dennoch in der ersten Zeit die Säfte
nicht bewegen. Man wende also auch ferner hier-
wider ein, es habe sich, ungeachtet es in Ruhe zu
seyn schien, dennoch bewegt; man habe nur diese

Bewe-

Wiederholte Verſuche.
welche erfordert wird, die Evolution zu bewerkſtel-
ligen; ich halte ſowohl das Letztere als auch die ge-
meine Meynung der Phyſiologen fuͤr unrichtig,
und glaube hinlaͤngliche Spuhren von einer beſon-
dern den Pflanzen ſowohl als den Thieren weſent-
lichen Kraft gefunden zu haben, der ich die oben
benennte Verrichtungen, die Diſtribution der Saͤf-
te und die Nutrition, bey den Pflanzen beſtaͤn-
dig, bey den Thieren zur erſten Zeit ihrer Forma-
tion allein, in Erwachſenen zum Theil noch zu-
ſchreibe. Jch fuͤhre alſo unter andern Beweiſen
auch dieſen an, daß es eine Zeit gibt, wo noch
kein Herz im Embryo iſt, und wo dieſer dem un-
geachtet ſtark nutrirt wird, und vegetirt. Man
wendet alsdann dawider ein, das Herz koͤnne da
ſeyn, ob man es gleich nicht ſieht, und ich antwor-
te, das Herz iſt niemahls ſo klein, auch niemahls
ſo durchſichtig, daß es dadurch unſichtbar werden
ſollte, und ich habe es auch in meinen letzten Beo-
bachtungen noch immer von eben der Groͤße, und
immer aus kleinen Kuͤgelchen zuſammengeſetzt ge-
funden, ſo fruͤhe ich es auch geſehn habe, ob es
wohl ſehr unvollkommen, und erſt formirt zu ſeyn
ſchien. Allein ich will ſetzen, es ſey vorhero un-
ſichtbar geweſen; ich ſehe es aber, wenn ich es zu-
erſt ſehe, noch eine Zeitlang vollkommen in Ruhe
und ohne alle Bewegung, folglich kann es, wenn
es auch da iſt, dennoch in der erſten Zeit die Saͤfte
nicht bewegen. Man wende alſo auch ferner hier-
wider ein, es habe ſich, ungeachtet es in Ruhe zu
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Bewe-
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[269/0291] Wiederholte Verſuche. welche erfordert wird, die Evolution zu bewerkſtel- ligen; ich halte ſowohl das Letztere als auch die ge- meine Meynung der Phyſiologen fuͤr unrichtig, und glaube hinlaͤngliche Spuhren von einer beſon- dern den Pflanzen ſowohl als den Thieren weſent- lichen Kraft gefunden zu haben, der ich die oben benennte Verrichtungen, die Diſtribution der Saͤf- te und die Nutrition, bey den Pflanzen beſtaͤn- dig, bey den Thieren zur erſten Zeit ihrer Forma- tion allein, in Erwachſenen zum Theil noch zu- ſchreibe. Jch fuͤhre alſo unter andern Beweiſen auch dieſen an, daß es eine Zeit gibt, wo noch kein Herz im Embryo iſt, und wo dieſer dem un- geachtet ſtark nutrirt wird, und vegetirt. Man wendet alsdann dawider ein, das Herz koͤnne da ſeyn, ob man es gleich nicht ſieht, und ich antwor- te, das Herz iſt niemahls ſo klein, auch niemahls ſo durchſichtig, daß es dadurch unſichtbar werden ſollte, und ich habe es auch in meinen letzten Beo- bachtungen noch immer von eben der Groͤße, und immer aus kleinen Kuͤgelchen zuſammengeſetzt ge- funden, ſo fruͤhe ich es auch geſehn habe, ob es wohl ſehr unvollkommen, und erſt formirt zu ſeyn ſchien. Allein ich will ſetzen, es ſey vorhero un- ſichtbar geweſen; ich ſehe es aber, wenn ich es zu- erſt ſehe, noch eine Zeitlang vollkommen in Ruhe und ohne alle Bewegung, folglich kann es, wenn es auch da iſt, dennoch in der erſten Zeit die Saͤfte nicht bewegen. Man wende alſo auch ferner hier- wider ein, es habe ſich, ungeachtet es in Ruhe zu ſeyn ſchien, dennoch bewegt; man habe nur dieſe Bewe-

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/291>, abgerufen am 21.11.2024.