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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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von der Prädelineation.
dern wie er auch auf andere Erscheinungen in der
Natur, die nicht eben Producktions organischer
Körper sind, angewendet werden kann, bestim-
men. Sie sehen leicht, daß ich den Begriff et-
was allgemeiner und weiter machen werde, als
er in der Hypothese der Evolution angenommen
wird, allein dadurch verlieren die Vertheidiger
der Hypothese nichts, sondern sie gewinnen, und
ich verliere; denn wenn auch das, was beyden
Hypothesen gemein ist, und was ich von dem
System der Evolution nur abstrahirt habe, nicht
einmahl in der Natur angetroffen wird, wie viel-
weniger wird das übrige, was einer jeden noch
besonders eigen ist, mit dem Vorigen zugleich an-
getroffen werden. Jch erinnere dieses vielleicht
ohne Ursache, und es ist leicht, die Billigkeit
meines Verfahrens einzusehn. Evolution also
heist im generellern Verstande ein Phänomen,
welches in der Natur entsteht, eine Zeitlang dau-
ert und wieder aufhört, welches aber nicht durch
natürliche Ursachen producirt, sondern vielmehr
unmittelbahr von Gott, und zwar zur Zeit der
Schöpfung schon erschaffen, die Zeit über, ehe
es zum Vorschein gekommen, unsichtbahr gewe-
sen, alsdann aber, da es erschienen ist, eigentlich
nur, auf was für Art es übrigens auch geschehe,
sichtbahr geworden ist. Also kürtzer, ein Phäno-
men, welches seinem Wesen und Eigenschaften
nach immer existirt hat, nur nicht sichtbar gewe-
sen ist, endlich aber, auf welche Art es wolle, un-
ter der Maske, als wenn es erst entstünde, sichtbar

wird

von der Praͤdelineation.
dern wie er auch auf andere Erſcheinungen in der
Natur, die nicht eben Producktions organiſcher
Koͤrper ſind, angewendet werden kann, beſtim-
men. Sie ſehen leicht, daß ich den Begriff et-
was allgemeiner und weiter machen werde, als
er in der Hypotheſe der Evolution angenommen
wird, allein dadurch verlieren die Vertheidiger
der Hypotheſe nichts, ſondern ſie gewinnen, und
ich verliere; denn wenn auch das, was beyden
Hypotheſen gemein iſt, und was ich von dem
Syſtem der Evolution nur abſtrahirt habe, nicht
einmahl in der Natur angetroffen wird, wie viel-
weniger wird das uͤbrige, was einer jeden noch
beſonders eigen iſt, mit dem Vorigen zugleich an-
getroffen werden. Jch erinnere dieſes vielleicht
ohne Urſache, und es iſt leicht, die Billigkeit
meines Verfahrens einzuſehn. Evolution alſo
heiſt im generellern Verſtande ein Phaͤnomen,
welches in der Natur entſteht, eine Zeitlang dau-
ert und wieder aufhoͤrt, welches aber nicht durch
natuͤrliche Urſachen producirt, ſondern vielmehr
unmittelbahr von Gott, und zwar zur Zeit der
Schoͤpfung ſchon erſchaffen, die Zeit uͤber, ehe
es zum Vorſchein gekommen, unſichtbahr gewe-
ſen, alsdann aber, da es erſchienen iſt, eigentlich
nur, auf was fuͤr Art es uͤbrigens auch geſchehe,
ſichtbahr geworden iſt. Alſo kuͤrtzer, ein Phaͤno-
men, welches ſeinem Weſen und Eigenſchaften
nach immer exiſtirt hat, nur nicht ſichtbar gewe-
ſen iſt, endlich aber, auf welche Art es wolle, un-
ter der Maske, als wenn es erſt entſtuͤnde, ſichtbar

wird
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[43/0065] von der Praͤdelineation. dern wie er auch auf andere Erſcheinungen in der Natur, die nicht eben Producktions organiſcher Koͤrper ſind, angewendet werden kann, beſtim- men. Sie ſehen leicht, daß ich den Begriff et- was allgemeiner und weiter machen werde, als er in der Hypotheſe der Evolution angenommen wird, allein dadurch verlieren die Vertheidiger der Hypotheſe nichts, ſondern ſie gewinnen, und ich verliere; denn wenn auch das, was beyden Hypotheſen gemein iſt, und was ich von dem Syſtem der Evolution nur abſtrahirt habe, nicht einmahl in der Natur angetroffen wird, wie viel- weniger wird das uͤbrige, was einer jeden noch beſonders eigen iſt, mit dem Vorigen zugleich an- getroffen werden. Jch erinnere dieſes vielleicht ohne Urſache, und es iſt leicht, die Billigkeit meines Verfahrens einzuſehn. Evolution alſo heiſt im generellern Verſtande ein Phaͤnomen, welches in der Natur entſteht, eine Zeitlang dau- ert und wieder aufhoͤrt, welches aber nicht durch natuͤrliche Urſachen producirt, ſondern vielmehr unmittelbahr von Gott, und zwar zur Zeit der Schoͤpfung ſchon erſchaffen, die Zeit uͤber, ehe es zum Vorſchein gekommen, unſichtbahr gewe- ſen, alsdann aber, da es erſchienen iſt, eigentlich nur, auf was fuͤr Art es uͤbrigens auch geſchehe, ſichtbahr geworden iſt. Alſo kuͤrtzer, ein Phaͤno- men, welches ſeinem Weſen und Eigenſchaften nach immer exiſtirt hat, nur nicht ſichtbar gewe- ſen iſt, endlich aber, auf welche Art es wolle, un- ter der Maske, als wenn es erſt entſtuͤnde, ſichtbar wird

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/65>, abgerufen am 24.11.2024.