Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Th. 2. H. Von ursprüngl. Erlangung
und will, berechtiget, sich eine Sache,
die noch keinem gehöret, zuzueignen.

§. 210.
Von dem
Zueignen
und der
ursprüng-
lichen
Art das
Eigen-
thum zu
erlangen.

Das Zueignen (occupatio) ist die Hand-
lung, durch welche einer erklärt, daß eine
Sache, die keinem zugehört, seine seyn soll,
und sie in den Zustand bringt, daß sie seine
seyn kann. Daher erhellet, daß das Zu-
eignungsrecht von Natur einem je-
den ohne Unterschied zukomme,
oder
ein allen Menschen gemeines Recht sey
(§. 209.). Und weil man die ursprüngli-
che Art das Eigenthum zu erhalten

(modum acqvirendi originarium) diejenige
nennet, dadurch man Sachen, die keinem
zugehören, eigenthümlich erhält; so ist die
Zueignung die ursprüngliche Art das
Eigenthum zu erhalten.

§. 211.
Von den
bewegli-
chen, sich
bewegen-
den und
unbeweg-
lichen
Sachen.

Man nennt die körperlichen Sachen be-
wegliche
(mobiles), welche ohne ihre Be-
schädigung von einem Ort zum andern bewegt
werden können; und besonders heissen sich
bewegende
(se moventes), welche sich selbst
von einem Ort zum andern bewegen können,
als das Vieh; aber unbewegliche (immo-
biles),
welche ohne Schaden der Sache, oder
auch gar nicht von einem Ort zum andern be-
wegt werden können; als alle liegende Grün-
de, ingleichen Häuser.

§. 212.

II. Th. 2. H. Von urſpruͤngl. Erlangung
und will, berechtiget, ſich eine Sache,
die noch keinem gehoͤret, zuzueignen.

§. 210.
Von dem
Zueignen
und der
urſpꝛuͤng-
lichen
Art das
Eigen-
thum zu
erlangen.

Das Zueignen (occupatio) iſt die Hand-
lung, durch welche einer erklaͤrt, daß eine
Sache, die keinem zugehoͤrt, ſeine ſeyn ſoll,
und ſie in den Zuſtand bringt, daß ſie ſeine
ſeyn kann. Daher erhellet, daß das Zu-
eignungsrecht von Natur einem je-
den ohne Unterſchied zukomme,
oder
ein allen Menſchen gemeines Recht ſey
(§. 209.). Und weil man die urſpruͤngli-
che Art das Eigenthum zu erhalten

(modum acqvirendi originarium) diejenige
nennet, dadurch man Sachen, die keinem
zugehoͤren, eigenthuͤmlich erhaͤlt; ſo iſt die
Zueignung die urſpruͤngliche Art das
Eigenthum zu erhalten.

§. 211.
Von den
bewegli-
chen, ſich
bewegen-
den und
unbeweg-
lichen
Sachen.

Man nennt die koͤrperlichen Sachen be-
wegliche
(mobiles), welche ohne ihre Be-
ſchaͤdigung von einem Ort zum andern bewegt
werden koͤnnen; und beſonders heiſſen ſich
bewegende
(ſe moventes), welche ſich ſelbſt
von einem Ort zum andern bewegen koͤnnen,
als das Vieh; aber unbewegliche (immo-
biles),
welche ohne Schaden der Sache, oder
auch gar nicht von einem Ort zum andern be-
wegt werden koͤnnen; als alle liegende Gruͤn-
de, ingleichen Haͤuſer.

§. 212.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p>
                <pb facs="#f0170" n="134"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Th. 2. H. Von ur&#x017F;pru&#x0364;ngl. Erlangung</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">und will, berechtiget, &#x017F;ich eine Sache,<lb/>
die noch keinem geho&#x0364;ret, zuzueignen.</hi> </p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 210.</head><lb/>
              <note place="left">Von dem<lb/>
Zueignen<lb/>
und der<lb/>
ur&#x017F;p&#xA75B;u&#x0364;ng-<lb/>
lichen<lb/>
Art das<lb/>
Eigen-<lb/>
thum zu<lb/>
erlangen.</note>
              <p><hi rendition="#fr">Das Zueignen</hi><hi rendition="#aq">(occupatio)</hi> i&#x017F;t die Hand-<lb/>
lung, durch welche einer erkla&#x0364;rt, daß eine<lb/>
Sache, die keinem zugeho&#x0364;rt, &#x017F;eine &#x017F;eyn &#x017F;oll,<lb/>
und &#x017F;ie in den Zu&#x017F;tand bringt, daß &#x017F;ie &#x017F;eine<lb/>
&#x017F;eyn kann. Daher erhellet, daß <hi rendition="#fr">das Zu-<lb/>
eignungsrecht von Natur einem je-<lb/>
den ohne Unter&#x017F;chied zukomme,</hi> oder<lb/><hi rendition="#fr">ein allen Men&#x017F;chen gemeines Recht &#x017F;ey</hi><lb/>
(§. 209.). Und weil man <hi rendition="#fr">die ur&#x017F;pru&#x0364;ngli-<lb/>
che Art das Eigenthum zu erhalten</hi><lb/><hi rendition="#aq">(modum acqvirendi originarium)</hi> diejenige<lb/>
nennet, dadurch man Sachen, die keinem<lb/>
zugeho&#x0364;ren, eigenthu&#x0364;mlich erha&#x0364;lt; &#x017F;o <hi rendition="#fr">i&#x017F;t die<lb/>
Zueignung die ur&#x017F;pru&#x0364;ngliche Art das<lb/>
Eigenthum zu erhalten.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 211.</head><lb/>
              <note place="left">Von den<lb/>
bewegli-<lb/>
chen, &#x017F;ich<lb/>
bewegen-<lb/>
den und<lb/>
unbeweg-<lb/>
lichen<lb/>
Sachen.</note>
              <p>Man nennt die ko&#x0364;rperlichen <hi rendition="#fr">Sachen be-<lb/>
wegliche</hi> <hi rendition="#aq">(mobiles),</hi> welche ohne ihre Be-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;digung von einem Ort zum andern bewegt<lb/>
werden ko&#x0364;nnen; und be&#x017F;onders hei&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#fr">&#x017F;ich<lb/>
bewegende</hi> <hi rendition="#aq">(&#x017F;e moventes),</hi> welche &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
von einem Ort zum andern bewegen ko&#x0364;nnen,<lb/>
als das Vieh; aber <hi rendition="#fr">unbewegliche</hi> <hi rendition="#aq">(immo-<lb/>
biles),</hi> welche ohne Schaden der Sache, oder<lb/>
auch gar nicht von einem Ort zum andern be-<lb/>
wegt werden ko&#x0364;nnen; als alle liegende Gru&#x0364;n-<lb/>
de, ingleichen Ha&#x0364;u&#x017F;er.</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 212.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0170] II. Th. 2. H. Von urſpruͤngl. Erlangung und will, berechtiget, ſich eine Sache, die noch keinem gehoͤret, zuzueignen. §. 210. Das Zueignen (occupatio) iſt die Hand- lung, durch welche einer erklaͤrt, daß eine Sache, die keinem zugehoͤrt, ſeine ſeyn ſoll, und ſie in den Zuſtand bringt, daß ſie ſeine ſeyn kann. Daher erhellet, daß das Zu- eignungsrecht von Natur einem je- den ohne Unterſchied zukomme, oder ein allen Menſchen gemeines Recht ſey (§. 209.). Und weil man die urſpruͤngli- che Art das Eigenthum zu erhalten (modum acqvirendi originarium) diejenige nennet, dadurch man Sachen, die keinem zugehoͤren, eigenthuͤmlich erhaͤlt; ſo iſt die Zueignung die urſpruͤngliche Art das Eigenthum zu erhalten. §. 211. Man nennt die koͤrperlichen Sachen be- wegliche (mobiles), welche ohne ihre Be- ſchaͤdigung von einem Ort zum andern bewegt werden koͤnnen; und beſonders heiſſen ſich bewegende (ſe moventes), welche ſich ſelbſt von einem Ort zum andern bewegen koͤnnen, als das Vieh; aber unbewegliche (immo- biles), welche ohne Schaden der Sache, oder auch gar nicht von einem Ort zum andern be- wegt werden koͤnnen; als alle liegende Gruͤn- de, ingleichen Haͤuſer. §. 212.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/170
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/170>, abgerufen am 21.11.2024.