Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

des Eigenthums.
dene Handlungen oder Verrichtungen erfor-
dert werden, als wie die Feldfrüchte müßen
gehauen, oder geschnitten, in Garben gebun-
den, in die Scheune gefahren, und daselbst
gedroschen werden; so heist das eine ange-
fangene Erhaltung
(perceptio inchoata),
da man nur bis zu einer oder der andern Ver-
richtung kommen ist; die völlige aber (per-
ceptio consummata),
da alle dabey vorzu-
nehmende Verrichtung zu Ende gebracht ist.
Die erhaltene Früchte werden noch verhan-
dene
(extantes) genannt, welche der Besi-
tzer der Sache, aus welcher sie hervorgekom-
men, noch hat; verzehrte (consumti) hin-
gegen, welche er nicht mehr hat.

§. 225.

Weil die freyen Handlungen desWarunt
unsere
Hand-
lungen
Sachen
gleich zu
achten.

Menschen, in so fern sie entweder ihm selbst,
oder andern nützlich sind, eben so wohl, als
die Sachen sich schätzen lassen; und, nach-
dem das Eigenthum eingeführt wor-
den ist,
geschätzt werden müssen, wie aus
demjenigen, was wir unten beweisen werden,
noch klärer erhellen wird; so werden diesel-
ben Sachen, die unser eigen sind, gleich
geschätzet;
folglich geschieht dieses auch mit
der Arbeit, ingleichen der Wartung
und Besorgung der eigenthümlichen
Sachen.

§. 226.

Daher folgt ferner, daß, was aus un-Von den
Früchten
derselben.

serer Arbeit, Wartung und Besorgung

kom-

des Eigenthums.
dene Handlungen oder Verrichtungen erfor-
dert werden, als wie die Feldfruͤchte muͤßen
gehauen, oder geſchnitten, in Garben gebun-
den, in die Scheune gefahren, und daſelbſt
gedroſchen werden; ſo heiſt das eine ange-
fangene Erhaltung
(perceptio inchoata),
da man nur bis zu einer oder der andern Ver-
richtung kommen iſt; die voͤllige aber (per-
ceptio conſummata),
da alle dabey vorzu-
nehmende Verrichtung zu Ende gebracht iſt.
Die erhaltene Fruͤchte werden noch verhan-
dene
(extantes) genannt, welche der Beſi-
tzer der Sache, aus welcher ſie hervorgekom-
men, noch hat; verzehrte (conſumti) hin-
gegen, welche er nicht mehr hat.

§. 225.

Weil die freyen Handlungen desWarunt
unſere
Hand-
lungen
Sachen
gleich zu
achten.

Menſchen, in ſo fern ſie entweder ihm ſelbſt,
oder andern nuͤtzlich ſind, eben ſo wohl, als
die Sachen ſich ſchaͤtzen laſſen; und, nach-
dem das Eigenthum eingefuͤhrt wor-
den iſt,
geſchaͤtzt werden muͤſſen, wie aus
demjenigen, was wir unten beweiſen werden,
noch klaͤrer erhellen wird; ſo werden dieſel-
ben Sachen, die unſer eigen ſind, gleich
geſchaͤtzet;
folglich geſchieht dieſes auch mit
der Arbeit, ingleichen der Wartung
und Beſorgung der eigenthuͤmlichen
Sachen.

§. 226.

Daher folgt ferner, daß, was aus un-Von den
Fruͤchten
deꝛſelben.

ſerer Arbeit, Wartung und Beſorgung

kom-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0177" n="141"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Eigenthums.</hi></fw><lb/>
dene Handlungen oder Verrichtungen erfor-<lb/>
dert werden, als wie die Feldfru&#x0364;chte mu&#x0364;ßen<lb/>
gehauen, oder ge&#x017F;chnitten, in Garben gebun-<lb/>
den, in die Scheune gefahren, und da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
gedro&#x017F;chen werden; &#x017F;o hei&#x017F;t das <hi rendition="#fr">eine ange-<lb/>
fangene Erhaltung</hi> <hi rendition="#aq">(perceptio inchoata),</hi><lb/>
da man nur bis zu einer oder der andern Ver-<lb/>
richtung kommen i&#x017F;t; die <hi rendition="#fr">vo&#x0364;llige</hi> aber <hi rendition="#aq">(per-<lb/>
ceptio con&#x017F;ummata),</hi> da alle dabey vorzu-<lb/>
nehmende Verrichtung zu Ende gebracht i&#x017F;t.<lb/>
Die erhaltene Fru&#x0364;chte werden <hi rendition="#fr">noch verhan-<lb/>
dene</hi> <hi rendition="#aq">(extantes)</hi> genannt, welche der Be&#x017F;i-<lb/>
tzer der Sache, aus welcher &#x017F;ie hervorgekom-<lb/>
men, noch hat; <hi rendition="#fr">verzehrte</hi> <hi rendition="#aq">(con&#x017F;umti)</hi> hin-<lb/>
gegen, welche er nicht mehr hat.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 225.</head><lb/>
              <p>Weil <hi rendition="#fr">die freyen Handlungen des</hi><note place="right">Warunt<lb/>
un&#x017F;ere<lb/>
Hand-<lb/>
lungen<lb/>
Sachen<lb/>
gleich zu<lb/>
achten.</note><lb/><hi rendition="#fr">Men&#x017F;chen,</hi> in &#x017F;o fern &#x017F;ie entweder ihm &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
oder andern nu&#x0364;tzlich &#x017F;ind, eben &#x017F;o wohl, als<lb/>
die Sachen &#x017F;ich &#x017F;cha&#x0364;tzen la&#x017F;&#x017F;en; und, <hi rendition="#fr">nach-<lb/>
dem das Eigenthum eingefu&#x0364;hrt wor-<lb/>
den i&#x017F;t,</hi> ge&#x017F;cha&#x0364;tzt werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wie aus<lb/>
demjenigen, was wir unten bewei&#x017F;en werden,<lb/>
noch kla&#x0364;rer erhellen wird; &#x017F;o <hi rendition="#fr">werden die&#x017F;el-<lb/>
ben Sachen, die un&#x017F;er eigen &#x017F;ind, gleich<lb/>
ge&#x017F;cha&#x0364;tzet;</hi> folglich ge&#x017F;chieht die&#x017F;es auch <hi rendition="#fr">mit<lb/>
der Arbeit, ingleichen der Wartung<lb/>
und Be&#x017F;orgung der eigenthu&#x0364;mlichen<lb/>
Sachen.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 226.</head><lb/>
              <p>Daher folgt ferner, daß, <hi rendition="#fr">was aus un-</hi><note place="right">Von den<lb/>
Fru&#x0364;chten<lb/>
de&#xA75B;&#x017F;elben.</note><lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;erer Arbeit, Wartung und Be&#x017F;orgung</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">kom-</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0177] des Eigenthums. dene Handlungen oder Verrichtungen erfor- dert werden, als wie die Feldfruͤchte muͤßen gehauen, oder geſchnitten, in Garben gebun- den, in die Scheune gefahren, und daſelbſt gedroſchen werden; ſo heiſt das eine ange- fangene Erhaltung (perceptio inchoata), da man nur bis zu einer oder der andern Ver- richtung kommen iſt; die voͤllige aber (per- ceptio conſummata), da alle dabey vorzu- nehmende Verrichtung zu Ende gebracht iſt. Die erhaltene Fruͤchte werden noch verhan- dene (extantes) genannt, welche der Beſi- tzer der Sache, aus welcher ſie hervorgekom- men, noch hat; verzehrte (conſumti) hin- gegen, welche er nicht mehr hat. §. 225. Weil die freyen Handlungen des Menſchen, in ſo fern ſie entweder ihm ſelbſt, oder andern nuͤtzlich ſind, eben ſo wohl, als die Sachen ſich ſchaͤtzen laſſen; und, nach- dem das Eigenthum eingefuͤhrt wor- den iſt, geſchaͤtzt werden muͤſſen, wie aus demjenigen, was wir unten beweiſen werden, noch klaͤrer erhellen wird; ſo werden dieſel- ben Sachen, die unſer eigen ſind, gleich geſchaͤtzet; folglich geſchieht dieſes auch mit der Arbeit, ingleichen der Wartung und Beſorgung der eigenthuͤmlichen Sachen. Warunt unſere Hand- lungen Sachen gleich zu achten. §. 226. Daher folgt ferner, daß, was aus un- ſerer Arbeit, Wartung und Beſorgung kom- Von den Fruͤchten deꝛſelben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/177
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/177>, abgerufen am 21.11.2024.