Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

und dem Gelde.
fen, unnütze und weniger nothwen-
dige Ausgaben erlaubet seyn
(§. 486.
140. 506.). Weil viel Fälle vorkommen
können, da ausserordentliche Ausgaben erfor-
dert werden, und da wir entweder nichts,
oder doch nicht so viel erwerben können, als
zu unvermeidlichen Ausgaben erfordert wird;
so soll man nicht weniger bey dem Er-
werb des Geldes, als auch bey der
Ausgabe, so viel als möglich ist, auf die
künftige Nothdurft sehen.
Da wir
endlich, so viel in unserer Gewalt steht, un-
ser Vermögen zu erhalten und zu vermehren
verbunden sind (§. 208.); so sollen wir
darauf bedacht seyn, daß die Ausga-
ben die jährlichen Einkünfte nicht ü-
berschreiten, sondern vielmehr gerin-
ger als diese sind
(§. 505. 506.).

§. 509.

Da man Pracht (luxum) nennt, die über-Von dem
Pracht
und der
Ver-
schwen-
dung.

mäßige Ausgabe des Geldes, bloß um sich se-
hen zu laßen; man aber beym Ausgeben des
Geldes nichts thun soll, was den Pflichten
entgegen ist (§. 508.); so ist aller Pracht
durch das natürliche Gesetze verboten.

Es ist aber derselbe von der Verschwen-
dung
(prodigalitate) unterschieden, da man
mehrere und grössere Ausgaben macht, nach
seinem Vermögen, als es die Pflichten gegen
sich selbst, oder gegen andere erfodern. Da-
her erhellet, wie vorhin, daß die Ver-

schwen-

und dem Gelde.
fen, unnuͤtze und weniger nothwen-
dige Ausgaben erlaubet ſeyn
(§. 486.
140. 506.). Weil viel Faͤlle vorkommen
koͤnnen, da auſſerordentliche Ausgaben erfor-
dert werden, und da wir entweder nichts,
oder doch nicht ſo viel erwerben koͤnnen, als
zu unvermeidlichen Ausgaben erfordert wird;
ſo ſoll man nicht weniger bey dem Er-
werb des Geldes, als auch bey der
Ausgabe, ſo viel als moͤglich iſt, auf die
kuͤnftige Nothdurft ſehen.
Da wir
endlich, ſo viel in unſerer Gewalt ſteht, un-
ſer Vermoͤgen zu erhalten und zu vermehren
verbunden ſind (§. 208.); ſo ſollen wir
darauf bedacht ſeyn, daß die Ausga-
ben die jaͤhrlichen Einkuͤnfte nicht uͤ-
berſchreiten, ſondern vielmehr gerin-
ger als dieſe ſind
(§. 505. 506.).

§. 509.

Da man Pracht (luxum) nennt, die uͤber-Von dem
Pracht
und der
Ver-
ſchwen-
dung.

maͤßige Ausgabe des Geldes, bloß um ſich ſe-
hen zu laßen; man aber beym Ausgeben des
Geldes nichts thun ſoll, was den Pflichten
entgegen iſt (§. 508.); ſo iſt aller Pracht
durch das natuͤrliche Geſetze verboten.

Es iſt aber derſelbe von der Verſchwen-
dung
(prodigalitate) unterſchieden, da man
mehrere und groͤſſere Ausgaben macht, nach
ſeinem Vermoͤgen, als es die Pflichten gegen
ſich ſelbſt, oder gegen andere erfodern. Da-
her erhellet, wie vorhin, daß die Ver-

ſchwen-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0353" n="317"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und dem Gelde.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">fen, unnu&#x0364;tze und weniger nothwen-<lb/>
dige Ausgaben erlaubet &#x017F;eyn</hi> (§. 486.<lb/>
140. 506.). Weil viel Fa&#x0364;lle vorkommen<lb/>
ko&#x0364;nnen, da au&#x017F;&#x017F;erordentliche Ausgaben erfor-<lb/>
dert werden, und da wir entweder nichts,<lb/>
oder doch nicht &#x017F;o viel erwerben ko&#x0364;nnen, als<lb/>
zu unvermeidlichen Ausgaben erfordert wird;<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;o &#x017F;oll man nicht weniger bey dem Er-<lb/>
werb des Geldes, als auch bey der<lb/>
Ausgabe, &#x017F;o viel als mo&#x0364;glich i&#x017F;t, auf die<lb/>
ku&#x0364;nftige Nothdurft &#x017F;ehen.</hi> Da wir<lb/>
endlich, &#x017F;o viel in un&#x017F;erer Gewalt &#x017F;teht, un-<lb/>
&#x017F;er Vermo&#x0364;gen zu erhalten und zu vermehren<lb/>
verbunden &#x017F;ind (§. 208.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o &#x017F;ollen wir<lb/>
darauf bedacht &#x017F;eyn, daß die Ausga-<lb/>
ben die ja&#x0364;hrlichen Einku&#x0364;nfte nicht u&#x0364;-<lb/>
ber&#x017F;chreiten, &#x017F;ondern vielmehr gerin-<lb/>
ger als die&#x017F;e &#x017F;ind</hi> (§. 505. 506.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 509.</head><lb/>
              <p>Da man <hi rendition="#fr">Pracht</hi> <hi rendition="#aq">(luxum)</hi> nennt, die u&#x0364;ber-<note place="right">Von dem<lb/>
Pracht<lb/>
und der<lb/>
Ver-<lb/>
&#x017F;chwen-<lb/>
dung.</note><lb/>
ma&#x0364;ßige Ausgabe des Geldes, bloß um &#x017F;ich &#x017F;e-<lb/>
hen zu laßen; man aber beym Ausgeben des<lb/>
Geldes nichts thun &#x017F;oll, was den Pflichten<lb/>
entgegen i&#x017F;t (§. 508.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o i&#x017F;t aller Pracht<lb/>
durch das natu&#x0364;rliche Ge&#x017F;etze verboten.</hi><lb/>
Es i&#x017F;t aber der&#x017F;elbe von <hi rendition="#fr">der Ver&#x017F;chwen-<lb/>
dung</hi> <hi rendition="#aq">(prodigalitate)</hi> unter&#x017F;chieden, da man<lb/>
mehrere und gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Ausgaben macht, nach<lb/>
&#x017F;einem Vermo&#x0364;gen, als es die Pflichten gegen<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, oder gegen andere erfodern. Da-<lb/>
her erhellet, wie vorhin, <hi rendition="#fr">daß die Ver-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">&#x017F;chwen-</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[317/0353] und dem Gelde. fen, unnuͤtze und weniger nothwen- dige Ausgaben erlaubet ſeyn (§. 486. 140. 506.). Weil viel Faͤlle vorkommen koͤnnen, da auſſerordentliche Ausgaben erfor- dert werden, und da wir entweder nichts, oder doch nicht ſo viel erwerben koͤnnen, als zu unvermeidlichen Ausgaben erfordert wird; ſo ſoll man nicht weniger bey dem Er- werb des Geldes, als auch bey der Ausgabe, ſo viel als moͤglich iſt, auf die kuͤnftige Nothdurft ſehen. Da wir endlich, ſo viel in unſerer Gewalt ſteht, un- ſer Vermoͤgen zu erhalten und zu vermehren verbunden ſind (§. 208.); ſo ſollen wir darauf bedacht ſeyn, daß die Ausga- ben die jaͤhrlichen Einkuͤnfte nicht uͤ- berſchreiten, ſondern vielmehr gerin- ger als dieſe ſind (§. 505. 506.). §. 509. Da man Pracht (luxum) nennt, die uͤber- maͤßige Ausgabe des Geldes, bloß um ſich ſe- hen zu laßen; man aber beym Ausgeben des Geldes nichts thun ſoll, was den Pflichten entgegen iſt (§. 508.); ſo iſt aller Pracht durch das natuͤrliche Geſetze verboten. Es iſt aber derſelbe von der Verſchwen- dung (prodigalitate) unterſchieden, da man mehrere und groͤſſere Ausgaben macht, nach ſeinem Vermoͤgen, als es die Pflichten gegen ſich ſelbſt, oder gegen andere erfodern. Da- her erhellet, wie vorhin, daß die Ver- ſchwen- Von dem Pracht und der Ver- ſchwen- dung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/353
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/353>, abgerufen am 22.11.2024.