kaum so viel gewinnen kann, als zur Noth- durft hinreicht, oder wenn sie den Gewinn überschreiten, welchen der Schuldner durch den Gebrauch des Geldes haben kann; und es ist klar, daß dieselben natürlicher Wei- se unerlaubt seyn (§. 513.). Die Er- pressung unerlaubter Zinsen wird der Wu- cher(usuraria pravitas) genannt.
§. 650.
Vom Lei- ben auf Zinsen.
Weil das nichts geborgtes ist, wenn der Gebrauch des Geldes nicht umsonst, sondern für Geld gegeben wird (§. 533.), und daher auch das Geld, welches einer verzinsen muß, zu verzinsendes Geld(pecunia usuraria) genannt wird; so nennen wir den Contract, in welchem Geld für Zinse geliehen wird, im grössern Wercke vom Rechte der Natur im 4ten Theile §. 1423. contractum foenebrem; so wie man im Römischen Recht pecuniam foenebrem dasjenige Geld nennt, für dessen Gebrauch Zinsen gezahlt werden. Man könte selben auch contractum usurarium nennen. Jm Deutschen sagen wir, Geld auf Zinse leihen.
§. 651.
Von Verzin- sung der Zinsen.
Verzinsung der Zinsen(anatocismus) nennt man den Contract, in welchem man verabredet, daß die Zinsen zum Capital ge- schlagen, und nachher mit demselben wieder verzinset werden sollen. Da die gezahlten Zinsen, so bald als sie gezahlt worden, ein Capital desjenigen sind, der sie bekommen,
und
II.Th. 11. H. Von wohlthaͤtigen
kaum ſo viel gewinnen kann, als zur Noth- durft hinreicht, oder wenn ſie den Gewinn uͤberſchreiten, welchen der Schuldner durch den Gebrauch des Geldes haben kann; und es iſt klar, daß dieſelben natuͤrlicher Wei- ſe unerlaubt ſeyn (§. 513.). Die Er- preſſung unerlaubter Zinſen wird der Wu- cher(uſuraria pravitas) genannt.
§. 650.
Vom Lei- ben auf Zinſen.
Weil das nichts geborgtes iſt, wenn der Gebrauch des Geldes nicht umſonſt, ſondern fuͤr Geld gegeben wird (§. 533.), und daher auch das Geld, welches einer verzinſen muß, zu verzinſendes Geld(pecunia uſuraria) genannt wird; ſo nennen wir den Contract, in welchem Geld fuͤr Zinſe geliehen wird, im groͤſſern Wercke vom Rechte der Natur im 4ten Theile §. 1423. contractum fœnebrem; ſo wie man im Roͤmiſchen Recht pecuniam fœnebrem dasjenige Geld nennt, fuͤr deſſen Gebrauch Zinſen gezahlt werden. Man koͤnte ſelben auch contractum uſurarium nennen. Jm Deutſchen ſagen wir, Geld auf Zinſe leihen.
§. 651.
Von Verzin- ſung der Zinſen.
Verzinſung der Zinſen(anatociſmus) nennt man den Contract, in welchem man verabredet, daß die Zinſen zum Capital ge- ſchlagen, und nachher mit demſelben wieder verzinſet werden ſollen. Da die gezahlten Zinſen, ſo bald als ſie gezahlt worden, ein Capital desjenigen ſind, der ſie bekommen,
und
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II. Th. 11. H. Von wohlthaͤtigen
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uͤberſchreiten, welchen der Schuldner durch
den Gebrauch des Geldes haben kann; und
es iſt klar, daß dieſelben natuͤrlicher Wei-
ſe unerlaubt ſeyn (§. 513.). Die Er-
preſſung unerlaubter Zinſen wird der Wu-
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§. 650.
Weil das nichts geborgtes iſt, wenn der
Gebrauch des Geldes nicht umſonſt, ſondern
fuͤr Geld gegeben wird (§. 533.), und daher
auch das Geld, welches einer verzinſen muß,
zu verzinſendes Geld (pecunia uſuraria)
genannt wird; ſo nennen wir den Contract,
in welchem Geld fuͤr Zinſe geliehen wird, im
groͤſſern Wercke vom Rechte der Natur im
4ten Theile §. 1423. contractum fœnebrem;
ſo wie man im Roͤmiſchen Recht pecuniam
fœnebrem dasjenige Geld nennt, fuͤr deſſen
Gebrauch Zinſen gezahlt werden. Man koͤnte
ſelben auch contractum uſurarium nennen.
Jm Deutſchen ſagen wir, Geld auf Zinſe
leihen.
§. 651.
Verzinſung der Zinſen (anatociſmus)
nennt man den Contract, in welchem man
verabredet, daß die Zinſen zum Capital ge-
ſchlagen, und nachher mit demſelben wieder
verzinſet werden ſollen. Da die gezahlten
Zinſen, ſo bald als ſie gezahlt worden, ein
Capital desjenigen ſind, der ſie bekommen,
und
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/466>, abgerufen am 22.11.2024.
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