der Stadt(urbanus), welcher zur Bewoh- nung, zum Handel und Handthierungen gehört; so ist ein Landgut(praedium rusticum) dasjenige, welches einen Gebrauch, der auf dem Lande nöthig ist, hat; ein Stadtgut (praedium urbanum) aber dasjenige, welches einen Gebrauch hat, der in der Stadt nö- thig ist. Derowegen da die Landgüter und Stadtgüter bloß durch den Gebrauch, wel- chen sie haben, unterschieden werden, nicht aber durch den Ort, wo sie liegen; so giebts nicht weniger Landgüter in der Stadt, als Stadtgüter auf dem Lande. Da- her werden die Servituten der Sache auch Servituten der Güter(servitutes prae- diales) genannt. Und es heißt eine Ser- vitut der Stadtgüter(servitus praedio- rum urbanorum), wenn ein gewisser Ge- brauch von einem andern Gute zum Nutzen eines Stadtguts geleistet wird: Eine Ser- vitut eines Landguts(servitus praedio- rum rusticorum) aber, wenn er von einem andern Gute zum Vortheil eines Landgutes geleistet wird. Daher kann eine und eben dieselbe Servitut eine Servitut eines Stadtguts und eines Landguts seyn, nachdem sie nämlich einem Landgute, oder ei- nem Stadtgute dienstbahr ist. Bey der Ser- vitut der Güter heist dasjenige das dienstbah- re Gut(praedium serviens), welches einem andern Dienste leistet; das herrschende aber (praedium dominans), welchem das andere
dient.
II.Theil 15. Hauptſtuͤck.
der Stadt(urbanus), welcher zur Bewoh- nung, zum Handel und Handthierungen gehoͤrt; ſo iſt ein Landgut(prædium ruſticum) dasjenige, welches einen Gebrauch, der auf dem Lande noͤthig iſt, hat; ein Stadtgut (prædium urbanum) aber dasjenige, welches einen Gebrauch hat, der in der Stadt noͤ- thig iſt. Derowegen da die Landguͤter und Stadtguͤter bloß durch den Gebrauch, wel- chen ſie haben, unterſchieden werden, nicht aber durch den Ort, wo ſie liegen; ſo giebts nicht weniger Landguͤter in der Stadt, als Stadtguͤter auf dem Lande. Da- her werden die Servituten der Sache auch Servituten der Guͤter(ſervitutes præ- diales) genannt. Und es heißt eine Ser- vitut der Stadtguͤter(ſervitus prædio- rum urbanorum), wenn ein gewiſſer Ge- brauch von einem andern Gute zum Nutzen eines Stadtguts geleiſtet wird: Eine Ser- vitut eines Landguts(ſervitus prædio- rum ruſticorum) aber, wenn er von einem andern Gute zum Vortheil eines Landgutes geleiſtet wird. Daher kann eine und eben dieſelbe Servitut eine Servitut eines Stadtguts und eines Landguts ſeyn, nachdem ſie naͤmlich einem Landgute, oder ei- nem Stadtgute dienſtbahr iſt. Bey der Ser- vitut der Guͤter heiſt dasjenige das dienſtbah- re Gut(prædium ſerviens), welches einem andern Dienſte leiſtet; das herrſchende aber (prædium dominans), welchem das andere
dient.
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II. Theil 15. Hauptſtuͤck.
der Stadt (urbanus), welcher zur Bewoh-
nung, zum Handel und Handthierungen gehoͤrt;
ſo iſt ein Landgut (prædium ruſticum)
dasjenige, welches einen Gebrauch, der auf
dem Lande noͤthig iſt, hat; ein Stadtgut
(prædium urbanum) aber dasjenige, welches
einen Gebrauch hat, der in der Stadt noͤ-
thig iſt. Derowegen da die Landguͤter und
Stadtguͤter bloß durch den Gebrauch, wel-
chen ſie haben, unterſchieden werden, nicht
aber durch den Ort, wo ſie liegen; ſo giebts
nicht weniger Landguͤter in der Stadt,
als Stadtguͤter auf dem Lande. Da-
her werden die Servituten der Sache auch
Servituten der Guͤter (ſervitutes præ-
diales) genannt. Und es heißt eine Ser-
vitut der Stadtguͤter (ſervitus prædio-
rum urbanorum), wenn ein gewiſſer Ge-
brauch von einem andern Gute zum Nutzen
eines Stadtguts geleiſtet wird: Eine Ser-
vitut eines Landguts (ſervitus prædio-
rum ruſticorum) aber, wenn er von einem
andern Gute zum Vortheil eines Landgutes
geleiſtet wird. Daher kann eine und eben
dieſelbe Servitut eine Servitut eines
Stadtguts und eines Landguts ſeyn,
nachdem ſie naͤmlich einem Landgute, oder ei-
nem Stadtgute dienſtbahr iſt. Bey der Ser-
vitut der Guͤter heiſt dasjenige das dienſtbah-
re Gut (prædium ſerviens), welches einem
andern Dienſte leiſtet; das herrſchende aber
(prædium dominans), welchem das andere
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/526>, abgerufen am 22.11.2024.
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