sen; so werden sie nicht als Früchte des lie-Sachen, ob sie un- ter dem Nieß- brauch begriffen sind. genden Grundes betrachtet, sondern sie gehö- ren vielmehr zur Substantz desselben, und al- so nicht zum Nießbrauch (§. 713.). Eben dieses versteht sich, aus eben der Ursache, von den alten Bäumen, deren Früchte, wenn sie einige tragen, zum Nieß- brauch gehören (§. cit.). Weil aber das Niederholtz(sylva cedua), wenn es abge- hauen worden, aus Stämmen und Wurtzeln in einer kurtzen Zeit wieder wächst, und des- sen Gebrauch allein in dem Abhauen besteht; so gehöret es zum Nießbrauch. Näm- lich nach der Weise kann der Usufru- ctuarius Holtz abhauen, wie der, der den Nießbrauch erlaubt, damit ver- fahren, oder welche durch die Ge- wohnheit erlaubt ist. Wenn es dero- wegen auch gewöhnlich ist, daß in einem Wald, wo kein Niederholtz ist, Stäm- me in gewisser Anzahl jährlich gefället werden, so kann sie auch der Usufru- ctuarius in eben der Anzahl fällen; folglich sind die Bäume, die der Wind umgerissen hat, des Eigenthumsherrn, und nicht des Usufructuarii, der sie aber, wenn es der Eigenthumsherr haben will, anstatt derer, die er hätte fällen können, anzunehmen schuldig ist; indem der Eigenthumsherr auf solche Weise von dem Wald selbst die Einrichtung
macht,
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Von den Servituten
ſen; ſo werden ſie nicht als Fruͤchte des lie-Sachen, ob ſie un- ter dem Nieß- brauch begriffen ſind. genden Grundes betrachtet, ſondern ſie gehoͤ- ren vielmehr zur Subſtantz deſſelben, und al- ſo nicht zum Nießbrauch (§. 713.). Eben dieſes verſteht ſich, aus eben der Urſache, von den alten Baͤumen, deren Fruͤchte, wenn ſie einige tragen, zum Nieß- brauch gehoͤren (§. cit.). Weil aber das Niederholtz(ſylva cedua), wenn es abge- hauen worden, aus Staͤmmen und Wurtzeln in einer kurtzen Zeit wieder waͤchſt, und deſ- ſen Gebrauch allein in dem Abhauen beſteht; ſo gehoͤret es zum Nießbrauch. Naͤm- lich nach der Weiſe kann der Uſufru- ctuarius Holtz abhauen, wie der, der den Nießbrauch erlaubt, damit ver- fahren, oder welche durch die Ge- wohnheit erlaubt iſt. Wenn es dero- wegen auch gewoͤhnlich iſt, daß in einem Wald, wo kein Niederholtz iſt, Staͤm- me in gewiſſer Anzahl jaͤhrlich gefaͤllet werden, ſo kann ſie auch der Uſufru- ctuarius in eben der Anzahl faͤllen; folglich ſind die Baͤume, die der Wind umgeriſſen hat, des Eigenthumsherrn, und nicht des Uſufructuarii, der ſie aber, wenn es der Eigenthumsherr haben will, anſtatt derer, die er haͤtte faͤllen koͤnnen, anzunehmen ſchuldig iſt; indem der Eigenthumsherr auf ſolche Weiſe von dem Wald ſelbſt die Einrichtung
macht,
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Von den Servituten
ſen; ſo werden ſie nicht als Fruͤchte des lie-
genden Grundes betrachtet, ſondern ſie gehoͤ-
ren vielmehr zur Subſtantz deſſelben, und al-
ſo nicht zum Nießbrauch (§. 713.).
Eben dieſes verſteht ſich, aus eben der
Urſache, von den alten Baͤumen, deren
Fruͤchte, wenn ſie einige tragen, zum Nieß-
brauch gehoͤren (§. cit.). Weil aber das
Niederholtz (ſylva cedua), wenn es abge-
hauen worden, aus Staͤmmen und Wurtzeln
in einer kurtzen Zeit wieder waͤchſt, und deſ-
ſen Gebrauch allein in dem Abhauen beſteht;
ſo gehoͤret es zum Nießbrauch. Naͤm-
lich nach der Weiſe kann der Uſufru-
ctuarius Holtz abhauen, wie der, der
den Nießbrauch erlaubt, damit ver-
fahren, oder welche durch die Ge-
wohnheit erlaubt iſt. Wenn es dero-
wegen auch gewoͤhnlich iſt, daß in einem
Wald, wo kein Niederholtz iſt, Staͤm-
me in gewiſſer Anzahl jaͤhrlich gefaͤllet
werden, ſo kann ſie auch der Uſufru-
ctuarius in eben der Anzahl faͤllen;
folglich ſind die Baͤume, die der Wind
umgeriſſen hat, des Eigenthumsherrn,
und nicht des Uſufructuarii, der ſie
aber, wenn es der Eigenthumsherr
haben will, anſtatt derer, die er haͤtte
faͤllen koͤnnen, anzunehmen ſchuldig
iſt; indem der Eigenthumsherr auf ſolche
Weiſe von dem Wald ſelbſt die Einrichtung
macht,
Sachen,
ob ſie un-
ter dem
Nieß-
brauch
begriffen
ſind.
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/535>, abgerufen am 22.11.2024.
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