Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Streitigkeiten zu endigen.
Herrn des Geschäfftes überlassen wird;
indem ein bedingtes Recht, welches der An-
nehmende, oder der Herr des Geschäfftes er-
langt hat, demselben nicht genommen werden
kann (§. 396. 553.). Da wir übrigens ei-
nem jeden sein Recht lassen, keines Recht
verletzen, uns gegen jedermann billig, gegen
niemanden unbillig erzeigen sollen (§. 86.);
so muß nach dem innern Rechte in den
Tractaten ein jeder Theil so wohl sei-
ne eigene, als des andern Gründe,
worauf er seine Forderung gründet,
erwegen, und nach diesen muß der
Vertrag eingerichtet werden.
Und da-
her erhellet, daß eben dieses der Mittler
zu thun hat.

§. 770.

Das Compromiß (compromissum), oderVon dem
Compro-
miß auf
einen
Schieds-
richter
und vom
Schieds-
manne.

die einstimmige Bewilligung nennt man
einen Vertrag, da man mit einander eines
wird dabey es bewenden zu lassen, was eine
gewisse Person, oder mehrere sagen werden;
und der Schiedsrichter (arbiter) wird die-
se Person genannt, welche man durch das
Compromiß erwählt, die streitige Sache zu
entscheiden; das Recht die streitige Sache
nach seinem Gutbefinden zu entscheiden, wel-
ches man dem Schiedsrichter einräumet, wird
das willkührliche Entscheidungrecht
(arbitrium); das Urtheil aber, wodurch der
Schiedsrichter den Streit entscheidet, der
willkührliche Spruch (laudum) genannt.

Die
Nat. u. Völckerrecht. N n

Streitigkeiten zu endigen.
Herrn des Geſchaͤfftes uͤberlaſſen wird;
indem ein bedingtes Recht, welches der An-
nehmende, oder der Herr des Geſchaͤfftes er-
langt hat, demſelben nicht genommen werden
kann (§. 396. 553.). Da wir uͤbrigens ei-
nem jeden ſein Recht laſſen, keines Recht
verletzen, uns gegen jedermann billig, gegen
niemanden unbillig erzeigen ſollen (§. 86.);
ſo muß nach dem innern Rechte in den
Tractaten ein jeder Theil ſo wohl ſei-
ne eigene, als des andern Gruͤnde,
worauf er ſeine Forderung gruͤndet,
erwegen, und nach dieſen muß der
Vertrag eingerichtet werden.
Und da-
her erhellet, daß eben dieſes der Mittler
zu thun hat.

§. 770.

Das Compromiß (compromiſſum), oderVon dem
Compro-
miß auf
einen
Schieds-
richter
und vom
Schieds-
manne.

die einſtimmige Bewilligung nennt man
einen Vertrag, da man mit einander eines
wird dabey es bewenden zu laſſen, was eine
gewiſſe Perſon, oder mehrere ſagen werden;
und der Schiedsrichter (arbiter) wird die-
ſe Perſon genannt, welche man durch das
Compromiß erwaͤhlt, die ſtreitige Sache zu
entſcheiden; das Recht die ſtreitige Sache
nach ſeinem Gutbefinden zu entſcheiden, wel-
ches man dem Schiedsrichter einraͤumet, wird
das willkuͤhrliche Entſcheidungrecht
(arbitrium); das Urtheil aber, wodurch der
Schiedsrichter den Streit entſcheidet, der
willkuͤhrliche Spruch (laudum) genannt.

Die
Nat. u. Voͤlckerrecht. N n
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0597" n="561"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Streitigkeiten zu endigen.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Herrn des Ge&#x017F;cha&#x0364;fftes u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en wird;</hi><lb/>
indem ein bedingtes Recht, welches der An-<lb/>
nehmende, oder der Herr des Ge&#x017F;cha&#x0364;fftes er-<lb/>
langt hat, dem&#x017F;elben nicht genommen werden<lb/>
kann (§. 396. 553.). Da wir u&#x0364;brigens ei-<lb/>
nem jeden &#x017F;ein Recht la&#x017F;&#x017F;en, keines Recht<lb/>
verletzen, uns gegen jedermann billig, gegen<lb/>
niemanden unbillig erzeigen &#x017F;ollen (§. 86.);<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;o muß nach dem innern Rechte in den<lb/>
Tractaten ein jeder Theil &#x017F;o wohl &#x017F;ei-<lb/>
ne eigene, als des andern Gru&#x0364;nde,<lb/>
worauf er &#x017F;eine Forderung gru&#x0364;ndet,<lb/>
erwegen, und nach die&#x017F;en muß der<lb/>
Vertrag eingerichtet werden.</hi> Und da-<lb/>
her erhellet, <hi rendition="#fr">daß eben die&#x017F;es der Mittler<lb/>
zu thun hat.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 770.</head><lb/>
              <p>Das <hi rendition="#fr">Compromiß</hi> <hi rendition="#aq">(compromi&#x017F;&#x017F;um),</hi> oder<note place="right">Von dem<lb/>
Compro-<lb/>
miß auf<lb/>
einen<lb/>
Schieds-<lb/>
richter<lb/>
und vom<lb/>
Schieds-<lb/>
manne.</note><lb/>
die <hi rendition="#fr">ein&#x017F;timmige Bewilligung</hi> nennt man<lb/>
einen Vertrag, da man mit einander eines<lb/>
wird dabey es bewenden zu la&#x017F;&#x017F;en, was eine<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e Per&#x017F;on, oder mehrere &#x017F;agen werden;<lb/>
und der <hi rendition="#fr">Schiedsrichter</hi> <hi rendition="#aq">(arbiter)</hi> wird die-<lb/>
&#x017F;e Per&#x017F;on genannt, welche man durch das<lb/>
Compromiß erwa&#x0364;hlt, die &#x017F;treitige Sache zu<lb/>
ent&#x017F;cheiden; das Recht die &#x017F;treitige Sache<lb/>
nach &#x017F;einem Gutbefinden zu ent&#x017F;cheiden, wel-<lb/>
ches man dem Schiedsrichter einra&#x0364;umet, wird<lb/><hi rendition="#fr">das willku&#x0364;hrliche Ent&#x017F;cheidungrecht</hi><lb/><hi rendition="#aq">(arbitrium);</hi> das Urtheil aber, wodurch der<lb/>
Schiedsrichter den Streit ent&#x017F;cheidet, der<lb/><hi rendition="#fr">willku&#x0364;hrliche Spruch</hi> <hi rendition="#aq">(laudum)</hi> genannt.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Nat. u. Vo&#x0364;lckerrecht. N n</hi></fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Die</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[561/0597] Streitigkeiten zu endigen. Herrn des Geſchaͤfftes uͤberlaſſen wird; indem ein bedingtes Recht, welches der An- nehmende, oder der Herr des Geſchaͤfftes er- langt hat, demſelben nicht genommen werden kann (§. 396. 553.). Da wir uͤbrigens ei- nem jeden ſein Recht laſſen, keines Recht verletzen, uns gegen jedermann billig, gegen niemanden unbillig erzeigen ſollen (§. 86.); ſo muß nach dem innern Rechte in den Tractaten ein jeder Theil ſo wohl ſei- ne eigene, als des andern Gruͤnde, worauf er ſeine Forderung gruͤndet, erwegen, und nach dieſen muß der Vertrag eingerichtet werden. Und da- her erhellet, daß eben dieſes der Mittler zu thun hat. §. 770. Das Compromiß (compromiſſum), oder die einſtimmige Bewilligung nennt man einen Vertrag, da man mit einander eines wird dabey es bewenden zu laſſen, was eine gewiſſe Perſon, oder mehrere ſagen werden; und der Schiedsrichter (arbiter) wird die- ſe Perſon genannt, welche man durch das Compromiß erwaͤhlt, die ſtreitige Sache zu entſcheiden; das Recht die ſtreitige Sache nach ſeinem Gutbefinden zu entſcheiden, wel- ches man dem Schiedsrichter einraͤumet, wird das willkuͤhrliche Entſcheidungrecht (arbitrium); das Urtheil aber, wodurch der Schiedsrichter den Streit entſcheidet, der willkuͤhrliche Spruch (laudum) genannt. Die Von dem Compro- miß auf einen Schieds- richter und vom Schieds- manne. Nat. u. Voͤlckerrecht. N n

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/597
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/597>, abgerufen am 22.11.2024.