Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der väterlichen Gesellschaft.
auf die Erziehung zu verwendende
Kosten sonst nirgend hergenommen
werden können; wenn zu bauen ein
Capital müste aufgenommen werden,
und die Jnteressen wenige, oder gar
keine Nutzung übrig ließen.
Damit
aber der Vormund allen Verdacht von sich
abwende; so muß er, wenn Wäisen zu-
gehörige Güter zu veräussern sind, da-
vor sorgen, daß sie von erfahrnen Per-
sonen taxiret werden, und er einen
Käufer finde, welcher sie um einen
billigen Preiß kauft.
Allein weil er das
Wäisen zugehörige Vermögen erhalten, und
so viel an ihm ist, vermehren soll (§. 208.);
so kann er die überflüßigen bewegli-
chen Sachen und insonderheit diejeni-
gen, welche durch Aufbehalten nicht
erhalten werden können, verkaufen,
und das davor gelösete Geld auf Zin-
sen ausleihen, oder zu Erkaufung lie-
gender Gründe anwenden, es sey dann
daß der Vater ausdrücklich verboten
gewisse Sachen nicht zu veräussern,
und keine Nothwendigkeit sie zu ver-
äussern vorhanden;
wie vorhin erwiesen
worden.

§. 904.

Wenn der Vormund mit Vorsatz,Von dem
Schaden
den der
Vor-
mund

oder aus Versehn einen Schaden bey
der Verwaltung verursacht; so ist er
denselben zu ersetzen schuldig
(§. 270.);

und
Nat. u. Völckerrecht. T t

Von der vaͤterlichen Geſellſchaft.
auf die Erziehung zu verwendende
Koſten ſonſt nirgend hergenommen
werden koͤnnen; wenn zu bauen ein
Capital muͤſte aufgenommen werden,
und die Jntereſſen wenige, oder gar
keine Nutzung uͤbrig ließen.
Damit
aber der Vormund allen Verdacht von ſich
abwende; ſo muß er, wenn Waͤiſen zu-
gehoͤrige Guͤter zu veraͤuſſern ſind, da-
vor ſorgen, daß ſie von erfahrnen Per-
ſonen taxiret werden, und er einen
Kaͤufer finde, welcher ſie um einen
billigen Preiß kauft.
Allein weil er das
Waͤiſen zugehoͤrige Vermoͤgen erhalten, und
ſo viel an ihm iſt, vermehren ſoll (§. 208.);
ſo kann er die uͤberfluͤßigen bewegli-
chen Sachen und inſonderheit diejeni-
gen, welche durch Aufbehalten nicht
erhalten werden koͤnnen, verkaufen,
und das davor geloͤſete Geld auf Zin-
ſen ausleihen, oder zu Erkaufung lie-
gender Gruͤnde anwenden, es ſey dann
daß der Vater ausdruͤcklich verboten
gewiſſe Sachen nicht zu veraͤuſſern,
und keine Nothwendigkeit ſie zu ver-
aͤuſſern vorhanden;
wie vorhin erwieſen
worden.

§. 904.

Wenn der Vormund mit Vorſatz,Von dem
Schaden
den der
Vor-
mund

oder aus Verſehn einen Schaden bey
der Verwaltung verurſacht; ſo iſt er
denſelben zu erſetzen ſchuldig
(§. 270.);

und
Nat. u. Voͤlckerrecht. T t
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0693" n="657"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der va&#x0364;terlichen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">auf die Erziehung zu verwendende<lb/>
Ko&#x017F;ten &#x017F;on&#x017F;t nirgend hergenommen<lb/>
werden ko&#x0364;nnen; wenn zu bauen ein<lb/>
Capital mu&#x0364;&#x017F;te aufgenommen werden,<lb/>
und die Jntere&#x017F;&#x017F;en wenige, oder gar<lb/>
keine Nutzung u&#x0364;brig ließen.</hi> Damit<lb/>
aber <hi rendition="#fr">der Vormund</hi> allen Verdacht von &#x017F;ich<lb/>
abwende; <hi rendition="#fr">&#x017F;o muß er, wenn Wa&#x0364;i&#x017F;en zu-<lb/>
geho&#x0364;rige Gu&#x0364;ter zu vera&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern &#x017F;ind, da-<lb/>
vor &#x017F;orgen, daß &#x017F;ie von erfahrnen Per-<lb/>
&#x017F;onen taxiret werden, und er einen<lb/>
Ka&#x0364;ufer finde, welcher &#x017F;ie um einen<lb/>
billigen Preiß kauft.</hi> Allein weil er das<lb/>
Wa&#x0364;i&#x017F;en zugeho&#x0364;rige Vermo&#x0364;gen erhalten, und<lb/>
&#x017F;o viel an ihm i&#x017F;t, vermehren &#x017F;oll (§. 208.);<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;o kann er die u&#x0364;berflu&#x0364;ßigen bewegli-<lb/>
chen Sachen und in&#x017F;onderheit diejeni-<lb/>
gen, welche durch Aufbehalten nicht<lb/>
erhalten werden ko&#x0364;nnen, verkaufen,<lb/>
und das davor gelo&#x0364;&#x017F;ete Geld auf Zin-<lb/>
&#x017F;en ausleihen, oder zu Erkaufung lie-<lb/>
gender Gru&#x0364;nde anwenden, es &#x017F;ey dann<lb/>
daß der Vater ausdru&#x0364;cklich verboten<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e Sachen nicht zu vera&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern,<lb/>
und keine Nothwendigkeit &#x017F;ie zu ver-<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern vorhanden;</hi> wie vorhin erwie&#x017F;en<lb/>
worden.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 904.</head><lb/>
                <p><hi rendition="#fr">Wenn der Vormund mit Vor&#x017F;atz,</hi><note place="right">Von dem<lb/>
Schaden<lb/>
den der<lb/>
Vor-<lb/>
mund</note><lb/><hi rendition="#fr">oder aus Ver&#x017F;ehn einen Schaden bey<lb/>
der Verwaltung verur&#x017F;acht; &#x017F;o i&#x017F;t er<lb/>
den&#x017F;elben zu er&#x017F;etzen &#x017F;chuldig</hi> (§. 270.);<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Nat. u. Vo&#x0364;lckerrecht.</hi> T t</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[657/0693] Von der vaͤterlichen Geſellſchaft. auf die Erziehung zu verwendende Koſten ſonſt nirgend hergenommen werden koͤnnen; wenn zu bauen ein Capital muͤſte aufgenommen werden, und die Jntereſſen wenige, oder gar keine Nutzung uͤbrig ließen. Damit aber der Vormund allen Verdacht von ſich abwende; ſo muß er, wenn Waͤiſen zu- gehoͤrige Guͤter zu veraͤuſſern ſind, da- vor ſorgen, daß ſie von erfahrnen Per- ſonen taxiret werden, und er einen Kaͤufer finde, welcher ſie um einen billigen Preiß kauft. Allein weil er das Waͤiſen zugehoͤrige Vermoͤgen erhalten, und ſo viel an ihm iſt, vermehren ſoll (§. 208.); ſo kann er die uͤberfluͤßigen bewegli- chen Sachen und inſonderheit diejeni- gen, welche durch Aufbehalten nicht erhalten werden koͤnnen, verkaufen, und das davor geloͤſete Geld auf Zin- ſen ausleihen, oder zu Erkaufung lie- gender Gruͤnde anwenden, es ſey dann daß der Vater ausdruͤcklich verboten gewiſſe Sachen nicht zu veraͤuſſern, und keine Nothwendigkeit ſie zu ver- aͤuſſern vorhanden; wie vorhin erwieſen worden. §. 904. Wenn der Vormund mit Vorſatz, oder aus Verſehn einen Schaden bey der Verwaltung verurſacht; ſo iſt er denſelben zu erſetzen ſchuldig (§. 270.); und Von dem Schaden den der Vor- mund Nat. u. Voͤlckerrecht. T t

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/693
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/693>, abgerufen am 22.11.2024.