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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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Von der väterlichen Gesellschaft.
nach der Beschaffenheit ihres Vermögens ge-
tragen werden müssen (§. 868.), und man die
Mitgabe (dos) nennt, was die Frau zum
Manne bringt, um die Beschwerden der Ehe
zu bestreiten; so sollen die Eltern, wenn
sie eine Tochter verheyrathen, die kein
eigenes Vermögen hat, nach der Be-
schaffenheit ihres Vermögens ihr eine
Mitgabe geben: Sie sind aber dazu
nicht gehalten, wenn der Mann sie oh-
ne Mitgabe haben will,
oder welches vor
sich klar ist, wenn sie nicht können (§. 60.).
Weil es auf die Eltern ankommt, wie sie ihr
eigenes Vermögen beurtheilen wollen (§. 78.);
so beruhet die Grösse der Mitgabe le-
diglich auf ihrem Willen.
Weil aber
die Mitgabe nur gegeben wird um die Be-
schwerden des Ehestandes zu erleichtern; so
muß bloß der Nießbrauch dazu ange-
wandt werden, das Eingebrachte selbst
aber der Frauen erhalten werden;

folglich wenn Geld, oder eine nach dem
Werth geschätzte Sache zur Mitgabe
gegeben wird; so muß,
weil das Geld,
wenn es nicht ausgegeben wird, nicht ge-
braucht werden kann, der Mann in der
Mitgabe das Eigenthum erhalten;
und
deswegen ist das Vermögen des Mannes
natürlicher Weise für die Mitgabe
verpfändet (§. 705.). Die Verträge,

in welchen man die Mitgabe so wohl, als an-
dere Dinge, die zum Nutzen der Eheleute ge-

reichen,
T t 4

Von der vaͤterlichen Geſellſchaft.
nach der Beſchaffenheit ihres Vermoͤgens ge-
tragen werden muͤſſen (§. 868.), und man die
Mitgabe (dos) nennt, was die Frau zum
Manne bringt, um die Beſchwerden der Ehe
zu beſtreiten; ſo ſollen die Eltern, wenn
ſie eine Tochter verheyrathen, die kein
eigenes Vermoͤgen hat, nach der Be-
ſchaffenheit ihres Vermoͤgens ihr eine
Mitgabe geben: Sie ſind aber dazu
nicht gehalten, wenn der Mann ſie oh-
ne Mitgabe haben will,
oder welches vor
ſich klar iſt, wenn ſie nicht koͤnnen (§. 60.).
Weil es auf die Eltern ankommt, wie ſie ihr
eigenes Vermoͤgen beurtheilen wollen (§. 78.);
ſo beruhet die Groͤſſe der Mitgabe le-
diglich auf ihrem Willen.
Weil aber
die Mitgabe nur gegeben wird um die Be-
ſchwerden des Eheſtandes zu erleichtern; ſo
muß bloß der Nießbrauch dazu ange-
wandt werden, das Eingebrachte ſelbſt
aber der Frauen erhalten werden;

folglich wenn Geld, oder eine nach dem
Werth geſchaͤtzte Sache zur Mitgabe
gegeben wird; ſo muß,
weil das Geld,
wenn es nicht ausgegeben wird, nicht ge-
braucht werden kann, der Mann in der
Mitgabe das Eigenthum erhalten;
und
deswegen iſt das Vermoͤgen des Mannes
natuͤrlicher Weiſe fuͤr die Mitgabe
verpfaͤndet (§. 705.). Die Vertraͤge,

in welchen man die Mitgabe ſo wohl, als an-
dere Dinge, die zum Nutzen der Eheleute ge-

reichen,
T t 4
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[663/0699] Von der vaͤterlichen Geſellſchaft. nach der Beſchaffenheit ihres Vermoͤgens ge- tragen werden muͤſſen (§. 868.), und man die Mitgabe (dos) nennt, was die Frau zum Manne bringt, um die Beſchwerden der Ehe zu beſtreiten; ſo ſollen die Eltern, wenn ſie eine Tochter verheyrathen, die kein eigenes Vermoͤgen hat, nach der Be- ſchaffenheit ihres Vermoͤgens ihr eine Mitgabe geben: Sie ſind aber dazu nicht gehalten, wenn der Mann ſie oh- ne Mitgabe haben will, oder welches vor ſich klar iſt, wenn ſie nicht koͤnnen (§. 60.). Weil es auf die Eltern ankommt, wie ſie ihr eigenes Vermoͤgen beurtheilen wollen (§. 78.); ſo beruhet die Groͤſſe der Mitgabe le- diglich auf ihrem Willen. Weil aber die Mitgabe nur gegeben wird um die Be- ſchwerden des Eheſtandes zu erleichtern; ſo muß bloß der Nießbrauch dazu ange- wandt werden, das Eingebrachte ſelbſt aber der Frauen erhalten werden; folglich wenn Geld, oder eine nach dem Werth geſchaͤtzte Sache zur Mitgabe gegeben wird; ſo muß, weil das Geld, wenn es nicht ausgegeben wird, nicht ge- braucht werden kann, der Mann in der Mitgabe das Eigenthum erhalten; und deswegen iſt das Vermoͤgen des Mannes natuͤrlicher Weiſe fuͤr die Mitgabe verpfaͤndet (§. 705.). Die Vertraͤge, in welchen man die Mitgabe ſo wohl, als an- dere Dinge, die zum Nutzen der Eheleute ge- reichen, T t 4

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 663. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/699>, abgerufen am 28.09.2024.