Vom Rechte Gesetze abzu- schaffen und zu verän- dern.
Ein Gesetz wird abgeschaft, wenn kund gemacht wird, daß es die Unterthanen nicht mehr verbinden soll. Weil die Ver- bindlichkeit, welche ein menschliches Gesetz hat, von dem Willen des Gesetzgebers abhan- get (§. 39.); so kann ein Oberherr, wel- cher ein Gesetz gegeben (§. 1042.), nach seinem Gefallen es auch wieder abschaf- fen, folglich gehört das Recht Gesetze abzuschaffen unter die Majestätsrech- te (§. 1041.). Und weil Gesetze ändern eben so viel ist als die alten aufheben, und andere an deren Stelle bringen; so lieget in dem Rechte Gesetze zu geben und abzuschaf- fen auch das Recht Gesetze zu ändern. Hingegen weil die natürliche Verbindlichkeit, welche von dem Naturgesetze entspringet (§. 39.), unveränderlich ist (§. 38.); so kön- nen die Naturgesetze nicht abgeschaffet werden.
§. 1046.
Von dem Begün- stigungs- recht.
Die Begünstigung(dispensationem) nennet man eine in einem besondern Falle gegönnete Erlaubniß zu einer im Gesetz ver- bothenen Handlung. Daher weil begünstigen so viel ist als ein Gesetz in einem besondern Falle aufheben, oder iemand von der Ver- bindlichkeit dazu befreyen; so kann ein O- berherr bey den Gesetzen begünstigen, und folglich gehöret das Recht zu be- günstigen unter die Majestätsrechte:
wel-
III. Theil 2. Abth. 4. Hauptſtuͤck.
§. 1045.
Vom Rechte Geſetze abzu- ſchaffen und zu veraͤn- dern.
Ein Geſetz wird abgeſchaft, wenn kund gemacht wird, daß es die Unterthanen nicht mehr verbinden ſoll. Weil die Ver- bindlichkeit, welche ein menſchliches Geſetz hat, von dem Willen des Geſetzgebers abhan- get (§. 39.); ſo kann ein Oberherr, wel- cher ein Geſetz gegeben (§. 1042.), nach ſeinem Gefallen es auch wieder abſchaf- fen, folglich gehoͤrt das Recht Geſetze abzuſchaffen unter die Majeſtaͤtsrech- te (§. 1041.). Und weil Geſetze aͤndern eben ſo viel iſt als die alten aufheben, und andere an deren Stelle bringen; ſo lieget in dem Rechte Geſetze zu geben und abzuſchaf- fen auch das Recht Geſetze zu aͤndern. Hingegen weil die natuͤrliche Verbindlichkeit, welche von dem Naturgeſetze entſpringet (§. 39.), unveraͤnderlich iſt (§. 38.); ſo koͤn- nen die Naturgeſetze nicht abgeſchaffet werden.
§. 1046.
Von dem Beguͤn- ſtigungs- recht.
Die Beguͤnſtigung(diſpenſationem) nennet man eine in einem beſondern Falle gegoͤnnete Erlaubniß zu einer im Geſetz ver- bothenen Handlung. Daher weil beguͤnſtigen ſo viel iſt als ein Geſetz in einem beſondern Falle aufheben, oder iemand von der Ver- bindlichkeit dazu befreyen; ſo kann ein O- berherr bey den Geſetzen beguͤnſtigen, und folglich gehoͤret das Recht zu be- guͤnſtigen unter die Majeſtaͤtsrechte:
wel-
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III. Theil 2. Abth. 4. Hauptſtuͤck.
§. 1045.
Ein Geſetz wird abgeſchaft, wenn
kund gemacht wird, daß es die Unterthanen
nicht mehr verbinden ſoll. Weil die Ver-
bindlichkeit, welche ein menſchliches Geſetz
hat, von dem Willen des Geſetzgebers abhan-
get (§. 39.); ſo kann ein Oberherr, wel-
cher ein Geſetz gegeben (§. 1042.), nach
ſeinem Gefallen es auch wieder abſchaf-
fen, folglich gehoͤrt das Recht Geſetze
abzuſchaffen unter die Majeſtaͤtsrech-
te (§. 1041.). Und weil Geſetze aͤndern eben
ſo viel iſt als die alten aufheben, und andere
an deren Stelle bringen; ſo lieget in dem
Rechte Geſetze zu geben und abzuſchaf-
fen auch das Recht Geſetze zu aͤndern.
Hingegen weil die natuͤrliche Verbindlichkeit,
welche von dem Naturgeſetze entſpringet (§.
39.), unveraͤnderlich iſt (§. 38.); ſo koͤn-
nen die Naturgeſetze nicht abgeſchaffet
werden.
§. 1046.
Die Beguͤnſtigung (diſpenſationem)
nennet man eine in einem beſondern Falle
gegoͤnnete Erlaubniß zu einer im Geſetz ver-
bothenen Handlung. Daher weil beguͤnſtigen
ſo viel iſt als ein Geſetz in einem beſondern
Falle aufheben, oder iemand von der Ver-
bindlichkeit dazu befreyen; ſo kann ein O-
berherr bey den Geſetzen beguͤnſtigen,
und folglich gehoͤret das Recht zu be-
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 756. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/792>, abgerufen am 22.11.2024.
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