er eine moralische Person ist, die nur wegen der Herrschaft, die sie hat, ein König ist (§. 994.), und folglich nach verlohrnen Reich aufhöret ein König zu seyn, wieder eine Privatperson, und derowegen ist gegen ihn erlaubt, was gegen eine Privat- person etlaubet ist.
§. 1082.
Weil niemand etwas thun soll, was widerVom La- ster der beleidig- ten Ma- jestät, und in- sonder- heit des Hochver- raths. das Recht des andern läuft (§. 86.); so muß auch kein Bürger etwas thun, was wider die Majestätsrechte ist, folglich auch nichts wider die Person desjenigen schmieden, welcher im Staate die Majestätsrechte, und eben darum die höchste Herrschaft hat (§. 998.), wodurch ihm nämlich ein Recht der Majestät, oder die gantze höchste Herrschaft entwedet entrissen, oder verringert, oder der Gebrauch dersel- ben auf irgend eine Weise gehindert werden könnte (§. 83.). Derowegen muß er mit nichts schwanger gehen, was zum Umsturtz und Erschütterung der Republick und dem Untergang des Regentens im Staat abzielen kann. Weil das Laster der beleidigten Maje- stät eine That ist, wodurch etwas wider die Majestätsrechte, und folglich wider die Per- son dessen, der die höchste Herrschaft hat, be- gangen wird; so ist dieses Laster natürlicher Weise unerlaubt, oder es ist wider das
Recht
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des Oberherrn und der Unterthanen.
er eine moraliſche Perſon iſt, die nur wegen der Herrſchaft, die ſie hat, ein Koͤnig iſt (§. 994.), und folglich nach verlohrnen Reich aufhoͤret ein Koͤnig zu ſeyn, wieder eine Privatperſon, und derowegen iſt gegen ihn erlaubt, was gegen eine Privat- perſon etlaubet iſt.
§. 1082.
Weil niemand etwas thun ſoll, was widerVom La- ſter der beleidig- ten Ma- jeſtaͤt, und in- ſonder- heit des Hochver- raths. das Recht des andern laͤuft (§. 86.); ſo muß auch kein Buͤrger etwas thun, was wider die Majeſtaͤtsrechte iſt, folglich auch nichts wider die Perſon desjenigen ſchmieden, welcher im Staate die Majeſtaͤtsrechte, und eben darum die hoͤchſte Herrſchaft hat (§. 998.), wodurch ihm naͤmlich ein Recht der Majeſtaͤt, oder die gantze hoͤchſte Herrſchaft entwedet entriſſen, oder verringert, oder der Gebrauch derſel- ben auf irgend eine Weiſe gehindert werden koͤnnte (§. 83.). Derowegen muß er mit nichts ſchwanger gehen, was zum Umſturtz und Erſchuͤtterung der Republick und dem Untergang des Regentens im Staat abzielen kann. Weil das Laſter der beleidigten Maje- ſtaͤt eine That iſt, wodurch etwas wider die Majeſtaͤtsrechte, und folglich wider die Per- ſon deſſen, der die hoͤchſte Herrſchaft hat, be- gangen wird; ſo iſt dieſes Laſter natuͤrlicher Weiſe unerlaubt, oder es iſt wider das
Recht
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des Oberherrn und der Unterthanen.
er eine moraliſche Perſon iſt, die nur wegen
der Herrſchaft, die ſie hat, ein Koͤnig iſt (§.
994.), und folglich nach verlohrnen Reich
aufhoͤret ein Koͤnig zu ſeyn, wieder eine
Privatperſon, und derowegen iſt gegen
ihn erlaubt, was gegen eine Privat-
perſon etlaubet iſt.
§. 1082.
Weil niemand etwas thun ſoll, was wider
das Recht des andern laͤuft (§. 86.); ſo
muß auch kein Buͤrger etwas thun,
was wider die Majeſtaͤtsrechte iſt,
folglich auch nichts wider die Perſon
desjenigen ſchmieden, welcher im
Staate die Majeſtaͤtsrechte, und eben
darum die hoͤchſte Herrſchaft hat (§.
998.), wodurch ihm naͤmlich ein Recht
der Majeſtaͤt, oder die gantze hoͤchſte
Herrſchaft entwedet entriſſen, oder
verringert, oder der Gebrauch derſel-
ben auf irgend eine Weiſe gehindert
werden koͤnnte (§. 83.). Derowegen muß
er mit nichts ſchwanger gehen, was
zum Umſturtz und Erſchuͤtterung der
Republick und dem Untergang des
Regentens im Staat abzielen kann.
Weil das Laſter der beleidigten Maje-
ſtaͤt eine That iſt, wodurch etwas wider die
Majeſtaͤtsrechte, und folglich wider die Per-
ſon deſſen, der die hoͤchſte Herrſchaft hat, be-
gangen wird; ſo iſt dieſes Laſter natuͤrlicher
Weiſe unerlaubt, oder es iſt wider das
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Vom La-
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und in-
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 789. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/825>, abgerufen am 22.11.2024.
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