Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Von dem Frieden u. dem Friedensvertrag.
§. 1225.

Weil die Sache also muß wiedergegebenEinige
Dinge,
welche
man bey
der Wie-
dererse-
tzung zu
bemer-
cken hat.

werden, wie sie im Kriege weggenommen
worden (§. 1222.); so müssen, wenn ei-
ne Sache vermöge des Friedens wie-
der erstattet werden soll, auch die mit
der Sache verbundenen Rechte wieder
erstattet werden,
und derowegen ist es
nicht erlaubt die Festungswercke, wel-
che vorhanden waren, als man sie ein-
nahm, vor der Wiedergabe abzutra-
gen.
Und, wenn durch den Frieden ei-
nige Dinge wieder in den Stand gese-
tzet werden sollen, in welchen sie vor
dem Kriege gewesen, so wird der letz-
te Zustand gemeynet, welcher sich fand,
da der Krieg anfing;
indem man billig
dafür hält, daß die den Vertrag aufrichten-
den an denselben gedacht haben (§. 810.),
woferne derselbe nicht auf ein gewis-
ses Jahr eingeschräncket wird (§. 438.).
Wenn man sich in einem Friedensver-
trag auf andere vorhergehende bezie-
het,
als welches nur der Kürtze wegen ge-
schiehet, so muß alles das gelten, was
darinn von der verglichenen Sache
ausdrücklicher gesaget worden.

§. 1226.

Jn einem väterlichen Erbreiche kannVon der
Veräus-
serung
der Herr-
schaft und

ein König über die Herrschaft nach Belieben
die Einrichtung machen (§. 986.), folglich
kann der König so wohl dieselbe gantz,

als
L l l 4
Von dem Frieden u. dem Friedensvertrag.
§. 1225.

Weil die Sache alſo muß wiedergegebenEinige
Dinge,
welche
man bey
der Wie-
dererſe-
tzung zu
bemer-
cken hat.

werden, wie ſie im Kriege weggenommen
worden (§. 1222.); ſo muͤſſen, wenn ei-
ne Sache vermoͤge des Friedens wie-
der erſtattet werden ſoll, auch die mit
der Sache verbundenen Rechte wieder
erſtattet werden,
und derowegen iſt es
nicht erlaubt die Feſtungswercke, wel-
che vorhanden waren, als man ſie ein-
nahm, vor der Wiedergabe abzutra-
gen.
Und, wenn durch den Frieden ei-
nige Dinge wieder in den Stand geſe-
tzet werden ſollen, in welchen ſie vor
dem Kriege geweſen, ſo wird der letz-
te Zuſtand gemeynet, welcher ſich fand,
da der Krieg anfing;
indem man billig
dafuͤr haͤlt, daß die den Vertrag aufrichten-
den an denſelben gedacht haben (§. 810.),
woferne derſelbe nicht auf ein gewiſ-
ſes Jahr eingeſchraͤncket wird (§. 438.).
Wenn man ſich in einem Friedensver-
trag auf andere vorhergehende bezie-
het,
als welches nur der Kuͤrtze wegen ge-
ſchiehet, ſo muß alles das gelten, was
darinn von der verglichenen Sache
ausdruͤcklicher geſaget worden.

§. 1226.

Jn einem vaͤterlichen Erbreiche kannVon der
Veraͤuſ-
ſerung
der Herr-
ſchaft und

ein Koͤnig uͤber die Herrſchaft nach Belieben
die Einrichtung machen (§. 986.), folglich
kann der Koͤnig ſo wohl dieſelbe gantz,

als
L l l 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0939" n="903"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von dem Frieden u. dem Friedensvertrag.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1225.</head><lb/>
              <p>Weil die Sache al&#x017F;o muß wiedergegeben<note place="right">Einige<lb/>
Dinge,<lb/>
welche<lb/>
man bey<lb/>
der Wie-<lb/>
derer&#x017F;e-<lb/>
tzung zu<lb/>
bemer-<lb/>
cken hat.</note><lb/>
werden, wie &#x017F;ie im Kriege weggenommen<lb/>
worden (§. 1222.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wenn ei-<lb/>
ne Sache vermo&#x0364;ge des Friedens wie-<lb/>
der er&#x017F;tattet werden &#x017F;oll, auch die mit<lb/>
der Sache verbundenen Rechte wieder<lb/>
er&#x017F;tattet werden,</hi> und derowegen <hi rendition="#fr">i&#x017F;t es<lb/>
nicht erlaubt die Fe&#x017F;tungswercke, wel-<lb/>
che vorhanden waren, als man &#x017F;ie ein-<lb/>
nahm, vor der Wiedergabe abzutra-<lb/>
gen.</hi> Und, <hi rendition="#fr">wenn durch den Frieden ei-<lb/>
nige Dinge wieder in den Stand ge&#x017F;e-<lb/>
tzet werden &#x017F;ollen, in welchen &#x017F;ie vor<lb/>
dem Kriege gewe&#x017F;en, &#x017F;o wird der letz-<lb/>
te Zu&#x017F;tand gemeynet, welcher &#x017F;ich fand,<lb/>
da der Krieg anfing;</hi> indem man billig<lb/>
dafu&#x0364;r ha&#x0364;lt, daß die den Vertrag aufrichten-<lb/>
den an den&#x017F;elben gedacht haben (§. 810.),<lb/><hi rendition="#fr">woferne der&#x017F;elbe nicht auf ein gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;es Jahr einge&#x017F;chra&#x0364;ncket wird (§. 438.).<lb/>
Wenn man &#x017F;ich in einem Friedensver-<lb/>
trag auf andere vorhergehende bezie-<lb/>
het,</hi> als welches nur der Ku&#x0364;rtze wegen ge-<lb/>
&#x017F;chiehet, <hi rendition="#fr">&#x017F;o muß alles das gelten, was<lb/>
darinn von der verglichenen Sache<lb/>
ausdru&#x0364;cklicher ge&#x017F;aget worden.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1226.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Jn einem va&#x0364;terlichen Erbreiche</hi> kann<note place="right">Von der<lb/>
Vera&#x0364;u&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erung<lb/>
der Herr-<lb/>
&#x017F;chaft und</note><lb/>
ein Ko&#x0364;nig u&#x0364;ber die Herr&#x017F;chaft nach Belieben<lb/>
die Einrichtung machen (§. 986.), folglich<lb/><hi rendition="#fr">kann der Ko&#x0364;nig &#x017F;o wohl die&#x017F;elbe gantz,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L l l 4</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">als</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[903/0939] Von dem Frieden u. dem Friedensvertrag. §. 1225. Weil die Sache alſo muß wiedergegeben werden, wie ſie im Kriege weggenommen worden (§. 1222.); ſo muͤſſen, wenn ei- ne Sache vermoͤge des Friedens wie- der erſtattet werden ſoll, auch die mit der Sache verbundenen Rechte wieder erſtattet werden, und derowegen iſt es nicht erlaubt die Feſtungswercke, wel- che vorhanden waren, als man ſie ein- nahm, vor der Wiedergabe abzutra- gen. Und, wenn durch den Frieden ei- nige Dinge wieder in den Stand geſe- tzet werden ſollen, in welchen ſie vor dem Kriege geweſen, ſo wird der letz- te Zuſtand gemeynet, welcher ſich fand, da der Krieg anfing; indem man billig dafuͤr haͤlt, daß die den Vertrag aufrichten- den an denſelben gedacht haben (§. 810.), woferne derſelbe nicht auf ein gewiſ- ſes Jahr eingeſchraͤncket wird (§. 438.). Wenn man ſich in einem Friedensver- trag auf andere vorhergehende bezie- het, als welches nur der Kuͤrtze wegen ge- ſchiehet, ſo muß alles das gelten, was darinn von der verglichenen Sache ausdruͤcklicher geſaget worden. Einige Dinge, welche man bey der Wie- dererſe- tzung zu bemer- cken hat. §. 1226. Jn einem vaͤterlichen Erbreiche kann ein Koͤnig uͤber die Herrſchaft nach Belieben die Einrichtung machen (§. 986.), folglich kann der Koͤnig ſo wohl dieſelbe gantz, als Von der Veraͤuſ- ſerung der Herr- ſchaft und L l l 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/939
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 903. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/939>, abgerufen am 22.11.2024.