nicht ungestraft hingehen lassen (§. 93.). Und auf solche Art sorget das natür- liche Völckerrecht für die Würde dessen, der einen Gesandten schickt.
§. 1242.
Ein Character, den der GesandteVon dem Chara- cter, den der Ge- sandte vorstellet. vorstellet(character repraesentativus le- gati) ist das Vorstellungszeichen des abschi- ckenden bey dem, an welchen er verschicket wird. Da die Abgesandten natürlicher weise Bevollmächtigte des Regentens des Staats sind, von dem sie geschickt werden (§. 1236.); so bestehet nach dem Recht der Natur der vorstellende Character eines Gesandten in dem Vermögen im Nahmen und nach dem Rechte der höchsten Gewalt, von welcher er nämlich abgeschickt wird, ein öffentliches Geschäfte bey einer andern höchsten Gewalt zu betrei- ben, folglich macht ein Gesandter nach dem Naturgesetz gleichsam ei- nerley moralische Person mit dem, der ihn abschickt hat, aus, so daß es eben so viel ist, als wenn dieser selbst gegenwärtig wäre, und derienige, an wel- chen er verschickt wird, ihn als eine ihm gleiche Person ansehen muß. Und weil in dem vorstellenden Character, wel- cher in dem Recht die Person des senden-
den
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Von dem Geſandſchaftsrechte.
nicht ungeſtraft hingehen laſſen (§. 93.). Und auf ſolche Art ſorget das natuͤr- liche Voͤlckerrecht fuͤr die Wuͤrde deſſen, der einen Geſandten ſchickt.
§. 1242.
Ein Character, den der GeſandteVon dem Chara- cter, den der Ge- ſandte vorſtellet. vorſtellet(character repræſentativus le- gati) iſt das Vorſtellungszeichen des abſchi- ckenden bey dem, an welchen er verſchicket wird. Da die Abgeſandten natuͤrlicher weiſe Bevollmaͤchtigte des Regentens des Staats ſind, von dem ſie geſchickt werden (§. 1236.); ſo beſtehet nach dem Recht der Natur der vorſtellende Character eines Geſandten in dem Vermoͤgen im Nahmen und nach dem Rechte der hoͤchſten Gewalt, von welcher er naͤmlich abgeſchickt wird, ein oͤffentliches Geſchaͤfte bey einer andern hoͤchſten Gewalt zu betrei- ben, folglich macht ein Geſandter nach dem Naturgeſetz gleichſam ei- nerley moraliſche Perſon mit dem, der ihn abſchickt hat, aus, ſo daß es eben ſo viel iſt, als wenn dieſer ſelbſt gegenwaͤrtig waͤre, und derienige, an wel- chen er verſchickt wird, ihn als eine ihm gleiche Perſon anſehen muß. Und weil in dem vorſtellenden Character, wel- cher in dem Recht die Perſon des ſenden-
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[915/0951]
Von dem Geſandſchaftsrechte.
nicht ungeſtraft hingehen laſſen (§.
93.). Und auf ſolche Art ſorget das natuͤr-
liche Voͤlckerrecht fuͤr die Wuͤrde deſſen, der
einen Geſandten ſchickt.
§. 1242.
Ein Character, den der Geſandte
vorſtellet (character repræſentativus le-
gati) iſt das Vorſtellungszeichen des abſchi-
ckenden bey dem, an welchen er verſchicket
wird. Da die Abgeſandten natuͤrlicher
weiſe Bevollmaͤchtigte des Regentens des
Staats ſind, von dem ſie geſchickt werden
(§. 1236.); ſo beſtehet nach dem
Recht der Natur der vorſtellende
Character eines Geſandten in dem
Vermoͤgen im Nahmen und nach
dem Rechte der hoͤchſten Gewalt,
von welcher er naͤmlich abgeſchickt wird,
ein oͤffentliches Geſchaͤfte bey einer
andern hoͤchſten Gewalt zu betrei-
ben, folglich macht ein Geſandter
nach dem Naturgeſetz gleichſam ei-
nerley moraliſche Perſon mit dem,
der ihn abſchickt hat, aus, ſo daß
es eben ſo viel iſt, als wenn dieſer ſelbſt
gegenwaͤrtig waͤre, und derienige, an wel-
chen er verſchickt wird, ihn als eine ihm
gleiche Perſon anſehen muß. Und weil
in dem vorſtellenden Character, wel-
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vorſtellet.
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 915. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/951>, abgerufen am 22.11.2024.
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