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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

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keins der erschaffnen Dinge um ihn war, die
ganze unermeßliche Reihe der Zeiten, und die
unzählbare Schaar der Welten, die er aus dem
Nichts hervorrufen wollte, mit ihren, alle
Jahrtausende hindurch lebenden, sterbenden, wie-
derhervorgehenden Bewohnern, und allen ihren
Veränderungen und Schicksalen, in ihrer un-
aufhörlichen Verbindung, bis in die undenkli-
chen Ewigkeiten. Da schon, ehe etwas ge-
worden ist, bestimmte er Sonnen und Welten
ihren Aufgang, ihre Dauer, und ihren Nieder-
gang; sezte allen Geschöpfen, den leblosen wie
den lebenden, den unvernünftigen wie den ver-
nünftigen, ihr Ziel, wie lange und wie weit sie
wohnen sollten; verband die Sch cksale jeder un-
tergehenden Welt, mit den Schicksalen derer,
die er aus ihrem Staube erbauen wollte; be-
schloß alle seine unzählbaren mann[i]gfaltigen Ge-
schöpfe, von einer Stufe zur andern, einer im-
mer höhern Glückseligkeit entgegen zu führen;
wollte, daß von einem Menschen die Zahl al-
ler Sterblichen auf Erden geboren werden sollte;
daß gute und böse Tage, Kummer und Freude,
Verlust und Gewinn hienieden abwechseln sollten;
bis sich endlich alle scheinbare Unordnung in
ewige Harmonie, alle Klagen und Trübsale

in
E 5



keins der erſchaffnen Dinge um ihn war, die
ganze unermeßliche Reihe der Zeiten, und die
unzählbare Schaar der Welten, die er aus dem
Nichts hervorrufen wollte, mit ihren, alle
Jahrtauſende hindurch lebenden, ſterbenden, wie-
derhervorgehenden Bewohnern, und allen ihren
Veränderungen und Schickſalen, in ihrer un-
aufhörlichen Verbindung, bis in die undenkli-
chen Ewigkeiten. Da ſchon, ehe etwas ge-
worden iſt, beſtimmte er Sonnen und Welten
ihren Aufgang, ihre Dauer, und ihren Nieder-
gang; ſezte allen Geſchöpfen, den lebloſen wie
den lebenden, den unvernünftigen wie den ver-
nünftigen, ihr Ziel, wie lange und wie weit ſie
wohnen ſollten; verband die Sch ckſale jeder un-
tergehenden Welt, mit den Schickſalen derer,
die er aus ihrem Staube erbauen wollte; be-
ſchloß alle ſeine unzählbaren mann[i]gfaltigen Ge-
ſchöpfe, von einer Stufe zur andern, einer im-
mer höhern Glückſeligkeit entgegen zu führen;
wollte, daß von einem Menſchen die Zahl al-
ler Sterblichen auf Erden geboren werden ſollte;
daß gute und böſe Tage, Kummer und Freude,
Verluſt und Gewinn hienieden abwechſeln ſollten;
bis ſich endlich alle ſcheinbare Unordnung in
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E 5
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[73/0125] keins der erſchaffnen Dinge um ihn war, die ganze unermeßliche Reihe der Zeiten, und die unzählbare Schaar der Welten, die er aus dem Nichts hervorrufen wollte, mit ihren, alle Jahrtauſende hindurch lebenden, ſterbenden, wie- derhervorgehenden Bewohnern, und allen ihren Veränderungen und Schickſalen, in ihrer un- aufhörlichen Verbindung, bis in die undenkli- chen Ewigkeiten. Da ſchon, ehe etwas ge- worden iſt, beſtimmte er Sonnen und Welten ihren Aufgang, ihre Dauer, und ihren Nieder- gang; ſezte allen Geſchöpfen, den lebloſen wie den lebenden, den unvernünftigen wie den ver- nünftigen, ihr Ziel, wie lange und wie weit ſie wohnen ſollten; verband die Sch ckſale jeder un- tergehenden Welt, mit den Schickſalen derer, die er aus ihrem Staube erbauen wollte; be- ſchloß alle ſeine unzählbaren mannigfaltigen Ge- ſchöpfe, von einer Stufe zur andern, einer im- mer höhern Glückſeligkeit entgegen zu führen; wollte, daß von einem Menſchen die Zahl al- ler Sterblichen auf Erden geboren werden ſollte; daß gute und böſe Tage, Kummer und Freude, Verluſt und Gewinn hienieden abwechſeln ſollten; bis ſich endlich alle ſcheinbare Unordnung in ewige Harmonie, alle Klagen und Trübſale in E 5

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Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/125>, abgerufen am 04.12.2024.