schäfte, so zu treffen, daß wir durch kein Hinder- niß aufgehalten, unsern Endzweck immer glücklich erreichen? Wer sind wir, unsre Güter und Be- sitzungen, vor jeder Gewalt der Naturbegeben- heiten, vor jeder Feindseligkeit der Menschen, zu schützen? unsern Freunden und Befördrern, Le- ben, Gesundheit, und Vermögen uns beizu- stehn, zu erhalten? Wer sind wir, alle unsre Schicksale so zu lenken, daß nicht oft ein klei- ner Gewinn uns einen großen Verlust bereite, eine augenblickliche Freude sich in langwierige Traurigkeit verwandle? So sehr wir wünschen, in jedem Augenblicke, und wenns möglich wäre, bis ins späteste Alter, reich und groß und froh und glücklich hienieden zu leben: wer sind wir, unserm irdischen Leben die Dauer, und unsern Schicksalen die weise Abwechselung zu bestimmen, welche uns gerade am meisten geschickt zur voll- kommnern Glückseligkeit in jener beßern Welt macht? Ach wie ohnmächtig, und unweise, wie gar nichts sind dazu alle Menschen!
Wären wir nur auf einen Augenblick von der väterlichen Güte unsers Gottes verlaßen; ließe er uns nur eine einzige Freude, die uns nö- thig ist, fehlen; ließe er nur ein Unglück über uns
her-
ſchäfte, ſo zu treffen, daß wir durch kein Hinder- niß aufgehalten, unſern Endzweck immer glücklich erreichen? Wer ſind wir, unſre Güter und Be- ſitzungen, vor jeder Gewalt der Naturbegeben- heiten, vor jeder Feindſeligkeit der Menſchen, zu ſchützen? unſern Freunden und Befördrern, Le- ben, Geſundheit, und Vermögen uns beizu- ſtehn, zu erhalten? Wer ſind wir, alle unſre Schickſale ſo zu lenken, daß nicht oft ein klei- ner Gewinn uns einen großen Verluſt bereite, eine augenblickliche Freude ſich in langwierige Traurigkeit verwandle? So ſehr wir wünſchen, in jedem Augenblicke, und wenns möglich wäre, bis ins ſpäteſte Alter, reich und groß und froh und glücklich hienieden zu leben: wer ſind wir, unſerm irdiſchen Leben die Dauer, und unſern Schickſalen die weiſe Abwechſelung zu beſtimmen, welche uns gerade am meiſten geſchickt zur voll- kommnern Glückſeligkeit in jener beßern Welt macht? Ach wie ohnmächtig, und unweiſe, wie gar nichts ſind dazu alle Menſchen!
Wären wir nur auf einen Augenblick von der väterlichen Güte unſers Gottes verlaßen; ließe er uns nur eine einzige Freude, die uns nö- thig iſt, fehlen; ließe er nur ein Unglück über uns
her-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0159"n="107"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>ſchäfte, ſo zu treffen, daß wir durch kein Hinder-<lb/>
niß aufgehalten, unſern Endzweck immer glücklich<lb/>
erreichen? Wer ſind wir, unſre Güter und Be-<lb/>ſitzungen, vor jeder Gewalt der Naturbegeben-<lb/>
heiten, vor jeder Feindſeligkeit der Menſchen, zu<lb/>ſchützen? unſern Freunden und Befördrern, Le-<lb/>
ben, Geſundheit, und Vermögen uns beizu-<lb/>ſtehn, zu erhalten? Wer ſind wir, alle unſre<lb/>
Schickſale ſo zu lenken, daß nicht oft ein klei-<lb/>
ner Gewinn uns einen großen Verluſt bereite,<lb/>
eine augenblickliche Freude ſich in langwierige<lb/>
Traurigkeit verwandle? So ſehr wir wünſchen,<lb/>
in jedem Augenblicke, und wenns möglich wäre,<lb/>
bis ins ſpäteſte Alter, reich und groß und froh<lb/>
und glücklich hienieden zu leben: wer ſind wir,<lb/>
unſerm irdiſchen Leben die Dauer, und unſern<lb/>
Schickſalen die weiſe Abwechſelung zu beſtimmen,<lb/>
welche uns gerade am meiſten geſchickt zur voll-<lb/>
kommnern Glückſeligkeit in jener beßern Welt<lb/>
macht? Ach wie ohnmächtig, und unweiſe, wie<lb/>
gar nichts ſind dazu alle Menſchen!</p><lb/><p>Wären wir nur auf einen Augenblick von<lb/>
der väterlichen Güte unſers Gottes verlaßen;<lb/>
ließe er uns nur eine einzige Freude, die uns nö-<lb/>
thig iſt, fehlen; ließe er nur ein Unglück über uns<lb/><fwplace="bottom"type="catch">her-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[107/0159]
ſchäfte, ſo zu treffen, daß wir durch kein Hinder-
niß aufgehalten, unſern Endzweck immer glücklich
erreichen? Wer ſind wir, unſre Güter und Be-
ſitzungen, vor jeder Gewalt der Naturbegeben-
heiten, vor jeder Feindſeligkeit der Menſchen, zu
ſchützen? unſern Freunden und Befördrern, Le-
ben, Geſundheit, und Vermögen uns beizu-
ſtehn, zu erhalten? Wer ſind wir, alle unſre
Schickſale ſo zu lenken, daß nicht oft ein klei-
ner Gewinn uns einen großen Verluſt bereite,
eine augenblickliche Freude ſich in langwierige
Traurigkeit verwandle? So ſehr wir wünſchen,
in jedem Augenblicke, und wenns möglich wäre,
bis ins ſpäteſte Alter, reich und groß und froh
und glücklich hienieden zu leben: wer ſind wir,
unſerm irdiſchen Leben die Dauer, und unſern
Schickſalen die weiſe Abwechſelung zu beſtimmen,
welche uns gerade am meiſten geſchickt zur voll-
kommnern Glückſeligkeit in jener beßern Welt
macht? Ach wie ohnmächtig, und unweiſe, wie
gar nichts ſind dazu alle Menſchen!
Wären wir nur auf einen Augenblick von
der väterlichen Güte unſers Gottes verlaßen;
ließe er uns nur eine einzige Freude, die uns nö-
thig iſt, fehlen; ließe er nur ein Unglück über uns
her-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/159>, abgerufen am 21.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.