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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

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XIV.
Matth. 28, 20.
Jch bin bei euch, alle Tage, bis an der Welt Ender



Diese Verheißung seiner Freundschaft, ließ un-
ser auferstandner Erlöser seinen Geliebten kurz
vor dem Augenblick, da er ewig ihren irdischen
Augen entrückt, zu seinem Vater in den Him-
mel hinaufgehn wollte, zum Trost auf Erden
zurück. Sie war unter allen Versicherungen
seiner Liebe für sie die tröstlichste und wichtigste;
denn sie ward ihnen, nach so oftmaliger Betrüb-
niß über die nur gar zu kurzen Erscheinungen nach
seiner Auferstehung, bei seinem lezten Abschied,
der genügendste Trost: der Trost, durch Liebe
und freundschaftliches Andenken im Herzen mit
dem verbunden zu bleiben, den ihr irdisches Auge
nicht mehr erblickte; der Trost, nie von ihm ver-
gessen, ihm ewig theuer, und seiner liebreichsten
Fürsorge empfolen zu seyn: sie gab ihnen bei so
manchen Ungewißheiten und Zweifeln, die Beru-
higung, auch unsichtbar von ihm durch seinen
Geist belehrt zu werden; bei dem Gefühl ihrer
Schwachheit, Muth zur Verkündigung seiner hei-
ligen Lehre, in der gewißen Zuversicht, durch die

Wun-
M


XIV.
Matth. 28, 20.
Jch bin bei euch, alle Tage, bis an der Welt Ender



Dieſe Verheißung ſeiner Freundſchaft, ließ un-
ſer auferſtandner Erlöſer ſeinen Geliebten kurz
vor dem Augenblick, da er ewig ihren irdiſchen
Augen entrückt, zu ſeinem Vater in den Him-
mel hinaufgehn wollte, zum Troſt auf Erden
zurück. Sie war unter allen Verſicherungen
ſeiner Liebe für ſie die tröſtlichſte und wichtigſte;
denn ſie ward ihnen, nach ſo oftmaliger Betrüb-
niß über die nur gar zu kurzen Erſcheinungen nach
ſeiner Auferſtehung, bei ſeinem lezten Abſchied,
der genügendſte Troſt: der Troſt, durch Liebe
und freundſchaftliches Andenken im Herzen mit
dem verbunden zu bleiben, den ihr irdiſches Auge
nicht mehr erblickte; der Troſt, nie von ihm ver-
geſſen, ihm ewig theuer, und ſeiner liebreichſten
Fürſorge empfolen zu ſeyn: ſie gab ihnen bei ſo
manchen Ungewißheiten und Zweifeln, die Beru-
higung, auch unſichtbar von ihm durch ſeinen
Geiſt belehrt zu werden; bei dem Gefühl ihrer
Schwachheit, Muth zur Verkündigung ſeiner hei-
ligen Lehre, in der gewißen Zuverſicht, durch die

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[177/0229] XIV. Matth. 28, 20. Jch bin bei euch, alle Tage, bis an der Welt Ender Dieſe Verheißung ſeiner Freundſchaft, ließ un- ſer auferſtandner Erlöſer ſeinen Geliebten kurz vor dem Augenblick, da er ewig ihren irdiſchen Augen entrückt, zu ſeinem Vater in den Him- mel hinaufgehn wollte, zum Troſt auf Erden zurück. Sie war unter allen Verſicherungen ſeiner Liebe für ſie die tröſtlichſte und wichtigſte; denn ſie ward ihnen, nach ſo oftmaliger Betrüb- niß über die nur gar zu kurzen Erſcheinungen nach ſeiner Auferſtehung, bei ſeinem lezten Abſchied, der genügendſte Troſt: der Troſt, durch Liebe und freundſchaftliches Andenken im Herzen mit dem verbunden zu bleiben, den ihr irdiſches Auge nicht mehr erblickte; der Troſt, nie von ihm ver- geſſen, ihm ewig theuer, und ſeiner liebreichſten Fürſorge empfolen zu ſeyn: ſie gab ihnen bei ſo manchen Ungewißheiten und Zweifeln, die Beru- higung, auch unſichtbar von ihm durch ſeinen Geiſt belehrt zu werden; bei dem Gefühl ihrer Schwachheit, Muth zur Verkündigung ſeiner hei- ligen Lehre, in der gewißen Zuverſicht, durch die Wun- M

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Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/229>, abgerufen am 29.11.2024.