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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

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Todes! Herr der Herrlichkeit! voll Wehmuth,
voll Dank, voll Freudenthränen schaut sie hin
zum Oelberg und zum Golgatha: ach könnte sie,
voll heiliger Jnnbrunst, so helle hinauf zu dei-
nem Throne schaun! Verstünde sie doch jezt schon,
deinen unaussprechlichen Namen, die unnenn-
bare undenkbare Würde, die dir beigelegt ist!
Hätte sie dich am Tage deiner Auffahrt in den
Himmel, unter der Schaar deiner Engel und
Verklärten, mit Dank und Jubel empfangen!
dürfte sie nur auf einen Augenblick, entzückt bis
in den dritten Himmel, in den Chören deiner
vollendeten Reichsgenoßen einstimmen: das
Lamm, das erwürgt ist, ist würdig, zu em-
pfangen Preis und Dank, und Macht und
Majestät, von Ewigkeit zu Ewigkeit!
Mei-
ne Seele dürstet nach dir! ach wann werd ich
dahin kommen, dich von Angesicht zu schaun?

Getrost, meine Seele! Noch ists dir nicht
erschienen, wie groß, wie majestätisch dein Er-
löser ist: wie groß, wie selig du, Ewigkeiten lang,
durch ihn an seinem Throne seyn wirst! Hoffe
auf den Tag, da es dir erscheinen soll, da du ihn
sehn wirst wie er ist. Ja, er wird einst auch
zu dir kommen, er, den dein leibliches Auge

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Todes! Herr der Herrlichkeit! voll Wehmuth,
voll Dank, voll Freudenthränen ſchaut ſie hin
zum Oelberg und zum Golgatha: ach könnte ſie,
voll heiliger Jnnbrunſt, ſo helle hinauf zu dei-
nem Throne ſchaun! Verſtünde ſie doch jezt ſchon,
deinen unausſprechlichen Namen, die unnenn-
bare undenkbare Würde, die dir beigelegt iſt!
Hätte ſie dich am Tage deiner Auffahrt in den
Himmel, unter der Schaar deiner Engel und
Verklärten, mit Dank und Jubel empfangen!
dürfte ſie nur auf einen Augenblick, entzückt bis
in den dritten Himmel, in den Chören deiner
vollendeten Reichsgenoßen einſtimmen: das
Lamm, das erwürgt iſt, iſt würdig, zu em-
pfangen Preis und Dank, und Macht und
Majeſtät, von Ewigkeit zu Ewigkeit!
Mei-
ne Seele dürſtet nach dir! ach wann werd ich
dahin kommen, dich von Angeſicht zu ſchaun?

Getroſt, meine Seele! Noch iſts dir nicht
erſchienen, wie groß, wie majeſtätiſch dein Er-
löſer iſt: wie groß, wie ſelig du, Ewigkeiten lang,
durch ihn an ſeinem Throne ſeyn wirſt! Hoffe
auf den Tag, da es dir erſcheinen ſoll, da du ihn
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[257/0309] Todes! Herr der Herrlichkeit! voll Wehmuth, voll Dank, voll Freudenthränen ſchaut ſie hin zum Oelberg und zum Golgatha: ach könnte ſie, voll heiliger Jnnbrunſt, ſo helle hinauf zu dei- nem Throne ſchaun! Verſtünde ſie doch jezt ſchon, deinen unausſprechlichen Namen, die unnenn- bare undenkbare Würde, die dir beigelegt iſt! Hätte ſie dich am Tage deiner Auffahrt in den Himmel, unter der Schaar deiner Engel und Verklärten, mit Dank und Jubel empfangen! dürfte ſie nur auf einen Augenblick, entzückt bis in den dritten Himmel, in den Chören deiner vollendeten Reichsgenoßen einſtimmen: das Lamm, das erwürgt iſt, iſt würdig, zu em- pfangen Preis und Dank, und Macht und Majeſtät, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Mei- ne Seele dürſtet nach dir! ach wann werd ich dahin kommen, dich von Angeſicht zu ſchaun? Getroſt, meine Seele! Noch iſts dir nicht erſchienen, wie groß, wie majeſtätiſch dein Er- löſer iſt: wie groß, wie ſelig du, Ewigkeiten lang, durch ihn an ſeinem Throne ſeyn wirſt! Hoffe auf den Tag, da es dir erſcheinen ſoll, da du ihn ſehn wirſt wie er iſt. Ja, er wird einſt auch zu dir kommen, er, den dein leibliches Auge hier R

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Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/309>, abgerufen am 22.11.2024.