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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

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gewitter, und verschließt die geöffneten Schlün-
de, der Sunder zu schonen, und sie zur Buße
zu rühren. -- Konnt er die Würde des Ge-
tödteten
glorreicher bestättigen? Er gebietet
der todten Natur, ihre Stimme zu erheben,
weil die Stimme der Menschen schweigt; dessen
Tod laut zu beklagen, um den seine Freunde nur
im Verborgnen weinen. -- Konnt er den nahen
Anbruch des Reichs,
das er seinem Eingebor-
nen
verheißen hatte, feyerlicher eröffnen? Un-
ter der majestätischen Bewegung des Himmels
und der Erde nimt er seine Seele auf, und er-
hebt sie an seinen Thron.

Welche bedeutende Offenbarungen des gött-
lichen Willens, selbst für die dort versammelten
Zuschauer! Eine, nach dem Laufe der Natur,
so ganz ungewöhnliche Finsterniß in der hellen
Mittagsstunde, von dem schrecklichsten Erdbeben
begleitet; -- wie muß sie nicht das Auge des
Zuschauers mit Aufmerksamkeit und nachdenken-
dem Ernste ansehn! und nun, am Creuze Je-
su! da, wo sich aus allen umliegenden Gegen-
den, von allerlei Nationen eine unzählbare Men-
ge zu der Gerichtsstätte der Gekreuzigten dräng-
te, ihre von der Todesangst verzerrten Mienen
zu beobachten, auf ihren geringsten Laut, auf

ihre
T 4



gewitter, und verſchließt die geöffneten Schlün-
de, der Sunder zu ſchonen, und ſie zur Buße
zu rühren. — Konnt er die Würde des Ge-
tödteten
glorreicher beſtättigen? Er gebietet
der todten Natur, ihre Stimme zu erheben,
weil die Stimme der Menſchen ſchweigt; deſſen
Tod laut zu beklagen, um den ſeine Freunde nur
im Verborgnen weinen. — Konnt er den nahen
Anbruch des Reichs,
das er ſeinem Eingebor-
nen
verheißen hatte, feyerlicher eröffnen? Un-
ter der majeſtätiſchen Bewegung des Himmels
und der Erde nimt er ſeine Seele auf, und er-
hebt ſie an ſeinen Thron.

Welche bedeutende Offenbarungen des gött-
lichen Willens, ſelbſt für die dort verſammelten
Zuſchauer! Eine, nach dem Laufe der Natur,
ſo ganz ungewöhnliche Finſterniß in der hellen
Mittagsſtunde, von dem ſchrecklichſten Erdbeben
begleitet; — wie muß ſie nicht das Auge des
Zuſchauers mit Aufmerkſamkeit und nachdenken-
dem Ernſte anſehn! und nun, am Creuze Je-
ſu! da, wo ſich aus allen umliegenden Gegen-
den, von allerlei Nationen eine unzählbare Men-
ge zu der Gerichtsſtätte der Gekreuzigten dräng-
te, ihre von der Todesangſt verzerrten Mienen
zu beobachten, auf ihren geringſten Laut, auf

ihre
T 4
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[295/0347] gewitter, und verſchließt die geöffneten Schlün- de, der Sunder zu ſchonen, und ſie zur Buße zu rühren. — Konnt er die Würde des Ge- tödteten glorreicher beſtättigen? Er gebietet der todten Natur, ihre Stimme zu erheben, weil die Stimme der Menſchen ſchweigt; deſſen Tod laut zu beklagen, um den ſeine Freunde nur im Verborgnen weinen. — Konnt er den nahen Anbruch des Reichs, das er ſeinem Eingebor- nen verheißen hatte, feyerlicher eröffnen? Un- ter der majeſtätiſchen Bewegung des Himmels und der Erde nimt er ſeine Seele auf, und er- hebt ſie an ſeinen Thron. Welche bedeutende Offenbarungen des gött- lichen Willens, ſelbſt für die dort verſammelten Zuſchauer! Eine, nach dem Laufe der Natur, ſo ganz ungewöhnliche Finſterniß in der hellen Mittagsſtunde, von dem ſchrecklichſten Erdbeben begleitet; — wie muß ſie nicht das Auge des Zuſchauers mit Aufmerkſamkeit und nachdenken- dem Ernſte anſehn! und nun, am Creuze Je- ſu! da, wo ſich aus allen umliegenden Gegen- den, von allerlei Nationen eine unzählbare Men- ge zu der Gerichtsſtätte der Gekreuzigten dräng- te, ihre von der Todesangſt verzerrten Mienen zu beobachten, auf ihren geringſten Laut, auf ihre T 4

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Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/347>, abgerufen am 22.11.2024.