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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

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ner der Vornehmsten im Volke, und nimt eben
so freundschaftlich und geschäftig an der Sorg-
falt für ihren erblaßten Freund Theil. Jsts nicht
so gut, als wären sie gegen den versammleten
Rath aufgetreten, ihn, im Angesichte des gan-
zen Volkes, der Ungerechtigkeit zu beschuldigen,
und die gekränkte Ehre ihres Freundes im Tode
zu retten? -- Aber sie sind längst schon zu ihrer
Ruhe eingegangen, jene fromme Zeugen des
Grabes Jesu, und reden zu uns nur in der Ge-
schichte: doch nicht sie, Jesus Christus selbst,
der seine Ehre nicht suchte, ward dadurch der
untrüglichste Zeuge seines Ruhms. Mögen im-
merhin Jahrhunderte nach Jahrhunderten ver-
gehn; die Zeit wird nie vor seinem Leben den
Vorhang ziehn dürfen, hinter welchem sie das
Gedächtniß so manches mächtigen und reichen
Fürsten ausgelöscht, und es mit seiner verfall-
nen Gruft verschüttet hat. Seine Zeitgenoßen
giengen gefühllos vor seinem verkannten Grabe
über: sein Gedächtniß blieb der Nachwelt, sein
Lobgesang den Engeln, sein Lohn den Ewigkeiten
aufbehalten!

Es ist vollbracht! eine bessere Jnnschrift
hätten einst die Freunde Jesu nicht über sein
Grab setzen können, als diese lezten Worte sei-

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ner der Vornehmſten im Volke, und nimt eben
ſo freundſchaftlich und geſchäftig an der Sorg-
falt für ihren erblaßten Freund Theil. Jſts nicht
ſo gut, als wären ſie gegen den verſammleten
Rath aufgetreten, ihn, im Angeſichte des gan-
zen Volkes, der Ungerechtigkeit zu beſchuldigen,
und die gekränkte Ehre ihres Freundes im Tode
zu retten? — Aber ſie ſind längſt ſchon zu ihrer
Ruhe eingegangen, jene fromme Zeugen des
Grabes Jeſu, und reden zu uns nur in der Ge-
ſchichte: doch nicht ſie, Jeſus Chriſtus ſelbſt,
der ſeine Ehre nicht ſuchte, ward dadurch der
untrüglichſte Zeuge ſeines Ruhms. Mögen im-
merhin Jahrhunderte nach Jahrhunderten ver-
gehn; die Zeit wird nie vor ſeinem Leben den
Vorhang ziehn dürfen, hinter welchem ſie das
Gedächtniß ſo manches mächtigen und reichen
Fürſten ausgelöſcht, und es mit ſeiner verfall-
nen Gruft verſchüttet hat. Seine Zeitgenoßen
giengen gefühllos vor ſeinem verkannten Grabe
über: ſein Gedächtniß blieb der Nachwelt, ſein
Lobgeſang den Engeln, ſein Lohn den Ewigkeiten
aufbehalten!

Es iſt vollbracht! eine beſſere Jnnſchrift
hätten einſt die Freunde Jeſu nicht über ſein
Grab ſetzen können, als dieſe lezten Worte ſei-

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[309/0361] ner der Vornehmſten im Volke, und nimt eben ſo freundſchaftlich und geſchäftig an der Sorg- falt für ihren erblaßten Freund Theil. Jſts nicht ſo gut, als wären ſie gegen den verſammleten Rath aufgetreten, ihn, im Angeſichte des gan- zen Volkes, der Ungerechtigkeit zu beſchuldigen, und die gekränkte Ehre ihres Freundes im Tode zu retten? — Aber ſie ſind längſt ſchon zu ihrer Ruhe eingegangen, jene fromme Zeugen des Grabes Jeſu, und reden zu uns nur in der Ge- ſchichte: doch nicht ſie, Jeſus Chriſtus ſelbſt, der ſeine Ehre nicht ſuchte, ward dadurch der untrüglichſte Zeuge ſeines Ruhms. Mögen im- merhin Jahrhunderte nach Jahrhunderten ver- gehn; die Zeit wird nie vor ſeinem Leben den Vorhang ziehn dürfen, hinter welchem ſie das Gedächtniß ſo manches mächtigen und reichen Fürſten ausgelöſcht, und es mit ſeiner verfall- nen Gruft verſchüttet hat. Seine Zeitgenoßen giengen gefühllos vor ſeinem verkannten Grabe über: ſein Gedächtniß blieb der Nachwelt, ſein Lobgeſang den Engeln, ſein Lohn den Ewigkeiten aufbehalten! Es iſt vollbracht! eine beſſere Jnnſchrift hätten einſt die Freunde Jeſu nicht über ſein Grab ſetzen können, als dieſe lezten Worte ſei- ner U 3

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Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/361>, abgerufen am 24.11.2024.