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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

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den, wählte er freiwillige Armuth, um uns an bes-
sern Gütern reich zu machen. (2 Cor. 8,9.) Die Welt
erwartete ihn im Pallast: er erschien [i]n einer Hüt-
te. Eine goldne Krone, bot sein Volk ihm:
er verschmähte sie, und nahm von ihren Händen
eine Dornenkrone an. Mit der höchsten Freiheit,
zu leben und zu sterben, (Joh. 0, 18.) gab
er sein Leben selbst zur Erlösung für uns hin.
Durch die graunvolle Nacht in Gethsemane,
durch Schaaren gewaffneter Feinde, durch das
wilde Geschrei der Verlaumder im Blutgericht,
über die furchtbaren Höhen des Golgatha bis in
die Tiefen des Grabes, führte ihn die Liebe:
und dennoch gieng er willig diese martervolle
Bahn, uns die Bahn zur Ewigkeit zu erleich-
tern. Es ist vollbracht! Sie sind verspritzt,
und im Staube des Oelbergs vertrocknet, seine
blutige Schweißtropfen; zerbrochen, seine Fes-
seln; verblutet, seine Wunden; erhört, sein
leztes Angstgebet; verwandelt in die Unsterblich-
keit, sein Tod; und in den Thron Gottes, sein
Grab. (2 Tim. 1, 10.) Er hat dem Tod
seine Macht genommen, und die Wonne
des ewigen Lebens aus seinem Grabe herauf-
gebracht.
Wo seyd ihr, seine Erlösete, für
die sein Angstschweiß träufte, für die so schwer

ihn
U 4



den, wählte er freiwillige Armuth, um uns an beſ-
ſern Gütern reich zu machen. (2 Cor. 8,9.) Die Welt
erwartete ihn im Pallaſt: er erſchien [i]n einer Hüt-
te. Eine goldne Krone, bot ſein Volk ihm:
er verſchmähte ſie, und nahm von ihren Händen
eine Dornenkrone an. Mit der höchſten Freiheit,
zu leben und zu ſterben, (Joh. 0, 18.) gab
er ſein Leben ſelbſt zur Erlöſung für uns hin.
Durch die graunvolle Nacht in Gethſemane,
durch Schaaren gewaffneter Feinde, durch das
wilde Geſchrei der Verlaumder im Blutgericht,
über die furchtbaren Höhen des Golgatha bis in
die Tiefen des Grabes, führte ihn die Liebe:
und dennoch gieng er willig dieſe martervolle
Bahn, uns die Bahn zur Ewigkeit zu erleich-
tern. Es iſt vollbracht! Sie ſind verſpritzt,
und im Staube des Oelbergs vertrocknet, ſeine
blutige Schweißtropfen; zerbrochen, ſeine Feſ-
ſeln; verblutet, ſeine Wunden; erhört, ſein
leztes Angſtgebet; verwandelt in die Unſterblich-
keit, ſein Tod; und in den Thron Gottes, ſein
Grab. (2 Tim. 1, 10.) Er hat dem Tod
ſeine Macht genommen, und die Wonne
des ewigen Lebens aus ſeinem Grabe herauf-
gebracht.
Wo ſeyd ihr, ſeine Erlöſete, für
die ſein Angſtſchweiß träufte, für die ſo ſchwer

ihn
U 4
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[311/0363] den, wählte er freiwillige Armuth, um uns an beſ- ſern Gütern reich zu machen. (2 Cor. 8,9.) Die Welt erwartete ihn im Pallaſt: er erſchien in einer Hüt- te. Eine goldne Krone, bot ſein Volk ihm: er verſchmähte ſie, und nahm von ihren Händen eine Dornenkrone an. Mit der höchſten Freiheit, zu leben und zu ſterben, (Joh. 0, 18.) gab er ſein Leben ſelbſt zur Erlöſung für uns hin. Durch die graunvolle Nacht in Gethſemane, durch Schaaren gewaffneter Feinde, durch das wilde Geſchrei der Verlaumder im Blutgericht, über die furchtbaren Höhen des Golgatha bis in die Tiefen des Grabes, führte ihn die Liebe: und dennoch gieng er willig dieſe martervolle Bahn, uns die Bahn zur Ewigkeit zu erleich- tern. Es iſt vollbracht! Sie ſind verſpritzt, und im Staube des Oelbergs vertrocknet, ſeine blutige Schweißtropfen; zerbrochen, ſeine Feſ- ſeln; verblutet, ſeine Wunden; erhört, ſein leztes Angſtgebet; verwandelt in die Unſterblich- keit, ſein Tod; und in den Thron Gottes, ſein Grab. (2 Tim. 1, 10.) Er hat dem Tod ſeine Macht genommen, und die Wonne des ewigen Lebens aus ſeinem Grabe herauf- gebracht. Wo ſeyd ihr, ſeine Erlöſete, für die ſein Angſtſchweiß träufte, für die ſo ſchwer ihn U 4

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Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/363>, abgerufen am 28.09.2024.