Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite


XXIV.

Am letzten Abend des Jahrs.
Joh. 9, 4.
Es kommt die Nacht, da niemand mehr würken kann.



Es ist ein eben so wahres, als lehrreiches und
rührendes Bild, sich den Tod als einen Schlaf,
die Gräber, als Ruhestätten, und die ganze
Zeit des Todes, bis zur künftigen Auferstehung,
als eine tiefe, undurchdringliche, und dennoch
sanfte Nacht zu gedenken. Der Arbeiter, dessen
Tag unter mühsamen Geschäfften fortschleicht, seh-
net sich, je näher der Abend herankommt, je
mehr er unter dem Schweiße der Arbeit und der
Anstrengung seine Kräfte erschöpft fühlt, desto
inniger nach der Ruhe, die seiner auf dem Lager
erwartet. Der Leidende, dem Schmerzen des
Körpers, Unruhen, Sorgen, Bekümmerniße
aller Art, den ganzen langen Tag trübe gemacht
haben, sieht die Nacht als seine Freundinn und
Trösterinn an, die alle seine Schmerzen und
Unruhen, in einem tiefen Schlummer zerstreut.
So darf auch der Christ, dem der Glaube an
den Tod seines Erlösers, frohe Hoffnung auf sei-
nen Tod giebt, unter dem mühsamen Fleiße gu-

ter


XXIV.

Am letzten Abend des Jahrs.
Joh. 9, 4.
Es kommt die Nacht, da niemand mehr würken kann.



Es iſt ein eben ſo wahres, als lehrreiches und
rührendes Bild, ſich den Tod als einen Schlaf,
die Gräber, als Ruheſtätten, und die ganze
Zeit des Todes, bis zur künftigen Auferſtehung,
als eine tiefe, undurchdringliche, und dennoch
ſanfte Nacht zu gedenken. Der Arbeiter, deſſen
Tag unter mühſamen Geſchäfften fortſchleicht, ſeh-
net ſich, je näher der Abend herankommt, je
mehr er unter dem Schweiße der Arbeit und der
Anſtrengung ſeine Kräfte erſchöpft fühlt, deſto
inniger nach der Ruhe, die ſeiner auf dem Lager
erwartet. Der Leidende, dem Schmerzen des
Körpers, Unruhen, Sorgen, Bekümmerniße
aller Art, den ganzen langen Tag trübe gemacht
haben, ſieht die Nacht als ſeine Freundinn und
Tröſterinn an, die alle ſeine Schmerzen und
Unruhen, in einem tiefen Schlummer zerſtreut.
So darf auch der Chriſt, dem der Glaube an
den Tod ſeines Erlöſers, frohe Hoffnung auf ſei-
nen Tod giebt, unter dem mühſamen Fleiße gu-

ter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0378" n="326"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">XXIV.</hi> </hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p>Am letzten Abend des Jahrs.<lb/><hi rendition="#fr">Joh.</hi> 9, 4.<lb/>
Es kommt die Nacht, da niemand mehr würken kann.</p>
        </argument><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>s i&#x017F;t ein eben &#x017F;o wahres, als lehrreiches und<lb/>
rührendes Bild, &#x017F;ich den Tod als einen Schlaf,<lb/>
die Gräber, als Ruhe&#x017F;tätten, und die ganze<lb/>
Zeit des Todes, bis zur künftigen Aufer&#x017F;tehung,<lb/>
als eine tiefe, undurchdringliche, und dennoch<lb/>
&#x017F;anfte Nacht zu gedenken. Der Arbeiter, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Tag unter müh&#x017F;amen Ge&#x017F;chäfften fort&#x017F;chleicht, &#x017F;eh-<lb/>
net &#x017F;ich, je näher der Abend herankommt, je<lb/>
mehr er unter dem Schweiße der Arbeit und der<lb/>
An&#x017F;trengung &#x017F;eine Kräfte er&#x017F;chöpft fühlt, de&#x017F;to<lb/>
inniger nach der Ruhe, die &#x017F;einer auf dem Lager<lb/>
erwartet. Der Leidende, dem Schmerzen des<lb/>
Körpers, Unruhen, Sorgen, Bekümmerniße<lb/>
aller Art, den ganzen langen Tag trübe gemacht<lb/>
haben, &#x017F;ieht die Nacht als &#x017F;eine Freundinn und<lb/>
Trö&#x017F;terinn an, die alle &#x017F;eine Schmerzen und<lb/>
Unruhen, in einem tiefen Schlummer zer&#x017F;treut.<lb/>
So darf auch der Chri&#x017F;t, dem der Glaube an<lb/>
den Tod &#x017F;eines Erlö&#x017F;ers, frohe Hoffnung auf &#x017F;ei-<lb/>
nen Tod giebt, unter dem müh&#x017F;amen Fleiße gu-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ter</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[326/0378] XXIV. Am letzten Abend des Jahrs. Joh. 9, 4. Es kommt die Nacht, da niemand mehr würken kann. Es iſt ein eben ſo wahres, als lehrreiches und rührendes Bild, ſich den Tod als einen Schlaf, die Gräber, als Ruheſtätten, und die ganze Zeit des Todes, bis zur künftigen Auferſtehung, als eine tiefe, undurchdringliche, und dennoch ſanfte Nacht zu gedenken. Der Arbeiter, deſſen Tag unter mühſamen Geſchäfften fortſchleicht, ſeh- net ſich, je näher der Abend herankommt, je mehr er unter dem Schweiße der Arbeit und der Anſtrengung ſeine Kräfte erſchöpft fühlt, deſto inniger nach der Ruhe, die ſeiner auf dem Lager erwartet. Der Leidende, dem Schmerzen des Körpers, Unruhen, Sorgen, Bekümmerniße aller Art, den ganzen langen Tag trübe gemacht haben, ſieht die Nacht als ſeine Freundinn und Tröſterinn an, die alle ſeine Schmerzen und Unruhen, in einem tiefen Schlummer zerſtreut. So darf auch der Chriſt, dem der Glaube an den Tod ſeines Erlöſers, frohe Hoffnung auf ſei- nen Tod giebt, unter dem mühſamen Fleiße gu- ter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/378
Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/378>, abgerufen am 24.11.2024.