Schorffs bleibet, so ohngefehr am 14den Tage geschiehet. Es wird von den Practicis ein mercklicher Unterscheid der Pocken angeführet, so, daß einige Wund- und Wasser-Pocken, andere Spitz-Pocken, Schafs- Pocken, Stein-Pocken etc. genennet werden. Unter allen sind das die argsten und bösesten Pocken, welche zusammen fliessen, und die Blattern im alten Stande bis auf den andern und dritten Tag verbleiben; wenn sie sich nicht erheben, oder einen rothen Rand bekommen, und so sie sich erheben, bald wieder fallen, ja öffters gar vergehen. Ferner, wenn sie sich nicht recht erheben, fallen sie am andern oder dritten Tage recht als Gruben ein; noch ärger sind diejenigen, welche schwartze Tüpfelgen be- kommen, item als wenn sie gleichsam mit Blut besprenget zu seyn scheinen: wenn sie schwartz oder dunckel sehen, so scheinens Indicia der grösten Ge- fahr zu seyn, und werden Todten-Flecke genannt. Die Haupt-Ursach der Pocken, wird eine höchst etzende Schärffe des Geblüts von den Neuern statuiret, welche lege circulationis zur Haut geführet, allda stocket, und solche Erosiones und Pustulas erwecket; hierzu giebet eine übele Le- bens-Art und böse Witterung Gelegenheit, wenn der Sommer feucht und kühle, und der Winter weich und schlaggicht ist. Die Cur ist zwie- fach, praeservativisch und curativisch. Weil insgemein die Pocken epide- mice grassiren, wird ein Praeservativ erfordert, so vor diesem nicht beobach- tet worden. Das beste Praeservativ ist, die Lufft und den Ort zu ändern. Denn wer in der hellen und reinen Lufft lebet, wird wohl davon frey seyn. Weil nun diese Acrimonia caustica insgemein zu Aufwallungen des Ge- blüts disponiret, giebet man zu diesem Ende gantz wohl Laxantia aus Mercur. dulc. Die Cur aber bestehet in der Austreibung der Pocken, und in der Hebung der Symptomatum, welche vor, in und nach dem Aus- brechen sind. Den ersten Zweck zu erlangen, dienen gantz gelinde Expel- lentia, als sigillat. bol. Armen. Unicorn. ver. und philosophice praeparat. species de Hyacinth. lap. Bezoar. Ebur, Antimon. diaphoretic. Bezoardic. mineral. Cinnabar. Antimon. oder an dieser statt eine Emulsion aus sem. Sinapi, Card. benedict. Card. Mar. Aquileg. Napi, oder Myrrh. tinct. Myrrh. Asae Foetid. &c. Z. E.
C. C. s. ij.
Unicorn. ver.
sigillat. Strig. ana j.
diaphor. gr. xv.
Myrrh.
VA
Schorffs bleibet, ſo ohngefehr am 14den Tage geſchiehet. Es wird von den Practicis ein mercklicher Unterſcheid der Pocken angefuͤhret, ſo, daß einige Wund- und Waſſer-Pocken, andere Spitz-Pocken, Schafs- Pocken, Stein-Pocken ꝛc. genennet werden. Unter allen ſind das die argſten und boͤſeſten Pocken, welche zuſammen flieſſen, und die Blattern im alten Stande bis auf den andern und dritten Tag verbleiben; wenn ſie ſich nicht erheben, oder einen rothen Rand bekommen, und ſo ſie ſich erheben, bald wieder fallen, ja oͤffters gar vergehen. Ferner, wenn ſie ſich nicht recht erheben, fallen ſie am andern oder dritten Tage recht als Gruben ein; noch aͤrger ſind diejenigen, welche ſchwartze Tuͤpfelgen be- kommen, item als wenn ſie gleichſam mit Blut beſprenget zu ſeyn ſcheinen: wenn ſie ſchwartz oder dunckel ſehen, ſo ſcheinens Indicia der groͤſten Ge- fahr zu ſeyn, und werden Todten-Flecke genannt. Die Haupt-Urſach der Pocken, wird eine hoͤchſt etzende Schaͤrffe des Gebluͤts von den Neuern ſtatuiret, welche lege circulationis zur Haut gefuͤhret, allda ſtocket, und ſolche Eroſiones und Puſtulas erwecket; hierzu giebet eine uͤbele Le- bens-Art und boͤſe Witterung Gelegenheit, wenn der Sommer feucht und kuͤhle, und der Winter weich und ſchlaggicht iſt. Die Cur iſt zwie- fach, præſervativiſch und curativiſch. Weil insgemein die Pocken epide- mice graſſiren, wird ein Præſervativ erfordert, ſo vor dieſem nicht beobach- tet worden. Das beſte Præſervativ iſt, die Lufft und den Ort zu aͤndern. Denn wer in der hellen und reinen Lufft lebet, wird wohl davon frey ſeyn. Weil nun dieſe Acrimonia cauſtica insgemein zu Aufwallungen des Ge- bluͤts diſponiret, giebet man zu dieſem Ende gantz wohl Laxantia aus Mercur. dulc. Die Cur aber beſtehet in der Austreibung der Pocken, und in der Hebung der Symptomatum, welche vor, in und nach dem Aus- brechen ſind. Den erſten Zweck zu erlangen, dienen gantz gelinde Expel- lentia, als 🜃 ſigillat. bol. Armen. Unicorn. ver. und philoſophice præparat. ſpecies de Hyacinth. lap. Bezoar. Ebur, Antimon. diaphoretic. Bezoardic. mineral. Cinnabar. Antimon. oder an dieſer ſtatt eine Emulſion aus ſem. Sinapi, Card. benedict. Card. Mar. Aquileg. Napi, oder Myrrh. tinct. Myrrh. Aſæ Fœtid. &c. Z. E.
℞ C. C. ſ. 🜂 ℈ij.
Unicorn. ver.
🜃 ſigillat. Strig. ana ℈j.
♁ diaphor. gr. xv.
Myrrh.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1000"n="988"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">VA</hi></hi></hi></fw><lb/>
Schorffs bleibet, ſo ohngefehr am 14den Tage geſchiehet. Es wird<lb/>
von den <hirendition="#aq">Practicis</hi> ein mercklicher Unterſcheid der Pocken angefuͤhret, ſo,<lb/>
daß einige Wund- und Waſſer-Pocken, andere Spitz-Pocken, Schafs-<lb/>
Pocken, Stein-Pocken ꝛc. genennet werden. Unter allen ſind das die<lb/>
argſten und boͤſeſten Pocken, welche zuſammen flieſſen, und die Blattern<lb/>
im alten Stande bis auf den andern und dritten Tag verbleiben; wenn<lb/>ſie ſich nicht erheben, oder einen rothen Rand bekommen, und ſo ſie ſich<lb/>
erheben, bald wieder fallen, ja oͤffters gar vergehen. Ferner, wenn ſie<lb/>ſich nicht recht erheben, fallen ſie am andern oder dritten Tage recht als<lb/>
Gruben ein; noch aͤrger ſind diejenigen, welche ſchwartze Tuͤpfelgen be-<lb/>
kommen, <hirendition="#aq">item</hi> als wenn ſie gleichſam mit Blut beſprenget zu ſeyn ſcheinen:<lb/>
wenn ſie ſchwartz oder dunckel ſehen, ſo ſcheinens <hirendition="#aq">Indicia</hi> der groͤſten Ge-<lb/>
fahr zu ſeyn, und werden <hirendition="#fr">Todten-Flecke</hi> genannt. Die Haupt-Urſach<lb/>
der Pocken, wird eine hoͤchſt etzende Schaͤrffe des Gebluͤts von den<lb/>
Neuern <hirendition="#aq">ſtatui</hi>ret, welche <hirendition="#aq">lege circulationis</hi> zur Haut gefuͤhret, allda ſtocket,<lb/>
und ſolche <hirendition="#aq">Eroſiones</hi> und <hirendition="#aq">Puſtulas</hi> erwecket; hierzu giebet eine uͤbele Le-<lb/>
bens-Art und boͤſe Witterung Gelegenheit, wenn der Sommer feucht<lb/>
und kuͤhle, und der Winter weich und ſchlaggicht iſt. Die Cur iſt zwie-<lb/>
fach, <hirendition="#aq">præſervativi</hi>ſch und <hirendition="#aq">curativi</hi>ſch. Weil insgemein die Pocken <hirendition="#aq">epide-<lb/>
mice graſſi</hi>ren, wird ein <hirendition="#aq">Præſervativ</hi> erfordert, ſo vor dieſem nicht beobach-<lb/>
tet worden. Das beſte <hirendition="#aq">Præſervativ</hi> iſt, die Lufft und den Ort zu aͤndern.<lb/>
Denn wer in der hellen und reinen Lufft lebet, wird wohl davon frey ſeyn.<lb/>
Weil nun dieſe <hirendition="#aq">Acrimonia cauſtica</hi> insgemein zu Aufwallungen des Ge-<lb/>
bluͤts <hirendition="#aq">diſponi</hi>ret, giebet man zu dieſem Ende gantz wohl <hirendition="#aq">Laxantia</hi> aus<lb/><hirendition="#aq">Mercur. dulc.</hi> Die Cur aber beſtehet in der Austreibung der Pocken,<lb/>
und in der Hebung der <hirendition="#aq">Symptomatum,</hi> welche vor, in und nach dem Aus-<lb/>
brechen ſind. Den erſten Zweck zu erlangen, dienen gantz gelinde <hirendition="#aq">Expel-<lb/>
lentia,</hi> als <hirendition="#aq">🜃ſigillat. bol. Armen. Unicorn. ver.</hi> und <hirendition="#aq">philoſophice præparat.<lb/>ſpecies de Hyacinth. lap. Bezoar. Ebur, Antimon. diaphoretic. Bezoardic.<lb/>
mineral. Cinnabar. Antimon.</hi> oder an dieſer ſtatt eine <hirendition="#aq">Emulſion</hi> aus <hirendition="#aq">ſem.<lb/>
Sinapi, Card. benedict. Card. Mar. Aquileg. Napi,</hi> oder <hirendition="#aq">Myrrh. tinct.<lb/>
Myrrh. Aſæ Fœtid. &c.</hi> Z. E.</p><lb/><list><item><hirendition="#aq">℞ C. C. ſ. 🜂℈ij.</hi></item><lb/><item><hirendition="#aq">Unicorn. ver.</hi></item><lb/><item><hirendition="#aq">🜃ſigillat. Strig. ana ℈j.</hi></item><lb/><item><hirendition="#aq">♁ diaphor. gr. xv.</hi></item></list><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">Myrrh.</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[988/1000]
VA
Schorffs bleibet, ſo ohngefehr am 14den Tage geſchiehet. Es wird
von den Practicis ein mercklicher Unterſcheid der Pocken angefuͤhret, ſo,
daß einige Wund- und Waſſer-Pocken, andere Spitz-Pocken, Schafs-
Pocken, Stein-Pocken ꝛc. genennet werden. Unter allen ſind das die
argſten und boͤſeſten Pocken, welche zuſammen flieſſen, und die Blattern
im alten Stande bis auf den andern und dritten Tag verbleiben; wenn
ſie ſich nicht erheben, oder einen rothen Rand bekommen, und ſo ſie ſich
erheben, bald wieder fallen, ja oͤffters gar vergehen. Ferner, wenn ſie
ſich nicht recht erheben, fallen ſie am andern oder dritten Tage recht als
Gruben ein; noch aͤrger ſind diejenigen, welche ſchwartze Tuͤpfelgen be-
kommen, item als wenn ſie gleichſam mit Blut beſprenget zu ſeyn ſcheinen:
wenn ſie ſchwartz oder dunckel ſehen, ſo ſcheinens Indicia der groͤſten Ge-
fahr zu ſeyn, und werden Todten-Flecke genannt. Die Haupt-Urſach
der Pocken, wird eine hoͤchſt etzende Schaͤrffe des Gebluͤts von den
Neuern ſtatuiret, welche lege circulationis zur Haut gefuͤhret, allda ſtocket,
und ſolche Eroſiones und Puſtulas erwecket; hierzu giebet eine uͤbele Le-
bens-Art und boͤſe Witterung Gelegenheit, wenn der Sommer feucht
und kuͤhle, und der Winter weich und ſchlaggicht iſt. Die Cur iſt zwie-
fach, præſervativiſch und curativiſch. Weil insgemein die Pocken epide-
mice graſſiren, wird ein Præſervativ erfordert, ſo vor dieſem nicht beobach-
tet worden. Das beſte Præſervativ iſt, die Lufft und den Ort zu aͤndern.
Denn wer in der hellen und reinen Lufft lebet, wird wohl davon frey ſeyn.
Weil nun dieſe Acrimonia cauſtica insgemein zu Aufwallungen des Ge-
bluͤts diſponiret, giebet man zu dieſem Ende gantz wohl Laxantia aus
Mercur. dulc. Die Cur aber beſtehet in der Austreibung der Pocken,
und in der Hebung der Symptomatum, welche vor, in und nach dem Aus-
brechen ſind. Den erſten Zweck zu erlangen, dienen gantz gelinde Expel-
lentia, als 🜃 ſigillat. bol. Armen. Unicorn. ver. und philoſophice præparat.
ſpecies de Hyacinth. lap. Bezoar. Ebur, Antimon. diaphoretic. Bezoardic.
mineral. Cinnabar. Antimon. oder an dieſer ſtatt eine Emulſion aus ſem.
Sinapi, Card. benedict. Card. Mar. Aquileg. Napi, oder Myrrh. tinct.
Myrrh. Aſæ Fœtid. &c. Z. E.
℞ C. C. ſ. 🜂 ℈ij.
Unicorn. ver.
🜃 ſigillat. Strig. ana ℈j.
♁ diaphor. gr. xv.
Myrrh.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 988. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/1000>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.
