Vitriolum album,Galitzen-Stein, oder der weisse Vitriol, der ist nichts anders als der gemeine Goßlarische aber starck calcinirte Victril, welcher nachgehends wieder in Wasser solviret, coaguliret, und zu grossen Kuchen formiret wird. Er muß schon weiß und feste seyn. Wird nicht nur fur die Pferde, sondern auch den Menschen zu bösen Augen gebrau- chet, sonderlich, wenn man zwey Theil reinen Zucker zu einem Theil des Vitriols thut.
Vitriolum Anglicum, das Englische Kupffer-Wasser, wird aus einem gelben Ertz bereitet, muß schon klar und durchsichtig grün, auch recht trocken seyn. Welches kleine und weisse Stücklein hat, tauget nichts. Dienet den Färbern.
Vitriolum Cyprinum,Cyprisch Kupffer-Wasser, ist unter dem blauen das beste und theuerste; man findet dessen zwey Sorten, eines in grossen Stücken, welches eigentlich Cyprischer Vitriol genennet wird; das andere und geschnittene, welches in kleinen Stücken spitzig ausge- schnitten ist. Beyde müssen recht Himmel-blau seyn, absonderlich wenn sie zerbrochen werden, indem sie von aussen gar leicht mit einem gelben Rost anlauffen. Werden von den Storgern für die Augen verkaufft, kan in Ermangelung des Römischen Vitriols zum Sympathetischen Pulver gebrauchet werden.
Vitriolum Goslariense, der Sächsische Vitriol, ist blau-grün, hell und durchsichtig, wird häuffig zu Goßlar crystallisiret, muß aus schönen, grossen, klaren und durchsichtigen Crystallen bestehen, wenig klein Gemeng in sich haben, und so viel möglich, trocken seyn. Dieser ist unter allen der gebräuchlichste und wohlfeileste, und werden auch die meisten Medicamenta von den Chymicis daraus verfertiget.
Vitriolum Pisanum, kommt von Pisa aus Jtalien, ist dem Römi- schen an der Farbe fast gleich, ausser daß er grüner und kleiner, aber auch wohlfeiler ist.
Vitriolum Romanum, der Römische Vitriol, ist unter allen der rareste, und fast auch der theureste; kommt aus Jtalien, und wird nur der Stadt Rom zu Ehren also genennet, ob er schon nicht allda, sondern in an- dern Orten des Welschlandes gemacht worden: Er ist sonsten in grossen Stücken und grünen Crystallen, wird sehr zur Wassen-Salbe und sym- pathetischen Pulver gebrauchet.
Vitriolum Ungaricum, der Ungarische Vitriol, kommt mit
dem
M m m m m m 3
VI
Vitriolum album,Galitzen-Stein, oder der weiſſe Vitriol, der iſt nichts anders als der gemeine Goßlariſche aber ſtarck calcinirte Victril, welcher nachgehends wieder in Waſſer ſolviret, coaguliret, und zu groſſen Kuchen formiret wird. Er muß ſchon weiß und feſte ſeyn. Wird nicht nur fur die Pferde, ſondern auch den Menſchen zu boͤſen Augen gebrau- chet, ſonderlich, wenn man zwey Theil reinen Zucker zu einem Theil des Vitriols thut.
Vitriolum Anglicum, das Engliſche Kupffer-Waſſer, wird aus einem gelben Ertz bereitet, muß ſchon klar und durchſichtig gruͤn, auch recht trocken ſeyn. Welches kleine und weiſſe Stuͤcklein hat, tauget nichts. Dienet den Faͤrbern.
Vitriolum Cyprinum,Cypriſch Kupffer-Waſſer, iſt unter dem blauen das beſte und theuerſte; man findet deſſen zwey Sorten, eines in groſſen Stuͤcken, welches eigentlich Cypriſcher Vitriol genennet wird; das andere und geſchnittene, welches in kleinen Stuͤcken ſpitzig ausge- ſchnitten iſt. Beyde muͤſſen recht Himmel-blau ſeyn, abſonderlich wenn ſie zerbrochen werden, indem ſie von auſſen gar leicht mit einem gelben Roſt anlauffen. Werden von den Storgern fuͤr die Augen verkaufft, kan in Ermangelung des Roͤmiſchen Vitriols zum Sympathetiſchen Pulver gebrauchet werden.
Vitriolum Goslarienſe, der Saͤchſiſche Vitriol, iſt blau-gruͤn, hell und durchſichtig, wird haͤuffig zu Goßlar cryſtalliſiret, muß aus ſchoͤnen, groſſen, klaren und durchſichtigen Cryſtallen beſtehen, wenig klein Gemeng in ſich haben, und ſo viel moͤglich, trocken ſeyn. Dieſer iſt unter allen der gebraͤuchlichſte und wohlfeileſte, und werden auch die meiſten Medicamenta von den Chymicis daraus verfertiget.
Vitriolum Piſanum, kommt von Piſa aus Jtalien, iſt dem Roͤmi- ſchen an der Farbe faſt gleich, auſſer daß er gruͤner und kleiner, aber auch wohlfeiler iſt.
Vitriolum Romanum, der Roͤmiſche Vitriol, iſt unter allen der rareſte, und faſt auch der theureſte; kommt aus Jtalien, und wird nur der Stadt Rom zu Ehren alſo genennet, ob er ſchon nicht allda, ſondern in an- dern Orten des Welſchlandes gemacht worden: Er iſt ſonſten in groſſen Stuͤcken und gruͤnen Cryſtallen, wird ſehr zur Waſſen-Salbe und ſym- pathetiſchen Pulver gebrauchet.
Vitriolum Ungaricum, der Ungariſche Vitriol, kommt mit
dem
M m m m m m 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f1025"n="1013"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">VI</hi></hi></hi></fw><lb/><p><hirendition="#aq">Vitriolum album,</hi><hirendition="#fr">Galitzen-Stein,</hi> oder der <hirendition="#fr">weiſſe Vitriol,</hi> der<lb/>
iſt nichts anders als der gemeine Goßlariſche aber ſtarck <hirendition="#aq">calcini</hi>rte Victril,<lb/>
welcher nachgehends wieder in Waſſer <hirendition="#aq">ſolvi</hi>ret, <hirendition="#aq">coaguli</hi>ret, und zu groſſen<lb/>
Kuchen <hirendition="#aq">formi</hi>ret wird. Er muß ſchon weiß und feſte ſeyn. Wird nicht<lb/>
nur fur die Pferde, ſondern auch den Menſchen zu boͤſen Augen gebrau-<lb/>
chet, ſonderlich, wenn man zwey Theil reinen Zucker zu einem Theil des<lb/>
Vitriols thut.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Vitriolum Anglicum,</hi> das <hirendition="#fr">Engliſche Kupffer-Waſſer,</hi> wird aus<lb/>
einem gelben Ertz bereitet, muß ſchon klar und durchſichtig gruͤn, auch recht<lb/>
trocken ſeyn. Welches kleine und weiſſe Stuͤcklein hat, tauget nichts.<lb/>
Dienet den Faͤrbern.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Vitriolum Cyprinum,</hi><hirendition="#fr">Cypriſch Kupffer-Waſſer,</hi> iſt unter dem<lb/>
blauen das beſte und theuerſte; man findet deſſen <hirendition="#fr">zwey Sorten,</hi> eines in<lb/>
groſſen Stuͤcken, welches eigentlich <hirendition="#fr">Cypriſcher Vitriol</hi> genennet wird;<lb/>
das <hirendition="#fr">andere und geſchnittene,</hi> welches in kleinen Stuͤcken ſpitzig ausge-<lb/>ſchnitten iſt. Beyde muͤſſen recht Himmel-blau ſeyn, abſonderlich wenn<lb/>ſie zerbrochen werden, indem ſie von auſſen gar leicht mit einem gelben<lb/>
Roſt anlauffen. Werden von den Storgern fuͤr die Augen verkaufft, kan<lb/>
in Ermangelung des Roͤmiſchen Vitriols zum Sympathetiſchen Pulver<lb/>
gebrauchet werden.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Vitriolum Goslarienſe,</hi> der <hirendition="#fr">Saͤchſiſche Vitriol,</hi> iſt blau-gruͤn, hell<lb/>
und durchſichtig, wird haͤuffig zu Goßlar <hirendition="#aq">cryſtalliſi</hi>ret, muß aus ſchoͤnen,<lb/>
groſſen, klaren und durchſichtigen Cryſtallen beſtehen, wenig klein Gemeng<lb/>
in ſich haben, und ſo viel moͤglich, trocken ſeyn. Dieſer iſt unter allen der<lb/>
gebraͤuchlichſte und wohlfeileſte, und werden auch die meiſten <hirendition="#aq">Medicamenta</hi><lb/>
von den <hirendition="#aq">Chymicis</hi> daraus verfertiget.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Vitriolum Piſanum,</hi> kommt von <hirendition="#aq">Piſa</hi> aus Jtalien, iſt dem Roͤmi-<lb/>ſchen an der Farbe faſt gleich, auſſer daß er gruͤner und kleiner, aber auch<lb/>
wohlfeiler iſt.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Vitriolum Romanum,</hi> der <hirendition="#fr">Roͤmiſche Vitriol,</hi> iſt unter allen der<lb/>
rareſte, und faſt auch der theureſte; kommt aus Jtalien, und wird nur der<lb/>
Stadt Rom zu Ehren alſo genennet, ob er ſchon nicht allda, ſondern in an-<lb/>
dern Orten des Welſchlandes gemacht worden: Er iſt ſonſten in groſſen<lb/>
Stuͤcken und gruͤnen Cryſtallen, wird ſehr zur Waſſen-Salbe und <hirendition="#aq">ſym-<lb/>
patheti</hi>ſchen Pulver gebrauchet.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Vitriolum Ungaricum,</hi> der <hirendition="#fr">Ungariſche Vitriol,</hi> kommt mit<lb/><fwplace="bottom"type="sig">M m m m m m 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">dem</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1013/1025]
VI
Vitriolum album, Galitzen-Stein, oder der weiſſe Vitriol, der
iſt nichts anders als der gemeine Goßlariſche aber ſtarck calcinirte Victril,
welcher nachgehends wieder in Waſſer ſolviret, coaguliret, und zu groſſen
Kuchen formiret wird. Er muß ſchon weiß und feſte ſeyn. Wird nicht
nur fur die Pferde, ſondern auch den Menſchen zu boͤſen Augen gebrau-
chet, ſonderlich, wenn man zwey Theil reinen Zucker zu einem Theil des
Vitriols thut.
Vitriolum Anglicum, das Engliſche Kupffer-Waſſer, wird aus
einem gelben Ertz bereitet, muß ſchon klar und durchſichtig gruͤn, auch recht
trocken ſeyn. Welches kleine und weiſſe Stuͤcklein hat, tauget nichts.
Dienet den Faͤrbern.
Vitriolum Cyprinum, Cypriſch Kupffer-Waſſer, iſt unter dem
blauen das beſte und theuerſte; man findet deſſen zwey Sorten, eines in
groſſen Stuͤcken, welches eigentlich Cypriſcher Vitriol genennet wird;
das andere und geſchnittene, welches in kleinen Stuͤcken ſpitzig ausge-
ſchnitten iſt. Beyde muͤſſen recht Himmel-blau ſeyn, abſonderlich wenn
ſie zerbrochen werden, indem ſie von auſſen gar leicht mit einem gelben
Roſt anlauffen. Werden von den Storgern fuͤr die Augen verkaufft, kan
in Ermangelung des Roͤmiſchen Vitriols zum Sympathetiſchen Pulver
gebrauchet werden.
Vitriolum Goslarienſe, der Saͤchſiſche Vitriol, iſt blau-gruͤn, hell
und durchſichtig, wird haͤuffig zu Goßlar cryſtalliſiret, muß aus ſchoͤnen,
groſſen, klaren und durchſichtigen Cryſtallen beſtehen, wenig klein Gemeng
in ſich haben, und ſo viel moͤglich, trocken ſeyn. Dieſer iſt unter allen der
gebraͤuchlichſte und wohlfeileſte, und werden auch die meiſten Medicamenta
von den Chymicis daraus verfertiget.
Vitriolum Piſanum, kommt von Piſa aus Jtalien, iſt dem Roͤmi-
ſchen an der Farbe faſt gleich, auſſer daß er gruͤner und kleiner, aber auch
wohlfeiler iſt.
Vitriolum Romanum, der Roͤmiſche Vitriol, iſt unter allen der
rareſte, und faſt auch der theureſte; kommt aus Jtalien, und wird nur der
Stadt Rom zu Ehren alſo genennet, ob er ſchon nicht allda, ſondern in an-
dern Orten des Welſchlandes gemacht worden: Er iſt ſonſten in groſſen
Stuͤcken und gruͤnen Cryſtallen, wird ſehr zur Waſſen-Salbe und ſym-
pathetiſchen Pulver gebrauchet.
Vitriolum Ungaricum, der Ungariſche Vitriol, kommt mit
dem
M m m m m m 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 1013. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/1025>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.
