Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

AU
zu Tag wächset und zunimmt, bis daß er seine völlige Statur erlanget:
und in diesem Verstande wird es auch von andern natür- und wider-
natürlichen Dingen gesaget.

Auditorius meatus, der Gehörgang, durch welchen der Schall
in das innere des Ohrs dringet, es ist die Schnecke dieses Ganges
gleichsam ein Vor-Zimmer, denn an dieser ihrer Verengerung entstehet
der Anfang dieses Ganges. Sein auswendiger Theil bestehet aus
einem Knorpel, welcher doch nicht den gantzen Umfang des Ganges
machet, sondern oben gäntzlich mangelt, und an etlichen andern Orten
durchschnitten, und wie abgesondert ist: der inwendige Theil aber, der
gegen das Gehirn gehet, ist gantz beinicht. Diesen Gang bekleidet in-
wendig ein von der Haut herkommendes Fell, durch dessen erhobene
Oberfläche sehr viel Drüsen gestreuet werden, aus deren iedweder sich
besondere Ausführungs-Gänge in jenes Höle erstrecken, welche die gelbe
und bittere Materie, so man Ohren-Schmaltz oder Cerumen heisset, in
eben dieselbe Höle ausgiessen: der Gang ist krum und schreg, denn er
steiget anfangs in die Höhe, und gehet hernach wiederum herunter-
wärts gebogen, iedennoch allezeit vorwerts.

Auditus, das Gehör, ist einer von den fünff äusserlichen Sinnen;
dabey ist zu erwegen (1) das Organon, oder das Werckzeug, welches
beyde Ohren sind, (2) das Objectum oder der Schall, welcher in die Oh-
ren dringet, und von dem durch den Nervum opticum in das Ohr kom-
menden Spiritu angemercket und dijudiciret wird.

Auditus difficultas, gravitas, schwer Gehör, auch Auditus diffici-
lis
genannt, ist, wenn man zwar einige Wörter und Schall, aber sehr
schwer vernehmen kan, das ist, wenn man mit voller Stimme redet,
und den Mund an die Ohren eines solchen Patientens leget: der also
kranckende Mensch wird Surdaster genennet: die Ursach sind scharffe
Flüsse, Zerreissung oder Relaxation des tympani, Mangel oder verhinder-
ter Einfluß der Geister. Wider diesen Affect werden nach einer ieden
und besondern Intention unterschiedliche äusserliche Mittel recommandi-
ret, als O Terebinth. Ova Formicar. contrit. Magnanimitat. oder Apo-
plectic. Spirit. acustic. Myns. Ambr. Mosch. Zibeth. pingued. Viperin. ol.
infus. Fraxin.
und Rutae, oleum Amygdal. amar. Succin. corn. Cervi, Cha-
momill. lign. Guajac. O, ci &c.

Auditus imminutus, geschwächt Gehör.

Avel-

AU
zu Tag waͤchſet und zunimmt, bis daß er ſeine voͤllige Statur erlanget:
und in dieſem Verſtande wird es auch von andern natuͤr- und wider-
natuͤrlichen Dingen geſaget.

Auditorius meatus, der Gehoͤrgang, durch welchen der Schall
in das innere des Ohrs dringet, es iſt die Schnecke dieſes Ganges
gleichſam ein Vor-Zimmer, denn an dieſer ihrer Verengerung entſtehet
der Anfang dieſes Ganges. Sein auswendiger Theil beſtehet aus
einem Knorpel, welcher doch nicht den gantzen Umfang des Ganges
machet, ſondern oben gaͤntzlich mangelt, und an etlichen andern Orten
durchſchnitten, und wie abgeſondert iſt: der inwendige Theil aber, der
gegen das Gehirn gehet, iſt gantz beinicht. Dieſen Gang bekleidet in-
wendig ein von der Haut herkommendes Fell, durch deſſen erhobene
Oberflaͤche ſehr viel Druͤſen geſtreuet werden, aus deren iedweder ſich
beſondere Ausfuͤhrungs-Gaͤnge in jenes Hoͤle erſtrecken, welche die gelbe
und bittere Materie, ſo man Ohren-Schmaltz oder Cerumen heiſſet, in
eben dieſelbe Hoͤle ausgieſſen: der Gang iſt krum und ſchreg, denn er
ſteiget anfangs in die Hoͤhe, und gehet hernach wiederum herunter-
waͤrts gebogen, iedennoch allezeit vorwerts.

Auditus, das Gehoͤr, iſt einer von den fuͤnff aͤuſſerlichen Sinnen;
dabey iſt zu erwegen (1) das Organon, oder das Werckzeug, welches
beyde Ohren ſind, (2) das Objectum oder der Schall, welcher in die Oh-
ren dringet, und von dem durch den Nervum opticum in das Ohr kom-
menden Spiritu angemercket und dijudiciret wird.

Auditus difficultas, gravitas, ſchwer Gehoͤr, auch Auditus diffici-
lis
genannt, iſt, wenn man zwar einige Woͤrter und Schall, aber ſehr
ſchwer vernehmen kan, das iſt, wenn man mit voller Stimme redet,
und den Mund an die Ohren eines ſolchen Patientens leget: der alſo
kranckende Menſch wird Surdaſter genennet: die Urſach ſind ſcharffe
Fluͤſſe, Zerreiſſung oder Relaxation des tympani, Mangel oder verhinder-
ter Einfluß der Geiſter. Wider dieſen Affect werden nach einer ieden
und beſondern Intention unterſchiedliche aͤuſſerliche Mittel recommandi-
ret, als Ω Terebinth. Ova Formicar. contrit. 🜄 Magnanimitat. oder Apo-
plectic. Spirit. acuſtic. Mynſ. Ambr. Moſch. Zibeth. pingued. Viperin. ol.
infuſ. Fraxin.
und Rutæ, oleum Amygdal. amar. Succin. corn. Cervi, Cha-
momill. lign. Guajac. Ω🝕, 🜔🝐ci &c.

Auditus imminutus, geſchwaͤcht Gehoͤr.

Avel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0114" n="102"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">AU</hi></hi></hi></fw><lb/>
zu Tag wa&#x0364;ch&#x017F;et und zunimmt, bis daß er &#x017F;eine vo&#x0364;llige <hi rendition="#aq">Statur</hi> erlanget:<lb/>
und in die&#x017F;em Ver&#x017F;tande wird es auch von andern natu&#x0364;r- und wider-<lb/>
natu&#x0364;rlichen Dingen ge&#x017F;aget.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Auditorius meatus,</hi> der <hi rendition="#fr">Geho&#x0364;rgang,</hi> durch welchen der Schall<lb/>
in das innere des Ohrs dringet, es i&#x017F;t die Schnecke die&#x017F;es Ganges<lb/>
gleich&#x017F;am ein Vor-Zimmer, denn an die&#x017F;er ihrer Verengerung ent&#x017F;tehet<lb/>
der Anfang die&#x017F;es Ganges. Sein auswendiger Theil be&#x017F;tehet aus<lb/>
einem Knorpel, welcher doch nicht den gantzen Umfang des Ganges<lb/>
machet, &#x017F;ondern oben ga&#x0364;ntzlich mangelt, und an etlichen andern Orten<lb/>
durch&#x017F;chnitten, und wie abge&#x017F;ondert i&#x017F;t: der inwendige Theil aber, der<lb/>
gegen das Gehirn gehet, i&#x017F;t gantz beinicht. Die&#x017F;en Gang bekleidet in-<lb/>
wendig ein von der Haut herkommendes Fell, durch de&#x017F;&#x017F;en erhobene<lb/>
Oberfla&#x0364;che &#x017F;ehr viel Dru&#x0364;&#x017F;en ge&#x017F;treuet werden, aus deren iedweder &#x017F;ich<lb/>
be&#x017F;ondere Ausfu&#x0364;hrungs-Ga&#x0364;nge in jenes Ho&#x0364;le er&#x017F;trecken, welche die gelbe<lb/>
und bittere Materie, &#x017F;o man Ohren-Schmaltz oder <hi rendition="#aq">Cerumen</hi> hei&#x017F;&#x017F;et, in<lb/>
eben die&#x017F;elbe Ho&#x0364;le ausgie&#x017F;&#x017F;en: der Gang i&#x017F;t krum und &#x017F;chreg, denn er<lb/>
&#x017F;teiget anfangs in die Ho&#x0364;he, und gehet hernach wiederum herunter-<lb/>
wa&#x0364;rts gebogen, iedennoch allezeit vorwerts.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Auditus,</hi> das <hi rendition="#fr">Geho&#x0364;r,</hi> i&#x017F;t einer von den fu&#x0364;nff a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Sinnen;<lb/>
dabey i&#x017F;t zu erwegen (1) das <hi rendition="#aq">Organon,</hi> oder das Werckzeug, welches<lb/>
beyde Ohren &#x017F;ind, (2) das <hi rendition="#aq">Objectum</hi> oder der Schall, welcher in die Oh-<lb/>
ren dringet, und von dem durch den <hi rendition="#aq">Nervum opticum</hi> in das Ohr kom-<lb/>
menden <hi rendition="#aq">Spiritu</hi> angemercket und <hi rendition="#aq">dijudici</hi>ret wird.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Auditus difficultas, gravitas,</hi><hi rendition="#fr">&#x017F;chwer Geho&#x0364;r,</hi> auch <hi rendition="#aq">Auditus diffici-<lb/>
lis</hi> genannt, i&#x017F;t, wenn man zwar einige Wo&#x0364;rter und Schall, aber &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;chwer vernehmen kan, das i&#x017F;t, wenn man mit voller Stimme redet,<lb/>
und den Mund an die Ohren eines &#x017F;olchen Patientens leget: der al&#x017F;o<lb/>
kranckende Men&#x017F;ch wird <hi rendition="#aq">Surda&#x017F;ter</hi> genennet: die Ur&#x017F;ach &#x017F;ind &#x017F;charffe<lb/>
Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, Zerrei&#x017F;&#x017F;ung oder <hi rendition="#aq">Relaxation</hi> des <hi rendition="#aq">tympani,</hi> Mangel oder verhinder-<lb/>
ter Einfluß der Gei&#x017F;ter. Wider die&#x017F;en <hi rendition="#aq">Affect</hi> werden nach einer ieden<lb/>
und be&#x017F;ondern <hi rendition="#aq">Intention</hi> unter&#x017F;chiedliche a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Mittel <hi rendition="#aq">recommandi-</hi><lb/>
ret, als <hi rendition="#aq">&#x03A9; Terebinth. Ova Formicar. contrit. &#x1F704; Magnanimitat.</hi> oder <hi rendition="#aq">Apo-<lb/>
plectic. Spirit. acu&#x017F;tic. Myn&#x017F;. Ambr. Mo&#x017F;ch. Zibeth. pingued. Viperin. ol.<lb/>
infu&#x017F;. Fraxin.</hi> und <hi rendition="#aq">Rutæ, oleum Amygdal. amar. Succin. corn. Cervi, Cha-<lb/>
momill. lign. Guajac. &#x03A9;&#x1F755;, &#x1F714;&#x1F750;ci &amp;c.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Auditus imminutus,</hi> ge&#x017F;chwa&#x0364;cht Geho&#x0364;r.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Avel-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[102/0114] AU zu Tag waͤchſet und zunimmt, bis daß er ſeine voͤllige Statur erlanget: und in dieſem Verſtande wird es auch von andern natuͤr- und wider- natuͤrlichen Dingen geſaget. Auditorius meatus, der Gehoͤrgang, durch welchen der Schall in das innere des Ohrs dringet, es iſt die Schnecke dieſes Ganges gleichſam ein Vor-Zimmer, denn an dieſer ihrer Verengerung entſtehet der Anfang dieſes Ganges. Sein auswendiger Theil beſtehet aus einem Knorpel, welcher doch nicht den gantzen Umfang des Ganges machet, ſondern oben gaͤntzlich mangelt, und an etlichen andern Orten durchſchnitten, und wie abgeſondert iſt: der inwendige Theil aber, der gegen das Gehirn gehet, iſt gantz beinicht. Dieſen Gang bekleidet in- wendig ein von der Haut herkommendes Fell, durch deſſen erhobene Oberflaͤche ſehr viel Druͤſen geſtreuet werden, aus deren iedweder ſich beſondere Ausfuͤhrungs-Gaͤnge in jenes Hoͤle erſtrecken, welche die gelbe und bittere Materie, ſo man Ohren-Schmaltz oder Cerumen heiſſet, in eben dieſelbe Hoͤle ausgieſſen: der Gang iſt krum und ſchreg, denn er ſteiget anfangs in die Hoͤhe, und gehet hernach wiederum herunter- waͤrts gebogen, iedennoch allezeit vorwerts. Auditus, das Gehoͤr, iſt einer von den fuͤnff aͤuſſerlichen Sinnen; dabey iſt zu erwegen (1) das Organon, oder das Werckzeug, welches beyde Ohren ſind, (2) das Objectum oder der Schall, welcher in die Oh- ren dringet, und von dem durch den Nervum opticum in das Ohr kom- menden Spiritu angemercket und dijudiciret wird. Auditus difficultas, gravitas, ſchwer Gehoͤr, auch Auditus diffici- lis genannt, iſt, wenn man zwar einige Woͤrter und Schall, aber ſehr ſchwer vernehmen kan, das iſt, wenn man mit voller Stimme redet, und den Mund an die Ohren eines ſolchen Patientens leget: der alſo kranckende Menſch wird Surdaſter genennet: die Urſach ſind ſcharffe Fluͤſſe, Zerreiſſung oder Relaxation des tympani, Mangel oder verhinder- ter Einfluß der Geiſter. Wider dieſen Affect werden nach einer ieden und beſondern Intention unterſchiedliche aͤuſſerliche Mittel recommandi- ret, als Ω Terebinth. Ova Formicar. contrit. 🜄 Magnanimitat. oder Apo- plectic. Spirit. acuſtic. Mynſ. Ambr. Moſch. Zibeth. pingued. Viperin. ol. infuſ. Fraxin. und Rutæ, oleum Amygdal. amar. Succin. corn. Cervi, Cha- momill. lign. Guajac. Ω🝕, 🜔🝐ci &c. Auditus imminutus, geſchwaͤcht Gehoͤr. Avel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/114
Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/114>, abgerufen am 23.11.2024.