Camphora,Campher, ist ein schneeweisses und wie Salpeter durch- scheinendes hartzigtes Gummi, eines scharffen, bitterlichen und aromati- schen, auch sehr durchdringenden Geschmacks, und sehr starcken auch et- was widrigen Geruchs: wird aus Ost-Jndien gebracht, und wann es raffiniret ist, in grossen breiten doch platten Scheiben, wie grosse Stür- tzen eingekauffet. Der Baum, Campher-Baum genannt, ist theils in der Jnsul Borneo, theils in Japonien in den Wildnissen häuffig zu finden, hat allhier einen so dicken Stamm, daß ihn zwey Männer kaum umfassen können, und ob zwar die Campher-Bäume in Borneo viel klei- ner seyn sollen, so bringen sie doch viel bessern und kostbarern Campher. Zu mercken ist, daß man auch aus den Rinden der Zimmet-Baum-Wur- tzel Campher destilliren könne, wie aus den Act. Societ. Lond. Vol. I. p. 724. zu ersehen. Nach Unterscheid dieser Bäume, absonderlich aber der Län- der, woraus der Campher kommt, hat man dessen zweyerley Species, nem- lich den Borneischen und Japonischen, welcher letztere auch der Sinesische genennet wird. Dieweil doch aber der Campher, so aus Ost-Jndien ge- bracht wird, guten Theils unsauber ist, weil er entweder also aus den Bäu- men auf die Erde gelauffen, oder nicht sorgfältig genug praepariret wor- den, so wird er in Europa von neuen sublimiret und raffiniret. Der beste muß schön weiß, klar und durchsichtig seyn, keine Flecken noch gelbe Farbe, sondern einen starcken Geruch haben, in schönen Stücken kommen, doch mit den Fingern leichtlich zerrieben, auch, wenn man ihn anstecket, nicht können geloschet werden: andere probiren ihn in einem heissen Brod, wormnen er gantz schmeltzen muß, und ie eher er schmeltzet, ie besser ist er. Er muß in Lein-Saat, Pfeffer-Körnern und andern ölichten Sachen ge- halten werden, damit er sich nicht verzehre noch verfliege. Wegen seiner Kräffte ist ein gewaltiger Streit, indem einige sagen, er sey kalter, andere aber, er sey warmer Natur, da doch das letzte den Platz behält, und, wie alle Salia volatilia, sa, nothwendig erwärmen muß: hat eine Schweiß- und Gifft-treibende Krafft, dienet wider die hitzigen Fleck-Fieber, Pest, Deliria, Wechsel-Fieber, Entzündung der Augen, mit depurat. tem- periret, wider Gonorrhoeam.
Canalis, heisset insgemein eine Röhre oder langes holesInstru- ment, durch welches iede fliessende Materia herab fleust: in solcher Bedeu- tung werden von den Medicis allerley Gefässe genommen, als Blut-Adern, Plus-Adern, Nerven etc. wird auch Ductus genannt; wegen Gleichheit
Camphora,Campher, iſt ein ſchneeweiſſes und wie Salpeter durch- ſcheinendes hartzigtes Gummi, eines ſcharffen, bitterlichen und aromati- ſchen, auch ſehr durchdringenden Geſchmacks, und ſehr ſtarcken auch et- was widrigen Geruchs: wird aus Oſt-Jndien gebracht, und wann es raffiniret iſt, in groſſen breiten doch platten Scheiben, wie groſſe Stuͤr- tzen eingekauffet. Der Baum, Campher-Baum genannt, iſt theils in der Jnſul Borneo, theils in Japonien in den Wildniſſen haͤuffig zu finden, hat allhier einen ſo dicken Stamm, daß ihn zwey Maͤnner kaum umfaſſen koͤnnen, und ob zwar die Campher-Baͤume in Borneo viel klei- ner ſeyn ſollen, ſo bringen ſie doch viel beſſern und koſtbarern Campher. Zu mercken iſt, daß man auch aus den Rinden der Zimmet-Baum-Wur- tzel Campher deſtilliren koͤnne, wie aus den Act. Societ. Lond. Vol. I. p. 724. zu erſehen. Nach Unterſcheid dieſer Baͤume, abſonderlich aber der Laͤn- der, woraus der Campher kommt, hat man deſſen zweyerley Species, nem- lich den Borneiſchen und Japoniſchen, welcher letztere auch der Sineſiſche genennet wird. Dieweil doch aber der Campher, ſo aus Oſt-Jndien ge- bracht wird, guten Theils unſauber iſt, weil er entweder alſo aus den Baͤu- men auf die Erde gelauffen, oder nicht ſorgfaͤltig genug præpariret wor- den, ſo wird er in Europa von neuen ſublimiret und raffiniret. Der beſte muß ſchoͤn weiß, klar und durchſichtig ſeyn, keine Flecken noch gelbe Farbe, ſondern einen ſtarcken Geruch haben, in ſchoͤnen Stuͤcken kommen, doch mit den Fingern leichtlich zerrieben, auch, wenn man ihn anſtecket, nicht koͤnnen geloſchet werden: andere probiren ihn in einem heiſſen Brod, wormnen er gantz ſchmeltzen muß, und ie eher er ſchmeltzet, ie beſſer iſt er. Er muß in Lein-Saat, Pfeffer-Koͤrnern und andern oͤlichten Sachen ge- halten werden, damit er ſich nicht verzehre noch verfliege. Wegen ſeiner Kraͤffte iſt ein gewaltiger Streit, indem einige ſagen, er ſey kalter, andere aber, er ſey warmer Natur, da doch das letzte den Platz behaͤlt, und, wie alle Salia volatilia, 🝆ſa, nothwendig erwaͤrmen muß: hat eine Schweiß- und Gifft-treibende Krafft, dienet wider die hitzigen Fleck-Fieber, Peſt, Deliria, Wechſel-Fieber, Entzuͤndung der Augen, mit 🜕 depurat. tem- periret, wider Gonorrhœam.
Canalis, heiſſet insgemein eine Roͤhre oder langes holesInſtru- ment, durch welches iede flieſſende Materia herab fleuſt: in ſolcher Bedeu- tung werden von den Medicis allerley Gefaͤſſe genommen, als Blut-Adern, Plus-Adern, Nerven ꝛc. wird auch Ductus genannt; wegen Gleichheit
wird
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0162"n="150"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq"><hirendition="#b"><hirendition="#g">CA</hi></hi></hi></fw><lb/><p><hirendition="#aq">Campanula vulgatior foliis Urticæ,</hi>ſiehe <hirendition="#aq">Uvularia.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Camphora,</hi><hirendition="#fr">Campher,</hi> iſt ein ſchneeweiſſes und wie Salpeter durch-<lb/>ſcheinendes hartzigtes Gummi, eines ſcharffen, bitterlichen und <hirendition="#aq">aromati-</hi><lb/>ſchen, auch ſehr durchdringenden Geſchmacks, und ſehr ſtarcken auch et-<lb/>
was widrigen Geruchs: wird aus Oſt-Jndien gebracht, und wann es<lb/><hirendition="#aq">raffini</hi>ret iſt, in groſſen breiten doch platten Scheiben, wie groſſe Stuͤr-<lb/>
tzen eingekauffet. Der Baum, <hirendition="#fr">Campher-Baum</hi> genannt, iſt theils<lb/>
in der Jnſul <hirendition="#aq">Borneo,</hi> theils in Japonien in den Wildniſſen haͤuffig zu<lb/>
finden, hat allhier einen ſo dicken Stamm, daß ihn zwey Maͤnner kaum<lb/>
umfaſſen koͤnnen, und ob zwar die Campher-Baͤume in <hirendition="#aq">Borneo</hi> viel klei-<lb/>
ner ſeyn ſollen, ſo bringen ſie doch viel beſſern und koſtbarern Campher.<lb/>
Zu mercken iſt, daß man auch aus den Rinden der Zimmet-Baum-Wur-<lb/>
tzel Campher <hirendition="#aq">deſtilli</hi>ren koͤnne, wie aus den <hirendition="#aq">Act. Societ. Lond. Vol. I. p.</hi> 724.<lb/>
zu erſehen. Nach Unterſcheid dieſer Baͤume, abſonderlich aber der Laͤn-<lb/>
der, woraus der Campher kommt, hat man deſſen zweyerley <hirendition="#aq">Species,</hi> nem-<lb/>
lich den Borneiſchen und Japoniſchen, welcher letztere auch der Sineſiſche<lb/>
genennet wird. Dieweil doch aber der Campher, ſo aus Oſt-Jndien ge-<lb/>
bracht wird, guten Theils unſauber iſt, weil er entweder alſo aus den Baͤu-<lb/>
men auf die Erde gelauffen, oder nicht ſorgfaͤltig genug <hirendition="#aq">præpari</hi>ret wor-<lb/>
den, ſo wird er in Europa von neuen <hirendition="#aq">ſublimi</hi>ret und <hirendition="#aq">raffini</hi>ret. Der beſte<lb/>
muß ſchoͤn weiß, klar und durchſichtig ſeyn, keine Flecken noch gelbe Farbe,<lb/>ſondern einen ſtarcken Geruch haben, in ſchoͤnen Stuͤcken kommen, doch<lb/>
mit den Fingern leichtlich zerrieben, auch, wenn man ihn anſtecket, nicht<lb/>
koͤnnen geloſchet werden: andere <hirendition="#aq">probi</hi>ren ihn in einem heiſſen Brod,<lb/>
wormnen er gantz ſchmeltzen muß, und ie eher er ſchmeltzet, ie beſſer iſt er.<lb/>
Er muß in Lein-Saat, Pfeffer-Koͤrnern und andern oͤlichten Sachen ge-<lb/>
halten werden, damit er ſich nicht verzehre noch verfliege. Wegen ſeiner<lb/>
Kraͤffte iſt ein gewaltiger Streit, indem einige ſagen, er ſey kalter, andere<lb/>
aber, er ſey warmer Natur, da doch das letzte den Platz behaͤlt, und, wie<lb/>
alle <hirendition="#aq">Salia volatilia, 🝆ſa,</hi> nothwendig erwaͤrmen muß: hat eine Schweiß-<lb/>
und Gifft-treibende Krafft, dienet wider die hitzigen Fleck-Fieber, Peſt,<lb/><hirendition="#aq">Deliria,</hi> Wechſel-Fieber, Entzuͤndung der Augen, mit <hirendition="#aq">🜕 depurat. tem-<lb/>
peri</hi>ret, wider <hirendition="#aq">Gonorrhœam.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Canalis,</hi> heiſſet insgemein eine <hirendition="#fr">Roͤhre</hi> oder <hirendition="#fr">langes holes</hi><hirendition="#aq">Inſtru-<lb/>
ment,</hi> durch welches iede flieſſende <hirendition="#aq">Materia</hi> herab fleuſt: in ſolcher Bedeu-<lb/>
tung werden von den <hirendition="#aq">Medicis</hi> allerley Gefaͤſſe genommen, als Blut-Adern,<lb/>
Plus-Adern, Nerven ꝛc. wird auch <hirendition="#aq">Ductus</hi> genannt; wegen Gleichheit<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wird</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[150/0162]
CA
Campanula vulgatior foliis Urticæ, ſiehe Uvularia.
Camphora, Campher, iſt ein ſchneeweiſſes und wie Salpeter durch-
ſcheinendes hartzigtes Gummi, eines ſcharffen, bitterlichen und aromati-
ſchen, auch ſehr durchdringenden Geſchmacks, und ſehr ſtarcken auch et-
was widrigen Geruchs: wird aus Oſt-Jndien gebracht, und wann es
raffiniret iſt, in groſſen breiten doch platten Scheiben, wie groſſe Stuͤr-
tzen eingekauffet. Der Baum, Campher-Baum genannt, iſt theils
in der Jnſul Borneo, theils in Japonien in den Wildniſſen haͤuffig zu
finden, hat allhier einen ſo dicken Stamm, daß ihn zwey Maͤnner kaum
umfaſſen koͤnnen, und ob zwar die Campher-Baͤume in Borneo viel klei-
ner ſeyn ſollen, ſo bringen ſie doch viel beſſern und koſtbarern Campher.
Zu mercken iſt, daß man auch aus den Rinden der Zimmet-Baum-Wur-
tzel Campher deſtilliren koͤnne, wie aus den Act. Societ. Lond. Vol. I. p. 724.
zu erſehen. Nach Unterſcheid dieſer Baͤume, abſonderlich aber der Laͤn-
der, woraus der Campher kommt, hat man deſſen zweyerley Species, nem-
lich den Borneiſchen und Japoniſchen, welcher letztere auch der Sineſiſche
genennet wird. Dieweil doch aber der Campher, ſo aus Oſt-Jndien ge-
bracht wird, guten Theils unſauber iſt, weil er entweder alſo aus den Baͤu-
men auf die Erde gelauffen, oder nicht ſorgfaͤltig genug præpariret wor-
den, ſo wird er in Europa von neuen ſublimiret und raffiniret. Der beſte
muß ſchoͤn weiß, klar und durchſichtig ſeyn, keine Flecken noch gelbe Farbe,
ſondern einen ſtarcken Geruch haben, in ſchoͤnen Stuͤcken kommen, doch
mit den Fingern leichtlich zerrieben, auch, wenn man ihn anſtecket, nicht
koͤnnen geloſchet werden: andere probiren ihn in einem heiſſen Brod,
wormnen er gantz ſchmeltzen muß, und ie eher er ſchmeltzet, ie beſſer iſt er.
Er muß in Lein-Saat, Pfeffer-Koͤrnern und andern oͤlichten Sachen ge-
halten werden, damit er ſich nicht verzehre noch verfliege. Wegen ſeiner
Kraͤffte iſt ein gewaltiger Streit, indem einige ſagen, er ſey kalter, andere
aber, er ſey warmer Natur, da doch das letzte den Platz behaͤlt, und, wie
alle Salia volatilia, 🝆ſa, nothwendig erwaͤrmen muß: hat eine Schweiß-
und Gifft-treibende Krafft, dienet wider die hitzigen Fleck-Fieber, Peſt,
Deliria, Wechſel-Fieber, Entzuͤndung der Augen, mit 🜕 depurat. tem-
periret, wider Gonorrhœam.
Canalis, heiſſet insgemein eine Roͤhre oder langes holes Inſtru-
ment, durch welches iede flieſſende Materia herab fleuſt: in ſolcher Bedeu-
tung werden von den Medicis allerley Gefaͤſſe genommen, als Blut-Adern,
Plus-Adern, Nerven ꝛc. wird auch Ductus genannt; wegen Gleichheit
wird
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/162>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.