Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

FA
sollen, man legt sie auch ein oder zwey Stunden in ein destillirtes Wasser,
bis es bitter werde.

Fabae marinae oder Umbilici marini, Meer-Bohnen, sind runde
platte Muscheln, oben gleich und braun, mit runden Streiffen, und un-
ten weiß mit gold-gelb vermenget, auch etwas hol, wie ein Menschen-
Nabel: werden meist von den Jtaliänern heraus gebracht, und wenn
sie schön rein und mit ihren Farben gezieret, werden sie mehr aestimiret.
Sie sind nichts anders, als gewisse Deckel, welche das Loch einer See-
Muschel schliesset, so Cochlea caelata genennet, und in dem Mittelländi-
schen Meer gewöhnlich gefunden wird. Sie kommen den bösen Augen
zu statten, wenn man sie rein und klein stösset, und unter den Augen-Was-
sern gebrauchet. An statt dieser brauchen auch einige noch andere Mu-
scheln, Nerita genannt.

Fabaria, crassula major, Fette Henne, Donner-Kraut, wächst
an steinichten Orten, auf den Mauren: die Wurtzel wird für die blinde
Gülden-Ader angehangen; das aus den Blättern und Blumen gebrannte
Wasser macht klare Haut.

Faeces, die Hefen, sind der Rest, welcher sich nach der Gährung setzet.
Faeces alvi wird auch s. h. der Menschen-Koth genannt.

Facies Hippocratica, wird bey den Medicis genannt, wenn die Nase
spitzig ist, die Augen und Schläfe eingefallen, die Ohren-Läppgen kalt und
zusammen eingeschrumpffelt sind, die Haut vor der Stirn hart und ruutz-
licht, die Farbe des gantzen Gesichts blaß-gelbicht oder schwartz.

Fagus, der Buchbaum, Büche, wächst in den Wäldern: die Blät-
ter sind gut wider die hitzige Geschwulst der Lippen und des Zahn-Flei-
sches, Entzündung der Wunden und Blattern.

Falx, falciformis sinus, die Sichel-förmige Höle des Gehirns,
siehe Sinus.

Fames, der Hunger, siehe Inedia.

Fames aucta, der vermehrte Hunger, da ausser dem Hunger keine
andern Symptomata dabey sind, davon siehe Bulimus.

Fames canina, der Hunds-Hunger, ist der vermehrte Hunger, da-
bey aber das häuffig eingefressene alsofort entweder durch Vomiren oder
durch Sedes weggebracht wird. Die näheste Ursach ist eine sehr hefftige
Contraction des Magens, von einer gar zu grossen Säure im Magen
erwecket; denn, wenn diese die fibras des Magens und der Gedärme
prickelt, wird nicht nur der Zufluß der Geister gemehret, sondern es werden

auch

FA
ſollen, man legt ſie auch ein oder zwey Stunden in ein deſtillirtes Waſſer,
bis es bitter werde.

Fabæ marinæ oder Umbilici marini, Meer-Bohnen, ſind runde
platte Muſcheln, oben gleich und braun, mit runden Streiffen, und un-
ten weiß mit gold-gelb vermenget, auch etwas hol, wie ein Menſchen-
Nabel: werden meiſt von den Jtaliaͤnern heraus gebracht, und wenn
ſie ſchoͤn rein und mit ihren Farben gezieret, werden ſie mehr æſtimiret.
Sie ſind nichts anders, als gewiſſe Deckel, welche das Loch einer See-
Muſchel ſchlieſſet, ſo Cochlea cælata genennet, und in dem Mittellaͤndi-
ſchen Meer gewoͤhnlich gefunden wird. Sie kommen den boͤſen Augen
zu ſtatten, wenn man ſie rein und klein ſtoͤſſet, und unter den Augen-Waſ-
ſern gebrauchet. An ſtatt dieſer brauchen auch einige noch andere Mu-
ſcheln, Nerita genannt.

Fabaria, craſſula major, Fette Henne, Donner-Kraut, waͤchſt
an ſteinichten Orten, auf den Mauren: die Wurtzel wird fuͤr die blinde
Guͤlden-Ader angehangen; das aus den Blaͤttern und Blumen gebrannte
Waſſer macht klare Haut.

Fæces, die Hefen, ſind der Reſt, welcher ſich nach der Gaͤhrung ſetzet.
Fæces alvi wird auch ſ. h. der Menſchen-Koth genannt.

Facies Hippocratica, wird bey den Medicis genannt, wenn die Naſe
ſpitzig iſt, die Augen und Schlaͤfe eingefallen, die Ohren-Laͤppgen kalt und
zuſammen eingeſchrumpffelt ſind, die Haut vor der Stirn hart und ruutz-
licht, die Farbe des gantzen Geſichts blaß-gelbicht oder ſchwartz.

Fagus, der Buchbaum, Buͤche, waͤchſt in den Waͤldern: die Blaͤt-
ter ſind gut wider die hitzige Geſchwulſt der Lippen und des Zahn-Flei-
ſches, Entzuͤndung der Wunden und Blattern.

Falx, falciformis ſinus, die Sichel-foͤrmige Hoͤle des Gehirns,
ſiehe Sinus.

Fames, der Hunger, ſiehe Inedia.

Fames aucta, der vermehrte Hunger, da auſſer dem Hunger keine
andern Symptomata dabey ſind, davon ſiehe Bulimus.

Fames canina, der Hunds-Hunger, iſt der vermehrte Hunger, da-
bey aber das haͤuffig eingefreſſene alſofort entweder durch Vomiren oder
durch Sedes weggebracht wird. Die naͤheſte Urſach iſt eine ſehr hefftige
Contraction des Magens, von einer gar zu groſſen Saͤure im Magen
erwecket; denn, wenn dieſe die fibras des Magens und der Gedaͤrme
prickelt, wird nicht nur der Zufluß der Geiſter gemehret, ſondern es werden

auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0355" n="343"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">FA</hi></hi></hi></fw><lb/>
&#x017F;ollen, man legt &#x017F;ie auch ein oder zwey Stunden in ein <hi rendition="#aq">de&#x017F;tilli</hi>rtes Wa&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
bis es bitter werde.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Fabæ marinæ</hi> oder <hi rendition="#aq">Umbilici marini,</hi> <hi rendition="#fr">Meer-Bohnen,</hi> &#x017F;ind runde<lb/>
platte Mu&#x017F;cheln, oben gleich und braun, mit runden Streiffen, und un-<lb/>
ten weiß mit gold-gelb vermenget, auch etwas hol, wie ein Men&#x017F;chen-<lb/>
Nabel: werden mei&#x017F;t von den Jtalia&#x0364;nern heraus gebracht, und wenn<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;cho&#x0364;n rein und mit ihren Farben gezieret, werden &#x017F;ie mehr <hi rendition="#aq">æ&#x017F;timi</hi>ret.<lb/>
Sie &#x017F;ind nichts anders, als gewi&#x017F;&#x017F;e Deckel, welche das Loch einer See-<lb/>
Mu&#x017F;chel &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;o <hi rendition="#aq">Cochlea cælata</hi> genennet, und in dem Mittella&#x0364;ndi-<lb/>
&#x017F;chen Meer gewo&#x0364;hnlich gefunden wird. Sie kommen den bo&#x0364;&#x017F;en Augen<lb/>
zu &#x017F;tatten, wenn man &#x017F;ie rein und klein &#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, und unter den Augen-Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ern gebrauchet. An &#x017F;tatt die&#x017F;er brauchen auch einige noch andere Mu-<lb/>
&#x017F;cheln, <hi rendition="#aq">Nerita</hi> genannt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Fabaria, cra&#x017F;&#x017F;ula major,</hi><hi rendition="#fr">Fette Henne, Donner-Kraut,</hi> wa&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
an &#x017F;teinichten Orten, auf den Mauren: die Wurtzel wird fu&#x0364;r die blinde<lb/>
Gu&#x0364;lden-Ader angehangen; das aus den Bla&#x0364;ttern und Blumen gebrannte<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er macht klare Haut.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Fæces,</hi> die <hi rendition="#fr">Hefen,</hi> &#x017F;ind der Re&#x017F;t, welcher &#x017F;ich nach der Ga&#x0364;hrung &#x017F;etzet.<lb/><hi rendition="#aq">Fæces alvi</hi> wird auch <hi rendition="#aq">&#x017F;. h.</hi> der Men&#x017F;chen-Koth genannt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Facies Hippocratica,</hi> wird bey den <hi rendition="#aq">Medicis</hi> genannt, wenn die Na&#x017F;e<lb/>
&#x017F;pitzig i&#x017F;t, die Augen und Schla&#x0364;fe eingefallen, die Ohren-La&#x0364;ppgen kalt und<lb/>
zu&#x017F;ammen einge&#x017F;chrumpffelt &#x017F;ind, die Haut vor der Stirn hart und ruutz-<lb/>
licht, die Farbe des gantzen Ge&#x017F;ichts blaß-gelbicht oder &#x017F;chwartz.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Fagus,</hi> der <hi rendition="#fr">Buchbaum, Bu&#x0364;che,</hi> wa&#x0364;ch&#x017F;t in den Wa&#x0364;ldern: die Bla&#x0364;t-<lb/>
ter &#x017F;ind gut wider die hitzige Ge&#x017F;chwul&#x017F;t der Lippen und des Zahn-Flei-<lb/>
&#x017F;ches, Entzu&#x0364;ndung der Wunden und Blattern.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Falx, falciformis &#x017F;inus,</hi> die <hi rendition="#fr">Sichel-fo&#x0364;rmige Ho&#x0364;le</hi> des Gehirns,<lb/>
&#x017F;iehe <hi rendition="#aq">Sinus.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Fames,</hi> der Hunger, &#x017F;iehe <hi rendition="#aq">Inedia.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Fames aucta,</hi> der <hi rendition="#fr">vermehrte Hunger,</hi> da au&#x017F;&#x017F;er dem Hunger keine<lb/>
andern <hi rendition="#aq">Symptomata</hi> dabey &#x017F;ind, davon &#x017F;iehe <hi rendition="#aq">Bulimus.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Fames canina,</hi> der <hi rendition="#fr">Hunds-Hunger,</hi> i&#x017F;t der vermehrte Hunger, da-<lb/>
bey aber das ha&#x0364;uffig eingefre&#x017F;&#x017F;ene al&#x017F;ofort entweder durch <hi rendition="#aq">Vomi</hi>ren oder<lb/>
durch <hi rendition="#aq">Sedes</hi> weggebracht wird. Die na&#x0364;he&#x017F;te Ur&#x017F;ach i&#x017F;t eine &#x017F;ehr hefftige<lb/><hi rendition="#aq">Contraction</hi> des Magens, von einer gar zu gro&#x017F;&#x017F;en Sa&#x0364;ure im Magen<lb/>
erwecket; denn, wenn die&#x017F;e die <hi rendition="#aq">fibras</hi> des Magens und der Geda&#x0364;rme<lb/>
prickelt, wird nicht nur der Zufluß der Gei&#x017F;ter gemehret, &#x017F;ondern es werden<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[343/0355] FA ſollen, man legt ſie auch ein oder zwey Stunden in ein deſtillirtes Waſſer, bis es bitter werde. Fabæ marinæ oder Umbilici marini, Meer-Bohnen, ſind runde platte Muſcheln, oben gleich und braun, mit runden Streiffen, und un- ten weiß mit gold-gelb vermenget, auch etwas hol, wie ein Menſchen- Nabel: werden meiſt von den Jtaliaͤnern heraus gebracht, und wenn ſie ſchoͤn rein und mit ihren Farben gezieret, werden ſie mehr æſtimiret. Sie ſind nichts anders, als gewiſſe Deckel, welche das Loch einer See- Muſchel ſchlieſſet, ſo Cochlea cælata genennet, und in dem Mittellaͤndi- ſchen Meer gewoͤhnlich gefunden wird. Sie kommen den boͤſen Augen zu ſtatten, wenn man ſie rein und klein ſtoͤſſet, und unter den Augen-Waſ- ſern gebrauchet. An ſtatt dieſer brauchen auch einige noch andere Mu- ſcheln, Nerita genannt. Fabaria, craſſula major, Fette Henne, Donner-Kraut, waͤchſt an ſteinichten Orten, auf den Mauren: die Wurtzel wird fuͤr die blinde Guͤlden-Ader angehangen; das aus den Blaͤttern und Blumen gebrannte Waſſer macht klare Haut. Fæces, die Hefen, ſind der Reſt, welcher ſich nach der Gaͤhrung ſetzet. Fæces alvi wird auch ſ. h. der Menſchen-Koth genannt. Facies Hippocratica, wird bey den Medicis genannt, wenn die Naſe ſpitzig iſt, die Augen und Schlaͤfe eingefallen, die Ohren-Laͤppgen kalt und zuſammen eingeſchrumpffelt ſind, die Haut vor der Stirn hart und ruutz- licht, die Farbe des gantzen Geſichts blaß-gelbicht oder ſchwartz. Fagus, der Buchbaum, Buͤche, waͤchſt in den Waͤldern: die Blaͤt- ter ſind gut wider die hitzige Geſchwulſt der Lippen und des Zahn-Flei- ſches, Entzuͤndung der Wunden und Blattern. Falx, falciformis ſinus, die Sichel-foͤrmige Hoͤle des Gehirns, ſiehe Sinus. Fames, der Hunger, ſiehe Inedia. Fames aucta, der vermehrte Hunger, da auſſer dem Hunger keine andern Symptomata dabey ſind, davon ſiehe Bulimus. Fames canina, der Hunds-Hunger, iſt der vermehrte Hunger, da- bey aber das haͤuffig eingefreſſene alſofort entweder durch Vomiren oder durch Sedes weggebracht wird. Die naͤheſte Urſach iſt eine ſehr hefftige Contraction des Magens, von einer gar zu groſſen Saͤure im Magen erwecket; denn, wenn dieſe die fibras des Magens und der Gedaͤrme prickelt, wird nicht nur der Zufluß der Geiſter gemehret, ſondern es werden auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/355
Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/355>, abgerufen am 22.11.2024.