Ganglium, ein Uber-Bein, ist eine feste, zuweilen beynahe bei- nichte Geschwulst, selten grösser als ein welsche Nuß oder Castanie; setzet sich zum öfftern am Carpo, zuweilen auch wol am Tarso. Diesem kommt Nodus, eine Knote, nahe bey, welcher kleiner, und kaum als eine Linse oder Erbs groß ist, sitzet insgemein in den Interstitiis der Tendinum an den Händen und auf dem Fuß-Blatt, dahero kommt es auch, daß er selten ohne Schmertzen ist, dahergegen das Uber-Bein insgemein ohne Schmertzen ist, es wäre denn, daß es gewaltig gedrucket würde. Weil beyde Affecte einerley Ursach und Cur haben, so werden sie auch zusam- men abgehandelt. Die Ursach ist ein in den ausgedehneten Fasern und Integumentis steck- und stockendes Serum; dahero kommt es auch, daß diese Tumores sich kaum bewegen lassen, sonderlich wenn das Serum in ei- ner besondern Tunica sitzet. Diese Zufälle werden durch Resolventia cu- riret; dergleichen das Petroleum, oder Emplastr. de Gumm. co, Gal- ban. Sagapen. und viv. item Emplastr. Norimbergens. Camphorat. de Sapone, de Ranis cum io Vigonis; dieses Liniment hat öffters stattli- chen Effect gethan:
olei Limac.
Lumbric. str. ana ßij.
Chamomill.
Lilior. alb. ana ßiß.
Sambuc.
Tabac.
Verbasc. ana ßj.
Castor. ß.
Hiemit Morgens und Abends warm die Ganglia und Knoten beschmieret. Schleuniger und gleichsam im Augenblick gehet der Tumor weg, wenn man eine Bley-Platte drauf, und eine starcke Binde umleget; öffters kan man sie mit stetem Schüttern und Bewegen wegbringen; andere geben einen starcken Stoß mit der Faust oder höltzernen Hammer darauf, und wenn sie die Geschwulst also dissipiren, so legen sie das Emplastr. de Gal- bano, um die neue Sammlung des Seri zu hindern, auf; andere suchen sie durch eine Section wegzubringen: weil aber durch solchen Schnitt die Tendines und Nervi leicht mit laediret, und die Bewegung der Theile ge- schwächet wird, so scheinet dieser Rath sehr mißlich zu seyn.
Gangraena, der heisse Brand, ist eine anfangende Mortification der Theile, oder der höchste Grad der Inflammation, eine rothe Geschwulst,
welche
GA
Ganglium, ein Uber-Bein, iſt eine feſte, zuweilen beynahe bei- nichte Geſchwulſt, ſelten groͤſſer als ein welſche Nuß oder Caſtanie; ſetzet ſich zum oͤfftern am Carpo, zuweilen auch wol am Tarſo. Dieſem kommt Nodus, eine Knote, nahe bey, welcher kleiner, und kaum als eine Linſe oder Erbs groß iſt, ſitzet insgemein in den Interſtitiis der Tendinum an den Haͤnden und auf dem Fuß-Blatt, dahero kommt es auch, daß er ſelten ohne Schmertzen iſt, dahergegen das Uber-Bein insgemein ohne Schmertzen iſt, es waͤre denn, daß es gewaltig gedrucket wuͤrde. Weil beyde Affecte einerley Urſach und Cur haben, ſo werden ſie auch zuſam- men abgehandelt. Die Urſach iſt ein in den ausgedehneten Faſern und Integumentis ſteck- und ſtockendes Serum; dahero kommt es auch, daß dieſe Tumores ſich kaum bewegen laſſen, ſonderlich wenn das Serum in ei- ner beſondern Tunica ſitzet. Dieſe Zufaͤlle werden durch Reſolventia cu- riret; dergleichen das Petroleum, oder Emplaſtr. de Gumm. ⁎co, Gal- ban. Sagapen. und 🜍viv. item Emplaſtr. Norimbergenſ. Camphorat. de Sapone, de Ranis cum ☿io Vigonis; dieſes Liniment hat oͤffters ſtattli- chen Effect gethan:
℞ olei Limac.
Lumbric. 🜃ſtr. ana ʒij.
Chamomill.
Lilior. alb. ana ʒiß.
Sambuc.
Tabac.
Verbaſc. ana ʒj.
Caſtor. ℈ß.
Hiemit Morgens und Abends warm die Ganglia und Knoten beſchmieret. Schleuniger und gleichſam im Augenblick gehet der Tumor weg, wenn man eine Bley-Platte drauf, und eine ſtarcke Binde umleget; oͤffters kan man ſie mit ſtetem Schuͤttern und Bewegen wegbringen; andere geben einen ſtarcken Stoß mit der Fauſt oder hoͤltzernen Hammer darauf, und wenn ſie die Geſchwulſt alſo diſſipiren, ſo legen ſie das Emplaſtr. de Gal- bano, um die neue Sammlung des Seri zu hindern, auf; andere ſuchen ſie durch eine Section wegzubringen: weil aber durch ſolchen Schnitt die Tendines und Nervi leicht mit lædiret, und die Bewegung der Theile ge- ſchwaͤchet wird, ſo ſcheinet dieſer Rath ſehr mißlich zu ſeyn.
Gangræna, der heiſſe Brand, iſt eine anfangende Mortification der Theile, oder der hoͤchſte Grad der Inflammation, eine rothe Geſchwulſt,
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Ganglium, ein Uber-Bein, iſt eine feſte, zuweilen beynahe bei-
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ſetzet ſich zum oͤfftern am Carpo, zuweilen auch wol am Tarſo. Dieſem
kommt Nodus, eine Knote, nahe bey, welcher kleiner, und kaum als eine
Linſe oder Erbs groß iſt, ſitzet insgemein in den Interſtitiis der Tendinum
an den Haͤnden und auf dem Fuß-Blatt, dahero kommt es auch, daß er
ſelten ohne Schmertzen iſt, dahergegen das Uber-Bein insgemein ohne
Schmertzen iſt, es waͤre denn, daß es gewaltig gedrucket wuͤrde. Weil
beyde Affecte einerley Urſach und Cur haben, ſo werden ſie auch zuſam-
men abgehandelt. Die Urſach iſt ein in den ausgedehneten Faſern und
Integumentis ſteck- und ſtockendes Serum; dahero kommt es auch, daß
dieſe Tumores ſich kaum bewegen laſſen, ſonderlich wenn das Serum in ei-
ner beſondern Tunica ſitzet. Dieſe Zufaͤlle werden durch Reſolventia cu-
riret; dergleichen das Petroleum, oder Emplaſtr. de Gumm. ⁎co, Gal-
ban. Sagapen. und 🜍viv. item Emplaſtr. Norimbergenſ. Camphorat. de
Sapone, de Ranis cum ☿io Vigonis; dieſes Liniment hat oͤffters ſtattli-
chen Effect gethan:
℞ olei Limac.
Lumbric. 🜃ſtr. ana ʒij.
Chamomill.
Lilior. alb. ana ʒiß.
Sambuc.
Tabac.
Verbaſc. ana ʒj.
Caſtor. ℈ß.
Hiemit Morgens und Abends warm die Ganglia und Knoten beſchmieret.
Schleuniger und gleichſam im Augenblick gehet der Tumor weg, wenn
man eine Bley-Platte drauf, und eine ſtarcke Binde umleget; oͤffters kan
man ſie mit ſtetem Schuͤttern und Bewegen wegbringen; andere geben
einen ſtarcken Stoß mit der Fauſt oder hoͤltzernen Hammer darauf, und
wenn ſie die Geſchwulſt alſo diſſipiren, ſo legen ſie das Emplaſtr. de Gal-
bano, um die neue Sammlung des Seri zu hindern, auf; andere ſuchen
ſie durch eine Section wegzubringen: weil aber durch ſolchen Schnitt die
Tendines und Nervi leicht mit lædiret, und die Bewegung der Theile ge-
ſchwaͤchet wird, ſo ſcheinet dieſer Rath ſehr mißlich zu ſeyn.
Gangræna, der heiſſe Brand, iſt eine anfangende Mortification
der Theile, oder der hoͤchſte Grad der Inflammation, eine rothe Geſchwulſt,
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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/396>, abgerufen am 21.11.2024.
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