Lichen, Muscus saxatilis,Stein-Leber-Kraut, Stein-Flechten, Mos-Kraut, wächset an den Felsen, in tieffen Brunnen; wird innerlich wider langwierige Kranckheiten, Gelbesucht, Krätze etc. äusserlich aber das Blut in den Verwundungen zu stillen, gebrauchet.
Licinia,Wiken, ausgeschabet Tuch oder Linnen in die Wunden und Geschwüre zu stecken.
Lien, Splen, die Miltz, ist ein roth oder bräunlicht und weiches Theil, lässet sich leicht von einander ziehen, hat sein Lager in der lincken Weiche, zwischen den falschen Ribben und dem Magen, ist mit dem Netze lincker Nieren, auch zuweilen mit dem Zwergfell verbunden; sie wird mit einer Ochsen-Zunge verglichen, und die Länge 6. quer Finger, die Breite drey, die Dicke einen gerechnet. Sie hat (1) Arterien, welche von der Arteria coeliaca entspringen, (2) Venen, die zur Vena Portae zurück tre- ten, (3) Drüsen, welche das Geblüt von den wäßrigen Feuchtigkeiten reini- gen, und (4) Nerven- und Wasser-Gefässe, die zum Sammel-Kasten lauf- fen. Sie dienet, die Galle in der Leber füglicher abzusondern, und wird vor- nemlich vor andern Theilen, für die Officin der Blutmachung gehalten.
Lienis inflammatio, die Entzündung der Miltz.
puncturae und dolor,Miltz-Weh und Miltz-Stechen.
scirrhus, eine harte Geschwulst der Miltz.
tumor, eine Geschwulst der Miltz; diese vier Kranckhei- ten können den menschlichen Leib also quälen, und die Patienten dergestalt unruhig machen, daß sie öffters nicht wissen, was sie thun, oder worauf sie die Schuld solcher Angst werffen sollen: sie weinen, wehklagen, schicken Seuffzer aus, und so die Kranckheiten einwurtzeln und veralten, folget wol eine Melancholie. Die Ursach dieser Kranckheiten ist eintzig in der Schärffe des Bluts zu suchen, welche in diesem sehr empfindlichen und ner- vösen Theil nicht nur grosse Schmertzen, sondern auch Inflammation, Ge- schwulst, und endlich einen Scirrhum, vornemlich, wenn in dem Blut zu- gleich zähe und tartarische Theilgen überflüßig sind, verursachet. Die Cur ist also anzustellen, daß die gegenwärtige Beschwerlichkeit gehoben, und eine Recidiva verhindert werde. Solches geschiehet durch inn- und äus- serliche Anodyna, und wegen der Inflammation kan eine gute Venae- section, und dann die Schärffe corrigirende Mittel gebrauchet werden, als C. C. ust. Lapid. 69. mandibul. Luc. pisc. Bol. alb. und Armen. matr. Per- lar. lapid. Percar. und vornemlich die Martialia, als limatur. Martis, Crocus
Martis
LI
Lichen, Flechten, ſiehe Impetigo.
Lichen, Muſcus ſaxatilis,Stein-Leber-Kraut, Stein-Flechten, Mos-Kraut, waͤchſet an den Felſen, in tieffen Brunnen; wird innerlich wider langwierige Kranckheiten, Gelbeſucht, Kraͤtze ꝛc. aͤuſſerlich aber das Blut in den Verwundungen zu ſtillen, gebrauchet.
Licinia,Wiken, ausgeſchabet Tuch oder Linnen in die Wunden und Geſchwuͤre zu ſtecken.
Lien, Splen, die Miltz, iſt ein roth oder braͤunlicht und weiches Theil, laͤſſet ſich leicht von einander ziehen, hat ſein Lager in der lincken Weiche, zwiſchen den falſchen Ribben und dem Magen, iſt mit dem Netze lincker Nieren, auch zuweilen mit dem Zwergfell verbunden; ſie wird mit einer Ochſen-Zunge verglichen, und die Laͤnge 6. quer Finger, die Breite drey, die Dicke einen gerechnet. Sie hat (1) Arterien, welche von der Arteria cœliaca entſpringen, (2) Venen, die zur Vena Portæ zuruͤck tre- ten, (3) Druͤſen, welche das Gebluͤt von den waͤßrigen Feuchtigkeiten reini- gen, und (4) Nerven- und Waſſer-Gefaͤſſe, die zum Sammel-Kaſten lauf- fen. Sie dienet, die Galle in der Leber fuͤglicher abzuſondern, und wird vor- nemlich vor andern Theilen, fuͤr die Officin der Blutmachung gehalten.
Lienis inflammatio, die Entzuͤndung der Miltz.
puncturæ und dolor,Miltz-Weh und Miltz-Stechen.
ſcirrhus, eine harte Geſchwulſt der Miltz.
tumor, eine Geſchwulſt der Miltz; dieſe vier Kranckhei- ten koͤnnen den menſchlichen Leib alſo quaͤlen, und die Patienten dergeſtalt unruhig machen, daß ſie oͤffters nicht wiſſen, was ſie thun, oder worauf ſie die Schuld ſolcher Angſt werffen ſollen: ſie weinen, wehklagen, ſchicken Seuffzer aus, und ſo die Kranckheiten einwurtzeln und veralten, folget wol eine Melancholie. Die Urſach dieſer Kranckheiten iſt eintzig in der Schaͤrffe des Bluts zu ſuchen, welche in dieſem ſehr empfindlichen und ner- voͤſen Theil nicht nur groſſe Schmertzen, ſondern auch Inflammation, Ge- ſchwulſt, und endlich einen Scirrhum, vornemlich, wenn in dem Blut zu- gleich zaͤhe und tartariſche Theilgen uͤberfluͤßig ſind, verurſachet. Die Cur iſt alſo anzuſtellen, daß die gegenwaͤrtige Beſchwerlichkeit gehoben, und eine Recidiva verhindert werde. Solches geſchiehet durch inn- und aͤuſ- ſerliche Anodyna, und wegen der Inflammation kan eine gute Venæ- ſection, und dann die Schaͤrffe corrigirende Mittel gebrauchet werden, als C. C. uſt. Lapid. 69. mandibul. Luc. piſc. Bol. alb. und Armen. matr. Per- lar. lapid. Percar. und vornemlich die Martialia, als limatur. Martis, Crocus
Martis
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0504"n="492"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq"><hirendition="#b"><hirendition="#g">LI</hi></hi></hi></fw><lb/><p><hirendition="#aq">Lichen,</hi> Flechten, ſiehe <hirendition="#aq">Impetigo.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Lichen, Muſcus ſaxatilis,</hi><hirendition="#fr">Stein-Leber-Kraut, Stein-Flechten,<lb/>
Mos-Kraut,</hi> waͤchſet an den Felſen, in tieffen Brunnen; wird innerlich<lb/>
wider langwierige Kranckheiten, Gelbeſucht, Kraͤtze ꝛc. aͤuſſerlich aber das<lb/>
Blut in den Verwundungen zu ſtillen, gebrauchet.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Licinia,</hi><hirendition="#fr">Wiken,</hi> ausgeſchabet Tuch oder Linnen in die Wunden<lb/>
und Geſchwuͤre zu ſtecken.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Lien, Splen,</hi> die <hirendition="#fr">Miltz,</hi> iſt ein roth oder braͤunlicht und weiches<lb/>
Theil, laͤſſet ſich leicht von einander ziehen, hat ſein Lager in der lincken<lb/>
Weiche, zwiſchen den falſchen Ribben und dem Magen, iſt mit dem Netze<lb/>
lincker Nieren, auch zuweilen mit dem Zwergfell verbunden; ſie wird mit<lb/>
einer Ochſen-Zunge verglichen, und die Laͤnge 6. quer Finger, die Breite<lb/>
drey, die Dicke einen gerechnet. Sie hat (1) <hirendition="#aq">Arteri</hi>en, welche von der<lb/><hirendition="#aq">Arteria cœliaca</hi> entſpringen, (2) <hirendition="#aq">Ven</hi>en, die zur <hirendition="#aq">Vena Portæ</hi> zuruͤck tre-<lb/>
ten, (3) Druͤſen, welche das Gebluͤt von den waͤßrigen Feuchtigkeiten reini-<lb/>
gen, und (4) Nerven- und Waſſer-Gefaͤſſe, die zum Sammel-Kaſten lauf-<lb/>
fen. Sie dienet, die Galle in der Leber fuͤglicher abzuſondern, und wird vor-<lb/>
nemlich vor andern Theilen, fuͤr die <hirendition="#aq">Officin</hi> der Blutmachung gehalten.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Lienis inflammatio,</hi> die <hirendition="#fr">Entzuͤndung der Miltz.</hi></p><lb/><p><hirendition="#et"><hirendition="#aq">puncturæ</hi> und <hirendition="#aq">dolor,</hi><hirendition="#fr">Miltz-Weh und Miltz-Stechen.</hi></hi></p><lb/><p><hirendition="#et"><hirendition="#aq">ſcirrhus,</hi> eine <hirendition="#fr">harte Geſchwulſt der Miltz.</hi></hi></p><lb/><p><hirendition="#et"><hirendition="#aq">tumor,</hi> eine <hirendition="#fr">Geſchwulſt der Miltz;</hi> dieſe vier Kranckhei-</hi><lb/>
ten koͤnnen den menſchlichen Leib alſo quaͤlen, und die Patienten dergeſtalt<lb/>
unruhig machen, daß ſie oͤffters nicht wiſſen, was ſie thun, oder worauf ſie<lb/>
die Schuld ſolcher Angſt werffen ſollen: ſie weinen, wehklagen, ſchicken<lb/>
Seuffzer aus, und ſo die Kranckheiten einwurtzeln und veralten, folget<lb/>
wol eine Melancholie. Die Urſach dieſer Kranckheiten iſt eintzig in der<lb/>
Schaͤrffe des Bluts zu ſuchen, welche in dieſem ſehr empfindlichen und <hirendition="#aq">ner-<lb/>
v</hi>oͤſen Theil nicht nur groſſe Schmertzen, ſondern auch <hirendition="#aq">Inflammation,</hi> Ge-<lb/>ſchwulſt, und endlich einen <hirendition="#aq">Scirrhum,</hi> vornemlich, wenn in dem Blut zu-<lb/>
gleich zaͤhe und <hirendition="#aq">tartari</hi>ſche Theilgen uͤberfluͤßig ſind, verurſachet. Die Cur<lb/>
iſt alſo anzuſtellen, daß die gegenwaͤrtige Beſchwerlichkeit gehoben, und<lb/>
eine <hirendition="#aq">Recidiva</hi> verhindert werde. Solches geſchiehet durch inn- und aͤuſ-<lb/>ſerliche <hirendition="#aq">Anodyna,</hi> und wegen der <hirendition="#aq">Inflammation</hi> kan eine gute <hirendition="#aq">Venæ-<lb/>ſection,</hi> und dann die Schaͤrffe <hirendition="#aq">corrigi</hi>rende Mittel gebrauchet werden, als<lb/><hirendition="#aq">C. C. uſt. Lapid. 69. mandibul. Luc. piſc. Bol. alb.</hi> und <hirendition="#aq">Armen. matr. Per-<lb/>
lar. lapid. Percar.</hi> und vornemlich die <hirendition="#aq">Martialia,</hi> als <hirendition="#aq">limatur. Martis, Crocus</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">Martis</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[492/0504]
LI
Lichen, Flechten, ſiehe Impetigo.
Lichen, Muſcus ſaxatilis, Stein-Leber-Kraut, Stein-Flechten,
Mos-Kraut, waͤchſet an den Felſen, in tieffen Brunnen; wird innerlich
wider langwierige Kranckheiten, Gelbeſucht, Kraͤtze ꝛc. aͤuſſerlich aber das
Blut in den Verwundungen zu ſtillen, gebrauchet.
Licinia, Wiken, ausgeſchabet Tuch oder Linnen in die Wunden
und Geſchwuͤre zu ſtecken.
Lien, Splen, die Miltz, iſt ein roth oder braͤunlicht und weiches
Theil, laͤſſet ſich leicht von einander ziehen, hat ſein Lager in der lincken
Weiche, zwiſchen den falſchen Ribben und dem Magen, iſt mit dem Netze
lincker Nieren, auch zuweilen mit dem Zwergfell verbunden; ſie wird mit
einer Ochſen-Zunge verglichen, und die Laͤnge 6. quer Finger, die Breite
drey, die Dicke einen gerechnet. Sie hat (1) Arterien, welche von der
Arteria cœliaca entſpringen, (2) Venen, die zur Vena Portæ zuruͤck tre-
ten, (3) Druͤſen, welche das Gebluͤt von den waͤßrigen Feuchtigkeiten reini-
gen, und (4) Nerven- und Waſſer-Gefaͤſſe, die zum Sammel-Kaſten lauf-
fen. Sie dienet, die Galle in der Leber fuͤglicher abzuſondern, und wird vor-
nemlich vor andern Theilen, fuͤr die Officin der Blutmachung gehalten.
Lienis inflammatio, die Entzuͤndung der Miltz.
puncturæ und dolor, Miltz-Weh und Miltz-Stechen.
ſcirrhus, eine harte Geſchwulſt der Miltz.
tumor, eine Geſchwulſt der Miltz; dieſe vier Kranckhei-
ten koͤnnen den menſchlichen Leib alſo quaͤlen, und die Patienten dergeſtalt
unruhig machen, daß ſie oͤffters nicht wiſſen, was ſie thun, oder worauf ſie
die Schuld ſolcher Angſt werffen ſollen: ſie weinen, wehklagen, ſchicken
Seuffzer aus, und ſo die Kranckheiten einwurtzeln und veralten, folget
wol eine Melancholie. Die Urſach dieſer Kranckheiten iſt eintzig in der
Schaͤrffe des Bluts zu ſuchen, welche in dieſem ſehr empfindlichen und ner-
voͤſen Theil nicht nur groſſe Schmertzen, ſondern auch Inflammation, Ge-
ſchwulſt, und endlich einen Scirrhum, vornemlich, wenn in dem Blut zu-
gleich zaͤhe und tartariſche Theilgen uͤberfluͤßig ſind, verurſachet. Die Cur
iſt alſo anzuſtellen, daß die gegenwaͤrtige Beſchwerlichkeit gehoben, und
eine Recidiva verhindert werde. Solches geſchiehet durch inn- und aͤuſ-
ſerliche Anodyna, und wegen der Inflammation kan eine gute Venæ-
ſection, und dann die Schaͤrffe corrigirende Mittel gebrauchet werden, als
C. C. uſt. Lapid. 69. mandibul. Luc. piſc. Bol. alb. und Armen. matr. Per-
lar. lapid. Percar. und vornemlich die Martialia, als limatur. Martis, Crocus
Martis
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/504>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.