Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.MA Geist in sich haben, (weil sie aus einem menschlichen Saamen ihren Ur-sprung haben soll) welcher, nachdem sie von iemand recht gepfleget, zur ge- wissen Zeit mit Wein abgewaschen, reinlich an einem heimlichen Ort ge- halten würde, zu einem Homunculo sich gebrauchen liesse, nach seinem Be- gehren auch Geld und andere Kostbarkeiten gäbe. Solches alles scheinet von den Heyden hergekommen zu seyn, bey welchen die Circe sich dieses Gewächses auch soll bedienet haben, deßwegen es auch Circaea genennet wird. Hierbey dienet nun zu einigen Unterricht, daß (1) ungewiß sey, und niemand von den Botanicis solches bekräfftiget habe, daß dieses nur unter dem Galgen zu finden wäre, geschweige, daß (2) aus den menschlichen Saamen oder Urin solches seinen Ursprung hätte, indem, ob der gehengte und strangulirte Mensch Saamen auslassen würde, in quaestione ist, und daß auch solcher Saamen extra Vasa proportionata seminis seine spirituöse Krafft exspirire und vim generandi verliehre, aus der Physiologie bekannt ist; darzu (3) nothwendig solche Mandragorae viel eher und besser an andern Orten, und überall, wo so viel menschlicher und viehischer Saamen vergossen wird, wachsen müsten, so doch Augenscheinlich falsch, vielweniger der Urin, welcher mehr ein Excrementum ist, als daß er etwas würcken solte; so ist auch absurd zu sagen, daß die auf solche Art gewachsene Wurtzel leben, und eine Stimme von sich geben könnte, da doch der grosse GOtt alles also ordent- lich erschaffen, daß es nicht zu verbessern ist, denen Vegetabilibus doch kein Vitam animalem, welches allein die Stimme von sich hören lassen kan, ge- geben hat, geschweige, daß solche Miracula der grundgütige GOtt unter dem Galgen, und zwar zu solchen verbotenen Aberglauben, thue etc. Sie hat eine tumm-machend und Schlaf-bringende Krafft, wird äusserlich wider Röthe und Schmertz der Augen, Rose, harte Geschwülste, Kröpffe etc. mit grossem Nutzen gebrauchet. Manducatio, siehe Masticatio. Mangonium, heist das Kunst-Stück, die Medicamenta zu verfäl- Mania, die Tollsucht, ist nichts anders, als der höchste Grad der Begierde; Z z z
MA Geiſt in ſich haben, (weil ſie aus einem menſchlichen Saamen ihren Ur-ſprung haben ſoll) welcher, nachdem ſie von iemand recht gepfleget, zur ge- wiſſen Zeit mit Wein abgewaſchen, reinlich an einem heimlichen Ort ge- halten wuͤrde, zu einem Homunculo ſich gebrauchen lieſſe, nach ſeinem Be- gehren auch Geld und andere Koſtbarkeiten gaͤbe. Solches alles ſcheinet von den Heyden hergekommen zu ſeyn, bey welchen die Circe ſich dieſes Gewaͤchſes auch ſoll bedienet haben, deßwegen es auch Circæa genennet wird. Hierbey dienet nun zu einigen Unterricht, daß (1) ungewiß ſey, und niemand von den Botanicis ſolches bekraͤfftiget habe, daß dieſes nur unter dem Galgen zu finden waͤre, geſchweige, daß (2) aus den menſchlichen Saamen oder Urin ſolches ſeinen Urſprung haͤtte, indem, ob der gehengte und ſtrangulirte Menſch Saamen auslaſſen wuͤrde, in quæſtione iſt, und daß auch ſolcher Saamen extra Vaſa proportionata ſeminis ſeine ſpirituoͤſe Krafft exſpirire und vim generandi verliehre, aus der Phyſiologie bekannt iſt; darzu (3) nothwendig ſolche Mandragoræ viel eher und beſſer an andern Orten, und uͤberall, wo ſo viel menſchlicher und viehiſcher Saamen vergoſſen wird, wachſen muͤſten, ſo doch Augenſcheinlich falſch, vielweniger der Urin, welcher mehr ein Excrementum iſt, als daß er etwas wuͤrcken ſolte; ſo iſt auch abſurd zu ſagen, daß die auf ſolche Art gewachſene Wurtzel leben, und eine Stimme von ſich geben koͤnnte, da doch der groſſe GOtt alles alſo ordent- lich erſchaffen, daß es nicht zu verbeſſern iſt, denen Vegetabilibus doch kein Vitam animalem, welches allein die Stimme von ſich hoͤren laſſen kan, ge- geben hat, geſchweige, daß ſolche Miracula der grundguͤtige GOtt unter dem Galgen, und zwar zu ſolchen verbotenen Aberglauben, thue ꝛc. Sie hat eine tumm-machend und Schlaf-bringende Krafft, wird aͤuſſerlich wider Roͤthe und Schmertz der Augen, Roſe, harte Geſchwuͤlſte, Kroͤpffe ꝛc. mit groſſem Nutzen gebrauchet. Manducatio, ſiehe Maſticatio. Mangonium, heiſt das Kunſt-Stuͤck, die Medicamenta zu verfaͤl- Mania, die Tollſucht, iſt nichts anders, als der hoͤchſte Grad der Begierde; Z z z
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0557" n="545"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">MA</hi></hi></hi></fw><lb/> Geiſt in ſich haben, (weil ſie aus einem menſchlichen Saamen ihren Ur-<lb/> ſprung haben ſoll) welcher, nachdem ſie von iemand recht gepfleget, zur ge-<lb/> wiſſen Zeit mit Wein abgewaſchen, reinlich an einem heimlichen Ort ge-<lb/> halten wuͤrde, zu einem <hi rendition="#aq">Homunculo</hi> ſich gebrauchen lieſſe, nach ſeinem Be-<lb/> gehren auch Geld und andere Koſtbarkeiten gaͤbe. Solches alles ſcheinet<lb/> von den Heyden hergekommen zu ſeyn, bey welchen die <hi rendition="#aq">Circe</hi> ſich dieſes<lb/> Gewaͤchſes auch ſoll bedienet haben, deßwegen es auch <hi rendition="#aq">Circæa</hi> genennet<lb/> wird. Hierbey dienet nun zu einigen Unterricht, daß (1) ungewiß ſey,<lb/> und niemand von den <hi rendition="#aq">Botanicis</hi> ſolches bekraͤfftiget habe, daß dieſes nur<lb/> unter dem Galgen zu finden waͤre, geſchweige, daß (2) aus den menſchlichen<lb/> Saamen oder Urin ſolches ſeinen Urſprung haͤtte, indem, ob der gehengte<lb/> und <hi rendition="#aq">ſtranguli</hi>rte Menſch Saamen auslaſſen wuͤrde, <hi rendition="#aq">in quæſtione</hi> iſt, und<lb/> daß auch ſolcher Saamen <hi rendition="#aq">extra Vaſa proportionata ſeminis</hi> ſeine <hi rendition="#aq">ſpiritu</hi>oͤſe<lb/> Krafft <hi rendition="#aq">exſpiri</hi>re und <hi rendition="#aq">vim generandi</hi> verliehre, aus der <hi rendition="#aq">Phyſiologie</hi> bekannt<lb/> iſt; darzu (3) nothwendig ſolche <hi rendition="#aq">Mandragoræ</hi> viel eher und beſſer an andern<lb/> Orten, und uͤberall, wo ſo viel menſchlicher und viehiſcher Saamen vergoſſen<lb/> wird, wachſen muͤſten, ſo doch Augenſcheinlich falſch, vielweniger der Urin,<lb/> welcher mehr ein <hi rendition="#aq">Excrementum</hi> iſt, als daß er etwas wuͤrcken ſolte; ſo iſt auch<lb/><hi rendition="#aq">abſurd</hi> zu ſagen, daß die auf ſolche Art gewachſene Wurtzel leben, und eine<lb/> Stimme von ſich geben koͤnnte, da doch der groſſe GOtt alles alſo ordent-<lb/> lich erſchaffen, daß es nicht zu verbeſſern iſt, denen <hi rendition="#aq">Vegetabilibus</hi> doch kein<lb/><hi rendition="#aq">Vitam animalem,</hi> welches allein die Stimme von ſich hoͤren laſſen kan, ge-<lb/> geben hat, geſchweige, daß ſolche <hi rendition="#aq">Miracula</hi> der grundguͤtige GOtt unter dem<lb/> Galgen, und zwar zu ſolchen verbotenen Aberglauben, thue ꝛc. Sie hat<lb/> eine tumm-machend und Schlaf-bringende Krafft, wird aͤuſſerlich wider<lb/> Roͤthe und Schmertz der Augen, Roſe, harte Geſchwuͤlſte, Kroͤpffe ꝛc. mit<lb/> groſſem Nutzen gebrauchet.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Manducatio,</hi> ſiehe <hi rendition="#aq">Maſticatio.</hi></p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Mangonium,</hi> heiſt das Kunſt-Stuͤck, die <hi rendition="#aq">Medicamenta</hi> zu verfaͤl-<lb/> ſchen, daß die alleraͤrgſten fuͤr die beſten gehalten werden.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Mania,</hi> die <hi rendition="#fr">Tollſucht,</hi> iſt nichts anders, als der hoͤchſte Grad der<lb/> Raſerey, aber niemalen mit einem Fieber, doch mit andern grauſamen<lb/> Zufaͤllen verbunden. Es findet ſich bey ſolchen Leuten eine groſſe Kuͤhnheit<lb/> und Staͤrcke, daß ſie auch eiſerne Ketten, mit welchen ſie, ihre Raſerey zu<lb/> hemmen, gebunden ſind, zerreiſſen; ſie unterſtehen ſich ohne Furcht eine<lb/> gantze Armee anzugreiffen. Uber daß ſind ſie auch ſehr wachſam, ertragen<lb/> die hefftigſte Kaͤlte und Hunger, zur andern Zeit freſſen ſie auch mit groſſer<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Z z z</fw><fw place="bottom" type="catch">Begierde;</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [545/0557]
MA
Geiſt in ſich haben, (weil ſie aus einem menſchlichen Saamen ihren Ur-
ſprung haben ſoll) welcher, nachdem ſie von iemand recht gepfleget, zur ge-
wiſſen Zeit mit Wein abgewaſchen, reinlich an einem heimlichen Ort ge-
halten wuͤrde, zu einem Homunculo ſich gebrauchen lieſſe, nach ſeinem Be-
gehren auch Geld und andere Koſtbarkeiten gaͤbe. Solches alles ſcheinet
von den Heyden hergekommen zu ſeyn, bey welchen die Circe ſich dieſes
Gewaͤchſes auch ſoll bedienet haben, deßwegen es auch Circæa genennet
wird. Hierbey dienet nun zu einigen Unterricht, daß (1) ungewiß ſey,
und niemand von den Botanicis ſolches bekraͤfftiget habe, daß dieſes nur
unter dem Galgen zu finden waͤre, geſchweige, daß (2) aus den menſchlichen
Saamen oder Urin ſolches ſeinen Urſprung haͤtte, indem, ob der gehengte
und ſtrangulirte Menſch Saamen auslaſſen wuͤrde, in quæſtione iſt, und
daß auch ſolcher Saamen extra Vaſa proportionata ſeminis ſeine ſpirituoͤſe
Krafft exſpirire und vim generandi verliehre, aus der Phyſiologie bekannt
iſt; darzu (3) nothwendig ſolche Mandragoræ viel eher und beſſer an andern
Orten, und uͤberall, wo ſo viel menſchlicher und viehiſcher Saamen vergoſſen
wird, wachſen muͤſten, ſo doch Augenſcheinlich falſch, vielweniger der Urin,
welcher mehr ein Excrementum iſt, als daß er etwas wuͤrcken ſolte; ſo iſt auch
abſurd zu ſagen, daß die auf ſolche Art gewachſene Wurtzel leben, und eine
Stimme von ſich geben koͤnnte, da doch der groſſe GOtt alles alſo ordent-
lich erſchaffen, daß es nicht zu verbeſſern iſt, denen Vegetabilibus doch kein
Vitam animalem, welches allein die Stimme von ſich hoͤren laſſen kan, ge-
geben hat, geſchweige, daß ſolche Miracula der grundguͤtige GOtt unter dem
Galgen, und zwar zu ſolchen verbotenen Aberglauben, thue ꝛc. Sie hat
eine tumm-machend und Schlaf-bringende Krafft, wird aͤuſſerlich wider
Roͤthe und Schmertz der Augen, Roſe, harte Geſchwuͤlſte, Kroͤpffe ꝛc. mit
groſſem Nutzen gebrauchet.
Manducatio, ſiehe Maſticatio.
Mangonium, heiſt das Kunſt-Stuͤck, die Medicamenta zu verfaͤl-
ſchen, daß die alleraͤrgſten fuͤr die beſten gehalten werden.
Mania, die Tollſucht, iſt nichts anders, als der hoͤchſte Grad der
Raſerey, aber niemalen mit einem Fieber, doch mit andern grauſamen
Zufaͤllen verbunden. Es findet ſich bey ſolchen Leuten eine groſſe Kuͤhnheit
und Staͤrcke, daß ſie auch eiſerne Ketten, mit welchen ſie, ihre Raſerey zu
hemmen, gebunden ſind, zerreiſſen; ſie unterſtehen ſich ohne Furcht eine
gantze Armee anzugreiffen. Uber daß ſind ſie auch ſehr wachſam, ertragen
die hefftigſte Kaͤlte und Hunger, zur andern Zeit freſſen ſie auch mit groſſer
Begierde;
Z z z
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |