und andern Dingen haben, abgebildet, und mit auf die Welt gebracht werden. Die Ursach ist die stete Einbildung und Wiederholung des- sen, was der Mutter begegnet, oder worauf die Schwangere ihre Ge- dancken fest gerichtet, da denn die Lebens-Geister mit solchen falschen Concepten der Mutter gleichsam angefüllet, in Formirung der Frucht, solche Concepte der annoch zarten Frucht, gleich einem Wachs, eingedrü- cket. Ein merckliches Exempel solches Gelüsten und Anerbung eines Maales, erzehlet Dygby in seiner Sympathia also: Eine hohe Weibs- Person hatte auf ihrem Halse ein Maal, gleich der Figur einer Maul- beeren, so eigentlich, daß sie ein Mahler oder Bildhauer nicht könte leb- haffter abbilden, denn sie hatte nicht allein die Farbe, sondern auch die Grösse, gieng auch über das Fleisch heraus, als wenn sie ausgehauen wäre. Dieser Weibs-Person Frau Mutter, als sie schwanger, wurde lüstern nach Maulbeeren, und indem ihre Einbildung damit so hefftig erfüllet, geschah es, daß, als einsmals sie deren ansichtig wurde, ihr ohngefehr eine auf den Hals fiel. Man eilete mit Fleiß den Maulbeer-Safft abzuwi- schen, wie es denn auch gleich geschehen, und die Frau dazumal im ge- ringsten nichts spürete: aber das Kind, so bald es gebohren, brachte, wie gedacht, eine Figur der Maulbeere auf seinem Halse, an eben dem Orte, dahin die Maulbeer auf ihrer Frau Mutter Halse gefallen war, und alle Jahrs-Zeit, wenn die Maulbeeren zeitig, schwalle sie, und die Eindrückung, oder vielmehr Auswachsung vergrösserte sich, machte Jucken, und entzün- dete sich. Notabler ist, was aus dem Stengelio Doct.Johann Friedrich Meyer in der Neujahrs-Predigt seiner Frühstunden anführet, daß einsmals ein Kind gebohren worden, welches seines Vaters Namen hinter den Ohren abgebildet mit sich auf die Welt gebracht habe. Solches sey daher gekommen, daß die Mutter, welche ihren Mann gar hefftig gelie- bet, einmal desselben Namen genähet, und da sie plötzlich erschrecket worden, mit der Hand hinter das Ohr gefahren sey. Jngleichen führet auch Boccon in seinencurieusen Anmerckungen über ein und andere natürliche Dinge,Observat. XXI. pag. 455. ein sehr rar Exempel also auf: Jn Apulia ist eine Frau gewesen, welche mit gewissen Zeichen an ihrem Leibe, Brust, Schultern etc. gebohren worden, welche die Aehn- lichkeit der Schlangen und anderer kriechenden Thiere gehabt. Diese hat von Natur die Gabe und Krafft gehabt, den gifftigen Biß der Schlangen und Tarantulen zu heilen. Sie hat pflegen in einen Becher voll Weins ihren Speichel zu speyen, und diesen Wein hat sie hernach
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NÆ
und andern Dingen haben, abgebildet, und mit auf die Welt gebracht werden. Die Urſach iſt die ſtete Einbildung und Wiederholung deſ- ſen, was der Mutter begegnet, oder worauf die Schwangere ihre Ge- dancken feſt gerichtet, da denn die Lebens-Geiſter mit ſolchen falſchen Concepten der Mutter gleichſam angefuͤllet, in Formirung der Frucht, ſolche Concepte der annoch zarten Frucht, gleich einem Wachs, eingedruͤ- cket. Ein merckliches Exempel ſolches Geluͤſten und Anerbung eines Maales, erzehlet Dygby in ſeiner Sympathia alſo: Eine hohe Weibs- Perſon hatte auf ihrem Halſe ein Maal, gleich der Figur einer Maul- beeren, ſo eigentlich, daß ſie ein Mahler oder Bildhauer nicht koͤnte leb- haffter abbilden, denn ſie hatte nicht allein die Farbe, ſondern auch die Groͤſſe, gieng auch uͤber das Fleiſch heraus, als wenn ſie ausgehauen waͤre. Dieſer Weibs-Perſon Frau Mutter, als ſie ſchwanger, wurde luͤſtern nach Maulbeeren, und indem ihre Einbildung damit ſo hefftig erfuͤllet, geſchah es, daß, als einsmals ſie deren anſichtig wurde, ihr ohngefehr eine auf den Hals fiel. Man eilete mit Fleiß den Maulbeer-Safft abzuwi- ſchen, wie es denn auch gleich geſchehen, und die Frau dazumal im ge- ringſten nichts ſpuͤrete: aber das Kind, ſo bald es gebohren, brachte, wie gedacht, eine Figur der Maulbeere auf ſeinem Halſe, an eben dem Orte, dahin die Maulbeer auf ihrer Frau Mutter Halſe gefallen war, und alle Jahrs-Zeit, wenn die Maulbeeren zeitig, ſchwalle ſie, und die Eindruͤckung, oder vielmehr Auswachſung vergroͤſſerte ſich, machte Jucken, und entzuͤn- dete ſich. Notabler iſt, was aus dem Stengelio Doct.Johann Friedrich Meyer in der Neujahrs-Predigt ſeiner Fruͤhſtunden anfuͤhret, daß einsmals ein Kind gebohren worden, welches ſeines Vaters Namen hinter den Ohren abgebildet mit ſich auf die Welt gebracht habe. Solches ſey daher gekommen, daß die Mutter, welche ihren Mann gar hefftig gelie- bet, einmal deſſelben Namen genaͤhet, und da ſie ploͤtzlich erſchrecket worden, mit der Hand hinter das Ohr gefahren ſey. Jngleichen fuͤhret auch Boccon in ſeinencurieuſen Anmerckungen uͤber ein und andere natuͤrliche Dinge,Obſervat. XXI. pag. 455. ein ſehr rar Exempel alſo auf: Jn Apulia iſt eine Frau geweſen, welche mit gewiſſen Zeichen an ihrem Leibe, Bruſt, Schultern ꝛc. gebohren worden, welche die Aehn- lichkeit der Schlangen und anderer kriechenden Thiere gehabt. Dieſe hat von Natur die Gabe und Krafft gehabt, den gifftigen Biß der Schlangen und Tarantulen zu heilen. Sie hat pflegen in einen Becher voll Weins ihren Speichel zu ſpeyen, und dieſen Wein hat ſie hernach
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und andern Dingen haben, abgebildet, und mit auf die Welt gebracht
werden. Die Urſach iſt die ſtete Einbildung und Wiederholung deſ-
ſen, was der Mutter begegnet, oder worauf die Schwangere ihre Ge-
dancken feſt gerichtet, da denn die Lebens-Geiſter mit ſolchen falſchen
Concepten der Mutter gleichſam angefuͤllet, in Formirung der Frucht,
ſolche Concepte der annoch zarten Frucht, gleich einem Wachs, eingedruͤ-
cket. Ein merckliches Exempel ſolches Geluͤſten und Anerbung eines
Maales, erzehlet Dygby in ſeiner Sympathia alſo: Eine hohe Weibs-
Perſon hatte auf ihrem Halſe ein Maal, gleich der Figur einer Maul-
beeren, ſo eigentlich, daß ſie ein Mahler oder Bildhauer nicht koͤnte leb-
haffter abbilden, denn ſie hatte nicht allein die Farbe, ſondern auch die
Groͤſſe, gieng auch uͤber das Fleiſch heraus, als wenn ſie ausgehauen waͤre.
Dieſer Weibs-Perſon Frau Mutter, als ſie ſchwanger, wurde luͤſtern
nach Maulbeeren, und indem ihre Einbildung damit ſo hefftig erfuͤllet,
geſchah es, daß, als einsmals ſie deren anſichtig wurde, ihr ohngefehr eine
auf den Hals fiel. Man eilete mit Fleiß den Maulbeer-Safft abzuwi-
ſchen, wie es denn auch gleich geſchehen, und die Frau dazumal im ge-
ringſten nichts ſpuͤrete: aber das Kind, ſo bald es gebohren, brachte, wie
gedacht, eine Figur der Maulbeere auf ſeinem Halſe, an eben dem Orte,
dahin die Maulbeer auf ihrer Frau Mutter Halſe gefallen war, und alle
Jahrs-Zeit, wenn die Maulbeeren zeitig, ſchwalle ſie, und die Eindruͤckung,
oder vielmehr Auswachſung vergroͤſſerte ſich, machte Jucken, und entzuͤn-
dete ſich. Notabler iſt, was aus dem Stengelio Doct. Johann Friedrich
Meyer in der Neujahrs-Predigt ſeiner Fruͤhſtunden anfuͤhret, daß
einsmals ein Kind gebohren worden, welches ſeines Vaters Namen hinter
den Ohren abgebildet mit ſich auf die Welt gebracht habe. Solches ſey
daher gekommen, daß die Mutter, welche ihren Mann gar hefftig gelie-
bet, einmal deſſelben Namen genaͤhet, und da ſie ploͤtzlich erſchrecket
worden, mit der Hand hinter das Ohr gefahren ſey. Jngleichen fuͤhret
auch Boccon in ſeinen curieuſen Anmerckungen uͤber ein und andere
natuͤrliche Dinge, Obſervat. XXI. pag. 455. ein ſehr rar Exempel alſo
auf: Jn Apulia iſt eine Frau geweſen, welche mit gewiſſen Zeichen an
ihrem Leibe, Bruſt, Schultern ꝛc. gebohren worden, welche die Aehn-
lichkeit der Schlangen und anderer kriechenden Thiere gehabt. Dieſe
hat von Natur die Gabe und Krafft gehabt, den gifftigen Biß der
Schlangen und Tarantulen zu heilen. Sie hat pflegen in einen Becher
voll Weins ihren Speichel zu ſpeyen, und dieſen Wein hat ſie hernach
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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/631>, abgerufen am 28.07.2024.
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