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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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Oleum infusum, infundirt Oel; darzu gantze Pflantzen oder nur
Blumen, oder Wurtzeln und Früchte, oder auch, wenn man will, gantze
Thiere oder Theile davon, giesse olei quantum sufficit, drauf, und laß es
digeriren. Mercke, daß (1) zu dieser Operation alle ausgedruckten Oele
dienen, vor allen aber wird das reine Baum-Oel darzu genommen; und
man kan auch das schon einmal infundirte Oel auf eine frische Materiam
giessen. (2) Daß einige Vegetabilia mit der Infusion nicht vergnügt sind,
sondern auch gekochet werden müssen, (dahero entspringen die Olea cocta,
oder gekochten Oele) sonderlich, wenn sie harter Textur sind: in solchem
Fall pflegen die Chymici ein oder andere Untze Weins im Kochen darzu zu
giessen; die übrigen Concreta aber sind entweder mit einer Insolation oder
Digestion im Marien-Bad, oder gelinden Hitze vergnüget. (3) Zu den
wohlriechenden Oelen, welche durch eine Infusion bereitet werden, nimmt
man das oleum Balani Myrepsicae, tuncket darein Baum-Wolle, auf wel-
che man alsdann flores Jasmini, Aurantior. Citri leget, also wird in drey
Stunden alle Svaveolenz sich aus den Blumen in das Oel gezogen haben,
welches man hernach ausdrücket und wieder auf frische Blumen giesset,
bis es wohlriechend gnung observiret wird. So ist noch hier anzuführen,
daß auch einige im Keller solvirte Liquores, [wie w]ol nicht eigentlich, den
Namen der Oele führen, als das oleum Tartari per deliquium &c.

Oleum de cade, auch Cedria, ist ein destillirt und rectificirt Oel vom
kleinen Ceder-Baum-Holtz, ist aber hier gantz unbekannt.

Oleum laurinum, Lor-Oel, wird aus Meyland gebracht, allwo sie
es aus den frischen Lorbeeren pressen: wird auch aus der Provintz Langve-
doc
in Franckreich gebracht, absonderlich von Calvisson, nahe bey Mont-
pellier,
wo sie die frischen Lorbeeren in Wasser sieden, auspressen, und wenn
das Oel kalt worden, es in kleine Fäßlein thun, und anderswohin verfüh-
ren; muß schön frisch, wohlriechend, etwas körnicht, doch dick und hart
seyn, auch eine etwas gelb-grüne Farbe haben. Wird wider alle kalte
Schmertzen und Flüsse gebrauchet.

Oleum olivarum, gemein Baum-Oel, wird aus den recht reiffen
Oliven ausgepresset; es ist aber gar unterschiedlich, nachdem es zubereitet
ist, und von unterschiedenen Oertern herrühret. Das allerbeste ist, wel-
ches alsobald aus den zeitigen und frischen Oliven auf denen hierzu bereite-
ten Oel-Mühlen geschlagen wird, welches schön gelb, süß und wohlriechend
ist, und wird derowegen Flos Olei, item Jungfer-Oel, bey den Materiali-
st
en aber Cartzer- oder Garten-Seer-Oel genennet.

Oleum
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Oleum infuſum, infundirt Oel; darzu ℞ gantze Pflantzen oder nur
Blumen, oder Wurtzeln und Fruͤchte, oder auch, wenn man will, gantze
Thiere oder Theile davon, gieſſe olei quantum ſufficit, drauf, und laß es
digeriren. Mercke, daß (1) zu dieſer Operation alle ausgedruckten Oele
dienen, vor allen aber wird das reine Baum-Oel darzu genommen; und
man kan auch das ſchon einmal infundirte Oel auf eine friſche Materiam
gieſſen. (2) Daß einige Vegetabilia mit der Infuſion nicht vergnuͤgt ſind,
ſondern auch gekochet werden muͤſſen, (dahero entſpringen die Olea cocta,
oder gekochten Oele) ſonderlich, wenn ſie harter Textur ſind: in ſolchem
Fall pflegen die Chymici ein oder andere Untze Weins im Kochen darzu zu
gieſſen; die uͤbrigen Concreta aber ſind entweder mit einer Inſolation oder
Digeſtion im Marien-Bad, oder gelinden Hitze vergnuͤget. (3) Zu den
wohlriechenden Oelen, welche durch eine Infuſion bereitet werden, nimmt
man das oleum Balani Myrepſicæ, tuncket darein Baum-Wolle, auf wel-
che man alsdann flores Jaſmini, Aurantior. Citri leget, alſo wird in drey
Stunden alle Svaveolenz ſich aus den Blumen in das Oel gezogen haben,
welches man hernach ausdruͤcket und wieder auf friſche Blumen gieſſet,
bis es wohlriechend gnung obſerviret wird. So iſt noch hier anzufuͤhren,
daß auch einige im Keller ſolvirte Liquores, [wie w]ol nicht eigentlich, den
Namen der Oele fuͤhren, als das oleum Tartari per deliquium &c.

Oleum de cade, auch Cedria, iſt ein deſtillirt und rectificirt Oel vom
kleinen Ceder-Baum-Holtz, iſt aber hier gantz unbekannt.

Oleum laurinum, Lor-Oel, wird aus Meyland gebracht, allwo ſie
es aus den friſchen Lorbeeren preſſen: wird auch aus der Provintz Langve-
doc
in Franckreich gebracht, abſonderlich von Calviſſon, nahe bey Mont-
pellier,
wo ſie die friſchen Lorbeeren in Waſſer ſieden, auspreſſen, und wenn
das Oel kalt worden, es in kleine Faͤßlein thun, und anderswohin verfuͤh-
ren; muß ſchoͤn friſch, wohlriechend, etwas koͤrnicht, doch dick und hart
ſeyn, auch eine etwas gelb-gruͤne Farbe haben. Wird wider alle kalte
Schmertzen und Fluͤſſe gebrauchet.

Oleum olivarum, gemein Baum-Oel, wird aus den recht reiffen
Oliven ausgepreſſet; es iſt aber gar unterſchiedlich, nachdem es zubereitet
iſt, und von unterſchiedenen Oertern herruͤhret. Das allerbeſte iſt, wel-
ches alſobald aus den zeitigen und friſchen Oliven auf denen hierzu bereite-
ten Oel-Muͤhlen geſchlagen wird, welches ſchoͤn gelb, ſuͤß und wohlriechend
iſt, und wird derowegen Flos Olei, item Jungfer-Oel, bey den Materiali-
ſt
en aber Cartzer- oder Garten-Seer-Oel genennet.

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[652/0664] OL Oleum infuſum, infundirt Oel; darzu ℞ gantze Pflantzen oder nur Blumen, oder Wurtzeln und Fruͤchte, oder auch, wenn man will, gantze Thiere oder Theile davon, gieſſe olei quantum ſufficit, drauf, und laß es digeriren. Mercke, daß (1) zu dieſer Operation alle ausgedruckten Oele dienen, vor allen aber wird das reine Baum-Oel darzu genommen; und man kan auch das ſchon einmal infundirte Oel auf eine friſche Materiam gieſſen. (2) Daß einige Vegetabilia mit der Infuſion nicht vergnuͤgt ſind, ſondern auch gekochet werden muͤſſen, (dahero entſpringen die Olea cocta, oder gekochten Oele) ſonderlich, wenn ſie harter Textur ſind: in ſolchem Fall pflegen die Chymici ein oder andere Untze Weins im Kochen darzu zu gieſſen; die uͤbrigen Concreta aber ſind entweder mit einer Inſolation oder Digeſtion im Marien-Bad, oder gelinden Hitze vergnuͤget. (3) Zu den wohlriechenden Oelen, welche durch eine Infuſion bereitet werden, nimmt man das oleum Balani Myrepſicæ, tuncket darein Baum-Wolle, auf wel- che man alsdann flores Jaſmini, Aurantior. Citri leget, alſo wird in drey Stunden alle Svaveolenz ſich aus den Blumen in das Oel gezogen haben, welches man hernach ausdruͤcket und wieder auf friſche Blumen gieſſet, bis es wohlriechend gnung obſerviret wird. So iſt noch hier anzufuͤhren, daß auch einige im Keller ſolvirte Liquores, wie wol nicht eigentlich, den Namen der Oele fuͤhren, als das oleum Tartari per deliquium &c. Oleum de cade, auch Cedria, iſt ein deſtillirt und rectificirt Oel vom kleinen Ceder-Baum-Holtz, iſt aber hier gantz unbekannt. Oleum laurinum, Lor-Oel, wird aus Meyland gebracht, allwo ſie es aus den friſchen Lorbeeren preſſen: wird auch aus der Provintz Langve- doc in Franckreich gebracht, abſonderlich von Calviſſon, nahe bey Mont- pellier, wo ſie die friſchen Lorbeeren in Waſſer ſieden, auspreſſen, und wenn das Oel kalt worden, es in kleine Faͤßlein thun, und anderswohin verfuͤh- ren; muß ſchoͤn friſch, wohlriechend, etwas koͤrnicht, doch dick und hart ſeyn, auch eine etwas gelb-gruͤne Farbe haben. Wird wider alle kalte Schmertzen und Fluͤſſe gebrauchet. Oleum olivarum, gemein Baum-Oel, wird aus den recht reiffen Oliven ausgepreſſet; es iſt aber gar unterſchiedlich, nachdem es zubereitet iſt, und von unterſchiedenen Oertern herruͤhret. Das allerbeſte iſt, wel- ches alſobald aus den zeitigen und friſchen Oliven auf denen hierzu bereite- ten Oel-Muͤhlen geſchlagen wird, welches ſchoͤn gelb, ſuͤß und wohlriechend iſt, und wird derowegen Flos Olei, item Jungfer-Oel, bey den Materiali- ſten aber Cartzer- oder Garten-Seer-Oel genennet. Oleum

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 652. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/664>, abgerufen am 22.11.2024.