dem Alter, und (7) Ungleichheit des Geschlechts. VI. Die Contraindi- cantia, oder was die Aderlaß verbiethet, (1) die Schwachheit des Lei- bes im kindlich- und hohen Alter; in unsern kalten Ländern wird kaum Personen unter XV, und über L. oder LX. Jahren Ader gelassen. (2) Der Unterscheid des Geschlechts, (3) die Leibes-Constitution, (4) die Le- bens-Art, (5) Mangel des Bluts, (6) so hat man auch auf die Kranck- heiten zu sehen, z. E. in Febribus malignis dienet sie nicht. (7) Die caco- chymischen Leute können sie auch nicht erdulten, (8) item diejenigen, wel- che zu Ohnmachten geneigt sind. Endlich ist die Ader mit einem in Eßig zusammen gelegten Tüchlein zu verbinden.
Phlebotomus, heist derjenige, welcher die Ader läst, und auch das Aderlaß-Eisen, oder Fliete, wann sie die Adern schlagen, und dann die Lanzette, womit sie in die Ader stechen, und sie also öffnen.
Phlegma, heist entweder das Gewässer selbsten, oder die Unrei- nigkeiten, welche hin und wieder aus dem Leibe unter einer zähen Con- sistenz, wie der Rotz der Nasen, der Schleim der Gedärme etc. abgefüh- ret werden: in der Chymie heist Phlegma das Wasser oder erste princi- pium passivum, welches in der Destillation vor den Spiritus fixis gehet, oder dererjenigen geschäfftiges Wesen wohl mit einander vereiniget ist, als im Vitriol, Salpeter, Ottern, Hirsch-Horn, Weinstein, nicht riechen- den Pflantzen, weil es darinnen gantz frey ist, und es das Feuer, als das leichteste, leicht forttreibet: nach denen Spiritibus volatilibus aber zuletzt übergehet, weil als denn die viel-leichtern Schwefel- und volatilischen Saltz-Theilgen vom Feuer zuerst in die Höhe getrieben werden.
Phlegmagoga, werden diejenigen Purgir-Mittel genannt, welche die Pituitam, sonderlich die im Gehirn stecket, abführen, dann sie sind mit flüchtigem Saltz angefüllet, die vermittelst der natürlichen Hitze leicht in die Höhe getrieben werden: wenn sie nun diese Humores rarificiren, so lassen sie solche durch die ordentlichen Purgir-Gänge hinunter fallen. Solcher Art Purgantia sind
Mercurius dulcis von j. bis ßß.
Agaricus in substantia ßj. bis ij.
im infuso ß.
trochiscat. gr. vj. biß ß.
Turpethum in Decoct. ßj. bis iij.
Colocynthis im infus. oder Decoct. j.
Trochisc. alhandl. in substant. gr. vj.
Extract. trochisc. alhandl. gr. j. ij.
Phleg-
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PH
dem Alter, und (7) Ungleichheit des Geſchlechts. VI. Die Contraindi- cantia, oder was die Aderlaß verbiethet, (1) die Schwachheit des Lei- bes im kindlich- und hohen Alter; in unſern kalten Laͤndern wird kaum Perſonen unter XV, und uͤber L. oder LX. Jahren Ader gelaſſen. (2) Der Unterſcheid des Geſchlechts, (3) die Leibes-Conſtitution, (4) die Le- bens-Art, (5) Mangel des Bluts, (6) ſo hat man auch auf die Kranck- heiten zu ſehen, z. E. in Febribus malignis dienet ſie nicht. (7) Die caco- chymiſchen Leute koͤnnen ſie auch nicht erdulten, (8) item diejenigen, wel- che zu Ohnmachten geneigt ſind. Endlich iſt die Ader mit einem in Eßig zuſammen gelegten Tuͤchlein zu verbinden.
Phlebotomus, heiſt derjenige, welcher die Ader laͤſt, und auch das Aderlaß-Eiſen, oder Fliete, wann ſie die Adern ſchlagen, und dann die Lanzette, womit ſie in die Ader ſtechen, und ſie alſo oͤffnen.
Phlegma, heiſt entweder das Gewaͤſſer ſelbſten, oder die Unrei- nigkeiten, welche hin und wieder aus dem Leibe unter einer zaͤhen Con- ſiſtenz, wie der Rotz der Naſen, der Schleim der Gedaͤrme ꝛc. abgefuͤh- ret werden: in der Chymie heiſt Phlegma das Waſſer oder erſte princi- pium paſſivum, welches in der Deſtillation vor den Spiritus fixis gehet, oder dererjenigen geſchaͤfftiges Weſen wohl mit einander vereiniget iſt, als im Vitriol, Salpeter, Ottern, Hirſch-Horn, Weinſtein, nicht riechen- den Pflantzen, weil es darinnen gantz frey iſt, und es das Feuer, als das leichteſte, leicht forttreibet: nach denen Spiritibus volatilibus aber zuletzt uͤbergehet, weil als denn die viel-leichtern Schwefel- und volatiliſchen Saltz-Theilgen vom Feuer zuerſt in die Hoͤhe getrieben werden.
Phlegmagoga, werden diejenigen Purgir-Mittel genannt, welche die Pituitam, ſonderlich die im Gehirn ſtecket, abfuͤhren, dann ſie ſind mit fluͤchtigem Saltz angefuͤllet, die vermittelſt der natuͤrlichen Hitze leicht in die Hoͤhe getrieben werden: wenn ſie nun dieſe Humores rarificiren, ſo laſſen ſie ſolche durch die ordentlichen Purgir-Gaͤnge hinunter fallen. Solcher Art Purgantia ſind
Mercurius dulcis von ℈j. bis ʒß.
Agaricus in ſubſtantia ʒj. bis ij.
im infuſo ℥ß.
trochiſcat. gr. vj. biß ℈ß.
Turpethum in Decoct. ʒj. bis iij.
Colocynthis im infuſ. oder Decoct. ℈j.
Trochiſc. alhandl. in ſubſtant. gr. vj.
Extract. trochiſc. alhandl. gr. j. ij.
Phleg-
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dem Alter, und (7) Ungleichheit des Geſchlechts. VI. Die Contraindi-
cantia, oder was die Aderlaß verbiethet, (1) die Schwachheit des Lei-
bes im kindlich- und hohen Alter; in unſern kalten Laͤndern wird kaum
Perſonen unter XV, und uͤber L. oder LX. Jahren Ader gelaſſen. (2)
Der Unterſcheid des Geſchlechts, (3) die Leibes-Conſtitution, (4) die Le-
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che zu Ohnmachten geneigt ſind. Endlich iſt die Ader mit einem in Eßig
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Phlebotomus, heiſt derjenige, welcher die Ader laͤſt, und auch das
Aderlaß-Eiſen, oder Fliete, wann ſie die Adern ſchlagen, und dann die
Lanzette, womit ſie in die Ader ſtechen, und ſie alſo oͤffnen.
Phlegma, heiſt entweder das Gewaͤſſer ſelbſten, oder die Unrei-
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Saltz-Theilgen vom Feuer zuerſt in die Hoͤhe getrieben werden.
Phlegmagoga, werden diejenigen Purgir-Mittel genannt, welche
die Pituitam, ſonderlich die im Gehirn ſtecket, abfuͤhren, dann ſie ſind
mit fluͤchtigem Saltz angefuͤllet, die vermittelſt der natuͤrlichen Hitze leicht
in die Hoͤhe getrieben werden: wenn ſie nun dieſe Humores rarificiren,
ſo laſſen ſie ſolche durch die ordentlichen Purgir-Gaͤnge hinunter fallen.
Solcher Art Purgantia ſind
Mercurius dulcis von ℈j. bis ʒß.
Agaricus in ſubſtantia ʒj. bis ij.
im infuſo ℥ß.
trochiſcat. gr. vj. biß ℈ß.
Turpethum in Decoct. ʒj. bis iij.
Colocynthis im infuſ. oder Decoct. ℈j.
Trochiſc. alhandl. in ſubſtant. gr. vj.
Extract. trochiſc. alhandl. gr. j. ij.
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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 717. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/729>, abgerufen am 22.11.2024.
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