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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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PO

Polypus narium, ein Nasen-Gewächs oder Geschwulst, ist nichts
anders, als eine Anwachsung unnützen Fleisches in der Nase, das sich
mit etlichen Aussendungen in dem obersten Theile feste setzet, nach den
Nase-Löchern sich zuziehet, auch wohl gar bis in den Mund sich ausdeh-
net und die Augen einnimmt. Es hänget diese Excrescenz an schwa-
chen Wurtzeln, und besitzet bald eine, bald beyde Hölen der Nasen,
mehret sich öffters so sehr, daß sie nicht nur ausser der Nasen über die
Leffzen, sondern auch durch die Gänge der Nasen zum Gaumen heraus
hänget. Die substantia Polypi ist von gantz sonderlicher Textur, denn
bald ahmet sie dem Fleisch nach, zur andern Zeit einer Caruneul, bald
ist sie weich, bald hart, allezeit aber hat sie eine gantz rothe oder Fleisch-
Farbe; ausser daß sie in Erwegung der Textur, Grösse, Farb etc. unter
einander unterschieden sind: so findet sich doch noch ein Unterscheid, daß
eine gelind, das ist, nicht exulceriret, die andere böse und Krebs-artig ist,
eine häuffige Materiam setzet, hefftigen Schmertzen und Furcht der Er-
stickung verursachet. Jm Anfang wird der Polypus nicht sonderlich ge-
fühlet oder gemercket, daher kömmt es, daß solcher sich eher feste setzt, als
man weiß, daß er vorhanden ist; und da man auch Anfangs sonder
Sorge ist, solchen wegzubringen, so geschichts, daß er immerfort wächst,
und dabey einen Stanck aus der Nase von sich giebet. Die Ursach
des Polypi ist ein gar zu zäher und dicker Nahrungs-Safft, welcher den
schwammichten und weichen inneren Theilen der Nasen eine widerna-
türliche Nahrung giebet: die vorhergehende Ursach rühret insgemein von
einem nicht wohl curirten Geschwür der Nasen her, angesehen dessen
wild Fleisch in eine solche grosse Last auswächset. Die Cur erfordert
innerlich abführende Medicamenta, und welche die bösen Säffte weg-
räumen, unter solchen hat wol der Mercur. dulc. mit resin. Jalap. oder
Scammon. oder andern Purgantibus den Vorzug, und dabey ein gut De-
coct. lignor.
zum steten Gebrauch währender Cur; Hierbey sind auch
äusserliche Mittel zu gebrauchen, als Adstringentia und Exsiccantia aus
pulv. Balaust. Rosar. fol. Centumnod. Equiset. Vitis, Nuc. Cupress. Gallar.
rad. Aristol. rot. Bistort. Sumach. sangv. Dracon. mal. Granat. Omphac.

in Wasser solvirter Mercurius sublimat. z. E.

Mercur. sublim. ß.
Plantag.
Rosar. ana Lbj.
Laß
PO

Polypus narium, ein Naſen-Gewaͤchs oder Geſchwulſt, iſt nichts
anders, als eine Anwachſung unnuͤtzen Fleiſches in der Naſe, das ſich
mit etlichen Auſſendungen in dem oberſten Theile feſte ſetzet, nach den
Naſe-Loͤchern ſich zuziehet, auch wohl gar bis in den Mund ſich ausdeh-
net und die Augen einnimmt. Es haͤnget dieſe Excreſcenz an ſchwa-
chen Wurtzeln, und beſitzet bald eine, bald beyde Hoͤlen der Naſen,
mehret ſich oͤffters ſo ſehr, daß ſie nicht nur auſſer der Naſen uͤber die
Leffzen, ſondern auch durch die Gaͤnge der Naſen zum Gaumen heraus
haͤnget. Die ſubſtantia Polypi iſt von gantz ſonderlicher Textur, denn
bald ahmet ſie dem Fleiſch nach, zur andern Zeit einer Caruneul, bald
iſt ſie weich, bald hart, allezeit aber hat ſie eine gantz rothe oder Fleiſch-
Farbe; auſſer daß ſie in Erwegung der Textur, Groͤſſe, Farb ꝛc. unter
einander unterſchieden ſind: ſo findet ſich doch noch ein Unterſcheid, daß
eine gelind, das iſt, nicht exulceriret, die andere boͤſe und Krebs-artig iſt,
eine haͤuffige Materiam ſetzet, hefftigen Schmertzen und Furcht der Er-
ſtickung verurſachet. Jm Anfang wird der Polypus nicht ſonderlich ge-
fuͤhlet oder gemercket, daher koͤmmt es, daß ſolcher ſich eher feſte ſetzt, als
man weiß, daß er vorhanden iſt; und da man auch Anfangs ſonder
Sorge iſt, ſolchen wegzubringen, ſo geſchichts, daß er immerfort waͤchſt,
und dabey einen Stanck aus der Naſe von ſich giebet. Die Urſach
des Polypi iſt ein gar zu zaͤher und dicker Nahrungs-Safft, welcher den
ſchwammichten und weichen inneren Theilen der Naſen eine widerna-
tuͤrliche Nahrung giebet: die vorhergehende Urſach ruͤhret insgemein von
einem nicht wohl curirten Geſchwuͤr der Naſen her, angeſehen deſſen
wild Fleiſch in eine ſolche groſſe Laſt auswaͤchſet. Die Cur erfordert
innerlich abfuͤhrende Medicamenta, und welche die boͤſen Saͤffte weg-
raͤumen, unter ſolchen hat wol der Mercur. dulc. mit reſin. Jalap. oder
Scammon. oder andern Purgantibus den Vorzug, und dabey ein gut De-
coct. lignor.
zum ſteten Gebrauch waͤhrender Cur; Hierbey ſind auch
aͤuſſerliche Mittel zu gebrauchen, als Adſtringentia und Exſiccantia aus
pulv. Balauſt. Roſar. fol. Centumnod. Equiſet. Vitis, Nuc. Cupreſſ. Gallar.
rad. Ariſtol. rot. Biſtort. Sumach. ſangv. Dracon. mal. Granat. Omphac.

in Waſſer ſolvirter Mercurius ſublimat. z. E.

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Laß
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[748/0760] PO Polypus narium, ein Naſen-Gewaͤchs oder Geſchwulſt, iſt nichts anders, als eine Anwachſung unnuͤtzen Fleiſches in der Naſe, das ſich mit etlichen Auſſendungen in dem oberſten Theile feſte ſetzet, nach den Naſe-Loͤchern ſich zuziehet, auch wohl gar bis in den Mund ſich ausdeh- net und die Augen einnimmt. Es haͤnget dieſe Excreſcenz an ſchwa- chen Wurtzeln, und beſitzet bald eine, bald beyde Hoͤlen der Naſen, mehret ſich oͤffters ſo ſehr, daß ſie nicht nur auſſer der Naſen uͤber die Leffzen, ſondern auch durch die Gaͤnge der Naſen zum Gaumen heraus haͤnget. Die ſubſtantia Polypi iſt von gantz ſonderlicher Textur, denn bald ahmet ſie dem Fleiſch nach, zur andern Zeit einer Caruneul, bald iſt ſie weich, bald hart, allezeit aber hat ſie eine gantz rothe oder Fleiſch- Farbe; auſſer daß ſie in Erwegung der Textur, Groͤſſe, Farb ꝛc. unter einander unterſchieden ſind: ſo findet ſich doch noch ein Unterſcheid, daß eine gelind, das iſt, nicht exulceriret, die andere boͤſe und Krebs-artig iſt, eine haͤuffige Materiam ſetzet, hefftigen Schmertzen und Furcht der Er- ſtickung verurſachet. Jm Anfang wird der Polypus nicht ſonderlich ge- fuͤhlet oder gemercket, daher koͤmmt es, daß ſolcher ſich eher feſte ſetzt, als man weiß, daß er vorhanden iſt; und da man auch Anfangs ſonder Sorge iſt, ſolchen wegzubringen, ſo geſchichts, daß er immerfort waͤchſt, und dabey einen Stanck aus der Naſe von ſich giebet. Die Urſach des Polypi iſt ein gar zu zaͤher und dicker Nahrungs-Safft, welcher den ſchwammichten und weichen inneren Theilen der Naſen eine widerna- tuͤrliche Nahrung giebet: die vorhergehende Urſach ruͤhret insgemein von einem nicht wohl curirten Geſchwuͤr der Naſen her, angeſehen deſſen wild Fleiſch in eine ſolche groſſe Laſt auswaͤchſet. Die Cur erfordert innerlich abfuͤhrende Medicamenta, und welche die boͤſen Saͤffte weg- raͤumen, unter ſolchen hat wol der Mercur. dulc. mit reſin. Jalap. oder Scammon. oder andern Purgantibus den Vorzug, und dabey ein gut De- coct. lignor. zum ſteten Gebrauch waͤhrender Cur; Hierbey ſind auch aͤuſſerliche Mittel zu gebrauchen, als Adſtringentia und Exſiccantia aus pulv. Balauſt. Roſar. fol. Centumnod. Equiſet. Vitis, Nuc. Cupreſſ. Gallar. rad. Ariſtol. rot. Biſtort. Sumach. ſangv. Dracon. mal. Granat. Omphac. in Waſſer ſolvirter Mercurius ſublimat. z. E. ℞ Mercur. ſublim. ℥ß. 🜄 Plantag. Roſar. ana ℔j. Laß

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 748. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/760>, abgerufen am 22.11.2024.