Vitriol, der auf unterschiedliche Art praepariret wird, nachdem man sich un- terschiedliche Concepte davon gemachet. Zu dieser Operation wird vor an- dern der Römische Vitriol aestimiret: Vitriol. Roman. q. v. leg ihn an die Sonne, weil sie im Zeichen des Löwens gehet, oder im Julio, und laß ihn da trocknen und offen werden: überdiß soll ihm auch das Gestirn seinen Einfluß mittheilen. Viele pülvern nur den Vitriol, und machen das sym- pathetische Pulver daraus. Will man diß Pulver brauchen, so nimmt man die mit dem Blut der Wunde benetzte Leinwand, und wirfft es drauf. Man giebt vor, und wenn gleich das blutige Tüchlein viel Meilen vom Krancken weg wäre, und man sympathetisches Pulver drauf thäte, so würde die Wunde alsbald austrocknen. Allein die Proben, welche viel Personen gemacht haben, zeugen mehr als zu wohl, daß man nicht allezeit Glauben verdienet, wenn man die Würckungen dieses Pulvers berühret: denn wo man diß Pulver in ein aufs neue blutig gemachtes Tüchlein in eben der Kammer wo der Patient lieget, streuet, so hilfft es nichts. Uberdiß ge- schiehets auch öffters, daß es bey aller unsrer Behutsamkeit dennoch schlechte Dinge, manchmal auch gar nichts thut. Noch ist auch zu mercken, daß das Blut, worauf das Vitriol-Pulver geleget wird, noch etwas Wärme übrig habe, und daher die Bewegung und Vielheit der sich ablösenden Cörpergen vermehren könne. Diese vitriolische Cörpergen, die in der Lufft ausgebreitet werden, machen alle Sympathie, als die sich in die Wun- de des Krancken einlegen, und weil die Krafft des Vitriols das Geblüt stillet und austrocknet, so darff man sich nicht wundern, daß die daher kommenden flüchtigen Theilgen gleiche Würckungen schaffen.
Pulvis vulnerarius,Wund-Pulver das Blut zu stillen: Farin. vol. ij. Bol. Armen. Colophon. Gypsiana ß. Alum. ust. sangv. Drac. Vitriol. alb. ana ßij. Calcis viv. ßj. pilor. Lepor. ßß. F. Pulv. Ein anders: Mastich. Myrrh. Thuris ana ß. Aloes hepat. ij. Corall. rubr. praep. ßij. F. Pulv.
Pumex, der Bimstein, ist ein schwammicht, durchlöcherter und gleichsam von Natur calcinirter Stein, wird entweder von den Feuer-spey- enden Bergen, als AEtna und Vesuvio, aus geworffen, oder wird an denenje- nigen Orten, woherum es warme Bäder giebt, gefunden, indem das unter- irdische Feuer solchen calciniret, und also leicht brennet, daß, wenn er durch Uberschwemmungen und andere Wege in das Meer gebracht wird, er von ihm seinen saltzichten Geschmack entlehnet, wie man solchen öffters an ihm spühret. Man hat davon zweyerley Sorten, den gemeinen grauen, und den Venetianischen weissen, welcher inwendig gläntzet, und viel zärter
als
F f f f f
PU
Vitriol, der auf unterſchiedliche Art præpariret wird, nachdem man ſich un- terſchiedliche Concepte davon gemachet. Zu dieſer Operation wird vor an- dern der Roͤmiſche Vitriol æſtimiret: ℞ Vitriol. Roman. q. v. leg ihn an die Sonne, weil ſie im Zeichen des Loͤwens gehet, oder im Julio, und laß ihn da trocknen und offen werden: uͤberdiß ſoll ihm auch das Geſtirn ſeinen Einfluß mittheilen. Viele puͤlvern nur den Vitriol, und machen das ſym- pathetiſche Pulver daraus. Will man diß Pulver brauchen, ſo nimmt man die mit dem Blut der Wunde benetzte Leinwand, und wirfft es drauf. Man giebt vor, und wenn gleich das blutige Tuͤchlein viel Meilen vom Krancken weg waͤre, und man ſympathetiſches Pulver drauf thaͤte, ſo wuͤrde die Wunde alsbald austrocknen. Allein die Proben, welche viel Perſonen gemacht haben, zeugen mehr als zu wohl, daß man nicht allezeit Glauben verdienet, wenn man die Wuͤrckungen dieſes Pulvers beruͤhret: denn wo man diß Pulver in ein aufs neue blutig gemachtes Tuͤchlein in eben der Kammer wo der Patient lieget, ſtreuet, ſo hilfft es nichts. Uberdiß ge- ſchiehets auch oͤffters, daß es bey aller unſrer Behutſamkeit dennoch ſchlechte Dinge, manchmal auch gar nichts thut. Noch iſt auch zu mercken, daß das Blut, worauf das Vitriol-Pulver geleget wird, noch etwas Waͤrme uͤbrig habe, und daher die Bewegung und Vielheit der ſich abloͤſenden Coͤrpergen vermehren koͤnne. Dieſe vitrioliſche Coͤrpergen, die in der Lufft ausgebreitet werden, machen alle Sympathie, als die ſich in die Wun- de des Krancken einlegen, und weil die Krafft des Vitriols das Gebluͤt ſtillet und austrocknet, ſo darff man ſich nicht wundern, daß die daher kommenden fluͤchtigen Theilgen gleiche Wuͤrckungen ſchaffen.
Pulvis vulnerarius,Wund-Pulver das Blut zu ſtillen:℞ Farin. vol. ℥ij. Bol. Armen. Colophon. Gypſiana ℥ß. Alum. uſt. ſangv. Drac. Vitriol. alb. ana ʒij. Calcis viv. ʒj. pilor. Lepor. ʒß. F. Pulv. Ein anders: ℞ Maſtich. Myrrh. Thuris ana ℥ß. Aloes hepat. ℥ij. Corall. rubr. præp. ʒij. F. Pulv.
Pumex, der Bimſtein, iſt ein ſchwammicht, durchloͤcherter und gleichſam von Natur calcinirter Stein, wird entweder von den Feuer-ſpey- enden Bergen, als Ætna und Veſuvio, aus geworffen, oder wird an denenje- nigen Orten, woherum es warme Baͤder giebt, gefunden, indem das unter- irdiſche Feuer ſolchen calciniret, und alſo leicht brennet, daß, wenn er durch Uberſchwemmungen und andere Wege in das Meer gebracht wird, er von ihm ſeinen ſaltzichten Geſchmack entlehnet, wie man ſolchen oͤffters an ihm ſpuͤhret. Man hat davon zweyerley Sorten, den gemeinen grauen, und den Venetianiſchen weiſſen, welcher inwendig glaͤntzet, und viel zaͤrter
als
F f f f f
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0789"n="777"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">PU</hi></hi></hi></fw><lb/><hirendition="#aq">Vitriol,</hi> der auf unterſchiedliche Art <hirendition="#aq">præpari</hi>ret wird, nachdem man ſich un-<lb/>
terſchiedliche <hirendition="#aq">Concept</hi>e davon gemachet. Zu dieſer <hirendition="#aq">Operation</hi> wird vor an-<lb/>
dern der Roͤmiſche <hirendition="#aq">Vitriol æſtimi</hi>ret: <hirendition="#aq">℞ Vitriol. Roman. q. v.</hi> leg ihn an die<lb/>
Sonne, weil ſie im Zeichen des Loͤwens gehet, oder im <hirendition="#aq">Julio,</hi> und laß ihn<lb/>
da trocknen und offen werden: uͤberdiß ſoll ihm auch das Geſtirn ſeinen<lb/>
Einfluß mittheilen. Viele puͤlvern nur den <hirendition="#aq">Vitriol,</hi> und machen das <hirendition="#aq">ſym-<lb/>
patheti</hi>ſche Pulver daraus. Will man diß Pulver brauchen, ſo nimmt<lb/>
man die mit dem Blut der Wunde benetzte Leinwand, und wirfft es drauf.<lb/>
Man giebt vor, und wenn gleich das blutige Tuͤchlein viel Meilen vom<lb/>
Krancken weg waͤre, und man <hirendition="#aq">ſympatheti</hi>ſches Pulver drauf thaͤte, ſo<lb/>
wuͤrde die Wunde alsbald austrocknen. Allein die Proben, welche viel<lb/>
Perſonen gemacht haben, zeugen mehr als zu wohl, daß man nicht allezeit<lb/>
Glauben verdienet, wenn man die Wuͤrckungen dieſes Pulvers beruͤhret:<lb/>
denn wo man diß Pulver in ein aufs neue blutig gemachtes Tuͤchlein in eben<lb/>
der Kammer wo der Patient lieget, ſtreuet, ſo hilfft es nichts. Uberdiß ge-<lb/>ſchiehets auch oͤffters, daß es bey aller unſrer Behutſamkeit dennoch ſchlechte<lb/>
Dinge, manchmal auch gar nichts thut. Noch iſt auch zu mercken, daß<lb/>
das Blut, worauf das <hirendition="#aq">Vitriol-</hi>Pulver geleget wird, noch etwas Waͤrme<lb/>
uͤbrig habe, und daher die Bewegung und Vielheit der ſich abloͤſenden<lb/>
Coͤrpergen vermehren koͤnne. Dieſe <hirendition="#aq">vitrioli</hi>ſche Coͤrpergen, die in der<lb/>
Lufft ausgebreitet werden, machen alle <hirendition="#aq">Sympathie,</hi> als die ſich in die Wun-<lb/>
de des Krancken einlegen, und weil die Krafft des <hirendition="#aq">Vitriol</hi>s das Gebluͤt<lb/>ſtillet und austrocknet, ſo darff man ſich nicht wundern, daß die daher<lb/>
kommenden fluͤchtigen Theilgen gleiche Wuͤrckungen ſchaffen.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Pulvis vulnerarius,</hi><hirendition="#fr">Wund-Pulver das Blut zu ſtillen:</hi><hirendition="#aq">℞ Farin.<lb/>
vol. ℥ij. Bol. Armen. Colophon. Gypſiana ℥<hirendition="#i">ß.</hi> Alum. uſt. ſangv. Drac. Vitriol.<lb/>
alb. ana ʒij. Calcis viv. ʒj. pilor. Lepor. ʒ<hirendition="#i">ß.</hi> F. Pulv.</hi> Ein anders: <hirendition="#aq">℞ Maſtich.<lb/>
Myrrh. Thuris ana ℥<hirendition="#i">ß.</hi> Aloes hepat. ℥ij. Corall. rubr. præp. ʒij. F. Pulv.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Pumex,</hi> der <hirendition="#fr">Bimſtein,</hi> iſt ein ſchwammicht, durchloͤcherter und<lb/>
gleichſam von Natur <hirendition="#aq">calcini</hi>rter Stein, wird entweder von den Feuer-ſpey-<lb/>
enden Bergen, als <hirendition="#aq">Ætna</hi> und <hirendition="#aq">Veſuvio,</hi> aus geworffen, oder wird an denenje-<lb/>
nigen Orten, woherum es warme Baͤder giebt, gefunden, indem das unter-<lb/>
irdiſche Feuer ſolchen <hirendition="#aq">calcini</hi>ret, und alſo leicht brennet, daß, wenn er durch<lb/>
Uberſchwemmungen und andere Wege in das Meer gebracht wird, er von<lb/>
ihm ſeinen ſaltzichten Geſchmack entlehnet, wie man ſolchen oͤffters an ihm<lb/>ſpuͤhret. Man hat davon <hirendition="#fr">zweyerley Sorten,</hi> den <hirendition="#fr">gemeinen grauen,</hi> und<lb/>
den <hirendition="#fr">Venetianiſchen weiſſen,</hi> welcher inwendig glaͤntzet, und viel zaͤrter<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F f f f f</fw><fwplace="bottom"type="catch">als</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[777/0789]
PU
Vitriol, der auf unterſchiedliche Art præpariret wird, nachdem man ſich un-
terſchiedliche Concepte davon gemachet. Zu dieſer Operation wird vor an-
dern der Roͤmiſche Vitriol æſtimiret: ℞ Vitriol. Roman. q. v. leg ihn an die
Sonne, weil ſie im Zeichen des Loͤwens gehet, oder im Julio, und laß ihn
da trocknen und offen werden: uͤberdiß ſoll ihm auch das Geſtirn ſeinen
Einfluß mittheilen. Viele puͤlvern nur den Vitriol, und machen das ſym-
pathetiſche Pulver daraus. Will man diß Pulver brauchen, ſo nimmt
man die mit dem Blut der Wunde benetzte Leinwand, und wirfft es drauf.
Man giebt vor, und wenn gleich das blutige Tuͤchlein viel Meilen vom
Krancken weg waͤre, und man ſympathetiſches Pulver drauf thaͤte, ſo
wuͤrde die Wunde alsbald austrocknen. Allein die Proben, welche viel
Perſonen gemacht haben, zeugen mehr als zu wohl, daß man nicht allezeit
Glauben verdienet, wenn man die Wuͤrckungen dieſes Pulvers beruͤhret:
denn wo man diß Pulver in ein aufs neue blutig gemachtes Tuͤchlein in eben
der Kammer wo der Patient lieget, ſtreuet, ſo hilfft es nichts. Uberdiß ge-
ſchiehets auch oͤffters, daß es bey aller unſrer Behutſamkeit dennoch ſchlechte
Dinge, manchmal auch gar nichts thut. Noch iſt auch zu mercken, daß
das Blut, worauf das Vitriol-Pulver geleget wird, noch etwas Waͤrme
uͤbrig habe, und daher die Bewegung und Vielheit der ſich abloͤſenden
Coͤrpergen vermehren koͤnne. Dieſe vitrioliſche Coͤrpergen, die in der
Lufft ausgebreitet werden, machen alle Sympathie, als die ſich in die Wun-
de des Krancken einlegen, und weil die Krafft des Vitriols das Gebluͤt
ſtillet und austrocknet, ſo darff man ſich nicht wundern, daß die daher
kommenden fluͤchtigen Theilgen gleiche Wuͤrckungen ſchaffen.
Pulvis vulnerarius, Wund-Pulver das Blut zu ſtillen: ℞ Farin.
vol. ℥ij. Bol. Armen. Colophon. Gypſiana ℥ß. Alum. uſt. ſangv. Drac. Vitriol.
alb. ana ʒij. Calcis viv. ʒj. pilor. Lepor. ʒß. F. Pulv. Ein anders: ℞ Maſtich.
Myrrh. Thuris ana ℥ß. Aloes hepat. ℥ij. Corall. rubr. præp. ʒij. F. Pulv.
Pumex, der Bimſtein, iſt ein ſchwammicht, durchloͤcherter und
gleichſam von Natur calcinirter Stein, wird entweder von den Feuer-ſpey-
enden Bergen, als Ætna und Veſuvio, aus geworffen, oder wird an denenje-
nigen Orten, woherum es warme Baͤder giebt, gefunden, indem das unter-
irdiſche Feuer ſolchen calciniret, und alſo leicht brennet, daß, wenn er durch
Uberſchwemmungen und andere Wege in das Meer gebracht wird, er von
ihm ſeinen ſaltzichten Geſchmack entlehnet, wie man ſolchen oͤffters an ihm
ſpuͤhret. Man hat davon zweyerley Sorten, den gemeinen grauen, und
den Venetianiſchen weiſſen, welcher inwendig glaͤntzet, und viel zaͤrter
als
F f f f f
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 777. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/789>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.