Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

PU
Vitriol, der auf unterschiedliche Art praepariret wird, nachdem man sich un-
terschiedliche Concepte davon gemachet. Zu dieser Operation wird vor an-
dern der Römische Vitriol aestimiret: Vitriol. Roman. q. v. leg ihn an die
Sonne, weil sie im Zeichen des Löwens gehet, oder im Julio, und laß ihn
da trocknen und offen werden: überdiß soll ihm auch das Gestirn seinen
Einfluß mittheilen. Viele pülvern nur den Vitriol, und machen das sym-
patheti
sche Pulver daraus. Will man diß Pulver brauchen, so nimmt
man die mit dem Blut der Wunde benetzte Leinwand, und wirfft es drauf.
Man giebt vor, und wenn gleich das blutige Tüchlein viel Meilen vom
Krancken weg wäre, und man sympathetisches Pulver drauf thäte, so
würde die Wunde alsbald austrocknen. Allein die Proben, welche viel
Personen gemacht haben, zeugen mehr als zu wohl, daß man nicht allezeit
Glauben verdienet, wenn man die Würckungen dieses Pulvers berühret:
denn wo man diß Pulver in ein aufs neue blutig gemachtes Tüchlein in eben
der Kammer wo der Patient lieget, streuet, so hilfft es nichts. Uberdiß ge-
schiehets auch öffters, daß es bey aller unsrer Behutsamkeit dennoch schlechte
Dinge, manchmal auch gar nichts thut. Noch ist auch zu mercken, daß
das Blut, worauf das Vitriol-Pulver geleget wird, noch etwas Wärme
übrig habe, und daher die Bewegung und Vielheit der sich ablösenden
Cörpergen vermehren könne. Diese vitriolische Cörpergen, die in der
Lufft ausgebreitet werden, machen alle Sympathie, als die sich in die Wun-
de des Krancken einlegen, und weil die Krafft des Vitriols das Geblüt
stillet und austrocknet, so darff man sich nicht wundern, daß die daher
kommenden flüchtigen Theilgen gleiche Würckungen schaffen.

Pulvis vulnerarius, Wund-Pulver das Blut zu stillen: Farin.
vol. ij. Bol. Armen. Colophon. Gypsiana ß. Alum. ust. sangv. Drac. Vitriol.
alb. ana ßij. Calcis viv. ßj. pilor. Lepor. ßß. F. Pulv.
Ein anders: Mastich.
Myrrh. Thuris ana ß. Aloes hepat. ij. Corall. rubr. praep. ßij. F. Pulv.

Pumex, der Bimstein, ist ein schwammicht, durchlöcherter und
gleichsam von Natur calcinirter Stein, wird entweder von den Feuer-spey-
enden Bergen, als AEtna und Vesuvio, aus geworffen, oder wird an denenje-
nigen Orten, woherum es warme Bäder giebt, gefunden, indem das unter-
irdische Feuer solchen calciniret, und also leicht brennet, daß, wenn er durch
Uberschwemmungen und andere Wege in das Meer gebracht wird, er von
ihm seinen saltzichten Geschmack entlehnet, wie man solchen öffters an ihm
spühret. Man hat davon zweyerley Sorten, den gemeinen grauen, und
den Venetianischen weissen, welcher inwendig gläntzet, und viel zärter

als
F f f f f

PU
Vitriol, der auf unterſchiedliche Art præpariret wird, nachdem man ſich un-
terſchiedliche Concepte davon gemachet. Zu dieſer Operation wird vor an-
dern der Roͤmiſche Vitriol æſtimiret: ℞ Vitriol. Roman. q. v. leg ihn an die
Sonne, weil ſie im Zeichen des Loͤwens gehet, oder im Julio, und laß ihn
da trocknen und offen werden: uͤberdiß ſoll ihm auch das Geſtirn ſeinen
Einfluß mittheilen. Viele puͤlvern nur den Vitriol, und machen das ſym-
patheti
ſche Pulver daraus. Will man diß Pulver brauchen, ſo nimmt
man die mit dem Blut der Wunde benetzte Leinwand, und wirfft es drauf.
Man giebt vor, und wenn gleich das blutige Tuͤchlein viel Meilen vom
Krancken weg waͤre, und man ſympathetiſches Pulver drauf thaͤte, ſo
wuͤrde die Wunde alsbald austrocknen. Allein die Proben, welche viel
Perſonen gemacht haben, zeugen mehr als zu wohl, daß man nicht allezeit
Glauben verdienet, wenn man die Wuͤrckungen dieſes Pulvers beruͤhret:
denn wo man diß Pulver in ein aufs neue blutig gemachtes Tuͤchlein in eben
der Kammer wo der Patient lieget, ſtreuet, ſo hilfft es nichts. Uberdiß ge-
ſchiehets auch oͤffters, daß es bey aller unſrer Behutſamkeit dennoch ſchlechte
Dinge, manchmal auch gar nichts thut. Noch iſt auch zu mercken, daß
das Blut, worauf das Vitriol-Pulver geleget wird, noch etwas Waͤrme
uͤbrig habe, und daher die Bewegung und Vielheit der ſich abloͤſenden
Coͤrpergen vermehren koͤnne. Dieſe vitrioliſche Coͤrpergen, die in der
Lufft ausgebreitet werden, machen alle Sympathie, als die ſich in die Wun-
de des Krancken einlegen, und weil die Krafft des Vitriols das Gebluͤt
ſtillet und austrocknet, ſo darff man ſich nicht wundern, daß die daher
kommenden fluͤchtigen Theilgen gleiche Wuͤrckungen ſchaffen.

Pulvis vulnerarius, Wund-Pulver das Blut zu ſtillen: ℞ Farin.
vol. ℥ij. Bol. Armen. Colophon. Gypſiana ℥ß. Alum. uſt. ſangv. Drac. Vitriol.
alb. ana ʒij. Calcis viv. ʒj. pilor. Lepor. ʒß. F. Pulv.
Ein anders: ℞ Maſtich.
Myrrh. Thuris ana ℥ß. Aloes hepat. ℥ij. Corall. rubr. præp. ʒij. F. Pulv.

Pumex, der Bimſtein, iſt ein ſchwammicht, durchloͤcherter und
gleichſam von Natur calcinirter Stein, wird entweder von den Feuer-ſpey-
enden Bergen, als Ætna und Veſuvio, aus geworffen, oder wird an denenje-
nigen Orten, woherum es warme Baͤder giebt, gefunden, indem das unter-
irdiſche Feuer ſolchen calciniret, und alſo leicht brennet, daß, wenn er durch
Uberſchwemmungen und andere Wege in das Meer gebracht wird, er von
ihm ſeinen ſaltzichten Geſchmack entlehnet, wie man ſolchen oͤffters an ihm
ſpuͤhret. Man hat davon zweyerley Sorten, den gemeinen grauen, und
den Venetianiſchen weiſſen, welcher inwendig glaͤntzet, und viel zaͤrter

als
F f f f f
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0789" n="777"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">PU</hi></hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Vitriol,</hi> der auf unter&#x017F;chiedliche Art <hi rendition="#aq">præpari</hi>ret wird, nachdem man &#x017F;ich un-<lb/>
ter&#x017F;chiedliche <hi rendition="#aq">Concept</hi>e davon gemachet. Zu die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Operation</hi> wird vor an-<lb/>
dern der Ro&#x0364;mi&#x017F;che <hi rendition="#aq">Vitriol æ&#x017F;timi</hi>ret: <hi rendition="#aq">&#x211E; Vitriol. Roman. q. v.</hi> leg ihn an die<lb/>
Sonne, weil &#x017F;ie im Zeichen des Lo&#x0364;wens gehet, oder im <hi rendition="#aq">Julio,</hi> und laß ihn<lb/>
da trocknen und offen werden: u&#x0364;berdiß &#x017F;oll ihm auch das Ge&#x017F;tirn &#x017F;einen<lb/>
Einfluß mittheilen. Viele pu&#x0364;lvern nur den <hi rendition="#aq">Vitriol,</hi> und machen das <hi rendition="#aq">&#x017F;ym-<lb/>
patheti</hi>&#x017F;che Pulver daraus. Will man diß Pulver brauchen, &#x017F;o nimmt<lb/>
man die mit dem Blut der Wunde benetzte Leinwand, und wirfft es drauf.<lb/>
Man giebt vor, und wenn gleich das blutige Tu&#x0364;chlein viel Meilen vom<lb/>
Krancken weg wa&#x0364;re, und man <hi rendition="#aq">&#x017F;ympatheti</hi>&#x017F;ches Pulver drauf tha&#x0364;te, &#x017F;o<lb/>
wu&#x0364;rde die Wunde alsbald austrocknen. Allein die Proben, welche viel<lb/>
Per&#x017F;onen gemacht haben, zeugen mehr als zu wohl, daß man nicht allezeit<lb/>
Glauben verdienet, wenn man die Wu&#x0364;rckungen die&#x017F;es Pulvers beru&#x0364;hret:<lb/>
denn wo man diß Pulver in ein aufs neue blutig gemachtes Tu&#x0364;chlein in eben<lb/>
der Kammer wo der Patient lieget, &#x017F;treuet, &#x017F;o hilfft es nichts. Uberdiß ge-<lb/>
&#x017F;chiehets auch o&#x0364;ffters, daß es bey aller un&#x017F;rer Behut&#x017F;amkeit dennoch &#x017F;chlechte<lb/>
Dinge, manchmal auch gar nichts thut. Noch i&#x017F;t auch zu mercken, daß<lb/>
das Blut, worauf das <hi rendition="#aq">Vitriol-</hi>Pulver geleget wird, noch etwas Wa&#x0364;rme<lb/>
u&#x0364;brig habe, und daher die Bewegung und Vielheit der &#x017F;ich ablo&#x0364;&#x017F;enden<lb/>
Co&#x0364;rpergen vermehren ko&#x0364;nne. Die&#x017F;e <hi rendition="#aq">vitrioli</hi>&#x017F;che Co&#x0364;rpergen, die in der<lb/>
Lufft ausgebreitet werden, machen alle <hi rendition="#aq">Sympathie,</hi> als die &#x017F;ich in die Wun-<lb/>
de des Krancken einlegen, und weil die Krafft des <hi rendition="#aq">Vitriol</hi>s das Geblu&#x0364;t<lb/>
&#x017F;tillet und austrocknet, &#x017F;o darff man &#x017F;ich nicht wundern, daß die daher<lb/>
kommenden flu&#x0364;chtigen Theilgen gleiche Wu&#x0364;rckungen &#x017F;chaffen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Pulvis vulnerarius,</hi><hi rendition="#fr">Wund-Pulver das Blut zu &#x017F;tillen:</hi><hi rendition="#aq">&#x211E; Farin.<lb/>
vol. &#x2125;ij. Bol. Armen. Colophon. Gyp&#x017F;iana &#x2125;<hi rendition="#i">ß.</hi> Alum. u&#x017F;t. &#x017F;angv. Drac. Vitriol.<lb/>
alb. ana &#x0292;ij. Calcis viv. &#x0292;j. pilor. Lepor. &#x0292;<hi rendition="#i">ß.</hi> F. Pulv.</hi> Ein anders: <hi rendition="#aq">&#x211E; Ma&#x017F;tich.<lb/>
Myrrh. Thuris ana &#x2125;<hi rendition="#i">ß.</hi> Aloes hepat. &#x2125;ij. Corall. rubr. præp. &#x0292;ij. F. Pulv.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Pumex,</hi> der <hi rendition="#fr">Bim&#x017F;tein,</hi> i&#x017F;t ein &#x017F;chwammicht, durchlo&#x0364;cherter und<lb/>
gleich&#x017F;am von Natur <hi rendition="#aq">calcini</hi>rter Stein, wird entweder von den Feuer-&#x017F;pey-<lb/>
enden Bergen, als <hi rendition="#aq">Ætna</hi> und <hi rendition="#aq">Ve&#x017F;uvio,</hi> aus geworffen, oder wird an denenje-<lb/>
nigen Orten, woherum es warme Ba&#x0364;der giebt, gefunden, indem das unter-<lb/>
irdi&#x017F;che Feuer &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">calcini</hi>ret, und al&#x017F;o leicht brennet, daß, wenn er durch<lb/>
Uber&#x017F;chwemmungen und andere Wege in das Meer gebracht wird, er von<lb/>
ihm &#x017F;einen &#x017F;altzichten Ge&#x017F;chmack entlehnet, wie man &#x017F;olchen o&#x0364;ffters an ihm<lb/>
&#x017F;pu&#x0364;hret. Man hat davon <hi rendition="#fr">zweyerley Sorten,</hi> den <hi rendition="#fr">gemeinen grauen,</hi> und<lb/>
den <hi rendition="#fr">Venetiani&#x017F;chen wei&#x017F;&#x017F;en,</hi> welcher inwendig gla&#x0364;ntzet, und viel za&#x0364;rter<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f f f f</fw><fw place="bottom" type="catch">als</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[777/0789] PU Vitriol, der auf unterſchiedliche Art præpariret wird, nachdem man ſich un- terſchiedliche Concepte davon gemachet. Zu dieſer Operation wird vor an- dern der Roͤmiſche Vitriol æſtimiret: ℞ Vitriol. Roman. q. v. leg ihn an die Sonne, weil ſie im Zeichen des Loͤwens gehet, oder im Julio, und laß ihn da trocknen und offen werden: uͤberdiß ſoll ihm auch das Geſtirn ſeinen Einfluß mittheilen. Viele puͤlvern nur den Vitriol, und machen das ſym- pathetiſche Pulver daraus. Will man diß Pulver brauchen, ſo nimmt man die mit dem Blut der Wunde benetzte Leinwand, und wirfft es drauf. Man giebt vor, und wenn gleich das blutige Tuͤchlein viel Meilen vom Krancken weg waͤre, und man ſympathetiſches Pulver drauf thaͤte, ſo wuͤrde die Wunde alsbald austrocknen. Allein die Proben, welche viel Perſonen gemacht haben, zeugen mehr als zu wohl, daß man nicht allezeit Glauben verdienet, wenn man die Wuͤrckungen dieſes Pulvers beruͤhret: denn wo man diß Pulver in ein aufs neue blutig gemachtes Tuͤchlein in eben der Kammer wo der Patient lieget, ſtreuet, ſo hilfft es nichts. Uberdiß ge- ſchiehets auch oͤffters, daß es bey aller unſrer Behutſamkeit dennoch ſchlechte Dinge, manchmal auch gar nichts thut. Noch iſt auch zu mercken, daß das Blut, worauf das Vitriol-Pulver geleget wird, noch etwas Waͤrme uͤbrig habe, und daher die Bewegung und Vielheit der ſich abloͤſenden Coͤrpergen vermehren koͤnne. Dieſe vitrioliſche Coͤrpergen, die in der Lufft ausgebreitet werden, machen alle Sympathie, als die ſich in die Wun- de des Krancken einlegen, und weil die Krafft des Vitriols das Gebluͤt ſtillet und austrocknet, ſo darff man ſich nicht wundern, daß die daher kommenden fluͤchtigen Theilgen gleiche Wuͤrckungen ſchaffen. Pulvis vulnerarius, Wund-Pulver das Blut zu ſtillen: ℞ Farin. vol. ℥ij. Bol. Armen. Colophon. Gypſiana ℥ß. Alum. uſt. ſangv. Drac. Vitriol. alb. ana ʒij. Calcis viv. ʒj. pilor. Lepor. ʒß. F. Pulv. Ein anders: ℞ Maſtich. Myrrh. Thuris ana ℥ß. Aloes hepat. ℥ij. Corall. rubr. præp. ʒij. F. Pulv. Pumex, der Bimſtein, iſt ein ſchwammicht, durchloͤcherter und gleichſam von Natur calcinirter Stein, wird entweder von den Feuer-ſpey- enden Bergen, als Ætna und Veſuvio, aus geworffen, oder wird an denenje- nigen Orten, woherum es warme Baͤder giebt, gefunden, indem das unter- irdiſche Feuer ſolchen calciniret, und alſo leicht brennet, daß, wenn er durch Uberſchwemmungen und andere Wege in das Meer gebracht wird, er von ihm ſeinen ſaltzichten Geſchmack entlehnet, wie man ſolchen oͤffters an ihm ſpuͤhret. Man hat davon zweyerley Sorten, den gemeinen grauen, und den Venetianiſchen weiſſen, welcher inwendig glaͤntzet, und viel zaͤrter als F f f f f

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/789
Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 777. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/789>, abgerufen am 25.11.2024.