Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

SA
wird, so nennet man es Sal fossile, kommt meistentheils aus Pohlen;
man findet es auch in Calabrien und Catalonien etc. Es sind dessen un-
terschiedliche Gattungen, unter welchen immer eine heller als die andere
ist; entweder weiß, grau oder roth; diese Farben entstehen daher, wenn
dem Stein-Saltz in der Erden etwa ein Bolus oder andere Unreinigkei-
ten untermischet worden. Es muß schön groß und in crystallinischen Stü-
cken kommen, welche doch leicht zerspringen, und sich in viereckigte Stück-
lein schiefern. Wird in der Medicin zu den Clystiren gebrauchet, weil es
besser als das gemeine Saltz stimuliret.

Sal hypochondriacum, ist ein aus dem capite mortuo des Sal-
miacs ausgelaugtes Saltz.

Sal Indum, dessen gedencken die Alten sehr, und soll in Aegypten an
statt der Müntze gebrauchet werden. Bocco gedencket auch eines Aegy-
ptischen Saltzes, welches immer in Gestalt einer kleinen Pyramide in der
Erden gefunden, und dahero Sal pyramidale AEgypti genennet wird. Ob
nun dieses was sonderliches und mehrers als das gemeine Stein-Saltz,
dessen es eine Art zu seyn scheinet, praestiren könne, stehet dahin; unterdes-
sen ist zu verwundern, daß es heut zu Tage bey denen Materialisten nicht
zu finden ist.

Sal Jovis, Zinn-Saltz, ist ein durch das acidum aufgelöstes, und zu
der Gestalt eines Saltzes gebrachtes Zinn: darzu calcinirten Zinnes
Lbij. thu es in eine Matras, und wenn 4. Finger hoch guter destillirter
Wein-Eßig drunter gethan worden, so laß es in einem warmen Sand 2.
oder 3. Tage digeriren, doch daß die Matras immer darbey umgerüttelt
werde: giesse darauf das obere Wasser Neigungs-Weise ab, thu andern
destillirten Wein-Eßig auf die rückständige Materie, und laß sie wie vorhin
digeriren: giesse das Wasser wieder beugende ab, giesse noch einmal an-
dern Wein-Eßig auf die Materie, und laß sie wieder 3. oder 4. Tage dige-
ri
ren; filtrire hernach alle diese Impraegnationes und Aufgiessungen, und
laß sie in einem gläsernen Kolben über einem Sand-Feuer, bis 3/4tel Feuchtig-
keit weggebracht ist, evaporiren: laß den Uberrest abkühlen, und trage
deinen Kolben, ohne Umrühren, in einen Keller oder an einen andern fri-
schen Ort: so wird man innerhalb 3. oder 4. Tagen an die Seiten ange-
schossene Crystallen-Scheibgen finden; nimm diese aus dem Wasser
heraus, laß wider einen Theil evaporiren, und thue den Rest, wie zuvor,
in einen Keller, so werden sich neue Crystallen ansetzen: setze diese Evapo-
rationes
und Crystallisationes so lange fort, bis man alles Saltz aus dem

Zinn

SA
wird, ſo nennet man es Sal foſſile, kommt meiſtentheils aus Pohlen;
man findet es auch in Calabrien und Catalonien ꝛc. Es ſind deſſen un-
terſchiedliche Gattungen, unter welchen immer eine heller als die andere
iſt; entweder weiß, grau oder roth; dieſe Farben entſtehen daher, wenn
dem Stein-Saltz in der Erden etwa ein Bolus oder andere Unreinigkei-
ten untermiſchet worden. Es muß ſchoͤn groß und in cryſtalliniſchen Stuͤ-
cken kommen, welche doch leicht zerſpringen, und ſich in viereckigte Stuͤck-
lein ſchiefern. Wird in der Medicin zu den Clyſtiren gebrauchet, weil es
beſſer als das gemeine Saltz ſtimuliret.

Sal hypochondriacum, iſt ein aus dem capite mortuo des Sal-
miacs ausgelaugtes Saltz.

Sal Indum, deſſen gedencken die Alten ſehr, und ſoll in Aegypten an
ſtatt der Muͤntze gebrauchet werden. Bocco gedencket auch eines Aegy-
ptiſchen Saltzes, welches immer in Geſtalt einer kleinen Pyramide in der
Erden gefunden, und dahero Sal pyramidale Ægypti genennet wird. Ob
nun dieſes was ſonderliches und mehrers als das gemeine Stein-Saltz,
deſſen es eine Art zu ſeyn ſcheinet, præſtiren koͤnne, ſtehet dahin; unterdeſ-
ſen iſt zu verwundern, daß es heut zu Tage bey denen Materialiſten nicht
zu finden iſt.

Sal Jovis, Zinn-Saltz, iſt ein durch das acidum aufgeloͤſtes, und zu
der Geſtalt eines Saltzes gebrachtes Zinn: darzu ℞ calcinirten Zinnes
℔ij. thu es in eine Matras, und wenn 4. Finger hoch guter deſtillirter
Wein-Eßig drunter gethan worden, ſo laß es in einem warmen Sand 2.
oder 3. Tage digeriren, doch daß die Matras immer darbey umgeruͤttelt
werde: gieſſe darauf das obere Waſſer Neigungs-Weiſe ab, thu andern
deſtillirten Wein-Eßig auf die ruͤckſtaͤndige Materie, und laß ſie wie vorhin
digeriren: gieſſe das Waſſer wieder beugende ab, gieſſe noch einmal an-
dern Wein-Eßig auf die Materie, und laß ſie wieder 3. oder 4. Tage dige-
ri
ren; filtrire hernach alle dieſe Imprægnationes und Aufgieſſungen, und
laß ſie in einem glaͤſernen Kolben uͤber einem Sand-Feuer, bis ¾tel Feuchtig-
keit weggebracht iſt, evaporiren: laß den Uberreſt abkuͤhlen, und trage
deinen Kolben, ohne Umruͤhren, in einen Keller oder an einen andern fri-
ſchen Ort: ſo wird man innerhalb 3. oder 4. Tagen an die Seiten ange-
ſchoſſene Cryſtallen-Scheibgen finden; nimm dieſe aus dem Waſſer
heraus, laß wider einen Theil evaporiren, und thue den Reſt, wie zuvor,
in einen Keller, ſo werden ſich neue Cryſtallen anſetzen: ſetze dieſe Evapo-
rationes
und Cryſtalliſationes ſo lange fort, bis man alles Saltz aus dem

Zinn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0835" n="823"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SA</hi></hi></hi></fw><lb/>
wird, &#x017F;o nennet man es <hi rendition="#aq">Sal fo&#x017F;&#x017F;ile,</hi> kommt mei&#x017F;tentheils aus Pohlen;<lb/>
man findet es auch in Calabrien und Catalonien &#xA75B;c. Es &#x017F;ind de&#x017F;&#x017F;en un-<lb/>
ter&#x017F;chiedliche Gattungen, unter welchen immer eine heller als die andere<lb/>
i&#x017F;t; entweder weiß, grau oder roth; die&#x017F;e Farben ent&#x017F;tehen daher, wenn<lb/>
dem Stein-Saltz in der Erden etwa ein <hi rendition="#aq">Bolus</hi> oder andere Unreinigkei-<lb/>
ten untermi&#x017F;chet worden. Es muß &#x017F;cho&#x0364;n groß und in cry&#x017F;tallini&#x017F;chen Stu&#x0364;-<lb/>
cken kommen, welche doch leicht zer&#x017F;pringen, und &#x017F;ich in viereckigte Stu&#x0364;ck-<lb/>
lein &#x017F;chiefern. Wird in der <hi rendition="#aq">Medicin</hi> zu den Cly&#x017F;tiren gebrauchet, weil es<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er als das gemeine Saltz <hi rendition="#aq">&#x017F;timuli</hi>ret.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Sal hypochondriacum,</hi> i&#x017F;t ein aus dem <hi rendition="#aq">capite mortuo</hi> des Sal-<lb/>
miacs ausgelaugtes Saltz.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Sal Indum,</hi> de&#x017F;&#x017F;en gedencken die Alten &#x017F;ehr, und &#x017F;oll in Aegypten an<lb/>
&#x017F;tatt der Mu&#x0364;ntze gebrauchet werden. <hi rendition="#aq">Bocco</hi> gedencket auch eines Aegy-<lb/>
pti&#x017F;chen Saltzes, welches immer in Ge&#x017F;talt einer kleinen Pyramide in der<lb/>
Erden gefunden, und dahero <hi rendition="#aq">Sal pyramidale Ægypti</hi> genennet wird. Ob<lb/>
nun die&#x017F;es was &#x017F;onderliches und mehrers als das gemeine Stein-Saltz,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en es eine Art zu &#x017F;eyn &#x017F;cheinet, <hi rendition="#aq">præ&#x017F;ti</hi>ren ko&#x0364;nne, &#x017F;tehet dahin; unterde&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en i&#x017F;t zu verwundern, daß es heut zu Tage bey denen <hi rendition="#aq">Materiali&#x017F;t</hi>en nicht<lb/>
zu finden i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Sal Jovis,</hi><hi rendition="#fr">Zinn-Saltz,</hi> i&#x017F;t ein durch das <hi rendition="#aq">acidum</hi> aufgelo&#x0364;&#x017F;tes, und zu<lb/>
der Ge&#x017F;talt eines Saltzes gebrachtes Zinn: darzu <hi rendition="#aq">&#x211E; calcini</hi>rten Zinnes<lb/><hi rendition="#aq">&#x2114;ij.</hi> thu es in eine Matras, und wenn 4. Finger hoch guter <hi rendition="#aq">de&#x017F;tilli</hi>rter<lb/>
Wein-Eßig drunter gethan worden, &#x017F;o laß es in einem warmen Sand 2.<lb/>
oder 3. Tage <hi rendition="#aq">digeri</hi>ren, doch daß die Matras immer darbey umgeru&#x0364;ttelt<lb/>
werde: gie&#x017F;&#x017F;e darauf das obere Wa&#x017F;&#x017F;er Neigungs-Wei&#x017F;e ab, thu andern<lb/><hi rendition="#aq">de&#x017F;tilli</hi>rten Wein-Eßig auf die ru&#x0364;ck&#x017F;ta&#x0364;ndige Materie, und laß &#x017F;ie wie vorhin<lb/><hi rendition="#aq">digeri</hi>ren: gie&#x017F;&#x017F;e das Wa&#x017F;&#x017F;er wieder beugende ab, gie&#x017F;&#x017F;e noch einmal an-<lb/>
dern Wein-Eßig auf die Materie, und laß &#x017F;ie wieder 3. oder 4. Tage <hi rendition="#aq">dige-<lb/>
ri</hi>ren; <hi rendition="#aq">filtri</hi>re hernach alle die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Imprægnationes</hi> und Aufgie&#x017F;&#x017F;ungen, und<lb/>
laß &#x017F;ie in einem gla&#x0364;&#x017F;ernen Kolben u&#x0364;ber einem Sand-Feuer, bis ¾tel Feuchtig-<lb/>
keit weggebracht i&#x017F;t, <hi rendition="#aq">evapori</hi>ren: laß den Uberre&#x017F;t abku&#x0364;hlen, und trage<lb/>
deinen Kolben, ohne Umru&#x0364;hren, in einen Keller oder an einen andern fri-<lb/>
&#x017F;chen Ort: &#x017F;o wird man innerhalb 3. oder 4. Tagen an die Seiten ange-<lb/>
&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;ene Cry&#x017F;tallen-Scheibgen finden; nimm die&#x017F;e aus dem Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
heraus, laß wider einen Theil <hi rendition="#aq">evapori</hi>ren, und thue den Re&#x017F;t, wie zuvor,<lb/>
in einen Keller, &#x017F;o werden &#x017F;ich neue Cry&#x017F;tallen an&#x017F;etzen: &#x017F;etze die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Evapo-<lb/>
rationes</hi> und <hi rendition="#aq">Cry&#x017F;talli&#x017F;ationes</hi> &#x017F;o lange fort, bis man alles Saltz aus dem<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Zinn</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[823/0835] SA wird, ſo nennet man es Sal foſſile, kommt meiſtentheils aus Pohlen; man findet es auch in Calabrien und Catalonien ꝛc. Es ſind deſſen un- terſchiedliche Gattungen, unter welchen immer eine heller als die andere iſt; entweder weiß, grau oder roth; dieſe Farben entſtehen daher, wenn dem Stein-Saltz in der Erden etwa ein Bolus oder andere Unreinigkei- ten untermiſchet worden. Es muß ſchoͤn groß und in cryſtalliniſchen Stuͤ- cken kommen, welche doch leicht zerſpringen, und ſich in viereckigte Stuͤck- lein ſchiefern. Wird in der Medicin zu den Clyſtiren gebrauchet, weil es beſſer als das gemeine Saltz ſtimuliret. Sal hypochondriacum, iſt ein aus dem capite mortuo des Sal- miacs ausgelaugtes Saltz. Sal Indum, deſſen gedencken die Alten ſehr, und ſoll in Aegypten an ſtatt der Muͤntze gebrauchet werden. Bocco gedencket auch eines Aegy- ptiſchen Saltzes, welches immer in Geſtalt einer kleinen Pyramide in der Erden gefunden, und dahero Sal pyramidale Ægypti genennet wird. Ob nun dieſes was ſonderliches und mehrers als das gemeine Stein-Saltz, deſſen es eine Art zu ſeyn ſcheinet, præſtiren koͤnne, ſtehet dahin; unterdeſ- ſen iſt zu verwundern, daß es heut zu Tage bey denen Materialiſten nicht zu finden iſt. Sal Jovis, Zinn-Saltz, iſt ein durch das acidum aufgeloͤſtes, und zu der Geſtalt eines Saltzes gebrachtes Zinn: darzu ℞ calcinirten Zinnes ℔ij. thu es in eine Matras, und wenn 4. Finger hoch guter deſtillirter Wein-Eßig drunter gethan worden, ſo laß es in einem warmen Sand 2. oder 3. Tage digeriren, doch daß die Matras immer darbey umgeruͤttelt werde: gieſſe darauf das obere Waſſer Neigungs-Weiſe ab, thu andern deſtillirten Wein-Eßig auf die ruͤckſtaͤndige Materie, und laß ſie wie vorhin digeriren: gieſſe das Waſſer wieder beugende ab, gieſſe noch einmal an- dern Wein-Eßig auf die Materie, und laß ſie wieder 3. oder 4. Tage dige- riren; filtrire hernach alle dieſe Imprægnationes und Aufgieſſungen, und laß ſie in einem glaͤſernen Kolben uͤber einem Sand-Feuer, bis ¾tel Feuchtig- keit weggebracht iſt, evaporiren: laß den Uberreſt abkuͤhlen, und trage deinen Kolben, ohne Umruͤhren, in einen Keller oder an einen andern fri- ſchen Ort: ſo wird man innerhalb 3. oder 4. Tagen an die Seiten ange- ſchoſſene Cryſtallen-Scheibgen finden; nimm dieſe aus dem Waſſer heraus, laß wider einen Theil evaporiren, und thue den Reſt, wie zuvor, in einen Keller, ſo werden ſich neue Cryſtallen anſetzen: ſetze dieſe Evapo- rationes und Cryſtalliſationes ſo lange fort, bis man alles Saltz aus dem Zinn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/835
Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 823. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/835>, abgerufen am 22.11.2024.