Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.SE schädlichen Säffte können ab- und ausgeführet werden. Hierbey ist zumercken, I. die zu dieser Operation nöthige Zurüstung, solche bestehet in dreyen Instrumenten, als einer Zangen, Nadel und Schnur, vermöge welcher die mit der Nadel gemachte Wunde offen behalten wird. Die Schnur bestehet aus einem weissen seidenen oder hanffenen Faden, eines Feder-Kiels dick. Einige Chirurgi nehmen an statt der Schnur radicem Gentian. oder Thymelaeae, oder Hellebori. Die Alten brauchten vor diesem zu dieser Intention eine Schnur aus Pferde-Haare bereitet, daß der Zufluß der Säffte desto besser befördert wurde. Sie nahmen auch die Haut durch- zubohren würckliche Cauteria, nemlich ein spitzig glüend Eisen. Wenn denn nun die nöthig- und tüchtigen Instrumenta zur Hand sind, so wird nach un- serer Intention II. der Ort erwehlet; die Alten haben ohne Unterscheid in die häutigen Oerter Setacea gesetzet, z. E. in der Nucha, Ohr-Läpplein etc. welche nur mit der Zangen kunten begriffen werden. Riverius hat sie an die Waden wider das Hüfft-Weh, Gabelchoverus im Scroto und Scham- Seite, sonderlich zur Pest-Zeit, Paul Zacchias wider die Frantzosen, Ludo- vicus Mercatus wider die Miltz-Beschwer etc. gesetzet. Die neuern aber kom- men gar nicht an diese Oerter, sondern bleiben nur in der Gegend der Nuchae, wenn etwa Leute von der Gutta serena oder langwierigen Haupt-Weh in- commodiret werden. III. Die Art und Weise, wie die Setacea gesetzet werden, ist diese, wenn im Strich der Nuchae der rechte Ort erwehlet, so werden erst die Haare abgeschoren, den muß der Patient den Kopff etwas hinter sich beugen, damit die Haut abgehe, denn ergreifft der Chirurgus mit der Zange die Haut, und hebet sie aufwärts, doch mit Vorsichtigkeit, damit er nicht die unter der Haut liegenden Tendines mit angreiffe, endlich stöst er die Nadel durch die Haut durch, daß auf solche Art der Schnur, welche zuvor mit ungesaltzener Butter, oder Unguent. basilic. oder ol. Hyperic. Lilior. albor. beschmieret worden, Raum gegeben werde. Damit hernach keine Inflammation zur Wunde schlage, brauchet man ein Adstringens aus Eyer-weiß, aqua Rosar. sigillat. und Bol. Armen. auf ein Tüchlein ge- schmieret und appliciret. Damit aber die Wunde keinen Schorff oder Rabe bekomme, wird der Faden öffters (alle 4. Stunden) hin und her ge- zogen; damit auch die Schnur nicht im Ziehen aus der Wunden glitsche, so muß sie auf beyden Enden Knoten haben. Findet sich eine Fäulniß da- bey, so dienet das Unguent. fuscum Würzii, oder das AEgyptiacum auf die Schnur geschmieret; wider Schmertz wird das emplastr. de Hyoscyamo, und wider die Inflammation ein Emplastr. saturninum gelobet. Auf solche Art
SE ſchaͤdlichen Saͤffte koͤnnen ab- und ausgefuͤhret werden. Hierbey iſt zumercken, I. die zu dieſer Operation noͤthige Zuruͤſtung, ſolche beſtehet in dreyen Inſtrumenten, als einer Zangen, Nadel und Schnur, vermoͤge welcher die mit der Nadel gemachte Wunde offen behalten wird. Die Schnur beſtehet aus einem weiſſen ſeidenen oder hanffenen Faden, eines Feder-Kiels dick. Einige Chirurgi nehmen an ſtatt der Schnur radicem Gentian. oder Thymelææ, oder Hellebori. Die Alten brauchten vor dieſem zu dieſer Intention eine Schnur aus Pferde-Haare bereitet, daß der Zufluß der Saͤffte deſto beſſer befoͤrdert wurde. Sie nahmen auch die Haut durch- zubohren wuͤrckliche Cauteria, nemlich ein ſpitzig gluͤend Eiſen. Wenn denn nun die noͤthig- und tuͤchtigen Inſtrumenta zur Hand ſind, ſo wird nach un- ſerer Intention II. der Ort erwehlet; die Alten haben ohne Unterſcheid in die haͤutigen Oerter Setacea geſetzet, z. E. in der Nucha, Ohr-Laͤpplein ꝛc. welche nur mit der Zangen kunten begriffen werden. Riverius hat ſie an die Waden wider das Huͤfft-Weh, Gabelchoverus im Scroto und Scham- Seite, ſonderlich zur Peſt-Zeit, Paul Zacchias wider die Frantzoſen, Ludo- vicus Mercatus wider die Miltz-Beſchwer ꝛc. geſetzet. Die neuern aber kom- men gar nicht an dieſe Oeꝛter, ſondeꝛn bleiben nur in der Gegend der Nuchæ, wenn etwa Leute von der Gutta ſerena oder langwierigen Haupt-Weh in- commodiret werden. III. Die Art und Weiſe, wie die Setacea geſetzet werden, iſt dieſe, wenn im Strich der Nuchæ der rechte Ort erwehlet, ſo werden erſt die Haare abgeſchoren, den muß der Patient den Kopff etwas hinter ſich beugen, damit die Haut abgehe, denn ergreifft der Chirurgus mit der Zange die Haut, und hebet ſie aufwaͤrts, doch mit Vorſichtigkeit, damit er nicht die unter der Haut liegenden Tendines mit angreiffe, endlich ſtoͤſt er die Nadel durch die Haut durch, daß auf ſolche Art der Schnur, welche zuvor mit ungeſaltzener Butter, oder Unguent. baſilic. oder ol. Hyperic. Lilior. albor. beſchmieret worden, Raum gegeben werde. Damit hernach keine Inflammation zur Wunde ſchlage, brauchet man ein Adſtringens aus Eyer-weiß, aqua Roſar. 🜃 ſigillat. und Bol. Armen. auf ein Tuͤchlein ge- ſchmieret und appliciret. Damit aber die Wunde keinen Schorff oder Rabe bekomme, wird der Faden oͤffters (alle 4. Stunden) hin und her ge- zogen; damit auch die Schnur nicht im Ziehen aus der Wunden glitſche, ſo muß ſie auf beyden Enden Knoten haben. Findet ſich eine Faͤulniß da- bey, ſo dienet das Unguent. fuſcum Würzii, oder das Ægyptiacum auf die Schnur geſchmieret; wider Schmertz wird das emplaſtr. de Hyoſcyamo, und wider die Inflammation ein Emplaſtr. ſaturninum gelobet. Auf ſolche Art
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dreyen Inſtrumenten, als einer Zangen, Nadel und Schnur, vermoͤge
welcher die mit der Nadel gemachte Wunde offen behalten wird. Die
Schnur beſtehet aus einem weiſſen ſeidenen oder hanffenen Faden, eines
Feder-Kiels dick. Einige Chirurgi nehmen an ſtatt der Schnur radicem
Gentian. oder Thymelææ, oder Hellebori. Die Alten brauchten vor dieſem
zu dieſer Intention eine Schnur aus Pferde-Haare bereitet, daß der Zufluß
der Saͤffte deſto beſſer befoͤrdert wurde. Sie nahmen auch die Haut durch-
zubohren wuͤrckliche Cauteria, nemlich ein ſpitzig gluͤend Eiſen. Wenn denn
nun die noͤthig- und tuͤchtigen Inſtrumenta zur Hand ſind, ſo wird nach un-
ſerer Intention II. der Ort erwehlet; die Alten haben ohne Unterſcheid in
die haͤutigen Oerter Setacea geſetzet, z. E. in der Nucha, Ohr-Laͤpplein ꝛc.
welche nur mit der Zangen kunten begriffen werden. Riverius hat ſie an die
Waden wider das Huͤfft-Weh, Gabelchoverus im Scroto und Scham-
Seite, ſonderlich zur Peſt-Zeit, Paul Zacchias wider die Frantzoſen, Ludo-
vicus Mercatus wider die Miltz-Beſchwer ꝛc. geſetzet. Die neuern aber kom-
men gar nicht an dieſe Oeꝛter, ſondeꝛn bleiben nur in der Gegend der Nuchæ,
wenn etwa Leute von der Gutta ſerena oder langwierigen Haupt-Weh in-
commodiret werden. III. Die Art und Weiſe, wie die Setacea geſetzet
werden, iſt dieſe, wenn im Strich der Nuchæ der rechte Ort erwehlet, ſo
werden erſt die Haare abgeſchoren, den muß der Patient den Kopff etwas
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der Zange die Haut, und hebet ſie aufwaͤrts, doch mit Vorſichtigkeit, damit
er nicht die unter der Haut liegenden Tendines mit angreiffe, endlich ſtoͤſt
er die Nadel durch die Haut durch, daß auf ſolche Art der Schnur, welche
zuvor mit ungeſaltzener Butter, oder Unguent. baſilic. oder ol. Hyperic.
Lilior. albor. beſchmieret worden, Raum gegeben werde. Damit hernach
keine Inflammation zur Wunde ſchlage, brauchet man ein Adſtringens aus
Eyer-weiß, aqua Roſar. 🜃 ſigillat. und Bol. Armen. auf ein Tuͤchlein ge-
ſchmieret und appliciret. Damit aber die Wunde keinen Schorff oder
Rabe bekomme, wird der Faden oͤffters (alle 4. Stunden) hin und her ge-
zogen; damit auch die Schnur nicht im Ziehen aus der Wunden glitſche,
ſo muß ſie auf beyden Enden Knoten haben. Findet ſich eine Faͤulniß da-
bey, ſo dienet das Unguent. fuſcum Würzii, oder das Ægyptiacum auf die
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