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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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nicht nur von den Brennern und alten Weibern auf den Strassen herum
getragen, sondern auch in den Schenck- und Brandtwein-Häusern um ei-
nen gantz geringen Preiß, täglich verthan werden. Uber das ist auch nicht
eine geringe Zahl solcher Geister, nemlich aus unterschiedlichen Vegetabili-
bus,
in den Officinen zu finden; denn einige sind aus den Früchten, z. E.
Rubiidaei, Erdbeeren, Kirschen, Borsdorffer-Aepffel, Qvitt-Aepffel, Hollun-
der-Beeren, Blau-Beeren etc. andere aus Blumen allein, als aus Hollun-
der-Rosen-Lilien-Convallien-Rosmarin-Lavendul-Linden-Blüt, gelben
Violen etc. andere aus Wurtzeln, als Angelic, Zittwer, Calmus etc. andere
aus den gantzen Kräutern oder auch Blättern, als Cochlear. Wermuth,
Centaur. minor. Chamomill. Menth. Meliss. &c. bereitet. Jn der Praepa-
ration
dieser Geister wird vor allen Dingen die Fermentation oder Gäh-
rung erfordert, nemlich zu dem Ende, daß die unreinen Theilgen abweichen,
und was flüchtig und Spiritus ist, vor sich bleiben möchte. Wenn denn
nun ein vegetabile Safft-reich ist, so wird der Safft, als ein ausgepreßter
Most, davon genommen, wo nicht, so würde, nach Belieben, nur aq. comm.
drauf gegossen, und etliche Tage bey Seite gesetzet, bis der unter dem Gäh-
ren entstandene Schaum wieder anfänget sich nieder zu setzen. Und solches
geschiehet in wenig Tagen, daß man nicht eben nöthig hat, das Werck zu
beschleunigen, Sauerteig, oder Zucker, sal ri, oder Bier-Hefen darzu zu
thun. Man hat sich vielmehr zu hüten, damit es nicht nach der Fermenta-
tion
gar zu lange behalten, oder am warmen Ort, und in nicht wohl vermach-
ten Gefäß stehen bleibet; denn es pfleget zu geschehen, daß bald darnach der
Liquor ankommt, und kanicht wird, ja an statt eines brennenden Spiritus,
wenn er destilliret wird, entweder ein unschmackhafftes, oder saures, oder
stinckend und urinöses Phlegma übergehet. Dahero wird es gantz recht seyn,
wenn man dasjenige, was zum Gähren untüchtig, oder gar zu volatilisch ist,
als radic. Armorac. Cochlear. und dergleichen Antiscorbutica, oder die auch
gar zu trocken, als Sassafras, Cinnamom. und die übrigen Aromata, item die
Wurtzeln und harten Saamen, mit Wein, oder vielmehr mit spiritu Vini,
oder an dessen statt mit spirit. Juniperi, oder Frumenti destilliret. Jm
übrigen kan die Destillation der spirituum ardentium durch eine Blase
oder gläsernen Kolben eben auf die Art, wie die Wässer oder Oele pflegen
destilliret zu werden, geschehen; dabey ist nur zu mercken, daß die Fugen
und Ritzen wohl zugemachet und verleimet, und das Feuer gantz gelind
seyn muß. Wenn diese Destillation verrichtet, sonderlich wenn ein spiri-
tus per abstractionem
bereitet worden, ist es am besten, das Werck zu wie-

derho-

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nicht nur von den Brennern und alten Weibern auf den Straſſen herum
getragen, ſondern auch in den Schenck- und Brandtwein-Haͤuſern um ei-
nen gantz geringen Preiß, taͤglich verthan werden. Uber das iſt auch nicht
eine geringe Zahl ſolcher Geiſter, nemlich aus unterſchiedlichen Vegetabili-
bus,
in den Officinen zu finden; denn einige ſind aus den Fruͤchten, z. E.
Rubiidæi, Erdbeeren, Kirſchen, Borsdorffer-Aepffel, Qvitt-Aepffel, Hollun-
der-Beeren, Blau-Beeren ꝛc. andere aus Blumen allein, als aus Hollun-
der-Roſen-Lilien-Convallien-Rosmarin-Lavendul-Linden-Bluͤt, gelben
Violen ꝛc. andere aus Wurtzeln, als Angelic, Zittwer, Calmus ꝛc. andere
aus den gantzen Kraͤutern oder auch Blaͤttern, als Cochlear. Wermuth,
Centaur. minor. Chamomill. Menth. Meliſſ. &c. bereitet. Jn der Præpa-
ration
dieſer Geiſter wird vor allen Dingen die Fermentation oder Gaͤh-
rung erfordert, nemlich zu dem Ende, daß die unreinen Theilgen abweichen,
und was fluͤchtig und Spiritus iſt, vor ſich bleiben moͤchte. Wenn denn
nun ein vegetabile Safft-reich iſt, ſo wird der Safft, als ein ausgepreßter
Moſt, davon genommen, wo nicht, ſo wuͤrde, nach Belieben, nur aq. comm.
drauf gegoſſen, und etliche Tage bey Seite geſetzet, bis der unter dem Gaͤh-
ren entſtandene Schaum wieder anfaͤnget ſich nieder zu ſetzen. Und ſolches
geſchiehet in wenig Tagen, daß man nicht eben noͤthig hat, das Werck zu
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thun. Man hat ſich vielmehr zu huͤten, damit es nicht nach der Fermenta-
tion
gar zu lange behalten, oder am warmen Ort, und in nicht wohl vermach-
ten Gefaͤß ſtehen bleibet; denn es pfleget zu geſchehen, daß bald darnach der
Liquor ankommt, und kanicht wird, ja an ſtatt eines brennenden Spiritus,
wenn er deſtilliret wird, entweder ein unſchmackhafftes, oder ſaures, oder
ſtinckend und urinoͤſes Phlegma uͤbergehet. Dahero wird es gantz recht ſeyn,
wenn man dasjenige, was zum Gaͤhren untuͤchtig, oder gar zu volatiliſch iſt,
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gar zu trocken, als Saſſafras, Cinnamom. und die uͤbrigen Aromata, item die
Wurtzeln und harten Saamen, mit Wein, oder vielmehr mit ſpiritu Vini,
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uͤbrigen kan die Deſtillation der ſpirituum ardentium durch eine Blaſe
oder glaͤſernen Kolben eben auf die Art, wie die Waͤſſer oder Oele pflegen
deſtilliret zu werden, geſchehen; dabey iſt nur zu mercken, daß die Fugen
und Ritzen wohl zugemachet und verleimet, und das Feuer gantz gelind
ſeyn muß. Wenn dieſe Deſtillation verrichtet, ſonderlich wenn ein ſpiri-
tus per abſtractionem
bereitet worden, iſt es am beſten, das Werck zu wie-

derho-
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[887/0899] SP nicht nur von den Brennern und alten Weibern auf den Straſſen herum getragen, ſondern auch in den Schenck- und Brandtwein-Haͤuſern um ei- nen gantz geringen Preiß, taͤglich verthan werden. Uber das iſt auch nicht eine geringe Zahl ſolcher Geiſter, nemlich aus unterſchiedlichen Vegetabili- bus, in den Officinen zu finden; denn einige ſind aus den Fruͤchten, z. E. Rubiidæi, Erdbeeren, Kirſchen, Borsdorffer-Aepffel, Qvitt-Aepffel, Hollun- der-Beeren, Blau-Beeren ꝛc. andere aus Blumen allein, als aus Hollun- der-Roſen-Lilien-Convallien-Rosmarin-Lavendul-Linden-Bluͤt, gelben Violen ꝛc. andere aus Wurtzeln, als Angelic, Zittwer, Calmus ꝛc. andere aus den gantzen Kraͤutern oder auch Blaͤttern, als Cochlear. Wermuth, Centaur. minor. Chamomill. Menth. Meliſſ. &c. bereitet. Jn der Præpa- ration dieſer Geiſter wird vor allen Dingen die Fermentation oder Gaͤh- rung erfordert, nemlich zu dem Ende, daß die unreinen Theilgen abweichen, und was fluͤchtig und Spiritus iſt, vor ſich bleiben moͤchte. Wenn denn nun ein vegetabile Safft-reich iſt, ſo wird der Safft, als ein ausgepreßter Moſt, davon genommen, wo nicht, ſo wuͤrde, nach Belieben, nur aq. comm. drauf gegoſſen, und etliche Tage bey Seite geſetzet, bis der unter dem Gaͤh- ren entſtandene Schaum wieder anfaͤnget ſich nieder zu ſetzen. Und ſolches geſchiehet in wenig Tagen, daß man nicht eben noͤthig hat, das Werck zu beſchleunigen, Sauerteig, oder Zucker, ſal 🜿ri, oder Bier-Hefen darzu zu thun. Man hat ſich vielmehr zu huͤten, damit es nicht nach der Fermenta- tion gar zu lange behalten, oder am warmen Ort, und in nicht wohl vermach- ten Gefaͤß ſtehen bleibet; denn es pfleget zu geſchehen, daß bald darnach der Liquor ankommt, und kanicht wird, ja an ſtatt eines brennenden Spiritus, wenn er deſtilliret wird, entweder ein unſchmackhafftes, oder ſaures, oder ſtinckend und urinoͤſes Phlegma uͤbergehet. Dahero wird es gantz recht ſeyn, wenn man dasjenige, was zum Gaͤhren untuͤchtig, oder gar zu volatiliſch iſt, als radic. Armorac. Cochlear. und dergleichen Antiſcorbutica, oder die auch gar zu trocken, als Saſſafras, Cinnamom. und die uͤbrigen Aromata, item die Wurtzeln und harten Saamen, mit Wein, oder vielmehr mit ſpiritu Vini, oder an deſſen ſtatt mit ſpirit. Juniperi, oder Frumenti deſtilliret. Jm uͤbrigen kan die Deſtillation der ſpirituum ardentium durch eine Blaſe oder glaͤſernen Kolben eben auf die Art, wie die Waͤſſer oder Oele pflegen deſtilliret zu werden, geſchehen; dabey iſt nur zu mercken, daß die Fugen und Ritzen wohl zugemachet und verleimet, und das Feuer gantz gelind ſeyn muß. Wenn dieſe Deſtillation verrichtet, ſonderlich wenn ein ſpiri- tus per abſtractionem bereitet worden, iſt es am beſten, das Werck zu wie- derho-

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 887. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/899>, abgerufen am 22.11.2024.