hierunter diejenigen Mittel verstanden, welche wider die Gebrechen und Kranckheiten des Mundes gebrauchet werden.
Stomoma, gereinigt Eisen oder Stahl.
Storax oder Styrax, ist in den Officinen zweyerley, trocken und fliessend: der trockne ist ein hartzigtes Gummi, so äusserlich gelb-roth und fest ist, auch aus Bröcklein von unterschiedener Grösse bestehet, hat einen hartzigten und etwas scharffen Geschmack, und einen sehr guten Geruch: kommt aus Syrien und andern Morgen-Ländern über Mas- silien. Er fliesset von einem Baum dieses Namens. Wenn nun die- ser Baum von den Einwohnern geritzet wird, so dringet der Storax ent- weder in schönen lautern Granis oder Körnern, oder auch etwas unreiner hervor, welches dann die Einwohner alle unter einander mengen, und in grosse Stücke pressen, es wäre denn, daß gemeldte Grana, welche schön fallen; zuvor ausgelesen und auf die Seite gethan würden, welche auch vor diesem allein in holen Röhren und Calamis heraus gebracht, und deßwegen
Storax calamita genennet worden. Weil aber dieser entweder gar fehlet oder auch zu theuer fällt, so bedienen sich andere lieber des ordinai- ren Storax, welcher wieder in zwey Sorten zu finden, eine, welche schön, pur, fett, und viel Grana untermischet hat, und deßwegen
Storax calamita media genennet wird; und die schlechtere, so leich- ter, unsauberer, und
Storax expressa heisset, weil die Einwohner offt den besten Safft als einen köstlichen heilenden Balsam davon drucken, und dann nur den halb kräfftigen Storax, so gantz höltzern und trocken, heraus schicken, wel- cher gantz zu verwerffen. Der beste muß in schönen, fast lautern und klaren Granis, zähe, gelb-roth, fettig, doch nicht anklebend und mit etwas weiß untermenget, nicht bitter im Munde seyn, auch einen dauerhafften und lieblichen Geruch haben, wie der wahre Calamita ist. Er stärckt das Haupt und die Nerven, zertheilet die scharffen Flüsse, dienet wider Husten und Heischerkeit des Halses; äusserlich zu Magen-Pflastern und allerhand Räuchereyen.
Storax liquida, der fliessende Storar, bestehet aus einem fettigten, zähen, gelb- oder röthlich-braunen Hartz, so allezeit weich, wie Honig, bleibet, wird deßwegen auch Storar-Honig und Falber-Safft genennet, hat einen sehr starcken aber nicht widrigen Geruch, wird in Fäßlein heraus ge- bracht, und hält sich am besten, wenn oben immer Wasser drauf gegossen
wird,
ST
hierunter diejenigen Mittel verſtanden, welche wider die Gebrechen und Kranckheiten des Mundes gebrauchet werden.
Stomoma, gereinigt Eiſen oder Stahl.
Storax oder Styrax, iſt in den Officinen zweyerley, trocken und flieſſend: der trockne iſt ein hartzigtes Gummi, ſo aͤuſſerlich gelb-roth und feſt iſt, auch aus Broͤcklein von unterſchiedener Groͤſſe beſtehet, hat einen hartzigten und etwas ſcharffen Geſchmack, und einen ſehr guten Geruch: kommt aus Syrien und andern Morgen-Laͤndern uͤber Maſ- ſilien. Er flieſſet von einem Baum dieſes Namens. Wenn nun die- ſer Baum von den Einwohnern geritzet wird, ſo dringet der Storax ent- weder in ſchoͤnen lautern Granis oder Koͤrnern, oder auch etwas unreiner hervor, welches dann die Einwohner alle unter einander mengen, und in groſſe Stuͤcke preſſen, es waͤre denn, daß gemeldte Grana, welche ſchoͤn fallen; zuvor ausgeleſen und auf die Seite gethan wuͤrden, welche auch vor dieſem allein in holen Roͤhren und Calamis heraus gebracht, und deßwegen
Storax calamita genennet worden. Weil aber dieſer entweder gar fehlet oder auch zu theuer faͤllt, ſo bedienen ſich andere lieber des ordinai- ren Storax, welcher wieder in zwey Sorten zu finden, eine, welche ſchoͤn, pur, fett, und viel Grana untermiſchet hat, und deßwegen
Storax calamita media genennet wird; und die ſchlechtere, ſo leich- ter, unſauberer, und
Storax expreſſa heiſſet, weil die Einwohner offt den beſten Safft als einen koͤſtlichen heilenden Balſam davon drucken, und dann nur den halb kraͤfftigen Storax, ſo gantz hoͤltzern und trocken, heraus ſchicken, wel- cher gantz zu verwerffen. Der beſte muß in ſchoͤnen, faſt lautern und klaren Granis, zaͤhe, gelb-roth, fettig, doch nicht anklebend und mit etwas weiß untermenget, nicht bitter im Munde ſeyn, auch einen dauerhafften und lieblichen Geruch haben, wie der wahre Calamita iſt. Er ſtaͤrckt das Haupt und die Nerven, zertheilet die ſcharffen Fluͤſſe, dienet wider Huſten und Heiſcherkeit des Halſes; aͤuſſerlich zu Magen-Pflaſtern und allerhand Raͤuchereyen.
Storax liquida, der flieſſende Storar, beſtehet aus einem fettigten, zaͤhen, gelb- oder roͤthlich-braunen Hartz, ſo allezeit weich, wie Honig, bleibet, wird deßwegen auch Storar-Honig und Falber-Safft genennet, hat einen ſehr ſtarcken aber nicht widrigen Geruch, wird in Faͤßlein heraus ge- bracht, und haͤlt ſich am beſten, wenn oben immer Waſſer drauf gegoſſen
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hierunter diejenigen Mittel verſtanden, welche wider die Gebrechen und
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Stomoma, gereinigt Eiſen oder Stahl.
Storax oder Styrax, iſt in den Officinen zweyerley, trocken und
flieſſend: der trockne iſt ein hartzigtes Gummi, ſo aͤuſſerlich gelb-roth
und feſt iſt, auch aus Broͤcklein von unterſchiedener Groͤſſe beſtehet, hat
einen hartzigten und etwas ſcharffen Geſchmack, und einen ſehr guten
Geruch: kommt aus Syrien und andern Morgen-Laͤndern uͤber Maſ-
ſilien. Er flieſſet von einem Baum dieſes Namens. Wenn nun die-
ſer Baum von den Einwohnern geritzet wird, ſo dringet der Storax ent-
weder in ſchoͤnen lautern Granis oder Koͤrnern, oder auch etwas unreiner
hervor, welches dann die Einwohner alle unter einander mengen, und
in groſſe Stuͤcke preſſen, es waͤre denn, daß gemeldte Grana, welche ſchoͤn
fallen; zuvor ausgeleſen und auf die Seite gethan wuͤrden, welche auch
vor dieſem allein in holen Roͤhren und Calamis heraus gebracht, und
deßwegen
Storax calamita genennet worden. Weil aber dieſer entweder gar
fehlet oder auch zu theuer faͤllt, ſo bedienen ſich andere lieber des ordinai-
ren Storax, welcher wieder in zwey Sorten zu finden, eine, welche ſchoͤn,
pur, fett, und viel Grana untermiſchet hat, und deßwegen
Storax calamita media genennet wird; und die ſchlechtere, ſo leich-
ter, unſauberer, und
Storax expreſſa heiſſet, weil die Einwohner offt den beſten Safft
als einen koͤſtlichen heilenden Balſam davon drucken, und dann nur den
halb kraͤfftigen Storax, ſo gantz hoͤltzern und trocken, heraus ſchicken, wel-
cher gantz zu verwerffen. Der beſte muß in ſchoͤnen, faſt lautern und
klaren Granis, zaͤhe, gelb-roth, fettig, doch nicht anklebend und mit etwas
weiß untermenget, nicht bitter im Munde ſeyn, auch einen dauerhafften
und lieblichen Geruch haben, wie der wahre Calamita iſt. Er ſtaͤrckt
das Haupt und die Nerven, zertheilet die ſcharffen Fluͤſſe, dienet wider
Huſten und Heiſcherkeit des Halſes; aͤuſſerlich zu Magen-Pflaſtern
und allerhand Raͤuchereyen.
Storax liquida, der flieſſende Storar, beſtehet aus einem fettigten,
zaͤhen, gelb- oder roͤthlich-braunen Hartz, ſo allezeit weich, wie Honig, bleibet,
wird deßwegen auch Storar-Honig und Falber-Safft genennet, hat
einen ſehr ſtarcken aber nicht widrigen Geruch, wird in Faͤßlein heraus ge-
bracht, und haͤlt ſich am beſten, wenn oben immer Waſſer drauf gegoſſen
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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 902. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/914>, abgerufen am 21.11.2024.
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