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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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UR
länglicht-runde Röhren, welche gewisser massen von beyden Nieren in
die Blase gehen, damit sie aus denenselben den Harn nehmen, und selbi-
gen bis in die Blase leiten mögen. Jnsgemein sind derer zwey, auf
iedweder Seite einer: meistentheils sind sie nicht dicker als eine Schreib-
Feder; in den Säuffern sind sie viel weiter, und noch weiter in denen,
welche Stein-Beschwerung haben; erhalten die Blut- und Puls-Adern
von den benachbarten Theilen, die Spann-Adern kommen von dem Zwi-
schen-Ribben-Stamm und vom Lenden-Marck her.

Urethra, die Harn- Röhre, ist ein häutiger und etwas spann-
ädriger Gang, welcher unten vom Halse der Blasen, bis vorne durch
die Eichel gleich fortgehet, kan in ein häutiges und schwammiges We-
sen unterschieden werden; jenes ist inwendig, und machet eigentlich
den Gang, dieses ist auswendig: die Länge der Harn-Röhre ist nach
dem Unterscheid des Geschlechts unterschiedlich. Bey den Männern
erstrecket sich solche auf 8. 9. und mehr quer Finger; Beym Weibs-
Volck aber sind sie kaum 2. quer Finger lang, aber breiter, und kan auch
leichter ausgedehnet werden, dahero die Steine von ihnen leichter fort-
gehen.

Uretica, siehe Diuretica.

Urina, der Harn, ist ein überflüßig gesaltzen Gewässer, welches
vom Geblüt durch die Tubulos der Nieren gesondert, durch die Harn-
Gänge in die Blase gesammlet, und von dannen, wenn die Natur darzu
antreibet, wieder weggelassen werden muß.

Urinae ardor, siehe Ardor urinae.

Urinae incontinentia, siehe Diamnes.

suppressio, siehe Ischuria.

Urinaria fistula, die Harn-Röhre, siehe Urethra.

Urinaria membrana, das Harn-Häutlein beym Kinde in Mut-
ter-Leibe; so zwischen dem Chorio und Amnio liegen, auch mit einigen
wenigen Fäslein an dem Mutter-Kuchen hangen soll, ist von Bidloo in
seinen Tabulis anatomic. einige mal vorgestellet worden. Ob es aber
etwa die Alantoides seyn soll, welche andere dafür angeben; oder ob das
Anatomir-Messer allzu subtil gewesen, mag an seinen Ort gestellet seyn.

Urinator, ein Taucher, welcher unter dem Wasser herum wan-
dert.

Urinosa, werden die Salia alcalia volatilia, zum Unterscheide der
[i]xiviosorum genannt, weil sie einen Geruch haben, wie Urin.

Urocri-

UR
laͤnglicht-runde Roͤhren, welche gewiſſer maſſen von beyden Nieren in
die Blaſe gehen, damit ſie aus denenſelben den Harn nehmen, und ſelbi-
gen bis in die Blaſe leiten moͤgen. Jnsgemein ſind derer zwey, auf
iedweder Seite einer: meiſtentheils ſind ſie nicht dicker als eine Schreib-
Feder; in den Saͤuffern ſind ſie viel weiter, und noch weiter in denen,
welche Stein-Beſchwerung haben; erhalten die Blut- und Puls-Adern
von den benachbarten Theilen, die Spann-Adern kommen von dem Zwi-
ſchen-Ribben-Stamm und vom Lenden-Marck her.

Urethra, die Harn- Roͤhre, iſt ein haͤutiger und etwas ſpann-
aͤdriger Gang, welcher unten vom Halſe der Blaſen, bis vorne durch
die Eichel gleich fortgehet, kan in ein haͤutiges und ſchwammiges We-
ſen unterſchieden werden; jenes iſt inwendig, und machet eigentlich
den Gang, dieſes iſt auswendig: die Laͤnge der Harn-Roͤhre iſt nach
dem Unterſcheid des Geſchlechts unterſchiedlich. Bey den Maͤnnern
erſtrecket ſich ſolche auf 8. 9. und mehr quer Finger; Beym Weibs-
Volck aber ſind ſie kaum 2. quer Finger lang, aber breiter, und kan auch
leichter ausgedehnet werden, dahero die Steine von ihnen leichter fort-
gehen.

Uretica, ſiehe Diuretica.

Urina, der Harn, iſt ein uͤberfluͤßig geſaltzen Gewaͤſſer, welches
vom Gebluͤt durch die Tubulos der Nieren geſondert, durch die Harn-
Gaͤnge in die Blaſe geſammlet, und von dannen, wenn die Natur darzu
antreibet, wieder weggelaſſen werden muß.

Urinæ ardor, ſiehe Ardor urinæ.

Urinæ incontinentia, ſiehe Diamnes.

ſuppreſſio, ſiehe Iſchuria.

Urinaria fiſtula, die Harn-Roͤhre, ſiehe Urethra.

Urinaria membrana, das Harn-Haͤutlein beym Kinde in Mut-
ter-Leibe; ſo zwiſchen dem Chorio und Amnio liegen, auch mit einigen
wenigen Faͤslein an dem Mutter-Kuchen hangen ſoll, iſt von Bidloo in
ſeinen Tabulis anatomic. einige mal vorgeſtellet worden. Ob es aber
etwa die Alantoides ſeyn ſoll, welche andere dafuͤr angeben; oder ob das
Anatomir-Meſſer allzu ſubtil geweſen, mag an ſeinen Ort geſtellet ſeyn.

Urinator, ein Taucher, welcher unter dem Waſſer herum wan-
dert.

Urinoſa, werden die Salia alcalia volatilia, zum Unterſcheide der
[i]xivioſorum genannt, weil ſie einen Geruch haben, wie Urin.

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[980/0992] UR laͤnglicht-runde Roͤhren, welche gewiſſer maſſen von beyden Nieren in die Blaſe gehen, damit ſie aus denenſelben den Harn nehmen, und ſelbi- gen bis in die Blaſe leiten moͤgen. Jnsgemein ſind derer zwey, auf iedweder Seite einer: meiſtentheils ſind ſie nicht dicker als eine Schreib- Feder; in den Saͤuffern ſind ſie viel weiter, und noch weiter in denen, welche Stein-Beſchwerung haben; erhalten die Blut- und Puls-Adern von den benachbarten Theilen, die Spann-Adern kommen von dem Zwi- ſchen-Ribben-Stamm und vom Lenden-Marck her. Urethra, die Harn- Roͤhre, iſt ein haͤutiger und etwas ſpann- aͤdriger Gang, welcher unten vom Halſe der Blaſen, bis vorne durch die Eichel gleich fortgehet, kan in ein haͤutiges und ſchwammiges We- ſen unterſchieden werden; jenes iſt inwendig, und machet eigentlich den Gang, dieſes iſt auswendig: die Laͤnge der Harn-Roͤhre iſt nach dem Unterſcheid des Geſchlechts unterſchiedlich. Bey den Maͤnnern erſtrecket ſich ſolche auf 8. 9. und mehr quer Finger; Beym Weibs- Volck aber ſind ſie kaum 2. quer Finger lang, aber breiter, und kan auch leichter ausgedehnet werden, dahero die Steine von ihnen leichter fort- gehen. Uretica, ſiehe Diuretica. Urina, der Harn, iſt ein uͤberfluͤßig geſaltzen Gewaͤſſer, welches vom Gebluͤt durch die Tubulos der Nieren geſondert, durch die Harn- Gaͤnge in die Blaſe geſammlet, und von dannen, wenn die Natur darzu antreibet, wieder weggelaſſen werden muß. Urinæ ardor, ſiehe Ardor urinæ. Urinæ incontinentia, ſiehe Diamnes. ſuppreſſio, ſiehe Iſchuria. Urinaria fiſtula, die Harn-Roͤhre, ſiehe Urethra. Urinaria membrana, das Harn-Haͤutlein beym Kinde in Mut- ter-Leibe; ſo zwiſchen dem Chorio und Amnio liegen, auch mit einigen wenigen Faͤslein an dem Mutter-Kuchen hangen ſoll, iſt von Bidloo in ſeinen Tabulis anatomic. einige mal vorgeſtellet worden. Ob es aber etwa die Alantoides ſeyn ſoll, welche andere dafuͤr angeben; oder ob das Anatomir-Meſſer allzu ſubtil geweſen, mag an ſeinen Ort geſtellet ſeyn. Urinator, ein Taucher, welcher unter dem Waſſer herum wan- dert. Urinoſa, werden die Salia alcalia volatilia, zum Unterſcheide der ixivioſorum genannt, weil ſie einen Geruch haben, wie Urin. Urocri-

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 980. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/992>, abgerufen am 22.11.2024.