Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898.Historisches. Art mit sechs Schimmeln bespannt. Auf dem hinteren Sattel-pferde reitet der Leibkutscher in spanischer Tracht, eine kurze Peitsche in der Hand; die mittleren Pferde hält auf jeder Seite ein Reitknecht an einem Handzügel, eine Reitgerte in der Hand, ebenfalls in spanischer Tracht gekleidet; der Vorreiter im spa- nischen Anzuge sitzt auf dem vorderen Sattelpferde. Die Art und Weise der Bespannung und Begleitung ist zur Wie aber eine Schwalbe keinen Sommer zu machen ver- In Paris gab es anno 1650 schon einen Lohnkutscher, der Historisches. Art mit sechs Schimmeln bespannt. Auf dem hinteren Sattel-pferde reitet der Leibkutscher in spanischer Tracht, eine kurze Peitsche in der Hand; die mittleren Pferde hält auf jeder Seite ein Reitknecht an einem Handzügel, eine Reitgerte in der Hand, ebenfalls in spanischer Tracht gekleidet; der Vorreiter im spa- nischen Anzuge sitzt auf dem vorderen Sattelpferde. Die Art und Weise der Bespannung und Begleitung ist zur Wie aber eine Schwalbe keinen Sommer zu machen ver- In Paris gab es anno 1650 schon einen Lohnkutscher, der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0024" n="10"/><fw place="top" type="header">Historisches.</fw><lb/> Art mit sechs Schimmeln bespannt. Auf dem hinteren Sattel-<lb/> pferde reitet der Leibkutscher in spanischer Tracht, eine kurze<lb/> Peitsche in der Hand; die mittleren Pferde hält auf jeder Seite<lb/> ein Reitknecht an einem Handzügel, eine Reitgerte in der Hand,<lb/> ebenfalls in spanischer Tracht gekleidet; der Vorreiter im spa-<lb/> nischen Anzuge sitzt auf dem vorderen Sattelpferde.</p><lb/> <p>Die Art und Weise der Bespannung und Begleitung ist zur<lb/> Erinnerung an Kaiser Karl VI. bis auf den heutigen Tag dieselbe<lb/> geblieben. Gelegentlich des feierlichen Einzuges der Braut des<lb/> verewigten Kronprinzen Rudolf, der Prinzessin Stephanie von<lb/> Belgien, in Wien, im Mai des Jahres 1881, war der Krönungs-<lb/> wagen zuletzt im Gebrauch.</p><lb/> <p>Wie aber <hi rendition="#g">eine</hi> Schwalbe keinen Sommer zu machen ver-<lb/> mag, so gelang es auch den leicht gezählten Prachtkarrossen<lb/> unserer Vorfahren nicht, in weiteren Kreisen belehrend auf das<lb/> Equipagenwesen und den Fahrsport einzuwirken. Obwohl als<lb/> Schaustück viel bewundert, war so ein schwerfälliger, vergoldeter<lb/> Kasten doch wenig geeignet das grosse Publikum von seiner Be-<lb/> deutung für das praktische Leben zu überzeugen. Dagegen lässt<lb/> sich nicht in Abrede stellen, dass das bescheidene Mietfuhrwerk<lb/> viel zur rascheren Entwicklung des Wagenbaues beigetragen hat.<lb/> Nachdem die wohlhabenderen Klassen, dank dem Mietwagen,<lb/> einmal Geschmack am Fahren gefunden hatten, war auch die<lb/> Axt an das Equipagen-Privilegium der Edelleute gelegt.</p><lb/> <p>In Paris gab es anno 1650 schon einen Lohnkutscher, der<lb/> dem Publikum Wagen und Pferde mietweise überliess. Dieser<lb/> Mann, dessen Namen, Nicolas Sauvage, die Nachwelt in dank-<lb/> barer Erinnerung bewahrt hat, soll seinen Stall mit dem Bilde<lb/> des heiligen Fiacre’s geschmückt haben. Seitdem werden alle<lb/> Pariser Droschken Fiacres genannt. Ungefähr gleichzeitig mit<lb/> Sauvage eröffnete ein alter Seeoffizier in London ein Mietwagen-<lb/> Geschäft. Seine Wagen erhielten den Namen „<hi rendition="#g">Hackneys</hi>“.<lb/> Der gute Mann scheint indessen nicht lange allein und ungestört<lb/> die Früchte seiner so überaus praktischen Idee genossen zu<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [10/0024]
Historisches.
Art mit sechs Schimmeln bespannt. Auf dem hinteren Sattel-
pferde reitet der Leibkutscher in spanischer Tracht, eine kurze
Peitsche in der Hand; die mittleren Pferde hält auf jeder Seite
ein Reitknecht an einem Handzügel, eine Reitgerte in der Hand,
ebenfalls in spanischer Tracht gekleidet; der Vorreiter im spa-
nischen Anzuge sitzt auf dem vorderen Sattelpferde.
Die Art und Weise der Bespannung und Begleitung ist zur
Erinnerung an Kaiser Karl VI. bis auf den heutigen Tag dieselbe
geblieben. Gelegentlich des feierlichen Einzuges der Braut des
verewigten Kronprinzen Rudolf, der Prinzessin Stephanie von
Belgien, in Wien, im Mai des Jahres 1881, war der Krönungs-
wagen zuletzt im Gebrauch.
Wie aber eine Schwalbe keinen Sommer zu machen ver-
mag, so gelang es auch den leicht gezählten Prachtkarrossen
unserer Vorfahren nicht, in weiteren Kreisen belehrend auf das
Equipagenwesen und den Fahrsport einzuwirken. Obwohl als
Schaustück viel bewundert, war so ein schwerfälliger, vergoldeter
Kasten doch wenig geeignet das grosse Publikum von seiner Be-
deutung für das praktische Leben zu überzeugen. Dagegen lässt
sich nicht in Abrede stellen, dass das bescheidene Mietfuhrwerk
viel zur rascheren Entwicklung des Wagenbaues beigetragen hat.
Nachdem die wohlhabenderen Klassen, dank dem Mietwagen,
einmal Geschmack am Fahren gefunden hatten, war auch die
Axt an das Equipagen-Privilegium der Edelleute gelegt.
In Paris gab es anno 1650 schon einen Lohnkutscher, der
dem Publikum Wagen und Pferde mietweise überliess. Dieser
Mann, dessen Namen, Nicolas Sauvage, die Nachwelt in dank-
barer Erinnerung bewahrt hat, soll seinen Stall mit dem Bilde
des heiligen Fiacre’s geschmückt haben. Seitdem werden alle
Pariser Droschken Fiacres genannt. Ungefähr gleichzeitig mit
Sauvage eröffnete ein alter Seeoffizier in London ein Mietwagen-
Geschäft. Seine Wagen erhielten den Namen „Hackneys“.
Der gute Mann scheint indessen nicht lange allein und ungestört
die Früchte seiner so überaus praktischen Idee genossen zu
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