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Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898.

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Vierspännige Luxus-Equipagen.
wir uns nun dem Juckergespann zuwenden. Das ernste und
solide, etwas schwerfällige Gepräge verschwindet, und schneidige,
jugendliche Eleganz verbunden mit einem von überschäumender
Lebenslust zeugenden Trieb nach vorwärts treten an dessen
Stelle.

Diesem Charakter der Juckerequipage entsprechend, wird
für die Zusammenstellung derselben in der Regel das ungarische
Vorbild gewählt. Also mächtig ausgreifende, ungarische Blut-
pferde, ungarisches Sielengeschirr, ungarische Juckerpeitsche
(Fig. 31) und leichter Kutschierwagen ungarischer oder auch eng-
lischer Form. Das ungarische Csikoskostüm für den Kutscher ist
dagegen nicht obligatorisch, sondern kann, zumal in den nicht zur
Stefanskrone gehörenden Ländern, durch die gewöhnliche eng-
lische Livree ersetzt werden. Zur magyarischen Nationaltracht
gehört ja auch ein ungarisches Gesicht und mit einem solchen
aufzuwarten dürfte unseren Jochens, Krischans und Hinrichs um
so schwerer fallen, als ihnen bekanntlich der Bartschmuck für
gewöhnlich versagt ist, oder wenigstens versagt sein sollte. Den
keck hinaufgewichsten Schnurrbart müssten sie sich also jeden-
falls beim nächsten Bartkünstler bestellen.

Der Jucker ist in allen Formen zu haben, und wenn er
nur ordentlich "treten" kann, auch in kleinerer Ausgabe hoch
geschätzt. Über mangelnde Auswahl lässt sich jedenfalls nicht
klagen. Vom Lippizaner bis hinauf zum Sprössling des besten
englischen Blutes bewegen sich die Grössenmasse zwischen 150
und 170 cm. Kaum weniger verschiedenartig sind die Typen.
Eines aber haben alle Pferde, die den Namen "Jucker" verdienen,
gemeinsam -- bedeutende Schnelligkeit und Ausdauer in der
Schnelligkeit. Mehr wie 3 Minuten per Kilometer darf der
echte Jucker auf einer Strecke von 50 Kilometer nicht benö-
tigen. Jucker der allerersten Klasse leisten aber weit mehr.
So wurden z. B. gelegentlich des am 13. Juni 1890 stattgefun-
denen Wettfahrens mit ungarischen Viererzügen von Pressburg
nach Wien, die 65 Kilometer der Distanz von den Juckern des

Vierspännige Luxus-Equipagen.
wir uns nun dem Juckergespann zuwenden. Das ernste und
solide, etwas schwerfällige Gepräge verschwindet, und schneidige,
jugendliche Eleganz verbunden mit einem von überschäumender
Lebenslust zeugenden Trieb nach vorwärts treten an dessen
Stelle.

Diesem Charakter der Juckerequipage entsprechend, wird
für die Zusammenstellung derselben in der Regel das ungarische
Vorbild gewählt. Also mächtig ausgreifende, ungarische Blut-
pferde, ungarisches Sielengeschirr, ungarische Juckerpeitsche
(Fig. 31) und leichter Kutschierwagen ungarischer oder auch eng-
lischer Form. Das ungarische Csikóskostüm für den Kutscher ist
dagegen nicht obligatorisch, sondern kann, zumal in den nicht zur
Stefanskrone gehörenden Ländern, durch die gewöhnliche eng-
lische Livree ersetzt werden. Zur magyarischen Nationaltracht
gehört ja auch ein ungarisches Gesicht und mit einem solchen
aufzuwarten dürfte unseren Jochens, Krischans und Hinrichs um
so schwerer fallen, als ihnen bekanntlich der Bartschmuck für
gewöhnlich versagt ist, oder wenigstens versagt sein sollte. Den
keck hinaufgewichsten Schnurrbart müssten sie sich also jeden-
falls beim nächsten Bartkünstler bestellen.

Der Jucker ist in allen Formen zu haben, und wenn er
nur ordentlich „treten“ kann, auch in kleinerer Ausgabe hoch
geschätzt. Über mangelnde Auswahl lässt sich jedenfalls nicht
klagen. Vom Lippizaner bis hinauf zum Sprössling des besten
englischen Blutes bewegen sich die Grössenmasse zwischen 150
und 170 cm. Kaum weniger verschiedenartig sind die Typen.
Eines aber haben alle Pferde, die den Namen „Jucker“ verdienen,
gemeinsam — bedeutende Schnelligkeit und Ausdauer in der
Schnelligkeit. Mehr wie 3 Minuten per Kilometer darf der
echte Jucker auf einer Strecke von 50 Kilometer nicht benö-
tigen. Jucker der allerersten Klasse leisten aber weit mehr.
So wurden z. B. gelegentlich des am 13. Juni 1890 stattgefun-
denen Wettfahrens mit ungarischen Viererzügen von Pressburg
nach Wien, die 65 Kilometer der Distanz von den Juckern des

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[55/0069] Vierspännige Luxus-Equipagen. wir uns nun dem Juckergespann zuwenden. Das ernste und solide, etwas schwerfällige Gepräge verschwindet, und schneidige, jugendliche Eleganz verbunden mit einem von überschäumender Lebenslust zeugenden Trieb nach vorwärts treten an dessen Stelle. Diesem Charakter der Juckerequipage entsprechend, wird für die Zusammenstellung derselben in der Regel das ungarische Vorbild gewählt. Also mächtig ausgreifende, ungarische Blut- pferde, ungarisches Sielengeschirr, ungarische Juckerpeitsche (Fig. 31) und leichter Kutschierwagen ungarischer oder auch eng- lischer Form. Das ungarische Csikóskostüm für den Kutscher ist dagegen nicht obligatorisch, sondern kann, zumal in den nicht zur Stefanskrone gehörenden Ländern, durch die gewöhnliche eng- lische Livree ersetzt werden. Zur magyarischen Nationaltracht gehört ja auch ein ungarisches Gesicht und mit einem solchen aufzuwarten dürfte unseren Jochens, Krischans und Hinrichs um so schwerer fallen, als ihnen bekanntlich der Bartschmuck für gewöhnlich versagt ist, oder wenigstens versagt sein sollte. Den keck hinaufgewichsten Schnurrbart müssten sie sich also jeden- falls beim nächsten Bartkünstler bestellen. Der Jucker ist in allen Formen zu haben, und wenn er nur ordentlich „treten“ kann, auch in kleinerer Ausgabe hoch geschätzt. Über mangelnde Auswahl lässt sich jedenfalls nicht klagen. Vom Lippizaner bis hinauf zum Sprössling des besten englischen Blutes bewegen sich die Grössenmasse zwischen 150 und 170 cm. Kaum weniger verschiedenartig sind die Typen. Eines aber haben alle Pferde, die den Namen „Jucker“ verdienen, gemeinsam — bedeutende Schnelligkeit und Ausdauer in der Schnelligkeit. Mehr wie 3 Minuten per Kilometer darf der echte Jucker auf einer Strecke von 50 Kilometer nicht benö- tigen. Jucker der allerersten Klasse leisten aber weit mehr. So wurden z. B. gelegentlich des am 13. Juni 1890 stattgefun- denen Wettfahrens mit ungarischen Viererzügen von Pressburg nach Wien, die 65 Kilometer der Distanz von den Juckern des

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Zitationshilfe: Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wrangel_luxusfuhrwerk_1898/69>, abgerufen am 21.11.2024.