W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732.Es ist ein Volck auf Erden, Hoffärtig von Geberden, Heimtückisch von Gemüthe, Rachgierig von Geblüte, Beschoren wie die Affen, Gekleidet wie die Pfaffen, Beschlagen wie die Pferd, Ist keiner drey Heller werth! Welche Verslein ich von einem vertriebenen Es ist ein Volck auf Erden, Hoffaͤrtig von Geberden, Heimtuͤckisch von Gemuͤthe, Rachgierig von Gebluͤte, Beschoren wie die Affen, Gekleidet wie die Pfaffen, Beschlagen wie die Pferd, Ist keiner drey Heller werth! Welche Verslein ich von einem vertriebenen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0055" n="55"/> <lg type="poem"> <l>Es ist ein Volck auf Erden,<lb/></l> <l>Hoffaͤrtig von Geberden,<lb/></l> <l>Heimtuͤckisch von Gemuͤthe,<lb/></l> <l>Rachgierig von Gebluͤte,<lb/></l> <l>Beschoren wie die Affen,<lb/></l> <l>Gekleidet wie die Pfaffen,<lb/></l> <l>Beschlagen wie die Pferd,<lb/></l> <l>Ist keiner drey Heller werth!<lb/></l> </lg> <p>Welche Verslein ich von einem vertriebenen<lb/> Ungarischen wackern <hi rendition="#aq">Theologo</hi> uͤber seine<lb/> Lands-Leute in meiner Jugend gelernet habe.<lb/> Wie leicht kan ein solcher drohen, er wolle von<lb/> einem durch einen <hi rendition="#aq">Vampyr</hi> außgesogenen<lb/> Schaaf essen, er wolle auch ein <hi rendition="#aq">Vampyr</hi> wer-<lb/> den, er achte nicht, wenn er naͤchstens sterbe,<lb/> er wolle sich aber <hi rendition="#aq">revengi</hi>ren, sie solle nach sei-<lb/> nem Tod ihren Eigensinn, Hochmuth, Untreu ꝛc.<lb/> theuer genug bezahlen muͤssen! Es ist moͤglich,<lb/> daß ein solcher aus anderer Ursachen willen<lb/> zeitlich stirbt, wie der Heyducke <hi rendition="#aq">Parle</hi> von einem<lb/> Heu-Wagen herab gefallen ist. Das Weibs-<lb/> Bild fangt sich an Gedancken zu machen, aus<lb/> Gedancken werden Grillen, aus Grillen der<lb/> verstorbene arme <hi rendition="#aq">Courtisan</hi>, der macht eine<lb/> schreckhaffte Einbildung; der Schrecke bringt<lb/> den Tod; der Tod zieht die geaͤngstigte Eltern,<lb/> Geschwister; Diese die Nachbarn, und solche<lb/> das gantze Dorf nach sich! das seynd moͤgliche<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [55/0055]
Es ist ein Volck auf Erden,
Hoffaͤrtig von Geberden,
Heimtuͤckisch von Gemuͤthe,
Rachgierig von Gebluͤte,
Beschoren wie die Affen,
Gekleidet wie die Pfaffen,
Beschlagen wie die Pferd,
Ist keiner drey Heller werth!
Welche Verslein ich von einem vertriebenen
Ungarischen wackern Theologo uͤber seine
Lands-Leute in meiner Jugend gelernet habe.
Wie leicht kan ein solcher drohen, er wolle von
einem durch einen Vampyr außgesogenen
Schaaf essen, er wolle auch ein Vampyr wer-
den, er achte nicht, wenn er naͤchstens sterbe,
er wolle sich aber revengiren, sie solle nach sei-
nem Tod ihren Eigensinn, Hochmuth, Untreu ꝛc.
theuer genug bezahlen muͤssen! Es ist moͤglich,
daß ein solcher aus anderer Ursachen willen
zeitlich stirbt, wie der Heyducke Parle von einem
Heu-Wagen herab gefallen ist. Das Weibs-
Bild fangt sich an Gedancken zu machen, aus
Gedancken werden Grillen, aus Grillen der
verstorbene arme Courtisan, der macht eine
schreckhaffte Einbildung; der Schrecke bringt
den Tod; der Tod zieht die geaͤngstigte Eltern,
Geschwister; Diese die Nachbarn, und solche
das gantze Dorf nach sich! das seynd moͤgliche
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