Formul ein: Dein Theil seye mit dem Teufel, und mit dem Verräther Ju- da! ja nach deinem Tod solt du in E- wigkeit nicht zu Aschen werden, son- dern wie Stein und Eisen unverweß- lich liegen. Und da glaubt man beständig, wenn ein solcher verbannter Mensch vor sei- nem Ende nicht wieder die Absolution erhalte, er keineswegs verfaulen könne, sondern wie ei- ne Drommel aufschwelle, und als Stahl und Eisen unverweßlich bleibe, bis ihn der Bischoff von dem Bann loß zehle, da denn der Cörper auf einmahl zu Aschen werde. Eines der an- sehnlichsten solcher Exempeln ist wol dieses, so sich unter Mahomet II. der Constantinopel eingenommen, zugetragen hat. Dieser Kay- ser hatte gehöret, daß die, welche in dem Bann gestorben, nicht verwesen könten, und ließ sich die Curiosität ankommen, hievon eine Probe zu nehmen. Daher befahl er dem Patriarchen, daß er einen solchen Cörper aufsuchen, und wie gewöhnlich, absolviren solte. Die Clerisey erinnerte sich auch, daß vor vielen Jahren der Patriarch Gennadius eine Priesters Witwe in den Bann gethan, die auch darinnen ohne Ab- solution gestorben wäre. Als man nun die-
Formul ein: Dein Theil seye mit dem Teufel, und mit dem Verraͤther Ju- da! ja nach deinem Tod solt du in E- wigkeit nicht zu Aschen werden, son- dern wie Stein und Eisen unverweß- lich liegen. Und da glaubt man bestaͤndig, wenn ein solcher verbannter Mensch vor sei- nem Ende nicht wieder die Absolution erhalte, er keineswegs verfaulen koͤnne, sondern wie ei- ne Drommel aufschwelle, und als Stahl und Eisen unverweßlich bleibe, bis ihn der Bischoff von dem Bann loß zehle, da denn der Coͤrper auf einmahl zu Aschen werde. Eines der an- sehnlichsten solcher Exempeln ist wol dieses, so sich unter Mahomet II. der Constantinopel eingenommen, zugetragen hat. Dieser Kay- ser hatte gehoͤret, daß die, welche in dem Bann gestorben, nicht verwesen koͤnten, und ließ sich die Curiositaͤt ankommen, hievon eine Probe zu nehmen. Daher befahl er dem Patriarchen, daß er einen solchen Coͤrper aufsuchen, und wie gewoͤhnlich, absolviren solte. Die Clerisey erinnerte sich auch, daß vor vielen Jahren der Patriarch Gennadius eine Priesters Witwe in den Bann gethan, die auch darinnen ohne Ab- solution gestorben waͤre. Als man nun die-
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Formul ein: Dein Theil seye mit dem
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dern wie Stein und Eisen unverweß-
lich liegen. Und da glaubt man bestaͤndig,
wenn ein solcher verbannter Mensch vor sei-
nem Ende nicht wieder die Absolution erhalte,
er keineswegs verfaulen koͤnne, sondern wie ei-
ne Drommel aufschwelle, und als Stahl und
Eisen unverweßlich bleibe, bis ihn der Bischoff
von dem Bann loß zehle, da denn der Coͤrper
auf einmahl zu Aschen werde. Eines der an-
sehnlichsten solcher Exempeln ist wol dieses, so
sich unter Mahomet II. der Constantinopel
eingenommen, zugetragen hat. Dieser Kay-
ser hatte gehoͤret, daß die, welche in dem Bann
gestorben, nicht verwesen koͤnten, und ließ sich
die Curiositaͤt ankommen, hievon eine Probe
zu nehmen. Daher befahl er dem Patriarchen,
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gewoͤhnlich, absolviren solte. Die Clerisey
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W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732/65>, abgerufen am 16.02.2025.
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