W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732.habe der Griechischen Kirche Bann so eine Krafft auf die menschliche Cörper, auch bis nach ihrem Tod, zu wircken: so habe hingegen der Römischen Kirche Excommunication solche Krafft, die auch bis auf die unvernünfftige Thiere dringe, und sie auf der Stelle angreiffe. Als er hierüber stutzte, zeigten wir ihm des Eisenachischen Medici, D. Christ. Franc. Paulini, curieuse Dissertation de Corvo excommunicatio. Der Abbt Cunradus des Closters Corbey, gegen das Ende des XII. Seculi, legt, da er die Hände waschen wolte, seinen Ring von sich an das Fenster. Der Rab, welchen der Abbt zu seiner Lust in der Stuben hielte, sahe den Ring gläntzen und nimmt ihn hinweg, daß es niemand merckte. Der Abbt misset seinen pretiosen Ring, den ihm Kayser Cunradus zur Bestätigung vieler Privilegien verehret hatte. Man sucht ihn in allen Winckeln, kan ihn aber nirgend finden. Die Bedienten werden examinirt, einige kommen in Verdacht; keiner will nichts gestehen. Endlich gibt einer den Rath, man solle den unbekanten Dieb in Bann thun. Es geschicht unverzüglich. Aber von Stund an versteckt sich der Rabe, wird traurig, da er sonsten so lustig war, bleibt in seinem Nest sitzen, frißt nichts, nimmt ab, und wird sehr schwächlich. Endlich habe der Griechischen Kirche Bann so eine Krafft auf die menschliche Coͤrper, auch bis nach ihrem Tod, zu wircken: so habe hingegen der Roͤmischen Kirche Excommunication solche Krafft, die auch bis auf die unvernuͤnfftige Thiere dringe, und sie auf der Stelle angreiffe. Als er hieruͤber stutzte, zeigten wir ihm des Eisenachischen Medici, D. Christ. Franc. Paulini, curieuse Dissertation de Corvo excommunicatio. Der Abbt Cunradus des Closters Corbey, gegen das Ende des XII. Seculi, legt, da er die Haͤnde waschen wolte, seinen Ring von sich an das Fenster. Der Rab, welchen der Abbt zu seiner Lust in der Stuben hielte, sahe den Ring glaͤntzen und nimmt ihn hinweg, daß es niemand merckte. Der Abbt misset seinen pretiosen Ring, den ihm Kayser Cunradus zur Bestaͤtigung vieler Privilegien verehret hatte. Man sucht ihn in allen Winckeln, kan ihn aber nirgend finden. Die Bedienten werden examinirt, einige kommen in Verdacht; keiner will nichts gestehen. Endlich gibt einer den Rath, man solle den unbekanten Dieb in Bann thun. Es geschicht unverzuͤglich. Aber von Stund an versteckt sich der Rabe, wird traurig, da er sonsten so lustig war, bleibt in seinem Nest sitzen, frißt nichts, nimmt ab, und wird sehr schwaͤchlich. Endlich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0068" n="68"/> habe der Griechischen Kirche Bann so eine Krafft auf die menschliche Coͤrper, auch bis nach ihrem Tod, zu wircken: so habe hingegen der Roͤmischen Kirche <hi rendition="#aq">Excommunication</hi> solche Krafft, die auch bis auf die unvernuͤnfftige Thiere dringe, und sie auf der Stelle angreiffe. Als er hieruͤber stutzte, zeigten wir ihm des Eisenachischen <hi rendition="#aq">Medici, D. Christ. Franc. Paulini, curieuse Dissertation de Corvo excommunicatio.</hi> Der Abbt <hi rendition="#aq">Cunradus</hi> des Closters Corbey, gegen das Ende des <hi rendition="#aq">XII. Seculi</hi>, legt, da er die Haͤnde waschen wolte, seinen Ring von sich an das Fenster. Der Rab, welchen der Abbt zu seiner Lust in der Stuben hielte, sahe den Ring glaͤntzen und nimmt ihn hinweg, daß es niemand merckte. Der Abbt misset seinen <hi rendition="#aq">pretiosen</hi> Ring, den ihm Kayser <hi rendition="#aq">Cunradus</hi> zur Bestaͤtigung vieler <hi rendition="#aq">Privilegi</hi>en verehret hatte. Man sucht ihn in allen Winckeln, kan ihn aber nirgend finden. Die Bedienten werden <hi rendition="#aq">examini</hi>rt, einige kommen in Verdacht; keiner will nichts gestehen. Endlich gibt einer den Rath, man solle den unbekanten Dieb in Bann thun. Es geschicht unverzuͤglich. Aber von Stund an versteckt sich der Rabe, wird traurig, da er sonsten so lustig war, bleibt in seinem Nest sitzen, frißt nichts, nimmt ab, und wird sehr schwaͤchlich. Endlich </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [68/0068]
habe der Griechischen Kirche Bann so eine Krafft auf die menschliche Coͤrper, auch bis nach ihrem Tod, zu wircken: so habe hingegen der Roͤmischen Kirche Excommunication solche Krafft, die auch bis auf die unvernuͤnfftige Thiere dringe, und sie auf der Stelle angreiffe. Als er hieruͤber stutzte, zeigten wir ihm des Eisenachischen Medici, D. Christ. Franc. Paulini, curieuse Dissertation de Corvo excommunicatio. Der Abbt Cunradus des Closters Corbey, gegen das Ende des XII. Seculi, legt, da er die Haͤnde waschen wolte, seinen Ring von sich an das Fenster. Der Rab, welchen der Abbt zu seiner Lust in der Stuben hielte, sahe den Ring glaͤntzen und nimmt ihn hinweg, daß es niemand merckte. Der Abbt misset seinen pretiosen Ring, den ihm Kayser Cunradus zur Bestaͤtigung vieler Privilegien verehret hatte. Man sucht ihn in allen Winckeln, kan ihn aber nirgend finden. Die Bedienten werden examinirt, einige kommen in Verdacht; keiner will nichts gestehen. Endlich gibt einer den Rath, man solle den unbekanten Dieb in Bann thun. Es geschicht unverzuͤglich. Aber von Stund an versteckt sich der Rabe, wird traurig, da er sonsten so lustig war, bleibt in seinem Nest sitzen, frißt nichts, nimmt ab, und wird sehr schwaͤchlich. Endlich
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